Am Samstag den 13. September veranstaltete das antimilitaristische Treffen Villingen-Schwenningen eine kleine Kundgebung mit einem Infostandstand in Schwenningen. Ab 11 Uhr boten Aktive des antimilitaristischen Treffens, in der Fußgängerzone, interessierten PassantInnen die Möglichkeit sich zu verschiedenen aktuellen Themen zu informieren.
Unter dem Motto: „War starts here“ wurde auf die, in Villingen-Schwenningen sitzenden, Unternehmen und Einrichtungen aufmerksam gemacht, die von Krieg, Rüstung und Militarisierung profitieren. Auf einer Stellwand gab es jeweils kurze Texte mit Bildern zu der Deutschen Bank, der deutschen Post, der Dualen Hochschule und der jährlich, in Villingen-Schwenningen, stattfindenden Ausbildungsmesse „Jobs for Future“.
Während der gesamten Dauer des Infostandes wurden außerdem eine Vielzahl von Flyern an vorbeikommenden PassantInnen verteilt. Besonderes Interesse gab es an der Veröffentlichung über die Lage in der Ukraine.
Insgesamt sind wir mit dem Verlauf der Aktion zufrieden, so wurden nicht nur hunderte Flyer verteilt, sondern auch viele Gespräche und Diskussionen mit Interessierten geführt.
Am Freitag den 19. September zeigt das antimilitaristische Treffen Villingen-Schwenningen den Film: “Waffen für die Welt: Export außer Kontrolle”. Los gehts um 19:00 Uhr im Linken Zentrum Mathilde Müller in Schwenningen. Dazu gibt es leckeres Essen gegen Spende.
Texte der Stellwand:
Deutsche Bank
Die Deutsche Bank ist das größte Kreditinstitut Deutschlands. Sie wurde 1870 gegründet und beschäftigt derzeit über 100 000 MitarbeiterInnen.
Die Deutsche Bank versucht nahezu alles, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen. Sie prahlt mit der Förderung von Bildung, Kultur, ehrenamtlichem Engagement und vielem mehr. Was wirklich hinter dieser Fassade der Deutschen Bank steckt, wollen nur wenige wissen:
Neben Geschäften mit der Atomindustrie verdient die Deutsche Bank ihr Geld mit Kriegen.
So finanzierte sie die chinesische Ölgesellschaft Petro-China, die blutiges Erdöl in Darfur fördert. Durch Geschäftsbeziehungen zu dem französischen Mineralölunternehmen Total hilft die Deutsche Bank, die Militärdiktatur in Birma zu finanzieren. In der Demokratischen Republik Kongo stellt sie ihre Dienste dem Bergbaukonzern Anglo Gold Ashanti zur Verfügung – dem langjährigen Partner von Bürgerkriegsmilizen im Nordosten des Landes.
Zudem unterstützt die Deutsche Bank Unternehmen mit Krediten, Beteiligungen oder Anleihen, welche damit Streu- und Uranmunition oder Atomwaffen produzieren. An die Firmen GenCorp und General Dynamics verkaufte die Deutsche Bank Anleihen. Beide Firmen beliefern die US-Armee mit Uranmunition. Außerdem finzanziert die Deutsche Bank durch Anleihen die Rheinmetall AG, den größten Rüstungskonzern Deutschlands, der unter anderem Munition herstellt, die über den gleichen Wirkungseffekt wie Streubomben verfügt.
Das sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, dass sich die Fassade der „sozialen“ Deutschen Bank nicht halten kann. Über verschiedene Investitionen agiert die Bank direkt und indirekt in unterschiedlichen Kriegsregionen und an Kriegsgeschäften mit.
Deutsche Post
Eine Tochter der deutschen Post ist die DHL. Sie liefert weltweit Postsendungen für das Militär – so an US-Soldaten in Kriegseinsätzen, in den Irak, nach Afghanistan und in weitere Länder. Dass damit riesige Gewinne erzielt werden, ist nur wenigen bekannt.
Des weiteren arbeitet sie mit der Bundeswehr zusammen: Im Jahr 2009 brachte die Post eine Plakat-Serie der DHL mit Bundeswehrmotiven heraus, um an einen Großauftrag heranzukommen. So wollte die Regierung die Bundeswehrlogistik bis zum 1. Juli 2011 privatisieren, was bis jetzt jedoch nur teilweise geschah.
Seit 1992 haben über 3000 PostmitarbeiterInnen der Bundeswehr als Feldpostsoldaten gedient (Stand 2011). In der Feldpostleitstelle in Pfungstadt bei Darmstadt arbeiten beispielsweise 450 Bundeswehrsoldaten, die im Zivilleben PostmitarbeiterInnen sind. Sie werden regelmäßig zu Wehrübungen für einige Monate von ihrem Arbeitgeber, der deutschen Post freigestellt.
Die Deutsche Post nimmt für die Bundeswehr eine wichtige Rolle ein, wenn es darum geht, eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung für Krieg und Militär zu schaffen. Am 6. Juni 2013 wurde eine 58 Cent Sonderbriefmarke mit militaristischem Motiv herausgebracht. Bereits 1985 und 2005 gab es jeweils eine Marke zu 30 bzw. 50 Jahren Bundeswehr. Nun gibt es eine Marke mit der Aufschrift „Wir. Dienen. Deutschland.“, die das Vorhandensein der breiten Akzeptanz schon suggeriert, obwohl beispielsweise zwei Drittel der Bevölkerung den Krieg in Afghanistan ablehnen – und auch heute sich eine klare Mehrheit gegen die Waffenlieferungen in den Irak stellen.
Duale Hochschule Baden-Württemberg
Die Duale Hochschule ist aus den 1974 gegründeten Berufsakademien hervorgegangen. 2009 hat man alle diese Einrichtungen zusammengefasst und damit deutlich aufgewertet. Das eigentliche theoretische Studium findet in enger Verzahnung mit Praxisphasen in Partnerunternehmen statt. Die Unternehmen profitieren von der Ausbildung nahe am Stand der Forschung.
Unter den ca. 9000 Partnerunternehmen finden sich viele Unternehmen der Rüstungsbranche – mit den zu erwartenden Massierungen in entsprechenden Studiengängen und an bestimmten Standorten. So nennt die Hochschule Villingen-Schwenningen als beteiligte Firmen (u.a.): Heckler & Koch, Northrop Grumman, Rheinmetall, Diehl, Junghans, EADS, Astrium, Cassidian und LFK-Lenkflugkörper.
Inwieweit in den jeweiligen Studiengängen spezifische Fragestellungen der Wehrtechnik eine Rolle spielen, ist von außen sicher nicht zu ermessen, dennoch trifft jede Kritik an der Wehrindustrie auch die Hochschule selbst, da sie als Vermittler der Ausbildungsplätze auftritt.
Quelle: Rüstungsatlas Baden-Württemberg, Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Jobs For Future
Auf der jährlich stattfindenden Berufs- und Ausbildungsmesse Jobs for Future in Schwenningen präsentiert sich auch die Bundeswehr mit einem großen Stand, allerlei Kriegsgerät und Soldaten in voller Kampfmontur, um junge Menschen für den Krieg zu gewinnen. Doch die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber – es gibt keine familienfreundlichen Kriege und eine wirkliche Zukunftsperspektive kann sie, wenn man realistisch ist, auch nicht bieten.
Um in modernen Kriegen noch effektiver handeln zu können, wird die Bundeswehr zu einer professionellen Interventionsarmee umgewandelt. In diesem Rahmen wurde die Wehrpflicht ausgesetzt und die Bundeswehr ist bemüht, neues Kanonfutter zu finden. Jobmessen, die jungen Menschen eine berufliche Orientierung geben sollen, sind hier der scheinbar perfekte Ort, um für Spaß und Action bei der Bundeswehr zu werben. Was dabei stets verschwiegen wird, ist, dass die Bundeswehr noch immer ein Werkzeug zur Durchsetzung imperialistischer Interessen ist und dass Soldaten Mörder sind.
Ausbildungsmessen wie die Jobs For Future ermöglichen der Bundeswehr, ihre weltfremde Darstellung zu propagandieren, Krieg und Militarisierung zu rechtfertigen und so wie ein allgegenwärtiger normaler Teil der Zivilgesellschaft zu wirken.
Krieg beginnt wirklich hier?
Ok, die deutsche Post transportiert Weihnachtspäckchen an deutsche SoldatInnen. Die Deutsche Bank macht Geldgeschäfte mit Ölmultis. An der Dualen Hochschule kann man lernen, wie man Waffen baut. Das ist alles nicht immer schön, aber irgendwie auch nicht wirklich neu.
Aber ist das, um den Slogan "Krieg beginnt hier" ernst zu nehmen, wirklich der Ursprung für die Konflikte in Syrien/Irak samt IS, Ukraine/Rußland oder Palästina/Israel? Es scheint, betrachet mensch die Menschenmassen auf den Fotos, die sich empören und solidarisieren, doch angezeigt, statt solchen Bauchnabelschauen auch mal den Blick auf die wirklichen Verursacher dieser Konflikte zu richten.