Am Donnerstag, 19. Juni 2014, wird der türkische Premierminister Erdogan, seines Zeichens verantwortlich für die blutige Niederschlagung der Gezi-Proteste im Sommer 2013 sowie diversen anderen Aufständen, Demonstrationen und Erhebungen der letzten Jahre (Soma...), in der Eishalle der Vienna Capitals in Kagran vor 7000 JubeltürkInnen sprechen und damit im Zuge seiner Wahlkampftour bei den konservativen Anhänger_innen der türkischen Diaspora auf Stimmenfang gehen.
Gründe gegen Erdogan auf die Straße zu gehen gibt es genügend:
+ Die massive Repression gegen die Gezi-Proteste im Sommer 2013 inklusive mindestens 6 Toten und an die 9000 Verletzten, 5000 Festgenommenen und hunderten, denen Prozesse drohen bzw. diese bereits hinter sich haben und nun hinter Gittern sitzen.
+ Die fahrlässige Ermordung von hunderten ArbeiterInnen im Kohlenbergwerk in Soma, von der türkischen Regierung als "tragischer Arbeitsunfall" bezeichnet.
+ Der Wunsch Erdogans nach der Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei.
+ Die Ankündigung von Erdogan das Recht auf Abtreibung zu verschärfen, da er jeden Schwangerschaftsabbruch für "Mord" hält sowie weitere Einschränkungen von Frauen im öffentlichen Leben.
+ Erdogan leugnet grundsätzlich den Genozid an den ArmenierInnen 1915/1916 und beschwört gern Osmanische Großreich-Phantasien herbei.
+ Erdogan bezeichnet sich selbst als Anhänger der Scharia, dem islamischen Rechtssystem, das sämtliche Bereiche des Lebens durch religiösen Vorschriften und Gebote regelt. Unter Erdogan wurden beispielsweise getrennte Schulbusse für Burschen und Mädchen eingeführt oder eigene Badezonen nur für Frauen. Eine konservativ-fundamentalistische Grundhaltung soll etabliert werden. In diesem Zusammenhang fällt auch das Verbot von Alkoholkonsum in Bars und Gaststätten sowie in weiten Teilen der Öffentlichkeit (zb Universitäten) und die damit verbundene Kriminalisierung und Vertreibung von Menschen.
+ Zunehmende Gentrifizierung und Vertreibung von ganzen Stadtteilen inklusive massiver Repression gegen Migrant_innen, Roma und Andersgläubige bei gleichzeitigem Bauboom in den betreffenden Regionen zu Gunsten Erdogan-nahen Baufirmen.
+ Einschränkung der Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit durch die Politik der AKP aufgrund der zunehmenden Islamisierung der Gesellschaft
+ Erdogans Haltung zu Israel oder generell Juden und Jüdinnen ist latent antisemitisch, so bezeichnete er beispielsweise den "Zionismus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Das sind nur einige Punkte (und diese sind unvollständig), warum Protest gegen den Privatbesuch in Wien von Erdogan wichtig und notwendig ist. Türkische und kurdische Genoss_innen mobilisieren für 13 Uhr zum Praterstern - Treffpunkt Venediger Au.
Wir wollen uns als Antiautoritäre und Anarchist_innen diesen Protesten anschließen und unsere Solidarität mit den Kämpfen in der Türkei zum Ausdruck bringen. Das Bündnis zur bzw. die OrganisatorInnen der Demo sind bunt und durchaus kontrovers, daher rufen wir zu einem eigenen Block innerhalb der Demo auf und fordern alle Genoss_innen auf sich daran zu beteiligen.
Angesichts der Repression durch die Polizei in den letzten Monaten erachten wir ein gemeinsames Auftreten als sinnvoll und wichtig. Auch ist damit zu rechnen, dass fundamentalistische Kräfte, die keinen Platz in der Eishalle gefunden haben, die Demonstration stören oder Teilnehmer_innen belästigen werden. Gemeinsames und entschlossenes Auftreten macht daher auch hier Sinn.
Und falls österreichische Faschist_innen oder FPÖler_innen meinen, sie könnten an der Demonstation teilnehmen, sind wir auch gleich mehr, um dagegen vorzugehen.
Nehmt ausreichend Wasser mit (es wird wieder heiß!), kommt in Bezugsgruppen, überlegt euch Parolen und Aktionen für die Demo. Demo-Sani-Zeug ist vermutlich auch keine schlechte Idee. Passt auf euch auf und schützt euch vor Angriffen der Polizei und anderen.
Die Albert-Schultz-Eishalle in Kagran ist aktuell laut Medien zwar noch nicht offiziel als Veranstaltungsort bestätigt, aufgrund von Absagen der Stadthalle und der Messe Wien ist allerdings mit diesem Ort zu rechnen.
Treffpunkt: Venediger Au beim Kinderspielplatz
Fuck Religion!
Kein Österreich, keine Türkei - Feuer und Flamme allen Staaten!
Solidarität mit den Kämpfenden in der Türkei!
GEZI ist überall!
Es wäre fein...
... wenn sich wer um Rechtshilfe kümmern würde. Ich nehme nicht an, dass die Organisator_innen der Demo dafür Sorge tragen werden.
...
Am Donnerstag, den 19. Juni 2014, kommt es auf Grund einer Veranstaltung des türkischen Premierministers Erdogan in der Albert-Schulz-Halle zu Ablenkungen, Kurzführungen und Einstellungen bei den Wiener Öffis. Die Wiener Linien empfehlen Besuchern der Veranstaltung mit der U1 anzureisen und für Hin- und Rückfahrt etwas mehr Zeit einzuplanen.
Von ca. 10:30 Uhr bis voraussichtlich 20:00 Uhr werden die Linien 22A, 26A, 27A, 93A und 94A kurz- bzw. abgelenkt geführt. Die Linie 25 kann nur bis ca. 10:00 Uhr fahren. Auf sicherheitspolizeiliche Anordnung wird bei der U-Bahn-Linie U1 die Station Kagran ab ca. 13:00 Uhr durchfahren.
Die Wiener Linien bitten ihre Fahrgäste die Durchsagen in den Stationen sowie die Fahrplanaushänge zu beachten und großräumig auf andere U-Bahn-Linien auszuweichen.