Seit dem 23.9. fliegen die USA Luftangriffe gegen die Truppen der fundamentalistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“ im Irak und in Syrien. Deutschland liefert Waffen an die kurdische Autonomieregierung im Nordirak, um seinen Einfluss in der Region zu vergrößern. Unterdessen intensivieren sich die Angriffe der IS auf die kurdische Stadt Kobanê und die demokratische Revolution in Rojava droht erstickt zu werden.
Die Politik der Imperialisten in diesem Krieg ist überaus heuchlerisch. Sie haben ISIS so wie die Taliban in Afghanistan oder die Terrororganisation Al-Qaida, jahrelang finanziell und logistisch unterstützt. ISIS war zunächst ein Geschöpf der NATO-Mächte, um das Assad-Regime in Syrien zu stürzen, welches in Widerspruch zu ihnen geraten war. Die Terrororganisation IS (früher ISIS) hat durch diese Unterstützung und weil ihm freie Hand gelassen wurde eine beträchtliche militärische und politische Stärke erlangt. In seiner Entwicklung ist in den letzten Monaten mit der Eroberung West-Iraks ein Punkt erreicht worden, an dem eine weitere Ausbreitung ihres Machtbereichs im Widerspruch zu den Interessen der Imperialisten stehen würde. An diesem Punkt begannen die Vorbereitungen für Waffenlieferungen und Luftangriffe. Die Anti-IS-Koalition dient nicht dem Schutz der Völker des Nahen Osten vor dem fundamentalistischen Terror, sondern dem Schutz der NATO-Interessen (Erdölfelder in den Händen westlicher Konzerne, Pipelines etc.) in der Region.
Die Luftschläge der USA richten sich bisher nicht gegen IS selbst, sondern vor allem gegen die von ihnen kontrollierten Ölraffinerien. Mit diesen Maßnahmen werden die USA IS langfristig schwächen, kurzfristig ist es aber nicht in ihrem Interesse der Offensive gegen Rojava effektiv etwas entgegenzusetzen.
Die südkurdische Autonomieregion hat sich dabei unter der Führung Mahmud Barzanis in eine Kollaboration mit den Imperialisten und der Türkei begeben und sich ihren Interessen untergeordnet. Außerdem beherbergt sie die reichsten Erdölfelder des Irak.
In Deutschland haben die Herrschenden mit den Waffenlieferungen an die kurdischen Autonomiegebiete im Irak ihr eigenes Gesetz gebrochen, um ihren Einfluss in der Region auszubauen. Die unmenschlichen Verbrechen des IS werden als Anlass genommen, um mit deutschen Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet einen Tabubruch zu rechtfertigen, der als Modell für zukünftige Stellvertreterkriege des deutschen Imperialismus dienen kann. Indirekt – über die Türkei – gelangen aber gleichzeitig deutsche Waffen in die Hände des IS. Deutschland beliefert also letztlich alle mit Waffen außer der PYD/YPG und der PKK/HPG, den einzigen Kräfte der Region, die seit Jahren einen konsequenten bewaffneten Kampf gegen ISIS führen.
Es sind auch diese Kräfte und nicht die Truppen Barzanis aus der kurdischen Autonomieregion im Irak, die Anfang August zehntausende yezidische Flüchtlinge aus der Shengal-Region gerettet haben, nachdem ISIS dort ein Massaker an tausenden begangen hatte.
Die Verbrechen des IS und der Kampf der kurdischen patriotischen Bewegung machen noch offensichtlicher als zuvor, dass nicht die PKK die „Terroristen“ sind, sondern die fundamentalistischen Werkzeuge des Imperialismus im Mittleren Osten. Dennoch steht die PKK weiterhin auf der EU-Terrorliste und wird auch in der BRD verfolgt. Die aktuelle Lage müssen wir in Deutschland und Europa zum Anlass nehmen, den Kampf um die Aufhebung des PKK-Verbots zu verstärken.
In
Rojava hat das kurdische Volk unter der Führung der PYD im
durch den Bürgerkrieg entstandenen Machtvakuum eine
antiimperialistisch-demokratische Revolution begonnen. Schon seit
Beginn der Revolution dient die Region auch als Zufluchtsstätte für
Flüchtlinge aus anderen Teilen Syriens. Der Gesellschaftsvertrag
(eine Art Verfassung), der die Rechte und eine demokratische
Repräsentation aller Völker und Religionsgemeinschaften in Rojava
vorsieht, ist den Herrschenden in aller Welt ein Dorn im Auge. Denn
er richtet sich gegen das wichtigste Mittel zur Beherrschung und
Spaltung des Nahen Ostens: Rassismus und religiöser Fanatismus.
Dies ist der Grund, dafür dass sich die Völker von Rojava in ihrem Kampf auf ihre eigene Kraft stützen müssen. Kein imperialistischer Machtpol wird ihnen die Freiheit bringen. Ihre Verbündeten sind aber die Arbeiterklasse und die unterdrückten Völker der Welt.
Mit den momentanen schweren Angriffen auf Kobanê sollen die Menschen von Rojava zur Flucht gezwungen werden. Die Türkei verfolgt hier das gleiche Ziel wie ISIS: Rojava ersticken. In der von der Türkei angestrebten Pufferzone kommt dieses Ziel zum Ausdruck, sie lassen Flüchtlinge aus Rojava in die Türkei und schüren Panik, aber sie lassen keine Unterstützung aus der Türkei nach Rojava, obwohl tausende die Grenzen diese Richtung überschreiten wollen und überschreiten, um den bewaffneten Kampf gegen IS aufzunehmen. Gleichzeitig aber nimmt die militärische Versorgung des IS aus der Türkei mit neuen Waffen selbst in diesen Tagen nicht ab. Für das drohende Massaker in Kobanê durch die viel schwerer bewaffneten Kräfte der IS tragen die NATO-Mächte die Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, ihnen die humanistische Maske vom Gesicht zu reißen.
Der größte Verrat, den wir an der Kämpfenden in Rojava begehen können, wäre es ihren revolutionären Mut nicht aufzunehmen, sondern sich der Hoffnungslosigkeit zu ergeben. Der zugespitzte Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution wird auch den Revolutionären anderer Länder der Welt begegnen und muss zu einer Quelle von Kraft und nicht von Passivität werden.
Umso dringender rufen wir die fortschrittlichen Kräfte in Deutschland auf, sich den momentan stattfindenden Solidaritätsaktionen mit Rojava anzuschließen.
Die aktuelle sehr ernste Situation für Kobanê, obwohl die Stadt von zehntausenden Freiwilligen verteidigt wird, zeigt nur ein weiteres Mal, dass jeder Gedanke an eine friedliche Revolution eine Illusion wäre. Der bewaffnete Kampf ist notwendig, um von den Imperialisten nicht zermalmt zu werden.
Die Menschen von Rojava jedoch haben sich schon jetzt unauslöschlich in die Geschichtsbücher der Unterdrückten eingeschrieben. Den heroischen Widerstand der YPG/YPJ gilt es genau so zu verteidigen, wie den Kampf der republikanischen Truppen im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939).
PKK-Verbot aufheben!
Organisiert die Solidarität
mit der Rojava-Revolution!
Rojava wird das Grab des Faschismus sein.
http://komaufbau.org/?p=166
Nein
Der Artikel offenbart eine sehr einseitige Weltsicht: "ISIS war zunächst ein Geschöpf der NATO-Mächte, um das Assad-Regime in Syrien zu stürzen"
Dieser Satz ist zum Beispiel totaler Böldsinn. ISIS und Assad bekämpfen einander kaum, vielmehr hat Assads Politik die Ausbreitung von ISIS gefördert, in dem die anderen oppositionellen Fraktionen bekämpft wurden und nur ISIS geschont wurde. Also selbst wenn die Nato ISIS erschaffen oder groß gemacht hätte (was schon mal totaler Schwachsinn ist) wäre es bestimmt nicht zum Bekämpfen von Assad gewesen.
Eine solche Weltsicht (, die einzelnen Akteuren unterstellt alles nach einem Masterplan zu kontrollieren) widerspricht jeglichen Erfahrungswerten und zieht sich durch den gesamten Text.
Macht doch bitte ein eigens Leninisten-Nachrichtenportal und spamt nicht linksunten zu.
Danke
Volle Zustimmung.
Aber wer eben selber ein Schwarz-Weiss-Denken wie der Islamische Staat hat, der ist gar nicht fähig die Komplexität des Themas zu erfassen.
Der IS spielt die Islamische Expansion wie bis zum 8. Jahrhundert nach, aber ich bin sicher damals steckte wohl auch schon die NATO dahinter :)
Bißchen einfach und einseitig...
An allem ist wieder mal nur der westliche Imperialismus schuld, die NATO hat sogar den IS erschaffen. Alle sind böse, bis auf die Genoss_innen von PKK/PYD. Die Luftangriffe der US-geführten Allianz bei Kobane gibt es gar nicht oder nur bei Ölfeldern. Ethnische Konflikte, Islamismus oder die komplexen Einflüsse der regionalen Mächte wie Saudi-Arabien, Arabische Emirate oder Iran braucht mensch dafür nicht zu berücksichtigen, verwirrt nur...
Analyse
Naja, so Unrecht damit, dass IS ein NATO-Produkt ist, haben die Autoren nicht.
Viele der Milizen, die jetzt unter dem IS-Banner auftreten, haben vorher von den NATO-Staaten Waffen und militärische Ausbildung erhalten.
IS wurde lange Zeit von der Türkei aktiv unterstützt.
IS bezieht (bis heute) Waffenlieferungen von der Türkei und hat dort auch seine logistische Basis (Schleusernetzwerke für ausländische Kämpfer, Ausbildungslager, einige Kommandeure).
Verwundete IS-Kämpfer werden in türkischen Krankenhäusern versorgt.
Und da die Türkei nunmal ein NATO-Mitglied ist, ist der Vorwurf schon ganz treffend.
Natürlich spielen auch die Golfstaaten eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von IS, aber das sind ja stets die besten Verbündeten der westlichen Staaten.
Ich meine, die deutsche Regierung erklärt den "entschlossenen Kampf gegen IS" und empfängt dann den Emir von Qatar?
Eine größere Verarsche geht ja kaum noch.
Und dass z.B. islamistische Gruppen gefördert werden, wenn es den geostrategischen Zielen der NATO dient, ist ja kein Geheimnis.
Das lief damals in Afghanistan so (Mudschaheddin, Taliban ) gegen die Sowjetunion, das lief vor einigen Jahren in Libyen so gegen Gaddafi und jetzt eben in Syrien.
Und was die Luftangriffe angeht:
Seit Wochen wird uns erzählt die USA würden Luftangriffe gegen IS fliegen (was sicher auch geschieht), aber wie kann es sein, dass der IS dann weiter ins kurdische Gebiet auf Kobani vorrücken konnte?
Wenn eine Allianz aus den am meisten hochgerüsteten und technisch-fortgeschrittenen Armeen (USA, Frankreich, Kanda, GB, Israel, Deutschland, Ägypten, Jordanien, Golfstaaten etc.) den IS wirklich aufhalten wöllte, dann würde dies auch geschehen!
Wir reden hier von einer riesigen Luftwaffe und Streitmacht. Warum wird ISIS nicht vernichtet?
Zumal man schweres Gerät, wie Panzer, Haubitzen und andere Artillerie nicht mal eben im Sand versteckt....
Dass da einige Nato-Staaten durchaus die Hoffnung haben, dass sich ISIS und die Kurden gegenseitig aufreiben bzw. schwächen, liegt doch auf der Hand.
Insbesondere die Türkei hofft, dass sich das "Problem" eines selbstverwalteten Westkurdistan damit von allein löst. Zur Not eben mit einem türkischen Einmarsch.
Komplexe Lage
Es ist nicht korrekt, daß IS-Einheiten von NATO-Staaten ausgebildet oder mit Ausrüstung unterstützt wurden, zumindest nicht vorsätzlich. Der IS stammt von al-Qaida und irakischen Widerstandsgruppen gegen den US-Einmarsch ab, daher stammen auch viele Waffen, schwere Fahrzeuge und Know-how, etliche ehemalige irakische Funktionäre und hohe Offiziere (Stichwort: Sunniten) der irakischen Armee sind zum IS gewechselt. Eine Ausnahme könnte die Türkei (gewesen) sein, deren Rolle ziemlich unklar wie ambivalent war und ist. Die Duldung bzw. Unterstützung des IS durch die Türkei könnte eine Reihe von Gründen (gehabt) haben, von den Konsulatsgeiseln bis zu religösen Erwägungen - und natürlich der Betrachtung, daß es aus türkisch-nationalistischer Sicht gelegen kommt, wenn jemand gegen Kurd_innen vorgeht. Mittlerweile scheint Erdogan aber die Sache zu heiß zu werden, zwar wagt der IS keinen Angriff auf die Türkei, aber die Flüchtlingsströme (1,5 bis 2 Mio. Menschen), der Druck des Westens und der Weltpresse werden doch langsam zu groß. Aktuell scheint sich die Türkei auf eine Einstellung der Duldung bzw. Unterstützung und Drohgebärden (Truppenaufmarsch) zu beschränken, eine aktive Unterstützung für die kurdischen Genoss_innen darf allerdings nicht erwartet werden.
Die Rolle der Golfstaaten ist ebenfalls zweispältig: Einerseits wichtige Handelspartner für den Westen und mit guten Beziehungen zu den USA, andererseits finden sich dort "private" finanzielle Unterstützer_innen für den IS, offensichtlich aus religiösen Gründen. Klar müßte der Westen hier viel lauter auftreten, aber derlei Verhalten ist bei arabischen Potentaten nicht gerne gesehen, da wird lieber leise beim Tee geplaudert, und wichtige Handelspartern sollte mensch auch nicht verschrecken. Daher wird hier bestimmt viel Diplomatie betrieben, aber Schlagzeilen macht das nicht.
Die militärische Komponente ist nicht simpel: Die Allianz fährt entsprechende Einsätze, aber das Problem #1 ist die Aufklärung. Die IS-Truppen haben kaum wirklich schweres Gerät, das sich leicht finden, sicher identifizieren und abschießen ließe, sondern bestehen aus Schwärmen von Jeeps mit MGs und kleinen Personengruppen, die sich in Dörfern verschanzen und flink die Stellungen wechseln. Nach den Erfahrungen in Afghanistan sind die westlichen Truppen vorsichtiger geworden mit dem Feuerknopf, um nicht versehentlich mal wieder eine Stammesfeier o.ä. zu treffen. Die Anzahl der Flugzeuge, die diesen Einsatz fahren, ist zudem übersichtlich: So groß die Allianz und deren Armeen auch sein mögen, am Himmel sind vielleicht ein Dutzend Flieger pro Tag, dazu noch ein paar Drohnen. Damit können sie die IS-Truppen vielleicht ärgern, aber kaum wirklich aufhalten. Ohne Bodeneinsatz geht das nicht, und da traut sich niemand ran. Daher nun die Waffenlieferungen nach Erbil, und wenn es so weiter geht, vielleicht sogar bald nach Kobane...