Bereits seit dem 12. November 2009 läuft im Fernsehen eine Werbung der Autofirma Lancia. Lancia sponsort das Treffen der Friedensnobelpreisträger am 10. Dezember in Berlin und stellt eine Flotte von einem im Sommer diesen Jahres erschienenen Auto zu Verfügung, mit der sie die Teilnehmer zum Kongress transportieren werden. Die Kampagne wirft viele Fragen auf und auf Anfragen gab das deutsche Pressebüro Lancias keine Antwort. Einerseits sind solche Aktionen zu begrüßen, da sie eine breitere Öffentlichkeitsarbeit für Burma liefern, jedoch sollte dies auch auf fundierte Füße gestellt werden und vor allem ohne kommerzielle PR-Interessen geschehen. Solche Kampagnen, wie sie auch die Firma Benetton vor mehreren Jahren starteten, sind ethisch nicht vetretbar und fragwürdig.
Die Burma Aktion kritisiert in einem Statement vom 06.12.2009 diese PR-Kampagne der Firma Lancia, da sie keine universelle Friedensbotschaft verbreitet und keine nachhaltigen oder informellen Auswirkungen auf die Situation der politischen Gefangenen in Burma hat. Die TV-Werbung wird begleitet von der Webseite www.yourfaceforfreedom.org. Auf dieser Internetseite können ausschließlich facebook-Nutzer ihr Accountbild durch ein Foto der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ersetzen. Am 10. Dezember soll es eine Showveranstaltung in Berlin geben. Die Webseite ist schwer zugänglich und hat eine lange Wartezeit.
Die Webseite liefert ebenfalls nur magere bis mangelhafte Hintergrundinformationen über die politische Situation in Burma, die dort inhaftierten politischen Gefangen und die unter Hausarrest stehende Aung San Suu Kyi, um die es ja in der Kampagne eigentlich geht. Nur in dem Presseportal der Firma Lancia lassen sich weitergehende Informationen zu der Kampagne finden. Diese Informationen sind jedoch nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Es gibt weiterhin keine Kontaktmöglichkeit auf der besagten Internetseite. Es fehlt an Hintergründen und Transparenz, da ohne diese Informaitonen keine intensive Beschäftigung mit dem Thema gegeben werden kann und die Kampagne dadurch einen oberflächlichen Charakter erhält.
Der Werbefilm ist anscheinend ohne Zusammenarbeit mit der Assistance Association for Political Prisoners in Burma (kurz AAPP(b)) entstanden und es wurden keine demokratischen Burma Gruppen hinzu gezogen. Es scheint auch keine finanzielle Unterstützung für politische Gefangene oder demokratische Burma Gruppen zu geben. Ob es eine politische Aktion durch die UnterstützerInnen bei facebook geben wird, bleibt offen, denn Lancia selbst hat auf Anfragen hin keine Stellung bezogen. Die Bilder der facebook NutzerInnen sollen an einer sogenannten “wall of freedom” ausgestellt werden, weit weg von der Botschaft der Union von Myanmar in Berlin. Durch das Nutzen der Plattform von facebook hat Lancia zudem die Möglichkeit, durch die facebook Kontakte, potentielle Kunden mit Werbung zu beliefern. Eine andere Unterstützung der Kampagne als über facebook ist nicht gegeben. Dieser Show-Charakter der Kampagne ist daher kritisch zu betrachten, da sie keine Botschaft an die burmesische Führung oder die diplomatische Vetretung in Berlin hat. Es wird keine Freilassung der politischen Gefangenen oder Aung Sann Suu Kyi bei den zuständigen Behörden eingefordert. Was will man auch von einer kommerziellen Firma erwarten?
Es stellt sich weiterhin in Frage, ob solche Showveranstaltungen überhaupt einen bleibenden Charakter haben, wenn sie ohne den Rückhalt der für einen demokratischen Wandel in Burma kämpfenden Organisationen durchgeführt wird. Lancia propagiert auf ihrem Presseportal eine “universelle Friedensbotschaft” mit der TV-Werbung verbreiten zu wollen. Sollte dies der Fall sein, stellt man sich die Frage, wieso Lancia dann ihre Fahrzeuge stark in den Vordergrund stellt. Wirtschaftliche Interessen dürfen bei sogenannten “universellen Friedensbotschaften” eigentlich keine Rolle spielen. In den Pressemitteilungen Lancias spielt der im Sommer erschienene Wagen von Lancia stets eine wichtige Rolle. Es ist ethisch sehr fragwürdig, Produkte kommerziell in PR-Kampagnen zu vermarkten, die sich dem Leid anderer Menschen und ganzer Völker bedienen.
Die Burma Aktion kritisierte daher scharf den PR-Charakter der Lancia Kampagne und stellte gleichzeitig an Lancia weiterhin die Forderung ihrer Kampagne einen tiefergehenden und transparenteren Hintergrund zu geben.
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Den Film gibt es hier zu sehen: www.lancia.de - wird direkt nach dem Aufbau der Webseite gestartet