Eine Zeitung, um unsere Konfusion zu vertreiben, um unsere Wahrnehmung der Situation zu schärfen. Um den vollen Reichtum des Wirklichen zu erahnen, all die Komplexität, die verloren geht in den großen Worten der Politik oder im StroboskopLicht der Ideologie. Eine Zeitung, um gemeinsam wieder in eine Diskussion einzusteigen, über Grenzen hinweg und in möglichst vielen Sprachen. Um dazu beizutragen, eine revolutionäre Kraft auftauchen zu lassen, die endlich vermag auf Höhe der Zeit zu handeln – eine Internationale ohne Namen also.
Sparpläne, anthrazitgraue Anzüge, Rechenschaftsberichte, aus druckslose Fressen, Optimierung der ökonomischen Eintönigkeit. Ein weiterer Glaspalast in einer Stadt, in der schon eine ganze Legion davon Quartier genommen hat. Präsidenten, Premierminister, verantwortliche Verantwortliche, durchdrungen von der Wichtigkeit ihrer Rituale rund um Kursbewegungen, Effektenhandel, Leitzinssenkung. Sie geben vor, das System in Interesse aller zu verwalten, wie fürsorgliche Familienoberhäupter. Dabei führen sie keinen Haushalt, sondern einen Krieg. Im Gewand ökonomischer Sachzwänge ist ein umfassender Angriff im Gang.
Stadtviertel, Leben, ganze Regionen werden verwüstet, eingenommen, unterworfen, verkauft – als Ruine oder bloße „Investition“. Die Zerstörungen sind sichtbar, spürbar in den Blicken, in den Straßen. Wir fallen heute selten auf dem Schlachtfeld, eher werden wir in den Selbstmord getrieben. Es fallen keine Bomben, die Truppen der Normalität tragen keine Uniform, sehen aus wie unsere Nachbarn. Aber es gibt Pläne, Strategien. Wir stehen im Visier – schon seit langem. Uns soll eine tödliche Idee des Lebens aufgezwungen werden. Leben aber ist nicht gleichbedeutend mit zählen, nicht mit arbeiten, nicht mit optimieren, nicht mit der Pflege des digitalen Selbst. Leben, das heißt für uns teilen, teilnehmen, sich treffen, lieben, denken, spielen, sich in Freundschaft
verbinden oder kämpfen.
Wir gehen nach Frankfurt, um unser Leben zu verteidigen, unsere
Ideen vom Leben, und für die Möglichkeit, im Namen dieser
Ideen zu revoltieren. Wir kommen für einen GegenAngriff.
Der (Ein)Sturz der Europäischen Zentralbank stellt nicht
unseren endgültigen politischen Horizont dar, die EZB ist eher
wie eine lästige Warze, die man loswerden will. Der Prozess, der uns
nach Frankfurt und weit darüber hinaus bringen wird, muss dem
Leben entsprechen, das wir wollen.
Daher dieses Blatt. Eine Zeitung, um unsere Konfusion zu
vertreiben, um unsere Wahrnehmung der Situation zu schärfen. Um den
vollen Reichtum des Wirklichen zu erahnen, all die Komplexität, die
verloren geht in den großen Worten der Politik oder im
StroboskopLicht der Ideologie. Eine Zeitung, um gemeinsam wieder
in eine Diskussion einzusteigen, über Grenzen hinweg und in
möglichst vielen Sprachen. Um dazu beizutragen, eine
revolutionäre Kraft auftauchen zu lassen, die endlich vermag auf
Höhe der Zeit zu handeln – eine Internationale ohne Namen also.