"Vattenfall bleibt in der Lausitz und wird Deutschlands führendes Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit." Mit dieser überraschenden Nachricht des schwedischen Energiekonzerns locken Aktivisten des Berliner Peng!-Kollektivs zahlreiche Journalisten zu einer Pressekonferenz. Nachdem sich die Pressemitarbeiter im Foyer der Berliner Konzernzentrale versammelt haben, legt der vermeintliche Pressesprecher los. Immer wieder erklärt er, dass Vattenfall sich nicht aus der Lausitz zurückziehen werde. Im Gegenteil, der Konzern werde sich künftig weiter in Südbrandenburg engagieren und sogar Milliarden investieren, um der Region eine Zukunft ohne Kohlebergbau zu geben.
Es wäre eine wirtschaftliche Zeitenwende für die Lausitz gewesen, doch nach gut 30 Minuten fliegt der Schwindel auf. Der echte Vattenfall-Pressesprecher betritt die Bühne: "An die echten Journalisten: Wir haben damit nichts zu tun", sagt er. "Entschuldigen Sie, die Pressemitteilung, die Sie bekommen haben, ist nicht von uns."
Zeitgleich mit der Pressekonferenz setzen die Aktivisten unter dem Hashtag #Vattenfall im Namen von Vattenfall-Konzernchef-Konzernchef Magnus Hall und Deutschland-Chef Tuomo Hatakka entsprechende Tweets ab. Dafür hatten sie im Vorfeld Twitter-Accounts von Vorständen erstellt. Die Pressemitteilung verweist zudem auf eine professionell aufbereitete Webseite - ebenfalls mit Vattenfall-Logo. Dort wird ein detailliertes Ausstiegsszenario namens "Lausitz 2030" skizziert, inklusive der Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Mehrere Medien verbreiteten die falsche Nachricht vom angeblichen Kurswechsel des Konzerns. Vattenfall dementierte sofort und erklärte, "rechtliche Schritte" prüfen zu wollen.
Vattenfall will sich vor Verantwortung drücken
Die Beweggründe für die Aktion erläutert Jean Peters, der falsche Pressesprecher des Peng!-Kollektivs, gegenüber dem Berliner "Tagesspiegel" so: "Vattenfall will sich einfach aus der Verantwortung in der Lausitz ziehen. So einfach wollen wir es ihnen nicht machen."
Anlass sei die vierteljährliche Vattenfall-Pressekonferenz, die am Dienstag in Stockholm stattfindet und bei der die Verkaufsabsichten verkündet werden sollen. "Wir wollen dem Konzern ein alternatives und natürlich viel besseres Handlungskonzept zur Hand geben", sagt Peters der Zeitung. "Jahrzehntelang hat Vattenfall Milliardengewinne in der Region gemacht. Jetzt sollen sie dort auch aufräumen."
Vattenfall hatte vor wenigen Monaten zwar den Rückzug aus dem Braunkohlegeschäft in Deutschland angekündigt. Die Aktivitäten sollen aber an einen neuen Eigentümer weiter verkauft werden. Umweltschützer fordern dagegen, möglichst rasch komplett aus dem umstrittenen Energieträger auszusteigen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner Truppe mit subversiven Aktionen auf Umweltzerstörung aufmerksam macht: Auch der Öl-Konzern Shell wurde schon zur Zielscheibe.
videomaterial
feine sache & vielen vielen dank.
gibts videomaterial von der pk?