IKEA-Aktionstag aus Solidarität mit den italienischen Logistikarbeiter_innen

IKEA-Streik

"Wenn wir Streikposten machen, dürften wir eigentlich weder Waren, noch Produktionsmittel noch Menschen blockieren. - Wir blockieren aber in der totalen Illegalität alles." – Die (meist migrantischen) Logistikarbeiter_innen in Italien haben es in den letzten vier Jahren geschafft, durch militante Streiks ihre menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern.

 

Während sie früher regelmäßig bei der Lohnabrechnung betrogen und von den Vorarbeitern mit gewalttätiger Arroganz behandelt wurden, haben sie jetzt in vielen Unternehmen normale Bedingungen für sich erkämpft. Wegen dieser Erfolge organisieren sich immer mehr Arbeiter_innen in der Basisgewerkschaft S.I.Cobas und setzen sich mit ihren Kolleg_innen zur Wehr. Sie haben es geschafft, sich italienweit zu organisieren und gegenseitig in ihren Kämpfen zu unterstützen, sodass auch Kämpfe in Warenhäusern gewonnen werden konnten, in denen zunächst nur ein kleiner Teil der Beleschaft in den Streik getreten war. Der Kampfzyklus hatte zudem eine integrative Kraft für die radikale Linke in Italien, die die Logistikarbeiter_innen tatkräftig unterstützt. 

 

- Hintergrundinterview mit einem Logistikarbeiter und zwei Aktivisten der Basisgewerkschaft S.I.Cobas , mit Hilfe derer sich viele der Logistikarbeiter_innen in Italien selbst organisiert haben.

 

http://de.labournet.tv/video/6673/der-kampf-der-logistikarbeiterinnen-it...

 

Artikel über den Kampf bei Granarolo Artikel über den Kampf der Logistikarbeiter_innen (englisch) Artikel zum Generalstreik im Logistiksektor am 22. März 2013 (englisch) Dossier über den Kampf bei IKEA in Piacenza bei LabourNet Germany Webseite der Sicobas

team: labournet.tv 

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5.07.2014 // Inland

»Die Entlassung ist ein Akt der Repression«

 

Aktivisten planen einen Aktionstag gegen den Möbelkonzern IKEA wegen der Entlassung von 24 Lagerarbeitern im italienischen Piacenza


Johanna Schellhagen* ist Mitarbeiterin des audiovisuellen Archivs für Arbeitskämpfe Labournet.tv und eine der Koordinatorinnen des Berliner IKEA-Aktionstages gegen die Entlassung von 24 Lagerarbeitern im italienischen Piacenza. Für »nd« sprach mit ihr Peter Nowak.

 

nd: Warum soll es am 26. Juli einen IKEA-Aktionstag geben?
Schellhagen*: Der Aktionstag wurde ausgerufen, weil im Juni dieses Jahres 24 Lagerarbeiter im italienischen Piacenza entlassen worden sind. Alle 24 sind in der kämpferischen Basisgewerkschaft S.I.Cobas organisiert. Mit dem Aktionstag wollen wir erreichen, dass sie wieder eingestellt werden. Ihre Entlassung ist ein Akt der Repression. Die Lagerarbeiter bei IKEA und anderen großen Logistikunternehmen wie TNT und DHL haben mit ihren Streiks seit 2011 immerhin durchgesetzt, dass sie entsprechend dem nationalen Tarifvertrag bezahlt werden. Vorher waren die Bedingungen haarsträubend. Regelmäßig wurde durch falsche Lohnabrechnungen ein Teil des Lohnes gestohlen. Die Arbeiter waren nicht gegen Unfälle geschützt, bekamen kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld und hatten keine garantierten Arbeitszeiten. Die Leute sind entlassen worden, weil IKEA wieder zu dieser Praxis zurückkehren möchte.

Wie ist die Situation der Entlassenen in Italien aktuell?
Die Entlassenen machen seit ihrer Kündigung im Juni eine permanente Kundgebung vor dem Warenlager von IKEA in Piacenza, das heißt, sie sind 24 Stunden vor den Toren. Einmal wöchentlich blockieren sie das Lager, unterstützt von den solidarischen Teilen der Belegschaft und von Lagerarbeitern aus anderen Städten. Sie werden außerdem von linken Gruppen wie dem Laboratorio Crash, den Clash City Workers und dem Collettivo Hobo unterstützt.Die Forderung ist die Wiedereinstellung der gekündigten Arbeiter.

Gibt es Repressalien gegen die Streikenden?
Neben der üblichen Polizeigewalt, also dem Einsatz von Pfefferspray und Knüppeln, um die Blockaden aufzulösen, gibt es unter Anderem das Verbot, sich im Stadtgebiet von Piacenza aufzuhalten. Im Zusammenhang mit dem Kampf bei IKEA gab es bereits mehrere solcher Aufenthaltsverbote: gegen zwei Lagerarbeiter, gegen den Sprecher der S.I.Cobas, gegen vier Mitglieder des Laboratorio Crash, und gegen fünf Mitglieder des Collettivo Hobo. Besonders schwerwiegend ist, dass eine Genossin, die in Piacenza wohnt, eine mündliche Verwarnung bekommen hat mit der Aussicht auf ein Aufenthaltsverbot in ihrer eigenen Stadt. Außerdem ist ein Genosse vom Laboratorio Crash zu zwei mal sechs Monaten Hausarrest verurteilt worden.

Warum ist von diesem Streik in Italien hierzulande so wenig bekannt, obwohl seit Monaten andauert?
Dass die hiesige »linke« Presse sich nicht für einen seit drei Jahre andauernden, erfolgreichen Kampfzyklus der ärmsten Teile der italienischen Arbeiterklasse interessiert, liegt vermutlich daran, dass sich die Italienkorrespondenten dieser Personengruppe nicht verbunden fühlen. Ich finde es schwer zu verstehen, wieso nicht alle vor Freunde ausrasten, wenn sie davon hören, dass Migranten sich militant und erfolgreich gegen die barbarische Ausbeutungspraxis bei IKEA TNT, DHL und ähnliche Konzerne zur Wehr setzen.

Welche Rolle kann labournet.tv bei der Solidarität spielen?
Wir haben von dem Kampfzyklus gehört, weil zwei Genossen von den S.I.Cobas im März in Berlin waren. Seitdem haben wir versucht, Informationen darüber hier zu streuen. Wir haben ein langes Hintergrundinterview gemacht, Videos zu den Streiks und Blockaden aus dem Internet gefischt, deutsch untertitelt und auf labournet.tv veröffentlicht und einen Mobilisierungsclip für die Aktionen gegen IKEA geschnitten.

Wir haben einen engagierten Lagerarbeiter aus Bologna zu Informationsveranstaltungen in die BRD eingeladen, Protestaktionen vor IKEA mit organisiert und uns mit den italienischen Unterstützergruppen ausgetauscht. Zudem haben wir versucht, mit Kollegen die in Berlin in der Logistikbranche arbeiten darüber ins Gespräch zu kommen.

In Berlin ist eine Kundgebung vor der IKEA-Filiale in Tempelhof geplant. Material über den Kampfzyklus der migrantischen Lagerarbeiter ist hier gesammelt: dasnd.de/labournettv

*Name geändert

 

Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/940180.die-entlassung-ist-ein-ak...

So­li­da­ri­täts­ak­ti­on vor IKEA Tem­pel­hof, Sams­tag, 26. Juli 2014, 18 Uhr

Seit 2011 kämp­fen in Ita­li­en die meist mi­gran­ti­schen Ar­bei­ter_in­nen, die in der Lo­gis­tik­bran­che unter er­nied­ri­gen­den, il­le­ga­len Be­din­gun­gen aus­ge­beu­tet wer­den, für ge­re­gel­te Ar­beits­ver­hält­nis­se, die min­des­tens dem na­tio­na­len Ta­rif­ver­trag ent­spre­chen.

Eins der Un­ter­neh­men, die im Zuge die­ser Kampf­wel­le be­streikt wur­den, ist Ikea. Dort gab es im Win­ter 2012 einen wich­ti­gen Kampf um die Ein­hal­tung des na­tio­na­len Ta­rif­ver­tra­ges, den die Ar­bei­ter_in­nen ge­won­nen haben. Es waren ur­sprüng­lich nur 10 Ar­bei­ter_in­nen die in den Streik ge­tre­ten waren und trotz­demn konn­ten sie sich mit der Un­ter­stüt­zung von Lo­gis­tik­ar­bei­tern aus an­de­ren Un­ter­neh­men, der S.​I.​Cobas und lin­ken Ak­ti­vis­t_in­nen durch­set­zen.

Die­ser Er­folg gab dem Kampf­zy­klus in der Lo­gis­tik­bran­che da­mals einen wich­ti­gen Auf­trieb. IKEA will nun, ein­ein­halb Jahre spä­ter, den Wi­der­stand sei­ner Ar­bei­ter_ innen, aber auch die Streik­wel­le ins­ge­samt bre­chen. Auf kör­per­li­chem und ju­ris­ti­schen Wege ver­sucht das Un­ter­neh­men in Zu­sam­men­ar­beit mit der Po­li­zei, den gro­ßen Ge­werk­schaf­ten CICL und UIL Tras­por­ti, dem Bür­ger­meis­ter von Pia­cen­za, der Pre­fek­tur und den Me­di­en eine Trend­wen­de durch­zu­set­zen: in Pia­cen­za wur­den im Juni 2014 bis­her 24 Ar­bei­ter des IKEA La­gers ent­las­sen, weil sie am 14. April eine Ab­tei­lung lahm­ge­legt haben. Die Ar­bei­ter_in­nen blo­ckier­ten seit­dem mehr­mals eines der Wa­ren­la­ger und wur­den von der Po­li­zei mit Schlag­stö­cken und Trä­nen­gas at­ta­ckiert. Alle Ent­las­se­nen sind Mit­glie­der in der Ba­sis­ge­werk­schaft S.​I.​Cobas.

Sie müs­sen wie­der ein­ge­stellt wer­den! – Zei­gen wir un­se­re So­li­da­ri­tät!
Ein An­griff auf eine* ist ein An­griff auf alle!

In Ber­lin tref­fen wir uns ein wei­te­res mal zu einer So­li­da­ri­täts­ak­ti­on um 18h bei IKEA in Tem­pel­hof.

Wei­te­re Infos:


http://klassenkampfblock.blogsport.de/

Was ist ein "Kampfzyklus", also was ist regelmäßig wiederkehrend?

 

Ansonsten interessanter Artikel..