In den Abendstunden wurde das von Studierenden besetzte Casino am IG-Farben Campus durch brutalen Polizeieinsatz geräumt. Rücktritt des Unipräsidenten gefordert!
Chronik Ca. 19.00 Uhr kommt der Unipräsident in das besetzte Gebäude, kündigt die Räumung & Strafverfolgung an. Einer Diskussion stellt er sich nicht. Die Besetzer_innen und zahlreiche Besucher_innen beschließen daraufhin das für den Zeitpunkt angesetzte Seminar zur Diskussion eines emanzipatorischen Bildungsbegriffes gemeinsam zu begehen. Sie ziehen sich mit dem Dozenten Prof. Thomas Sablowski in den Festsaal des Casinos zurück und schließen die Türen.
Schon währendessen drängen behelmte Einsatzkräfte gewaltsam in das Gebäude und nehmen Menschen fest. Kurz darauf stürmen sie auch den Festsaal, wo ca. 200 Leute gemeinsam das Seminar abhalten. Draussen vor dem Gebäude stehen mehrere hundert Studierende und zahlreiche Pressevertreter. Sofort nach dem Eindringen werden die Fenster durch die Polizei verhängt und Teile der anwesenden Pressevertreter_innen bedrängt und im späteren Verlauf unter Anwendung von Gewalt aus dem Saal entfernt. Während das Seminar bis zum Schluss ruhig und sachlich fortgesetzt wird, beginnen die Einsatzkräfte Menschen aus dem Saal zu entfernen – teils durch Tritte & Schläge. Teilweise finden beim heraustragen sexistische Übergriffe statt. Nachdem alle Personen aus dem Gebäude entfernt sind, treiben die Polizisten die restlichen, vor dem Haus befindlichen Menschen brutal vom Campus. Dabei werden mehrere Personen durch Schläge auch auf den Kopf schwer verletzt. Auch außerhalb des Unigeländes spielen sich brutale Szenen ab: Es kommt zu Szenen, die Hetzjagden gleichen, bei denen teils Menschen mit Streifenwagen angefahren und darauffolgend verprügelt werden.
Neben der allseitsbekannten Polizeiwillkür und -brutalität ist der große Skandal an diesem Abend, dass der Unipräsident Müller-Esterl sich nicht zu den inhaltlichen Positionen und den zahlreich besuchte Workshops geäussert hat. Seitens der Unileitung hat es keine Auseinandersetzung mit den Motiven und Positionen des Besetzer_innenplenums gegeben. Stattdessen hat sie ohne Vorankündigung einen Apparat von mehreren Hundertschaften(darunter auch Bundespolizei) eingesetzt, um inhaltliche Konflikte an der Universität einzustampfen. Auch mit den Anwesenden Dozent_innen, die das Gespräch suchten war Müller-Esterl nicht bereit ein Wort zu wechseln. Das Verhalten der Unileitung mit dem Versuch der gezielten Delegitimation studentischen Protests und die Ignoranz der inhaltlichen Auseinandersetzung, die auch heute wieder hunderte Teilnehmer_innen in das Casino gezogen hat, ist nicht tolerierbar. Das Protestplenum ebenso wie der AStA der Uni Frankfurt fordert den unverzüglichen Rücktritt Müller-Esterls.
Auf die Information der Räumung hin haben bereits mehrere Universitäten Solidaritätsaktionen angekündigt.
Weitere Infos folgen in Kürze…
die aktuellen Infos und Stellungnahmen gibts am schnellsten unter www.bildungsstreik-ffm.de
Video von
Video von Spiegel-Online:
http://www.spiegel.de/video/video-1035184.html
Keine Uni ist allein mit ihrer Repression in der Oppression
Der Repression geschlossen entgegen treten - überall.
Zitat:
Offener Brief eines Professors an den Rektor der Uni Köln
Auf den Seiten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln gefunden:
Offener Brief von Institutsdirektor Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer (Wirtschafts- und Sozialpsychologie)
Magnifizienz, sehr geehrter Herr Kollege Freimuth,
die Universität Köln erlebt in diesen Wochen der Studierenproteste stürmische Zeiten und ich kann vermutlich nur ahnen, wie schwierig es für Sie ist, das Schiff unserer (?) Universität durch diese stürmische See zu steuern.
In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen leider von einem Vorfall berichten, der sich gestern Abend in der Aula II während meiner Vorlesung „Einführung in die Psychologie“ zugetragen hat.
Nach ca. einer Stunde (d.h. gegen 17:00) betraten sechs bis acht finster dreinschauende Gestalten die Aula, postierten sich vor den Türen und schlossen diese von innen ab. Einer Studierenden, die zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette war, wurde im Anschluss der Zugang zu meiner Vorlesung verwehrt.
Später stellte sich heraus, dass es sich bei diesen Männern um Angehörige einer privaten „Security Firma“ handelt, die von Ihnen angemietet wurden, um eine Besetzung der Aula durch protestierende Studierende zu verhindern.
Leider hätte man sich diese Menschen auch als Saalschutz bei einer NPD-Veranstaltung vorstellen können.
Auf meine Nachfrage, was sie da täten, wurde mir höhnisch grinsend mitgeteilt, dass nach meiner Vorlesung (d.h. um 17:30) „Bauarbeiten“ in der Aula begännen. Auf weitere Nachfrage wurde mir jede weitere Information verweigert.
Können Sie sich vorstellen, welches Gefühl der Bedrohung und Beklemmung sich bei den ca. 300 Studierenden eingestellt hat?
Nach weiteren 10 Minuten ging einer dieser „Saalschützer“ gemächlichen Schrittes quer durch die Aula vor meinem Rednerpult von der einen auf die andere Seite.
Dies führte zu einer erneuten und massiven Beeinträchtigung des Vorlesungsbetriebs und konnte sowohl von mir als auch den Studierenden nicht anders denn als pure Provokation verstanden werden.
Auch im Anschluss an die Vorlesung (die in den letzten 30 Minuten keine war, weil sowohl die Studierenden als auch ich selber im höchstem Maße abgelenkt waren), blieben die Türen des Hörsaals verschlossen und die 300 Menschen im Hörsaal durften diesen lediglich durch eine Türe verlassen.
Lassen Sie mich dazu das Folgende festhalten:
1) Es ist mir vollkommen unverständlich, dass ich als Dozent dieser Veranstaltung nicht zuvor über diese Maßnahme des Rektorats informiert wurde.
2) Die 300 Teilnehmer dieser Veranstaltung sind Studierende der WiSo-Fakultät, die sich ganz überwiegend nicht an Hörsaalbesetzungen und ähnlichen illegalen Aktionen beteiligen. Als Kommentar auf dieses ganze Geschehen äußerte ich in meiner Vorlesung, der derzeitige Protest eines Teils der Studierenden habe nach meiner Meinung durchaus etwas Kindisches, aber man könne andererseits auch kein erwachsenes Verhalten von Studierenden erwarten, wenn man sie wie Kinder behandelt. Die Reaktion der Studierenden auf diesen Kommentar zeigte mehr als deutlich, dass das Rektorat durch solche Maßnahmen wie gestern während meiner Vorlesung auch solche Studierende zu Gegnern der Universitätsleitung macht, die dies zuvor in keiner Weise gewesen sind.
3) Hat die Universität es wirklich nötig, sich vor ihren Studierenden durch den Einsatz privater Sicherheitsfirmen zu schützen? Ich finde es schon bemerkenswert, dass wir die Besetzung von Hörsälen durch Studierende dadurch verhindern, dass wir sie selber besetzen – bzw. durch angeheuertes Personal besetzen lassen, das ansonsten als Türsteher vor Diskotheken arbeitet.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auf dieses Schreiben reagieren würden.
Am Überzeugendsten fände ich es, wenn Sie in der nächsten Vorlesung (am 17. Dezember) die Gründe für Ihre Aktion den Studierenden persönlich erläutern könnten.
Ich möchte Sie hiermit ganz herzlich dazu einladen.
Mit den besten Grüßen, [(Ein Doz. der Uni Köln)]
Quelle: http://wisopsy.uni-koeln.de/aktuelles.html (aufgerufen am 05.12.09)
Zitat Ende.