Atomkraft als "Brückentechnologie"? Wie Angela Merkel in der Vergangenheit das Atomüllproblem gelöst hat. Morsleben lässt grüßen!

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Atomkraft als "Brückentechnologie"? Die Bundeskanzlerin im Gespräch mit NDR-Info

BI Umweltschutz präsentiert Karikatur: "Wie Angela Merkel in der Vergangenheit das Atomüllproblem gelöst hat. Morsleben lässt grüßen!"

 

Im Interview mit NDR-Info setzte sich die Bundeskanzlerin erneut für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke - über das Jahr 2020 hinaus - ein. Wichtig sei auch, dass "wir endlich ein Endlager finden", sagte die CDU-Politikerin. Was unter der Brückentechnologie zu verstehen ist, die von der CDU/CSU und FDP propagiert wird, karikiert ein handgemaltes Plakat in trefflicher Form.

 

Kerstin Wittstamm aus Clenze hat es gemalt. Es erinnert fatal an die Sorglosigkeit, wie Angela Merkel in den 90er Jahren mit der Lagerung von Atommüll in Morsleben umging. Merkel sprach am vergangenen Freitag in Hamburg auf dem Gänsemarkt, Atomkraftgegner aus dem Wendland skandierten unüberhörbar "Anti-Atom".

 

"Mit jeden Auftritt heizt Merkel die Debatte weiter an, wir stellen uns längst auf den Ernstfall, die Aufhebung des Moratoriums in Gorleben und den Weiterbau ohne atomrechtliches Genehmigungsverfahren ein - juristisch und politisch", kontert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). "Wer nicht auf Argumente baut, erntet Atomruinen."

 

Das Plakat stach hervor und das aus guten Grund: die Kanzlerin, deren Engagement als Umweltministerin in den 90er Jahren im Werbefilm der CDU ausdrücklich belobigt wird, hat das zweite havarierte Atommüllendlager - Morsleben - politisch zu verantworten. Auf der Karikatur betritt sie die Brücke und wirft Atommüllfässer in den Fluss.

 

Dazu liefert die BI heute nicht nur die Fotos, die honorarfrei von der BI-Seite -  www.bi-luechow-dannenberg.de <http://www.bi-luechow-dannenberg.de> - heruntergeladen können, sondern auch die Hintergrundinformationen.

 

Nicht die Asse II, sondern Morsleben war das erste genehmigte Endlager in Deutschland, das zur Zeit eilig geschlossen und teilweise mit Beton verfüllt wird, um das Einstürzen zu verhindern. 1970 erwarben die Atomkraftbetreiber der DDR die Salzgrube. Schon ein Jahr später beginnt das Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) den Betrieb. Parallelität der Ereignisse in Ost und West: Da keine Sicherheitsnachweise vorlagen, erfolgte die Einlagerung des Atommülls bis 1981 unter dem Titel "Einlagerungsversuchsphase".

 

Wissenschaftler des Deutschen Brennstoffinstituts in Freiberg (Sachsen) merkten schon 1969 an: “Die Grube ist trotz gegenwärtig geringer Zuflüsse einer großen hydrologischen Gefährdung ausgesetzt." Zu DDR-Zeiten wurden 14.430 Kubikmeter Abfälle eingelagert. Die Abfälle wurden versprüht, verstürzt und teilweise gestapelt.

 

Zwischen 1994 und 1998 kamen 22.320 Kubikmeter Atommüll hinzu - in erster Linie "Westmüll". Angela Merkel, die sich heute als Kanzlerin für die Verlängerung von Laufzeiten der Atomkraftwerke und die Aufhebung des Gorleben-Moratoriums stark macht, stellte der Atommüllkippe noch 1997 als Bundesumweltministerin einen Blankoscheck aus: "Die Standsicherheit des Endlagers und der betroffenen Versturzkammern, aber auch der Hohlräume darüber und darunter, ist für die nächsten Jahrzehnte gegeben".

 

1998 wurde der Betrieb wegen einer Klage eingestellt, im Jahr 2000 gab es den ersten großen "Löserfall": ein mehrere Tausend Tonnen schwerer Salzbrocken löste sich und stürzte in eine - zum Glück - leere Kammer. Seit Oktober 2003 laufen im Zentralteil des ERAM sogenannte bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahmen. Dabei werden bis Ende des Jahrzehnts etwa 20 ausgewählte Grubenhohlräume, in denen keine radioaktiven Abfälle lagern, mit einer Mischung aus Zement, Salz und Steinkohlenfilterasche verfüllt, um den unkontrollierbaren Zusammenbruch abzuwenden.

 

Die BI schließt: "Die Betreiber von westdeutschen kerntechnischen Anlagen, von denen 1994 bis 1998 etwa 22.000 Kubikmeter der insgesamt 37.000 Kubikmeter eingelagert wurden, haben einen Kostenbeitrag von 0,15 Milliarden Euro durch Gebühren geleistet. Die Kosten für die Schließung - nach Schätzungen des BfS etwa 2,57 Mrd. Euro - tragen die Steuerzahler."

 

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.

Rosenstr. 20  29439 Lüchow

<http://www.bi-luechow-dannenberg.de>

Büro: Tel: 05841-4684  Fax: -3197

buero@bi-luechow-dannenberg.de

 

 

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graswurzel.tv 22.09.2009 - 09:51
Die Rede, bzw. Gegendemonstration, auf die sich der Anfang des Artikels bezieht, gibt es bei uns als Film zu sehen. Flashmob und AKW-Gegner besuchen Angies Wahlauftritt in Hamburg

Greenpeace hat das Kommunikationskonzept einer Unternehmensberatung vorliegen, das sich an ein großes Energieversorgungsunternehmen wendet. Das Konzept zeigt auf, wie die Leute für Atomkraft erwärmt werden könnten - gerade im Hinblick auf den Wahlkampf. Am erstaunlichsten ist, wie sehr die vorgeschlagenen Kommunikationsrichtlinien sich mit den Argumenten von Unionspolitikern decken.

Mehr Infos auf  http://blog.greenpeace.de/pr-offensive-fuer-atomkraft/
Benni 22.09.2009 - 14:48


Gruß Benni, Greenpeace
http://blog.greenpeace.de

BUND Sachsen-Anhalt e.V. und  Morsleben-Kampagne www.morsleben-kampagne.de




Pressemitteilung 


zum „Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben“ (ERAM)


Im Rahmen des Schließungsverfahrens des ERAM wird noch in diesem Herbst mit der Auslegung der Planunterlagen gerechnet. Aus diesem Anlass ist es dringend  notwendig, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gleichzeitig droht laut dem Betreiber ein neuer dramatischer Löserfall.


Der Betreiber des ERAM, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat im Jahr 2005 seine Schließungspläne für das marode Bergwerk bei der Genehmigungsbehörde, dem Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalts eingereicht. Bislang prüft die Behörde die Unterlagen auf Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit. Für diesen Herbst wurde jetzt die öffentliche Auslegung der Planunterlagen angekündigt. Dazu Oliver Wendenkampf vom BUND: "Die unverantwortliche Verschleppungspolitik des sachsen-anhaltischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt muss endlich ein Ende haben. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Löserfalles wird überdeutlich, dass die Unterlagen zum Verschlusskonzept des Endlagers Morsleben umgehend öffentlich ausgelegt werden müssen und nicht länger unter dem Vorwand unzureichender Unterlagen aus dem BfS verzögert werden darf."


Während des Auslegungszeitraumes von 2 Monaten sind alle Bürgerinnen und Bürger per Atomgesetz dazu befugt und aufgefordert, sogenannte Einwendungen zu erheben, also auf Defizite des Verfahrens hinzuweisen. Geplant ist aktuell die weitgehende Verfüllung mit Salzbeton und die Verzögerung des Austrittes von Radionukliden. „Es bestehen allerdings bereits jetzt zahlreiche fundierte Zweifel, ob an diesem Standort die Langzeitsicherheit nachgewiesen werden kann.“ so Christina Albrecht für den Trägerkreis der ganz neu gestarteten Einwendungs-Kampagne. Dem Kreis gehören an: die AG Schacht KONRAD, der Asse-II-Koordinationskreis, BI-Lüchow-Dannenberg und die BI-Morsleben.


Laut BFS ist jetzt zu erwarten, dass aus dem größten Abbau des ERAM die komplette Decke herunterbricht. Bis zu 20.000 Tonnen Salzgestein werden ca. 45 Meter tief aufschlagen. Dies würde deutlich spürbare Erschütterungen über Tage bedeuten. Erst ein Gutachten wird Aufschluss darüber geben, wie weit auch die Standsicherheit des Bergwerks und der Zugänge zu den Endlagerstätten gefährdet sind. Dazu Andreas Fox von der BI Morsleben: „Morsleben ist akut einsturzgefährdet! Es rächt sich jeden Tag, dass auch noch in bundesdeutscher Regie 1994-1998 unter den damaligen  Bundesumweltministern Töpfer und Merkel in das marode ERAM weiter eingelagert wurde. Die Rechnung wird den Anwohnern und dem Steuerzahler präsentiert.“ 


Laut Peter Dickel von der AG Schacht KONRAD könnte das sog. „Schließungsverfahren“ für das ERAM auch weitreichende Folgen für den zukünftigen Umgang mit Atommüll haben.“Hier wird so getan, als könne man die erforderliche Langzeitsicherheit an einem geologisch ungeeigneten Standort durch technische Maßnahmen gewährleisten. In Zukunft bräuchte man sich dann über die geologischen Standorteigenschaften eines Endlagers gar keine Gedanken mehr zu machen.“ Da das Atomgesetz kein eigenständiges Schließungsverfahren vorsieht, gilt das hier angewandte Verfahren auch als Testballon für die Schließung von Asse II.




Für Rückfragen:


Julia Wendenkampf  (BUND)  0170-7996497 

Christina Albrecht  (Morsleben-Kampagne)  0151-50194026 

Andreas Fox  (BI-Morsleben)  05351/41861

Peter Dickel  (AG Schacht KONRAD) 0531-895601


www.morsleben-kampagne.de



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Mit freundlichen Grüssen

pressedienst@ag-schacht-konrad.de