[Salzburg] Unibrennt Erfahrungsbericht

Dieser Hörsaal ist besetzt!

Seit 6 Tagen brennt es auch in Salzburg.

 

Am Vormittag des 26. 10 wurde der „Welcome Day für Erstsemestrige“ im Audimax der NaWi von Aktivist_innen gesprengt. Die anwesende Landeshauptfrau sowie der Bürgermeister der Stadt, beide SPÖ, konnten es sich nicht verkneifen Verständnis und Sympathie für den Protest zu zeigen. Am Nachmittag folgten mehrere Hundert dem Aufruf zu einer Demonstration durch die Innenstadt. Im Anschluss daran besetzten (laut Salzburger Nachrichten) rund „400 Studenten“ den Hörsaal 381 der GesWi, wobei das meiner Meinung nach nicht stimmt. Es waren natürlich auch zahlreiche Studentinnen an der Aktion beteiligt. Genauso schlossen sich von Anfang an Menschen aus anderen gesellschaftlichen Gruppen solidarisch der Besetzung an.

 

Die positive öffentliche Resonanz sowie die unzähligen Solidaritätsschreiben aus aller Welt bestärkten die Besetzer_innen die Aktion auszuweiten. Nennenswerten Schwierigkeiten gab es bei der Durchsetzung des Streiks bisher keine.Der Rektor der Uni signalisierte bald seine Zustimmung.
Auch Hans Söllner erklärt vom benachbarten Bayern aus seine Solidarität per Videobotschaft.

Bereits das erste Plenum wurde Live ins Internet übertragen, Arbeitsgruppen bilden sich und verschwinden wieder, eine Volxküche versorgt seit dem ersten Tag selbstorganisiert täglich rund 150 Menschen mit Nahrung. Während der ersten Tage prägten Diskussionen über den Rahmen der Proteste, die Forderungen oder allgemein „Regeln“ viele Plenas. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sexismus war nicht unanstrengend, aber wichtig. Um mehr Klarheit darüber zu erlangen was wir eigentlich wollen, steht heute sowas wie ein Schwerpunkttag Grundsatzdebatte auf dem Programm. Darüber hinaus sind die Plenas leider auch oft Ort sinnloser Diskussionen, unnötiger Machtkämfe und zweifelhafter Abstimmungen. Undurchsichtige Organisations- und Machtstrukturen und das vereinnahmende Auftreten mancher Funktionäre (alle männlich) behindern meiner Meinung nach derzeit die sich entwickelnde Selbstverwaltung. Die Erkenntnis, dass es dieser Bewegung schon lang nicht mehr nur um Forderungen des Bildungsbereiches geht macht sich aber langsam auch hier breit.

Nicht zuletzt durch die geografische Lage und die relativ hohe Zahl deutscher Student_innen läuft die Vernetzung vor allem nach Deutschland bestens. Mit mehreren Unis gibt es direkte Kontakte seit ein “Streikaufruf aus Salzburg“ kursiert. Für den Aktionstag am 5. 10. wird bereits geplant, u.a. gemeinsam mit Salzburger Schüler_innen die zum Schulstreik aufrufen werden.

Praktische Solidarität in Form von Nahrungsmitteln bekommt die Besetzung von türkischen- und bio- Läden, Leuten die organisiert Containern gehen, Bauern und sogar aus dem Salzkammergut wo sich eine Initiative „Brot für die Unis“ gegründet hat. Solidarisch bezeichne ich auch die Haltung des Putzpersonals der Uni, welches in den ersten Tagen noch im alleingang die Uni sauber hielt. Mittlerweile beteiligen sich auch Besetzer_innen an der Arbeit.

Interessant ist der Kontakt zu den ÖWD Männern die vom Rektorat täglich zum Aufpassen aufgestellt werden. Diese berichten uns von ihren Arbeitsbedingungen, den schlechten Löhnen und mörderischen Arbeitszeiten (Mal Nachtschicht, mal 3 Stunden tagsüber, usw.). Der Unmut über die allgemeine Situation der Gesellschaft wird geteilt, die Sinnlosigkeit der eigenen Arbeit erkannt, über Streik hätten sie aber noch nicht geredet. Einer meinte er würde ein bedingungsloses Grundeinkommen begrüßen, sei sich aber nicht sicher ob das realisierbar wäre.

 

Ein Erfahrungsbericht aus Oesterreich - Crossposting von at.indymedia.org

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Auf die normalen "Zeitungen" ist wirklich kein Verlass:

 

http://www.bildblog.de/13334/wo-ein-wille-ist-ist-auch-eine-wand/