KoZe bleibt!

KoZe bleibt

Niemand weiß wohl so gut wie die außerparlamentarische Linke, dass die eigene politische Praxis oft ergebnislos bleibt, ganz egal, wieviel Zeit und Ressourcen hineingesteckt werden. Manchmal gibt es jedoch auch Mut machende Ausnahmen: Durch jahrelange Basisarbeit im Stadtteil und eine spektakuläre Hausbesetzung im letzten Sommer konnte im Hamburger Münzviertel ein »Kollektives Zentrum« erkämpft werden, dessen Türen im Herbst 2014 öffneten.

 

Seitdem dient das »KoZe« genannte Gebäude als Ort der Möglichkeiten, in dem so einiges stattfindet: Fahrradwerkstatt, Kneipen, Kino- und Diskussionsabende, Politgruppentreffen, Lesekreise, Partys und viel mehr. Und vor allem: Es ist ein Treffpunkt der Nachbarschaft, in dem sich kennengelernt und über die eigene Lebenssituation (Hartz 4, Stress mit dem Arbeitgeber, Mieterhöhungen) geredet werden kann. Es sind diese Orte der Selbstorganisierung und Aneignung, in denen sich eine politische Praxis ausprobieren kann, die sich nicht damit begnügt, gesellschaftliche Veränderung auf Tag X zu verschieben und auf die Revolution warten wie Heilserwartungsbewegungen auf den Messias.


Wie es jedoch so ist in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der es außer Redbull-Giveaways am Campus nichts geschenkt gibt und man ständig gegen die Verschlechterung der eigenen Lebensbedingungen das Maul aufmachen muss, ist das Projekt akut bedroht. Eine Immobilienunternehmen möchte die leerstehende Gehörlosenschule, in der sich das »KoZe« befindet, abreißen lassen, um dort Appartements zu bauen – die sich, wen wunderts, niemand wird leisten können, die oder der keinen üppigen Kontostand vorzuweisen hat.

Hamburg hat an vielen Stellen Beispiele vorzuzeigen, die plastisch aufzeigen, dass sich Widerstand gegen kapitalistische Stadtumstrukturierung lohnt. Sei es die Hafenstraße, die Rote Flora, das Gängeviertel und diverse Hausprojekte: Viele Millionen Euro Investitionskapital wurden durch beherzten Aktivismus bereits entwertet. Anlässlich des demnächst eintrudelnden Räumungsbescheids des »KoZe« ist es an der Zeit, daran anzuknüpfen.

 

Der Auftakt für die Anti-Räumungs-Festspiele findet am kommenden Pfingstwochenende statt. Im Rahmen »Kollektiver Tage« wird es Workshops, einen großartigen Rave (facebook.com/events/400382150148809), ein Hoffest, Konzerte und viel mehr geben, das Programm findet ihr hier: www.koze.in

 

Kommt vorbei (für Auswärtige: Es gibt Pennplätze für euch, also legt für ein Wochenendticket zusammen - oder macht einfach den Schaffner lang, wenn er euch kontrollieren will - und kommt nach Hamburg). Und wer keine Lust auf Hippie-Liedermacher*innen und schlechten Rap hat, kann während der Konzerte ja in der Abendsonne mit einer Flasche Pfeffi auf dem Dach des »KoZe« sitzen und sich einen reindengeln. Es wird ein sehr schönes Wochenende, soviel ist sicher.

 

Keine Räumung, kein Abriss, kein Neubau: »KoZe« bleibt!

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1974 Nach Räumung besetzter Häuser in Frankfurt.

23.05. | 16h | Gängeviertel goes Koze – Soli-Rave

 

Nach jahrelangem Einsatz und einer Besetzung, hatten es AnwohnerInnen und AktivistInnen im Münzviertel Ende letzten Jahres endlich geschafft, sich ihr Kollektives Zentrum zu erkämpfen. Einen kollektiven Ort, einen offenen Raum, bunt, mit Platz für Individuen, Gruppen, Ideen und Projekten. Leider wird dieses Idyll schon wieder bedroht. Keine Überraschung in einer Stadt in der Investitionen schon immer mehr gezählt haben als Menschen.

Was dabei gern Beiseite gewischt wird, sind die Möglichkeiten die diese Initiativen von unten bieten. Was alles möglich sein kann, wenn mal von den ausgetretenen Pfaden abgewichen wird, kann jeden Tag im Gängeviertel besichtigt werden. Warum sollte das was hier besetzt und erkämpft wurde nicht auch auf der anderen Seite der Innenstadt möglich sein?

Aus eigener Erfahrung kennen wir die Möglichkeiten des KoZe und schließen uns den Aktionstagen zum Erhalt des Kollektiven Zentrums an. Am 23. Mai machen wir einen Nachbarschaftsbesuch und ziehen durch die Innenstadt ins Münzviertel. Laut, bunt, Viele. Seid dabei!