Ukraine: Freilassung von politischen Gefangenen

Am 26. Dezember 2014 fand ein Gefangenenaustausch zwischen der ukrainischen Seite und den ›Volksrepubliken‹ statt. Auf Gesuch der letzteren wurde auch Vlad Voycechovskiy freigelassen, der im September durch den ukrainischen Geheimdienst in Odessa festgenommen wurde.1 Vorgeworfen wurde ihm etwas in Richtung ›Terrorismus‹ (die genauere Formulierung der Verdächtigung findet man in den offenen Quellen nicht). Voycechovskiy ist ein Mitglied von Borotba, in der BRD setzte sich Rote Hilfe für seine Freilassung ein.

Noch mal: Jemand, dessen Freilassung durch die Rote Hilfe gefordert wurde, wird auf Bitte von ›Volksrepubliken‹ freigelassen. Die Rote Hilfe hat ihr Engegemant schon früher erklärt.2 Es ist aber immer noch nicht bekannt, was für Beweggründe von ›Volksrepubliken‹ waren. Jedenfalls ist es sehr sonderbar, dass eine Vereinigung wie ›Volksrepubliken‹ ein dermaßen spezifisches Ziel mit der Roten Hilfe gemeinsam haben kann (das sie auch viel erfolgreicher verfolgen konnte!).

 

Kein leichtes Thema. Mehrere Leute würden sich jetzt bestätigt fühlen, krasseste Vorwürfe werden formuliert. Es besitzt eine geradezu polarisierende Kraft und wer einen kühlen Kopf zu bewahren vermag, hat wohl einen ersten richtigen Schritt bei der Auseinandersetzung mit dem Thema gemacht. Die wildesten Spekulationen ganz beiseite gelassen, sollte man einer nüchternen Reflexion Platz geben. Ein Rückblick lohnt sich. Die Rote Hilfe organisierte über ein dutzend von Veranstaltungen, bei welchen es um Solidarität mit den ›Volksrepubliken‹ geworben wurde.3 Wenn es in den Erklärungen von der RH um rechte Gewalt, Terror und staatliche Repression in der Ukraine geht, dann nie um diejenige, die auf das Konto von ›Volksrepubliken‹ gehen. Allein die betreffende Angelegenheit ist bezeichnend: Die RH setzte sich um die Freilassung von Voycechovskiy ein, nicht etwa um die von Abdula, eines Kyiver Anarchisten, der auch am 26. Dezember freigelassen wurde (allerdings aus der ›volksrepublikanischen‹ Gefangenschaft). Nach einer Unparteilichkeit sieht es jedenfalls nicht aus und was die ›Volksrepubliken‹ sind, dürfte inzwischen jeder wissen. Wie die von einigen gefeirte Borotba zu diesen ›Republiken‹ steht, ist auch kein Geheimnis.

 

Um dieses Bericht nicht einseitig erscheinen zu lassen sei betont, dass die ukrainische Linke, obwohl viel kleiner als die deutsche, auch nicht wirklich fein ist. Damit ist auch die ›pro-Maidan‹ Linke mitgemeint. Ohne eine unangebrachte Verallgemeinerung zu suggerieren und nur um ein ganz extremes Beispiel zu nennen, sei z.B. erwähnt, dass es sogar einen Fall gab, wo ein ehemals aktiver Antifaschist beim Bataillon Azow landete.4 Die Betroffenheit der ukrainischen Linken durch die gesamte Ambivalenz der Lage ist ein eigenes Thema, das auch nüchtern und keineswegs einseitig behandelt werden soll. Wichtig ist jedenfalls, dass man dabei auch sich selber in der BRD nicht vergisst und schaut, was genau von einigen Zusammenhängen aus dem ›eigenenen‹ Spektrum im Fall der Ukraine untestützt wurde, welche Bündnisse sich dabei de facto ergaben, welchem Zweck die eine oder die andere ›linke‹ Aktivität gedient hat.

 

Ob rechts oder links sollten alle Menschen frei sein, auch vom Terror, Krieg und Verfolgung. Aber gerade wenn Blut fliesst, muss man sich vor falschen Bündnissen insbesondere hüten. Sonst ist die Gefahr hoch, dass man umgekehrt das begünstigt, wogegen man auftreten will. Ein Raum für antimilitaristische und antinationalistische Positionierungen in Bezug auf die Ukraine lässt sich immer noch finden, da braucht man weder ukranische noch russische Nationalisten mögen.


1http://www.borotba.su/aktivist_obedineniya_borotba_vladislav_vojcehovskij_na_svobode.html

3Die RH ist vermuttlich immer noch im Besitz von Audioaufnahmen der Veranstaltungen, die im August organisiert wurden. Würde jemand trotzdem leugnen, dass die Vortragende mehrmals, klar und unmissverständlich zur internationalen Solidarität mit den Volksrepubliken aufgerufen haben?

4http://theins.ru/obshestvo/1355/ Um einen unpassenden Jubel gleich zu verderben, sei darauf hingewiesen, dass zwei Mitglieder von Borotba sich in den Reihen von der Brigade Prizrak wiederfanden (obwohl die Organisation selbst bis heute noch ehe ein Politprojekt, keine wirkliche Kampforganisation ist).

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1. Die RH hat sich nie solidarisch mit den Volksrepubliken erklärt.

2. Die auf den Veranstaltung Sprechenden waren keine RH-Mitglieder und haben ihre Positionen erklärt.

3. Falsch war es und ist es wenn über diese Gruppe berichtet wird sie sei ein Spiegelbild der Ukrainischen und Russischen Linken gewesen und damit im Sinne der RH "Strömungsübergreifend".

4. Es wurden im Rahmen der Spendenkampagne der RH unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Hintergründen supportet und um es mal wieder zu wiederholen glaube es oder lass es. Aus Sicherheitsgründen oder schlicht weil darum gebeten wurde kann eben nicht über jeden Fall berichtet werden.

 

 

Ich verstehe im übrigen nicht warum du dich immer wieder an der RH abarbeitest. Die klassische ML-Linke in der BRD positioniert sich mal mehr mal weniger deutlich mit positiven Bezug zu den VR's bzw. russich-nationalistisch warum kommt in deinen Texten immer nur die RH vor?

Ungeachtet der Unterstellungen hier in den Kommentaren ist es wohl wirklich so, dass das alles von wegen keine glaubt keinem mehr irgendwas und hält jeden für von irgendwelcher bezahlt und so vor einem Jahr in Zusammenhang mit den Maidan-Protesten angefangen hat. In westlichen Medien, ZDF, FAZ, Sueddeutsche, taz asf war plötzlich immer nur noch von "Provokateuren" die Rede, von gekauften Demonstranten und -innen der eine oder anderen Seite. Die Schüsse auf dem Maidan wurden niemals aufgeklärt. Die Maidan-Leute sprachen neimels von den WählerInnen Janukovitschs und seiner Parlmentsmehrheit, sondern immer nur von russischen Agenten. Die Bilder im ZDF zeigten Polizisten in Situationen, bei denen jedeR, der schon mal in D´land in einer brenzligen Demo, von Polizisten gejagt, maltraitiert mit Chemical Mace eingesprüht worden war wusste: Deutsche Polizisten hätten geschossen! Schon damals war klar, dass mensch niemenschdem trauen kann. Nicht der Oppostition, damals noch geschart um diese Frau mit dem Trachtenzopf. Nicht den Medien. Und einem Präsidenten, dessen Familie so schnell so rätselhaft so reich geworden war ja wohl auch nicht. Und nach einem Jahr des Unglaubens, nur ein Jahr später ist es wirklich so weit:

http://www.rtdeutsch.com/9910/headline/faz-kaeuflich-poroschenko-publizi...

Und? halten wir das für möglich? Schlimm genug, alle sagen: Ja. Der streitpunkt ist nur noch, warum? Wirklich für Geld? Oder aus NATO-Solidarität? Oder weil die Ex-Frau von Putin  spiritischtisch mit Schirrmacher liiert ist?

 

Da ist es wirklich wohltuend, wenn eine Zeitschrift mal Klartext zu wort kommen lässt:

http://jungle-world.com/artikel/2015/03/51264.html

 

Und um auf den oben stehehenden Artikel zurück zu kommen: Die Rote Hilfe ist in Angelegenheiten der BürgerInnen- und Menschenrechte eine seriöse Quelle. Sie hat Menschen geholfen, die ich kenne. Den Autor des obigen Artikels kenne ich nicht. Ob er in Kiev lebt ist mir egal. Auch, ob und wie welche Stiftung ihn bezahlt. Ihm sei geagt: Wenn es denn so ist, dass alle nur noch Scheisse reden- dann glaub doch einfach der Roten Hilfe. Entweder sie hat recht. Oder sie reden die gleiche Scheisse wie alle andern, aber aus Gründen, die jedEr Linke teilen kann. Immerhin mal was anderes. Und etwas, n dass man und frau sich halten kann.

So unklar ist die gesamte Situation wohl nicht. Die Ukraine ist von einem viel mächtigeren Staat angegriffen, und ziemlich viele von euch unterstützen noch das. Die meisten von den anderen tun so, als ob es kein Problem wäre, zumindest tun gar nix und arbeiten ruhig weiter mit den Organisationen wie die RH. Nur wenige tun was dagegen. Eigentlich ist es eine Schande, aber ihr spürt das nicht mal richtig.

Dass dabei noch ein krasses Feinbild ins Spiel kommt, ist auch kein Wunder. Die angegriffene Seite müssen alle "Faschisten" sein, dann passt auch der Krieg für euch. Ein bisschen entmenschlichen, dann geht es! Ich glaube wirklich, dass viele von euch sich dabei einem Rassismus nähern (der obige Kommentar mit der "doitscher Sprahe" ist ja ein gutes Beispiel).

Für viele von euch ist es ein Sandkastenspiel, wo ihr mit den "guten" identifizieren könnt, die die "bösen" aus der Welt schaffen. Für die Menschen in der Ukraine ist es aber etwas komplett anderes. Ist es so nachvollziehbar?

Ja klar. Der Osten der Ukraine wurde von gleich zwei übermächtigen Staaten, den US und der EU angegriffen. So viel zu der von Dir beanspruchten Eindeutigkeit. B.t.w.: Weder die Maidaniks nocht die Antimaidaniks hätten ohne Geld, Waffen, Support in jeglicher Hinsicht irgenwas auf die Kette gekriegt. Richtig. Aber umgekehrt git: Ohne Unterstützung in der Ukraine hätten weder US/EU noch Russische Föderation irgendws hinbekommen. Die Aufständischen im Osten sind genauso UkrainerInnen wie die Bsndera-Fans an der polnischen Grenze. Das ist BürgerInnenkrieg - kein Krieg gegen die Russische Föderation. Mag der Schoko-Milliardar, der da den Präsidenten spielt erzählen, was er will.

wir haben hier kommentare als verschwörungstheorie versteckt, in denen u.a. linke als als cia-agentInnen bezeichnet wurden.