Anhand der legendären Antwort, „Eier, wir brauchen Eier“ von Oliver Kahn auf die Frage, weshalb seine Mannschaft eine Niederlage einstecken musste, lässt sich schon erahnen, worum es laut Fußballprofis im Fußballsport eben auch geht. Noch offensichtlicher wird es, wenn der italienische Stürmer Vieri auf die Kritik an seinem fußballerischen Können bei der Herenfußballeuropameisterschaft 2004 erwidert: „Ich bin männlicher als ihr alle zusammen“.
Fußball tritt in diesen Aussagen als eine Sportdisziplin hervor, die in ganz Europa als Männlichkeitssport schlechthin gilt. ‚Richtige’ Männer, so die einhellige Meinung, interessieren sich für Fußball und sehen sich mit anderen Männern Fußballmatches im Stadion oder zumindest die TV-Übertragungen an. Im besten Fall spielen sie auch selbst. Fußball, so heißt es, sei für die Herren der Schöpfung eben schlichtweg ‚die schönste Nebensache der Welt’.
Martin Thiele (Diplom-Erziehungswissenschaftler) promoviert zum Thema Jungensozialisation im Fußballsport und charakterisiert im Anschluss an Connell und Bourdieu Fußball als homosozialen Raum, der sich durch eine doppelte Dominanz- und Distinktionsstruktur auszeichnet und sich über männliche Konkurrenzverhältnisse und über die Abwertung von Frauen und schwulen Männern definiert. Vor diesem Hintergrund soll dann die Überlegung getätigt werden, wie kritische Fanpolitiken aussehen (können), die zur Irritation und damit zu einer Entselbstverständlichung der hegemonialen Fußballmännlichkeit beitragen.
Mittwoch, 04.03.15 um 19 Uhr
Universität Leipzig