Rund 400 Menschen folgten dem Aufruf zur diesjährigen revolutionären 1.Mai Demonstration in Freiburg. Bei mäßigem, aber trockenem Wetter begann der Aufzug am Stühlinger Kirchplatz gegenüber der alljährlichen Kundgebung des reformistischen deutschen Gewerkschaftsbunds. Der erste Redebeitrag der Anarchistischen Gruppe Freiburg befasste sich mit der (oft fehlenden) Kritik am Kapitalismus. Die Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen- Union (FAU) Freiburg thematisierte in ihrem Beitrag die Angriffe auf das Streikrecht. Nachdem die Einsatzleitung unverständliche Auflagen in ihr Megaphon nuschelte, setze sich der unangemeldete Demozug durch den Stühlinger in Bewegung.
Während der vordere Teil durch Transparente, Schilder, Fahnen, Regenschirme und Parolen gegen Staat, Nationalismus, Kapitalismus, Festung Europa, Deutschland, Troika, sowie für Kommunismus und Anarchismus versuchte einen kämpferischen und entschlossenen Eindruck zu vermitteln, ging es hinten am Lausprecherwagen und besonders am kosmischen Anarcho-Huhn etwas gelassener und hedonistischer zu. Die Polizei lies es sich nicht nehmen die Demo mit einem Spalier zu begleiten und Filmaufnahmen von den Demonstranten anzufertigen. Nach einem Stop und Verhandlungen mit der Einsatzleitung wurde das Spalier aufgegeben, sowie das Filmen eingestellt.
Am Hauptbahnhof wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. Die Antifaschistische Initative Freiburg ging auf die Gefahr reaktionärer Krisenlösungen wie Rechtspopulismus oder religiösen Fudamentalismus ein. In ihrem Beitrag kritisierte Aktion Bleiberecht scharf die europäische Grenzpolitik.
Weiter gings dann ins Sedanviertel. Die Einsatzkräfte stoppten hier die Demo mit einem massiven Aufgebot in der Moltkestraße. Während dem letzten Redebeitrag setzten sich mehrere Spontis durch das Viertel in Bewegung. Gleichzeitig legten die Sambas los und das Straßenfest begann mit mehreren Soundsystemen, mobilen Essens- und Getränkeständen, Tanzgruppen, Infoständen und einem Spontanauftritt von Freiburgs bester Avantgarde-Punk Band.
Weitere lesenswerte Berichte gibt es vom AKJ, den gewaltbereiten Autonomen, sowie den friedlichen Anwohner*innen.
Folgen sind noch die Redebeiträge dokumentiert, sowie einige Impressionen von der Demo.
Redebeiträge: Anarchistische Gruppe Freiburg | Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen- Union (FAU) Freiburg | Antifaschistische Initative Freiburg | Aktion Bleiberecht | Kulturcafé (KuCa) PH Freiburg | Sand im Getriebe (SiG) | Realitätenwerkstatt | Grußwort aus Budapest
Anarchistische Gruppe Freiburg:
Der Kapitalismus steckt nunmehr seit über sechs Jahren in seiner schwersten Krise seit 1929, und mit ihm auch die Staaten der Europäischen Union. Massen an Menschen sind durch die Krise in eine extrem prekäre ökonomische Lage geraten. Sie haben Arbeitsplätze, Wohnungen, Renten und damit einhergehend auch ein bisher gewohntes Leben verloren.
Doch anstatt sich mit den tatsächlichen Ursachen der Krise zu befassen wird in Deutschland und anderswo gemeinhin auf einfache Erklärungen zurückgegriffen. Die Verantwortung für die Krise wird stets bei bestimmten Gruppen gesucht, nicht in in der Funktionsweise des Kapitalismus selbst. Neben den „gierigen Bankern“ sind diese Gruppen im Zweifel die „Anderen“ – wahlweise die „faulen Griechen“, „Sozialschmarotzer“ oder Migrant*innen. In anderen Ecken hofft man auf staatliche Eingriffe, Reformen, ein bisschen Subventionen, ein paar weitere Rettungspakete, und wenn’s Deutschlands Stellung auf dem Weltmarkt dienlich ist, dann wird in gut sozialpartnerschaftlicher Tradition der Gürtel eben enger geschnallt. Doch es wird dabei bleiben: Die goldenen Jahre kommen nicht wieder, so sehr die SPD und manche Gewerkschafter sich das auch wünschen mögen.
Wir schätzen das antirassistische Engagement vieler Gewerkschafter*innen, wir ziehen den Hut vor der Hartnäckigkeit einzelner linker Gewerkschaftsfunktionär*innen. Doch wir vermissen eine wirkliche Zukunftsperspektive, die sich nicht mit ein paar Euro mehr Lohn für deutsche Arbeiter zufrieden gibt. Dazu müsste eben der Burgfrieden mit dem Kapital aufgekündigt werden. Es bräuchte den Willen zu einer antikapitalistischen Analyse der Gesellschaft, ein Ende der Glorifizierung der Lohnarbeit und grenzenübergreifende Solidarität statt Sozialpartnerschaft mit dem deutschen Kapital. Alles andere bleibt völlig abhängig vom auf und ab der Dynamik des Kapitalismus.
Und dessen Krisen werden nicht weniger werden, im Gegenteil. Denn sie sind keineswegs das Werk einiger gieriger Banker und hemmungsloser Spekulanten. Die Ursachen der Krise liegen vielmehr direkt in der Funktionsweise der kapitalistischen Wirtschaft. Denn der Kapitalismus hat einen großen Schwachpunkt: Er ist zu produktiv. Durch technischen Fortschritt und Automatisierung wird menschliche Arbeitskraft zunehmend überflüssig. Gleichzeitig müssen die Unternehmen immer weiter wachsen, um in der globalen Konkurrenz bestehen zu können. Einerseits kann das Kapital nur von der zunehmenden Vernutzung von Arbeit leben, andrerseits muss es Arbeit fortwährend überflüssig machen. Je produktiver die Wirtschaft wird, desto weniger Wert fließt dem Kapital in der Produktion tatsächlich zu. Hier liegt die eigentliche Ursache der Krise: Seit dem Ende des Fordismus konnte kein Sektor der Wirtschaft mehr für massenhafte Wertproduktion durch Lohnarbeiter*innen sorgen.
Durch ein stetig weiter sich aufblähendes Finanzkapital konnte diese systemische Krise zwar bis ins letzte Jahrzehnt aufgeschoben werden. Als das nicht mehr reichte, kamen die Staaten zuhilfe, finanziert durch Schulden. Doch die Staaten können die Krise nicht lösen, sondern nur noch weiter hinauszögern. Entweder mit immer weiterer Staatsverschuldung, wie die USA, bis dann irgendwann die Inflation einsetzt. Oder eben durch drakonische Sparmaßnahmen und der damit ausgelösten Verarmung weiter Teile der Bevölkerung der betroffenen Volkswirtschaften. Diese Antwort wird in Europa unter deutscher Führung derzeit durchgesetzt. Die Folgen sind bekannt, die Folgen sind fatal. Ganze Regionen verelenden, weil die dortige Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wird.
Es ist absurd: Die Gesellschaft geht an ihrem Überfluss zu Grunde. Weil zu viele Waren mit immer weniger Arbeit hergestellt werden können, versinken immer mehr Bevölkerungsgruppen und Weltregionen in Marginalisierung und Verelendung. Wir könnten schon lange nur noch fünf Stunden pro Woche arbeiten und mit 40 Jahren ganz damit aufhören. Doch die einen sollen sich totarbeiten während die anderen „nicht gebraucht“ werden. Die technischen und materiellen Voraussetzungen zur Errichtung einer Gesellschaft, die die Grundbedürfnisse aller Menschen weltweit befriedigt, sind dennoch objektiv gegeben. Nutzen wir sie und organisieren wir unser Zusammenleben radikal anders!
Für eine revolutionäre Perspektive! Für den freiheitlichen Kommunismus!
Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen- Union (FAU) Freiburg:
Finger weg vom Streikrecht!
In den bürgerlichen Medien wird Deutschland gern als offene und plurale Gesellschaft bezeichnet. Doch neben dem Ausschluss von MigrantInnen und Flüchtlingen an der gesellschaftlichen Teilhabe hören soziale Rechte auch oft genug am Werkstor auf. Das hat hierzulande und leider auch weltweit Tradition. Ein unverzichtbarer sozialer Schrittmacher für grundlegende Verbesserungen ist immer die Arbeiterbewegung mit ihren vielen verschiedenen Organisationsformen gewesen. Das heißt, die vielen Millionen Menschen, die tagtäglich die materielle Grundlage der Gesellschaft schaffen, aber auch für ein besseres Leben kämpfen. Die Lohnabhängigen waren es, die wichtige Rechte und soziale Standards erkämpft haben. Und sie sind es immer noch!
Die ArbeiterInnen selbst – aber auch ihre Organisationen wie etwa die Gewerkschaften – sind immer wieder verschiedenen Angriffen durch Staat und Unternehmer ausgesetzt.
Das jüngste Beispiel für einen lang geplanten Großangriff auf die Gewerkschaftsund Streikfreiheit in Deutschland bildet das Vorhaben der Groko aus CDU und SPD, die sogenannte Tarifeinheit gesetzlich zu verankern. Einigkeit macht stark. Das ist richtig. Aber Einigkeit kann nicht von oben erzwungen werden, sie muss von unten wachsen. Es steht für uns außer Zweifel: Der Regierung geht es mit ihrem Projekt der Tarifeinheit natürlich nicht um die Einheit der abhängig Beschäftigten, sondern um den Vorteil für die Bosse.
Die geplante, gesetzlich festgelegte Tarifeinheit würde die Beschneidung gewerkschaftlicher und betrieblicher Handlungsfreiheit bedeuten. Denn ihre Tarifeinheit heißt Burgfrieden: Ein Betrieb, ein Tarifvertrag, und Ruhe im Karton! Das schärfste Schwert der ArbeiterInnen – der Streik, der offene Arbeitskampf – soll nach herrschendem Recht nur von Gewerkschaften und nur für einen Tarifvertrag geführt werden. Doch diese Tarifeinheit sicherte dem DGB-Apparat nur jahrzehntelang einen »Platzhirsch-Effekt«. Und sie sicherte den Bossen eine verlässliche Kostenkalkulation – nicht umsonst haben wird in den letzten Jahrzehnten enorme Reallohnverluste hinnehmen müssen.
Mit der relativen Ruhe an der Gewerkschaftsfront ist es jedoch seit einiger Zeit tendenziell vorbei. Vor sieben Jahren etwa führte die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) einen intensiven Arbeitskampf gegen die Deutsche Bahn und machte sich von der Umklammerung der DGB-Gewerkschaft »transnet« frei. Vor vier Jahren kippte dann das Bundesarbeitsgericht endlich die überkommene Tarifeinheit. Die heute geltende Tarifpluralität ist ein erster Schritt zur Verwirklichung von tatsächlicher Koalitions- und Gewerkschaftsfreiheit in den Betrieben. In der Bundesrepublik haben alle arbeitenden Menschen – auch die ohne deutschen Pass – auf der formalen Ebene das Recht, sich zu organisieren und für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen, z. B. in der Gewerkschaft ihrer Wahl. Wer unzufrieden ist mit der eigenen Organisation, kann die Gewerkschaft wechseln oder eine neue aufbauen. Uns ist dabei klar, dass sich keine Firma nur von guten Argumenten überzeugen lässt. Um Verbesserungen durchzusetzen, bracht es Druck unsererseits.
Warum Streiks und somit auch das Streikrecht so wichtig sind, zeigt schon ein Blick in die Geschichte: Zuerst war der Streik, dann die Gewerkschaft, und zuletzt der Tarifvertrag. Ohne Streik ergibt eine Gewerkschaft keinen Sinn und ohne zu kämpfen gibt es keine Verbesserungen. Das gesetzliche Vorhaben zur Tarifeinheit würde aber zur Fesselung aller kleinerer Gewerkschaften in den jeweiligen Betrieben führen und so die Kampfbedingungen aller Beschäftigten verschlechtern. Mit dem vorläufigen Ende der Tarifeinheit nähert sich die Bundesrepublik langsam internationalen Standards an. Zwar ist das formale Recht auf Arbeitskämpfe immer noch an Gewerkschaften und Tarifverträge geknüpft, und das bedeutet Bürokratie und Verrechtlichung. Aber immerhin: Nun sind Streiks einer Gewerkschaft oder Belegschaft möglich, wenn bereits Tarif und Friedenspflicht einer anderen Gewerkschaft gelten. Dies erleichtert es denjenigen, die mit einem sozialpartnerschaftlichen Kuschelkurs nicht einverstanden sind, Alternativen aufzubauen. Außerdem hat die Tarifpluralität durchaus für DGB-Mitglieder Vorteile, denn sie wirkt beispielsweise gegen Christliche Phantomgewerkschaften oder gegen Gefälligkeitsabkommen.
All das will die Regierungskoalition auf Druck der Bosse zurücknehmen und per Gesetz verordnen, dass wie ehedem nur schwerfällige Gewerkschaftskolosse und ihre Apparate das Sagen haben, wann gestreikt wird. Diese Gefahr haben viele aktive GewerkschafterInnen – auch in den großen Zentralorganisationen – erkannt. Sie sind mit Aktiven aus kleineren Gewerkschaften in der organisationsübergreifenden Initiative »Hände weg vom Streikrecht« aktiv. Diese Initiative wird sich Mitte Juni zu einer bundesweiten Konferenz treffen.
Es sollte jedoch auch klar sein, dass letztlich alles vom Engagement und der Initiative der einzelnen Belegschaften abhängt. Es ist also nicht das Tätigwerden des Gesetzgebers oder der Gerichte erforderlich, sondern das solidarische Engagement der Einzelnen, der Vielen, mithin eine lebendige und kämpferische Arbeiterbewegung. Eine von oben gewährte Tarifpluralität ist lediglich ein kleiner Faktor, der die Gewerkschaftslandschaft ein wenig stärken und beleben kann. Deswegen noch einmal: Die geplante Tarifeinheit ist ein Hebel der Politik und der Bosse, um kämpferischen Lohnabhängigen die Hände zu binden!
Also:
- Hände weg vom Streikrecht!
– Für volle gewerkschaftliche Aktionsfreiheit!
– Streikrecht ausweiten – statt einschränken
– Selbstorganisiert und solidarisch leben & kämpfen!
Antifaschistische Initative Freiburg:
Redebeitrag zum anhören als mp3 -> link
Seit Anfang April wird in den Zeitungen von Flüchtlingsbooten berichtet, die vor der Küste Italiens aufgegriffen werden. Allein an zwei Tagen kamen mehr als 4000 Refugees in Italien an. Mehr als 15 000 Menschen wurden seit Jahresbeginn vor der Küste Italiens gerettet. Eine Schlagzeile berichtet von einem „Flüchtlingstsunami“. Die italienische Regierung rechnet mit 300 000 bis 600 000 Menschen, die an der nordafrikanischen Grenze auf eine Überfahrt warten.
Durch diese Panikmache wird in der Öffentlichkeit ein Bild von einer nicht kontrollierbaren Menschenmenge heraufbeschworen, die Europa überschwemmen wird. Dabei wurden die überspitzten Zahlen bisher nicht belegt. Durch die Berichterstattung angestachelt, reagieren viele Menschen abweisend. In Kommentaren und Leserbriefen zeigt sich immer mehr Fremdenfeindlichkeit. Natürlich ist es einfach, aus einem friedlichen Umfeld, aus einer distanzierten Perspektive über Menschen zu urteilen, die fliehen mussten. Sei es aus Krieg, Hunger, Verfolgung oder Angst. Aber genau die Menschen, um die es eigentlich geht, werden kaum beachtet. Niemand flieht ohne Grund! Niemand setzt freiwillig sein Leben aufs Spiel! Die Fahrt über das Mittelmeer ist für viele Menschen ein Albtraum, der mit der Ankunft in Europa längst nicht vorbei ist.
Nach der Katastrophe im letzten Oktober hat die italienische Regierung das Projekt „Mare Nostrum“ gestartet, durch das Menschen auf hoher See früher zu erkennen sind. Aber wenn diese in Italien ankommen, geraten sie schnell in Vergessenheit und niemand fühlt sich für diese Menschen verantwortlich. Tausende Flüchtlinge kommen aus Syrien. Sie fliehen vor einem Krieg, den die europäischen Staaten viel zu lange ignoriert haben. Doch Syrien ist weit weg. Die Katastrophe wird nicht gesehen und die Folgen werden in Europa verdrängt. Das Mittelmeer dient als Graben, die Zäune vor Melilla als Burgmauer und Frontex als Wachhund. Europa hat sich perfekt abgeschottet, um all die, die in Europa scheinbar keinen Platz haben, auszuschließen. Es werden Millionen von Euro investiert, um den Schein zu wahren. Mit Erfolg.
Protestaktionen gegen diese Politik innerhalb Deutschlands wird meist wenig Aufmerksamkeit geschenkt oder sie werden sogar polizeilich verhindert oder beendet. Am 9. April wurde der Oranienplatz in Berlin geräumt. An diesem Platz hatte sich vor anderthalb Jahren ein Protestcamp gegründet, das auf die Missstände aufmerksam machen sollte. Doch die verschiedenen Gruppen, die gemeinsam auf dem Platz gelebt hatten, wurden gegeneinander aufgehetzt. Das Versprechen lautete: Wenn der Oranienplatz geräumt sei, würde eine Einzelfallprüfung stattfinden. Nicht alle Refugees waren mit dieser Abmachung einverstanden. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen. Das Camp wurde geräumt und die letzten AktivistInnen wurden von der Polizei weggetragen. Die Öffentlichkeit zeigte sich teilweise betroffen, aber zum Großteil gleichgültig.
Sind wir wirklich so kurzsichtig, dass wir nur bis zur Frontex Mauer sehen? Wie lange braucht Europa noch, bis es erkennt, dass eine immer brutalere Grenzpolitik nicht die Lösung sein kann? Dass Verzweiflung vor keiner Mauer halt macht? Wie lange wird es in der Festung ruhig bleiben?
Wir wollen uns mit den Menschen vom Oranienplatz solidarisch zeigen. Wir wollen auf die Menschen aufmerksam machen, die in den Wäldern von Marokko leben und darauf warten, den Zaun vor Melilla überqueren zu können, jene die in kaum mehr seetüchtigen Booten versuchen Lampedusa zu erreichen, jene die seit Jahren in Unwissenheit über ihren Aufenthalt leben und die die Angst haben, an die Orte zurückzukehren, von denen sie aufgrund von Krieg, Hunger, Verfolgung oder Perspektivlosigkeit geflohen sind. Wir sind mit der menschenfeindliche Grenzpolitik Europas nicht einverstanden!
Gegen die Festung Europa! Für ein humanitäres Bleiberecht! Niemand flieht ohne Grund!
Redebeitrag zum anhören als mp3 -> link
Jingle zur Love or Hate Parade als mp3 -> link
wird nachgereicht :-)
Liebe GenossInnen,
Revolutionäre Grüsse aus Ungarn. Wir begrüßen euch bei Gelegenheit vom 1-sten Mai. Dieser Tag ist der internationale Feiertag gegen die Lohnarbeit und die Ausbeutung. In dem kapitalistischen Weltsystem leben wir um arbeiten zu können und wir können nur solange leben, bis wir arbeiten, also bis wir der ausbeutenden Klasse Profit produzieren. Aber der Kapitalismus soll sich dauernd mit seinen eigenen Grenzen konfrontieren: es werden immer mehr hungrige Menschen sein und der Kapitalismus braucht immer wenigere Arbeitskraft. Die Ausbeutung verstärkt sich und dafür wird einen immer stärkeren Staat gebraucht. Europa faschisiert sich und in diesem Prozeß bewegt sich der ungarische Staat vorne. Die bürgerliche Demokratie wird aufgeräumt, der Nationalismus zu staatlicher Politik gemacht und die Auslieferung der armen Massen und der Arbeiterklasse verstärken sich. Der Rassismus und der Antisemitismus werden zum Alltag. Wir brauchen keine Illusionen zu machen, was gerade in Ungarn abläuft, wird bald zu einem allgemeinen Phänomen. Aber der Kampf ist noch nicht entschieden. Der Explosionsstoff der gesellschaftlichen Revolution häuft sich an und der Brandschnurr brennt schon. Der Kampf gegen den Kapitalismus geht weiter – überall.
Es lebe die internationale Solidarität!
Fotos kommen noch!
Einige Eindrücke finden sich auf flickr.
Schwarz oder doch rot?
Wie ist es zu verstehen, dass sich die Anarchistische Gruppe FR für den Kommunismus ausspricht?
(Kein Gepöbel, sondern eine ernstgemeinte und interessierte Frage). Guter Redebeitrag!
Dein Kommentar versteh ich nicht so ganz...
Schon seit den 1890er Jahren spricht sich die Mehrheit der organisierten AnarchistInnen für den Kommunismus aus. In den romanischsprachigen Ländern wurde diesbezüglich auch der Begriff des "libertären Kommunismus" geprägt. Das sie hier den Begriff "libertär" nicht verwenden und stattdessen von "freiheitlich" schreiben hängt vermutlich damit zusammen, dass es hierzulande viele Leute gibt, die in nicht, oder falsch (dadurch das die "Anarcho-KapitalistInnen" heute oft diesen Begriff vereinnahmen) verstehen.
Unwissen
Ich habe mich offengestanden mit dem Thema Anarchie bisher nur auf dem untersten Niveau - sprich Anarchie als Herrschaftsfreiheit - auseinandergesetzt. Und gerade in FR hatte ich den Eindruck, dass das Verhältnis zwischen Roten und Schwarzen eher ein angespanntes ist.
Hast du mir eventuell gute Literaturtipps zu dem Thema? Danke für die Antwort.
PS: Was meinst du mit Anarchokapitalist_Innen? Verfechter_Innen des unregulierten Marktes?
Literatur
Philippe Kellermann: Begegnungen feindlicher Brüder Band 1,2 und 3 sind ganz gut. Gibt es bei Unrast. Zu den Anarcho-Kapitalisten (nenen sich teilweise auch Libertäre) einfach wikipedia.
Danke
Vielen Dank!
Unterschiedliche Wege zu einem ähnlichem Ziel
Eine stark vereinfachte Erklärung de Konfliktes wäre:
Anarchismus ist nicht bereit eine autoritäre Zwischenstufe zu akzeptieren zwischen der heutigen autoritären Gesellschaftsform und den Zustand der Freiheit und Solidarität zwischen alle Menschen. Kommunismus hält eine autoritäre Zwischenstufe für notwendig (nur diese lösen sich nie wie geplant von alleine auf in eine freie Gesellschaft). Für der Anarchie ist der Weg auf der die Utopie angesteuert wird auch wichtig, dieser Weg muss emanzipatorisch und partizipatorisch sein, sonst wird das Ergebnis niemals emanzipatorisch sein.
Und falls du den historischen Streit zwischen den beiden Tendenzen meinst: Realexistierender Kommunismus ist nochmal ein anderes Tier: meist autoritär organisierte Gruppen/Partien/Nationen die Ziele verfolgen die oft wenig mit der eigenen Bevölkerung zu tun hatten, sondern die nationalen Interessen der UdSSR dienten. Historisch wurden Anarchisten immer wieder unterdrückt und verraten durch Kommunisten, die Unterstützung der UdSSR genossen hatten, während anarchisten immer auf ihre eigene Ressourcen und internationale Solidarität angewiesen waren.