Seit 9.30 Uhr am Freitagvormittag ist die Siegener Straße gesperrt. Nach der Räumung seines Ladens kletterte ein Blumenhändler auf ein Dach und drohte zu springen. Als er einen Schwächeanfall hatte, griff das SEK ein.
Nach Angaben der Polizei war der Blumenladen an Ecke Siegener Straße/Falkenseer Chaussee gegen 8.30 Uhr geräumt worden. Etwa 15 Aktivisten hatten sich versammelt, um gegen die Räumung zu protestieren. Auch der 46-jährige Inhaber des Ladens war anwesend.
Laut einem Sprecher verschwand der Mann gegen 9.30 Uhr, nur um kurz darauf auf dem Dach eines viergeschossigen Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder aufzutauchen. Er hatte sich ein Seil um den Körper gebunden; am anderen Ende des Seils soll der Mann einen Kanister befestigt haben. Laut Polizei droht der Mann damit, sich in den Tod zu stürzen.
Die Siegener Straße wurde gesperrt, etwa 80 Schaulustige versammelten sich an den Absperrungen. Bekannte des Mannes versuchten, durch Rufe von der Straße aus Kontakt zu ihm aufzunehmen.
Die Polizei war mit 50 Beamten vor Ort. Darunter waren auch zwei Verhandlungsexperten, die den Mann zur Aufgabe bewegen sollten. Die Unterhändler befanden sich am Freitagmittag beim Verzweifelten auf dem Dach, die Gespräche wurden von Angesicht zu Angesicht geführt. "Wir redeten mit ihm, er bewegte sich aber nicht vom Rand weg", sagte ein Polizeisprecher. Der 46-Jährige soll Forderungen gestellt haben, über deren Inhalt die Polizei aber keine Auskunft gab. Auch die Feuerwehr war da und baute ein Sprungkissen auf.
Nach Angaben eines Polizeisprechers erlitt der Blumenhändler gegen 13.20 Uhr einen Schwächeanfall. Er sei in die Knie gegangen und drohte um- oder sogar vom Dach zu kippen. In der Zwischenzeit hatte sich ein Spezialeinsatzkommando (SEK) in Stellung gebracht, um jederzeit eingreifen zu können - nun war der Zeitpunkt gekommen.
Die Beamten stürmten auf das Dach, hielten den Blumenhändler fest und fixierten ihn. Dann wurde er von auf einer Trage vom Dach gebracht und von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren. Gegen 13.35 Uhr erklärte die Polizei den Einsatz für beendet, die Siegener Straße blieb aber am Freitagnachmittag noch gesperrt.
kurz da
Das SEK ist vermutlich mit Zivilfahrzeugen vorgefahren, die aber mit blaulicht ausgestattet waren. Ein weißer Transporter, zwei Combis.
Die Schaulustigen kann man in den meisten Fällen wirklich nicht anders beschreiben. In der Hoffnung eine SocialMedia Meldung abgeben zu können, die den tristen Alltag irgendwie aufpeppt und mit der man besser dastehen kann als das Gegenüber hielten viele ihre highend Geräte auf das Dach. Einige Menschen die ihn kannten und sich gegen die Räumung eingesetzt hatten, wurden durch Sprüche wie "soll er doch springen" oder "der da ist mir völlig egal" provoziert. Die durchaus passende Bemerkung, dass dies ein bezeichnendes Licht auf diese Gesellschaft wirft, zeigt das sich die Tragödie nicht nur mit der Räumung und dem Mensch auf dem Dach abgespielt hat, sondern auch die einschließt die sich als schaulustige begreifen.
Das auch diese Räumung etwas mit Macht und Eigentumsverhältnissen zu tun hat, geht in dem Konsum des Spektakels völlig unter und so ist der Konflikt personalisiert. Dies soll keine Kritik an der Drohung sein sich umzubringen wenn einem die Lebensgrundlage abgeräumt wird, es soll eine scharfe Kritik an der Passivität darstellen. An Leuten die neu dazukommen und nichtmal die Bemühungen machen, etwas über die Hintergründe zu erfahren, sondern sich einzig mit dem Spektakel zufrieden geben.
Als besonders ergeizig mit der Bemühung, dass ganze irgendwie einzufangen und zu verwerten, tat sich ein vorgeschobener Pressemensch hervor. Die herkunft ist mit großer Wahrscheinlichkeit dem RBB zuzuordnen, unwahrscheinlicher wäre die BZ. Die Bitte eines recht aufgelösten aktivisten, das Filmen (Smartphone) vielleicht auch nur kurz einzustellen, wurde mit üblen Anmachen abgewiesen. Spätere durchaus berechtigte Empörung einer Frau über das Verhalten und den Ton dieses vorgeschobenen Pressemenschen (er rief xy an das sie ein Kamerateam herschicken sollen) wies er spöttisch von sich und als es zu einem kurzen Schubs durch die ältere Frau kam, versuchte er sowohl eine Sachbeschädigung an der Jacke als auch eine Körperverletzung und damit Anzeige zu konstruieren. "He könnse ma hier?" sprach er einen Bullen in unerträglichem Berlinerisch an und wedelte mit der Hand, als ob es Fliegen zu verscheuchen gilt. Die Bullen verhinderten dann eine weitere Eskalation, sahen aber wohl selber das der Anzeigeversuch völlig überzogen war.
Diese längere Beschreibung hat nicht den Zweck auf gerade dieser Person herrumzuhacken. Ich denke das dieses geradezu Nihilistische Verhalten, welches mit völliger Gleichgültigkeit selbst schwersten Schickalsschlägen gegenübertritt symptomatisch für diese Gesellschaft ist. Mensch ist sich im Kapitalismus selbst der_die nächste und so bleiben die atomisierten Menschen Zuschauer, sollange bis es sie selbst erwischt, ist Mensch aber plötzlich selbst Objekt der Linsen, erkennt man das durch das Glas und Metall kein durchdringen möglich ist.