Die erste Ausgabe der Zeitschrift "Die Erstürmung des Horizonts - anarchistisches Instrument zum Schüren von Diskussion, Affinität und Feindschaft" erschien im November 2014. Diese könnt ihr ab sofort oder demnächst in Buch- und Infoläden finden, und über dedh@riseup.net beziehen.
Inhaltsverzeichnis:
- Im Rauch des Feuers
- Die Freiheit
- Verstreute Gedanken über Utopie,
Selbstverwaltung und die
Feindseligkeit gegenüber dem Bestehenden - Warum ich kein Kommunist bin
Dossier "Bruch mit der Linken":
- Einleitende Worte
- Angst vor dem Konflikt
- Die Kunst der Politik oder: was ist links?
- Post-linke Anarchie
- Der Essentialismus und das Problem der Identitätspolitik
- Die Politik aus unseren Kämpfen verbannen
- Politik oder Ehtik
- Die Initiative
- Das geringere Übel
Diese Zeitschrift soll mit der Notwendigkeit drängen, dem heutigen Anarchismus und einer anarchistischen Perspektive Leben einzuhauchen, um nicht vergeblich im Nebel der Macht und in Gefolgschaft ihrer Hirten, Schafe und Schäferhunde herum zu irren. Mit der Notwendigkeit drängen, eine Perspektive zu verlassen, aus der kein Horizont ersichtlich ist, sondern nur das Bestehende und derlei Fata Morganas, die sich als Horizont tarnen. Durch eine Vertiefung unserer Ideen, unserer Methoden und der Subversion des Existierenden kann sich der Nebel vor unseren Augen lichten und ein Horizont – das Unmögliche – sichtbar werden. Die Fatalisten und Resignierten lehren uns auf ein Zeichen, einen Startschuss oder „reifere Zeiten“ zu warten, doch sich zum Horizont zu bewegen, heißt diesen entgegen aller Widrigkeiten zu erstürmen. Der Horizont kann kein zu erreichendes Ziel oder auf uns wartendes Paradies sein, denn was heute der Horizont ist, kann schon morgen der Boden unter unseren Füßen sein und der Horizont, falls wir ihn erblicken, in ebenso weiter Ferne liegen. Die Erstürmung des Horizonts kann keine Suche nach Beständigkeit, keine Suche nach fixen Startpunkten sein, denn wenn wir uns auf das Terrain des sozialen Krieges begeben, ist jeder Moment ein Startpunkt und so lässt die Erstürmung keine Zeit für das Pflastern von sicheren Wegen und die Errichtung von neuen Mächten.
Wenn Theorie und Praxis für uns als Anarchisten keine getrennten Sphären sind, bedeutet das erste, das zweite zu reflektieren, zu überlegen, wie wir da hin kamen, wo wir heute sind, sich Orientierung zu verschaffen und eine Bewegung und Navigation zu ermöglichen, indem wir überlegen, wohin wir wollen und welche Mittel für diesen Weg angemessen erscheinen. All das ist wertlos, wenn wir es nicht praktizieren und anhand der uns umgebenden konkreten Gegebenheiten versuchen herauszufinden, welche Projekte und Koordination uns hilfreich sind und uns nicht im Kreis führen. Wer die Realität nicht zu verstehen versucht, wer seine Waffen nicht schärft, kann seine eigenen Feindschaften gegenüber dem Bestehenden nicht in die Tat umsetzen. Unzählige Programme, abgepackte Revolutionstheorien und Einheitsfronten werden denen angeboten, die bereit sind, immer die einfachste Lösung zu wählen. Ein Anarchismus, wie wir ihn verstehen, muss zur Vertiefung von Theorie und Praxis den dafür notwendigen Raum für Kommunikation eröffnen und so entsteht diese Zeitschrift auch aus einem in unseren Augen existenten Mangel an Kommunikation und Kommunikationsmöglichkeiten, die in die alltägliche Realität und täglichen Kämpfe eingreifen wollen und sich so auch aus der Realität, und nicht realitätsfernen Theorien, speisen. Das Schüren von Diskussionen wird so unabdingbar, da es gerade an eintönigen Monologen und auf dem Silbertablett gelieferten Meinungen nicht mangelt. Diskussionen, nicht nur um Theorie und Praxis zu vertiefen, sondern auch um mögliche Affinitäten und Feindschaften auszumachen und zu intensivieren. Wer nicht sieht, wer mögliche Komplizen und wer potentielle Feinde sind, ist unfähig zu agieren, und wer nicht weiß, was einen verbindet oder trennt, muss immer von Null anfangen. Doch genauso, wie unsere Wege nicht geradlinig sind, sind Affinität und Feindschaft keine konservierten Kategorien, die sowohl hinterfragt als auch gepflegt werden müssen. Provokationen können dabei sehr wohl als Mittel wirksam sein, da sie jenseits von vorsichtiger Höflichkeit und Zurückhaltung Polarisierungen erzeugen, die uns Eindrücke geben, wie es tatsächlich um Nähen und Differenzen beschert ist.
Die Erstürmung des Horizonts ist ein anarchistischen Instrument, das wir als Individuen wählen, um zu versuchen, Anstöße in diese Richtung zu geben. So sind auch die Texte in dieser Zeitschrift zu verstehen. Sie spiegeln nicht unsere einheitliche Meinung wieder (da es diese auch nicht gibt und geben kann), repräsentieren nichts und niemanden und stehen nicht stellvertretend für irgendetwas. Genauso wenig soll diese Zeitschrift als zentralistisches Organ oder als Sprachrohr des Anarchismus oder eines bestimmten Diskurses verstanden werden. Auf diesen Seiten geben wir allen die Möglichkeit, die sich den hier artikulierten unterschiedlichen Ideen nahe sehen, Beiträge (eigene Texte, Rezensionen, Reaktionen, Kommentare, etc.) zu veröffentlichen – um Raum für Diskussionen und Kontroversen zu öffnen. Die Erstürmung des Horizonts ist hierbei ein anarchistisches Instrument, das ein Mittel und kein Zweck an sich ist. Nicht um eine beliebige Ansammlung von Buchstaben zu verbreiten, die ein gewisses Interesse wecken könnten, sondern um ein Instrument zu schmieden, das wir im deutschsprachigen Raum vergeblich suchten, vermissten und als notwendig erachten, um dazu beizutragen, dem Anarchismus auf diesen Territorien die abgestumpften Zähne zu schleifen.
Die Erstürmung des Horizonts
dedh@riseup.net
jedes mal das gleiche
ich defieniere mich selber als anarchist und befürworte den ständigen angriff auf den staat. aber wenn ich jedes mal dieses geschwollenes pallaver und von phatos schwellende halbgedichte lese vergeht mir alles.
Für mehr klare worte und klare angriffe
stimmt, aber...
dann selber machen, dass ist doch grade das schöne an anarchistischer herangehensweise mensch kann los ziehen und SEINE/IHRE ideen unter die leute bringen...
ich jedenfalls begrüße es sehr stark das im deutschsprachigen raum momentan recht viel an Anarchistischem output kommt.
mategeklapper
word, digga, mir geht das leider auch so. is echt schlimm, auch wenn ich doch alles an values teile, mensch und danach lebe. wegen dem berechtigten elfenbeinprivilegi-diss: voll. ich geb och seminar anner uni, aber das ist doch echt schade, wenn das dann immer so hart mit selbstbeträllerungsgeplätscher/mucke und schnörkel losgehen soll, statt beim schnacken an der ecke mitm nachbarn mal was auszuhecken und zu versuchen gemeinsam klüger zu werden. ansonsten: solidarische grüße
Freie Medien oder wie?