[TÜ] Kurze Spontan-Kundgebung für Flüchtlinge in Berlin am Sonntag

Antira-Solikundgebung Tübingen 1

Am Sonntag, den 6. Juli 2014, versammelten sich ab 15 Uhr in Tübingen an der Stiftskirche etwa 25 Personen um sich durch eine spontane Kundgebung mit den von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen in Berlin zu solidarisieren. Hinter der Stiftskirche, also in der Nähe des Treffpunktes, hatte sich im Februar dieses Jahres ein ehemaliger Flüchtling selbst verbrannt, weil ihn die jahrelange Erniedrigung durch die Behörden zerstört hatte.

 

Zuerst wurde die Bevölkerung am Holzplatz in einem Redebeitrag u.a. über den aktuellen Anlass und die generelle Lage von Flüchtlingen in der Bundesrepublik informiert. Ein weiterer Redebeitrag ging auf die rassistisch motivierten Angriffe und Kampagnen gegen die Unterbringung von Flüchtlingen ein.
Dann zogen die Demontrant*innen zum Marktplatz weiter und wiederholten die Ansprachen. Ein Redebeitrag thematisierte Antiziganismus als Fluchtursache, der durch das Konstrukt 'sicheres Herkunftsland' für geflüchtete Roma-Angehörige aus Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien seitens der Behörden vollkommen ignoriert wird.
Kurz nach 16 Uhr war die spontane Protest-Kundgebung beendet. Die Polizei war bis dahin nicht aufgetaucht.
Schade war das Fehlen von Flyern, sowie der Umstand, dass nur Nicht-Flüchtlinge protestierten und keine Flüchtlinge mobilisiert werden konnten.

HINTERGRUND: In Berlin halten Flüchtlinge seit Ende 2012 die Gerhart-Hauptmann-Schule in der Ohlauerstraße besetzt. Der Senat beschloss am 24. Juni 2014 die Räumung des Gebäudes und es wurde auf Anweisung des Bezirks im Reichenberger Kiez in Kreuzberg ein massives Polizeiaufgebot aufgefahren und das Gebiet um die besetzte Schule weiträumig abgesperrt. Daraufhin zogen sich viele Flüchtlinge auf das Dach der Schule zurück. Einige drohten damit sich im Fall einer Räumung vom Dach zu stürzen. Auf der einen Seite die Drohung der gewaltsamen Räumung auf der anderen Seite das Angebot des Senats auf Lagerunterbringung und Einzelfallprüfung. Damit würde der kollektive Kampf der Flüchtlinge aber wieder individualisiert und die gemeinsamen politischen Forderungen ignoriert werden: Anerkennung aller Bewohner*innen der Schule und der Geflüchteten des Oranienplatzes nach §23 des Aufenthaltsgesetzes; Abschaffung von Abschiebungen, Lagern und der Residenzpflicht sowie Abzug der Polizei und Anerkennung der Schule als selbstverwaltetes Zentrum der Flüchtlinge.
Bereits am 28. Juni 2014 hatte es in Berlin eine Solidaritäts-Demonstration unter dem Motto „You can't evict a movement“ für die Geflüchteten in der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule mit bis zu 5.000 Teilnehmer*innen gegeben. Dem folgten zahlreiche Solidaritäts-Aktionen in der ganzen Bundesrepublik und darüber hinaus, so auch in Tübingen.

You can´t evict a movement - freedom of residence for everyone!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

schönes transpi!