Die „Freie Antonia“, das offene Wohn- und Kulturprojekt in der Kirchstraße 16 in Freiburg, wurde am 19. Mai 2009 geräumt. Inzwischen wurden die ca. 45 Strafbefehle gegen uns wegen Hausfriedensbruch durch den Besitzer des Hauses zurückgezogen, unter der Bedingung, dass wir die Verfahrenskosten selbst tragen.
Am 15. Mai 2009 wurde das ehemalige Altenheim in der Kirchstraße 16, das seit zwei Jahren leer stand, besetzt und in ein Wohn- und Kulturprojekt verwandelt. Die ehemals angrenzenden Häuser in der Kirchstraße 12 und 14 wurden bereits abgerissen, dort entstehen derzeit neue Einfamilienhäuser. Haus Nummer 16 konnte bisher nicht abgerissen werden, da es unter Denkmalschutz steht. Es war unser Anliegen, baulich nichts zu verändern, was mit den Denkmalschutzauflagen kollidieren könnte.
Wir hatten damit begonnen, in diesem Haus zu leben und einen offenen, unkommerziellen Raum für verschiedenste Initiativen und Gruppen zu schaffen, einen Freiraum, der einen emanzipatorischen Gegenpol zur wirtschaftsorientierten Politik Freiburgs setzt. So wollten wir mit der Befreiung des Hauses in der Kirchstraße 16 nicht nur den Kampf um persönlichen Wohnraum, sondern auch den politischen Kampf um die Frage, wie wir in dieser Stadt leben wollen, sichtbar machen.
In Freiburg wird die Wohnungssituation für Menschen mit wenig Geld seit Jahren prekärer. Altbauten wie das Haus in der Kirchstraße 16 werden meistens abgerissen oder luxussaniert. Auch die ehemals bezahlbaren Wohnungen der Stadtbau werden – gegen den Bürgerentscheid von 2006 – weiterhin verkauft oder sind von Mieterhöhungen betroffen. Ein befreites Haus stellt eine Infrastruktur zur Verfügung, die in einem bürokratisch genormten und konsumorientierten Stadtbild fehlt. Ein Haus wie dieses ist ein Ort, an dem unkommerzielle Kultur, Austausch von Fähigkeiten sowie politisches und soziales Leben und Wohnen ermöglicht wird. Es steht somit einer Vermarktung von Grundstücken im Sinne kommerzieller Wirtschaftspolitik entgegen.
Freiburg braucht mehr Plätze und Räume, die den kulturellen Austausch fördern, soziales Wohnen und Leben ermöglichen, in denen der Aufbau emanzipatorischer Politik und Kultur im Vordergrund steht. Dass diese Bedürfnisse in unserer Stadt brisant sind, zeigt auch derzeit das Wagenkollektiv „Kommando Rhino“. Mit der Befreiung der Kirchstraße 16 machten wir symbolisch einen Schritt in diese Richtung. Lasst uns der kapitalistischen, zerstörerischen und auf menschlicher Isolation aufbauenden Gesellschaft ein lebendiges, friedliches und politisches Zusammenleben entgegensetzen!
Mit freundlichen Grüßen,
die „Freie Antonia“
www.freieantonia.blogsport.de
Pressemitteilung der „Freien Antonia“ vom 24. November 2009