Tanzend und mit satten Bässen wollen wir uns am 5. Dezember solidarisch zeigen mit den Kämpfen der Geflüchteten und den Opfern dieser Politik. +++ Lasst uns zusammen Raven gegen die rassistische Flüchtlingspolitik Europas und Deutschlands! +++ Für globale Bewegungsfreiheit für alle! +++ Frontex zu Fischfutter! +++ Rassistische Gesetze abschaffen! +++ Abschiebungen stoppen!
Refugees Welcome Rave // 5. Dezember 2014 // 18.00 // Bootshafen // Kiel
Was ist da eigentlich los an Europas Grenzen?
Weltweit sind
Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Armut. Die
meisten bleiben dabei in ihrer Herkunftsregion. Nur ein sehr geringer
Teil wagt die Flucht nach Europa, um hier, in der Hoffnung auf ein
besseres Leben, einen Antrag auf Asyl zu stellen.
Aber in der
europäischen Asyldebatte steht das Schicksal dieser Menschen kaum an
erster Stelle. Vielmehr wird diskutiert, welchen wirtschaftlichen Nutzen
die Menschen für Europa haben. Einreisen darf vielleicht, wer als
„qualifizierte Fachkraft“ gebraucht wird. Besonders an den europäischen
Außengrenzen wird eine Politik der Abschottung betrieben, um Menschen
unmittelbar an der Einreise zu hindern. Denn nur wer es bis nach Europa
schafft, darf auch einen Antrag auf Asyl stellen. In der europäischen
Grenzschutzagentur „Frontex“ kooperieren die EU-Staaten unter großem
Aufwand und mit erheblichen und immer weiter wachsenden Ressourcen, um
„irreguläre Migration“ mit militärischen Mitteln zu bekämpfen. Erklärtes
Ziel ist dabei nicht der Schutz der Menschen, sondern die Abschottung
Europas. Diese Politik hat seit dem Jahr 2000 bereits zum Tod von über
22.000 Menschen geführt! Insbesondere im Mittelmeer ertrinken immer
wieder Unzählige. Allein dieses Jahr bisher über 3000 Menschen.
Besonders tragische Unglücke, wie das im Jahr 2013 vor Lampedusa, bei
dem fast 400 Menschen starben, lösen zum Teil heftige Diskussionen aus.
Als Konsequenz wurde für etwa ein Jahr die italienischen Operation "Mare
Nostrum" eingeführt, die Menschen vor dem Ertrinken bewahren sollte.
Doch was bleibt nach dem Ende dieser Operation? Die EU startete diesen
Herbst die europäische Abschottungsmission "Triton" und führte dazu die
bis dahin größte bekannte Polizeiaktion gegen Geflüchtete durch, an der
sich auch Deutschland beteiligte. Zwei Wochen lang wurden bei der
Operation "mos maiorum" europaweit hunderte Polizist*innen für
umfangreiche Kontrollen, insbesondere an Verkehrsknotenpunkten,
eingesetzt, um „illegale“ Reisende aufzugreifen.
Das langfristige Ziel der europäischen Flüchtlingspoltik bleibt also, Europas Außengrenzen möglichst effektiv abzuschotten.
Warum flüchten Menschen überhaupt?
Die Fluchtursachen sind vielfältig. Unter anderem durch unzählige
Konflikte und Kriege werden Menschen weltweit ganz direkt in ihrer
Existenz bedroht und zur Flucht gezwungen. Doch auch Hunger und Armut,
als Folge dieser Konflikte oder als Konsequenz einer kapitalistischen
Weltwirtschaft sind häufige Migrationsgründe. Nicht zuletzt sind auch
Diskriminierung und Ausgrenzung von religiösen, politischen oder
ethnischen Minderheiten häufige Fluchtursachen.
Die Aussicht auf
Asyl wird entscheidend von den jeweiligen Fluchtursachen mitbestimmt. So
haben Kriegsflüchtlinge, insbesondere aus medial besonders präsenten
Regionen, wesentlich bessere Erfolgsaussichten, als solche, die "nur"
vor existenzbedrohender Armut fliehen. Besonders perfide wurden die
beiden Gruppen in der jüngsten Asylrechtsdebatte gegeneinander
ausgespielt. Für "Wirtschaftsflüchtlinge" aus den Balkanstaaten wurde
der Zugang zu Asyl massiv erschwert und im Gegenzug das Asylverfahren
für Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan erleichtert.
Ein Mensch hat es nach Europa geschafft…und jetzt?
Wer es trotz aller Hindernisse nach Europa schafft, darf sich nicht
aussuchen, wo mensch leben möchte. Wo Asyl beantragt werden darf,
bestimmt die sogenannte Dublin-II bzw. jetzt Dublin-III Verordnung. Die
schreibt vor, dass Geflüchtete im ersten (europäischen) Land der EU Asyl
beantragen müssen, in das sie gelangen. Offensichtlich befinden sich
Staaten, die keine europäische Außengrenzen besitzen - wie Deutschland -
in einer komfortablen Situation. Sie können einen Gutteil der Menschen
abweisen, ohne ihr Recht auf Asyl überhaupt geprüft zu haben. Zuständig
sei eben ein anderer EU-Staat. In den Außenstaaten der EU verschärft
sich so die Situation. Geflüchtete müssen auf der Straße ohne
(medizinische) Versorgung leben, werden kriminalisiert und zum Teil
unter menschenunwürdigen Bedingungen interniert. Unter großem Aufwand
werden europaweite Datenbanken etabliert, um zu verhindern, dass
mehrfach Asyl beantragt wird. Wenn Geflüchtete sich diesem Prozess
entziehen wollen, bleibt ihnen oftmals nur ein Leben in der Illegalität
und Obdachlosigkeit.
Und was passiert hier im schönen Deutschland?
Auch in Deutschland sind die Bedingungen für Geflüchtete häufig ziemlich beschissen.
Nachdem Anfang der 90er Jahre das Grundrecht auf Asyl de facto
abgeschafft wurde, verschärft sich das Asylgesetz bis heute sukzessiv,
getragen von SPD, CDU, FDP und Grünen. Die gesellschaftlichen Debatten
um die Asylpolitik werden von rassistischen Stereotypen dominiert, die
in weiten Teilen der Bevölkerung verankert sind. Dabei ist es in den
vergangenen Jahren und verstärkt in letzter Zeit bundesweit zu
politischen Hasstiraden und gewaltsamen Ausschreitungen gegen
Flüchtlinge und deren Unterkünfte durch Nazis, durch Parteien wie AfD,
NPD aber auch durch „besorgte Bürger*innen“ gekommen.
In den letzten Jahren ist es nach jahrelangem Rückgang zu einem (Wieder-)Anstieg von Schutzsuchenden gekommen. Vor allem die Konflikte in Syrien, im Irak und Afghanistan verstärken den Migrationsdruck. Damit die Geflüchteten möglichst wenig Kosten verursachen und gleichzeitig ein Aufenthalt in Deutschland möglichst unattraktiv erscheint, werden sie den hier lebenden Menschen nicht gleichgestellt behandelt, sondern systematisch diskriminiert. Sie werden in Sammelunterkünften untergebracht, die durch den jahrelangen massiven Abbau von Unterkünften durch die Kommunen meist überfüllt sind, sodass vielerorts Notunterkünfte eingesetzt werden. So mussten in der Erstaufnahmestelle in Neumünster Menschen in Zelten wohnen. Auch erhalten Geflüchtete auf Grundlage des Asylbewerberleistungsgesetzes weniger Sozialleistungen, dürfen sich nicht frei bewegen, werden nicht oder nur unzureichend gesundheitlich versorgt und unterliegen in den ersten Monaten einem Bildungs- und Arbeitsverbot. Zudem wurden allein im Jahr 2013 über 10.000 Menschen aus Deutschland abgeschoben, über 300 Menschen 2012 und 2013 aus Schleswig-Holstein, Kiel inbegriffen.
Die jüngsten Gesetzesreformen führten zu einer weiteren Verschärfung des Asylrechts. Mit Stimmen der Grünen Partei wurden die drei Balkanstaaten Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als „sichere Herkunftsländer“ eingestuft. Aufgrund dieser Einschätzung sei es also verantwortbar, Geflüchtete ohne Bedenken dorthin auszuweisen. Betroffen sind vor allem Roma, die in ihrer Heimat von Armut und Diskriminierung bedroht sind und nun dennoch schneller und teils ohne inhaltliche Prüfung ihres Asylantrags abgeschoben werden können. Ihnen wird damit das Recht auf Asyl de facto verwehrt.
Was geht in Kiel und Schleswig-Holstein?
Auch in unserer Nachbarschaft leben Menschen, die von den Folgen dieser
Asylpolitik bedroht sind. Aber es organisiert sich Protest. So macht
die Kampagne "Dublin in Kiel - right to stay!" zur Zeit anhand von drei
Einzelfällen, die aufgrund der Dublin-III Verordnung akut in Gefahr
einer Abschiebung nach Italien sind, auf die unmenschliche Dublin-III
Regelung aufmerksam. Das "Medibüro Kiel" setzt sich für eine
qualifizierte medizinische Behandlung für Illegalisierte, die ihnen der
Staat verweigert, ein und organisiert so z. B. die Betreuung und
Versorgung von Müttern und Neugeborenen mit kooperierenden Ärzt*innen
anonym und kostenlos.
Tanzend und mit satten Bässen wollen wir
uns am 5. Dezember solidarisch zeigen mit den Kämpfen der Geflüchteten
und den Opfern dieser Politik.
+++
Lasst uns zusammen Raven gegen die rassistische Flüchtlingspolitik Europas und Deutschlands!
+++
Für globale Bewegungsfreiheit für alle!
Frontex zu Fischfutter!
Rassistische Gesetze abschaffen!
Abschiebungen stoppen!
Refugees Welcome Rave // 5. Dezember 2014 // 18.00 // Bootshafen // Kiel
Für aktuelle Infos checkt:
hxxps://www.facebook.com/events/887720934572163/permalink/892779067399683/
rotz
In dem Text wird erläutert in welch einer katastrophalen Lage diese Welt und ihre Insassen sind und die Schlussfolgerung ist ein "Rave" mit "fetten Bässen". Das Entsetzliche konsumier- und tanzbar machen, dem Lustprinzip folgen und es als Protest ausgeben. Das ist rotz!
Ehrlich gemeinte und praktische Hilfe wäre ebenso notwendig!
Ich finde dies auch absolut scheinheilig! Wer ehrlich für die unbegrenzte Zuwanderung und gegen Abschiebungen etwas tun will, unterstützt mit Freiwilligenarbeit in Flüchtlingsheimen oder direkt in Krisengebieten vor Ort die schutzlosen Menschen. Ebenso Respekt habe ich vor Leuten, die ein Teil ihres Einkommens/Vermögens dafür investieren oder einen Teil ihrer Wohnung zur Verfügung stellen.
Alles andere wirkt auf mich wie die vielen Politiker, die sich einfach gerne das "ich helfe"-Image umhängen wollen, aber nur auf andere Kosten und nur wenn ich davon irgendwie profitieren.
wie siehts aus mit
öffentlichkeitsarbeit, in ders stadt vor vielen menschen die unmenschlische scheisse kritisieren und öffentlich machen die deutschland und europa verzapfen, gemeinsam mit geflüchteten auf die strasse gehen, menschen die bock haben was zu machen infos zu geben und handlungsmoeglichkeiten und anflaustellen aufzeigen, gemeinsam mit geflüchteten mal froehlich sein,...
niemand sagt dass praktische solidarität unwichtig ist. nur alleine kann beides nicht stehen.
öffentlich dinge kritisieren und dazu praktisch solidarisch sein.
und das wurde ja beim rave und den menschen aussenrum auch getan.
Zur Kritik
Folgend veröffentlichen wir die E-Mail, die von uns vor der Veranstaltung an die Demo-Orga geschickt wurde. Leider kam es darauf zu keiner Reaktion. Die von uns geäußerte Kritik war bzw. ist zu jedem Zeitpunkt konstruktiv gemeint.
"Ahoi liebe alle,
wir, die Gruppe ich-krieg-zustände haben uns bei der Vorbereitung/Einstimmung auf den Refugees-Welcome-Rave einige Fragen gestellt. Weil wir es sinnvoller finden, sie nicht nur uns zu stellen bekommt ihr diese Mail.
Und ja, uns ist sehr bewusst wie viel Arbeit und Nervkram die Organisation einer Veranstaltung macht und das dabei immer viele Dinge absichtlich oder unabsichtlich liegen bleiben (vermutlich auch: zwangsläufig liegen bleiben müssen).
* Gibt es einen EA?
(Wie wird die Nummer bekannt gegeben? Zettel mit mehreren Sprachen? Durchsagen? Vorher? Wird erklärt was ein EA ist? Wenn nein: warum gibt es keinen?)
* Gibt es auf der Demo besonderes geschützte Räume für POC, Menschen mit ungesichertem AufenthaltsStatus, queere menschen, Frauen, TransPersonen, usw.?
(Wenn ja, wie wird das kommuniziert? Wenn nein, wie wird das kommuniziert?)
* Da es sich um einen „Rave“ handelt - wird das Thema Drogen und der Umgang damit während der Demo angesprochen? Gibt es ein Konzept, wie mensch mit Menschen umgeht die durch ihr Verhalten andere gefährden/belästigen?
* Wie ist der charakter der Demo ausgelegt? Welche Aktionsformen werden begrüszt, welche unterbunden? Wie wird das im Vorweg kommuniziert? Wird es unangekündigte Pyro geben? Kann/will mensch das im Vorweg fördern/verhindern? Wen könnte solche Aktionen gefährden/nutzen?
* Gibt es Menschen die sich als Awarness-Gruppe verstehen? Ansprechpersonen? Wie sind die gekennzeichnet?
* Wie wird mit dem GefahrenPotenzail der Demo umgegangen? (Dunkel, laut, unübersichtlich.)
* Wie ist es mit der Barrierefreiheit? Ist die Demostrecke z.B. für Menschen geeignet die sich per Rollstuhl fortbewegen, im Dunkeln schlecht (oder überhaupt nicht) sehen, Kinder dabei haben, …?
Wie wird das kommuniziert?
* Wie wird kommuniziert für wen die Demo nicht geeignet ist?
* Wie wird kommuniziert, wen die Demo ausschlieszt? Und warum?
* Wie lang dauert die Demo etwa? Wird das angekündigt? Ist die Demoroute allen bekannt?
* In welchen Sprachen werden all diese Dinge besprochen?
Ihr erreicht uns unter: ichkriegzustaende ät gmx punkt de
Mit solidarischen Grüszen,
eure ich-krieg-zustände."