Neuer Mut im Braunkohlewiderstand trotz Räumung und Repression!

Räumung Hambacher Forst

Nach der Räumung ist vor der Besetzung --- Neuer Mut in den Dörfern durch Tagebauverkleinerung --- Communiqué drei Tage nach der Räumung Die Wald­be­set­zung im Ham­ba­cher Forst wurde ge­räumt. Mit Hun­dert­schaf­ten, Klet­ter­teams und ganz kla­ren Ein­schüch­te­rungs­ver­su­chen ge­gen­über der Öf­fent­lich­keit (“wir raten nie­man­dem, hier­her zu kom­men”) wurde schließ­lich genau das getan, was so­wie­so zu er­war­ten war: RWE, Land, Stadt und Po­li­zei wol­len zei­gen, wer herrscht, wer die sprich­wört­li­chen Zügel in den Hän­den hält. Doch es ist nicht alles so ein­fach. Die Raz­zi­en, die Räu­mun­gen, die gan­zen Scheiß­re­pres­sio­nen zei­gen nicht etwa deren Über­le­gen­heit, son­dern ihre Angst!

 

Au­ßer­dem ma­chen sich et­li­che Me­dien­ver­tre­ter_in­nen er­neut zu will­fäh­ri­gen Ge­hil­fen der In­ter­es­sen von In­dus­trie und Po­li­tik. Nach­dem es z.B. bei der Räu­mung der Wald­be­set­zung im No­vem­ber 2012 von den Spe­zia­lis­ten der Gru­ben­wehr nur po­si­ti­ves über die “pro­fes­sio­nell an­ge­leg­ten” Tun­nel im Ham­ba­cher Forst zu be­rich­ten gab, wurde letzt­lich al­lei­ne die Stel­lung­nah­me der Po­li­zei wei­ter­ver­brei­tet, es hand­le sich um eine Ret­tungs­ak­ti­on, eine Per­son ge­fähr­de das ei­ge­ne und das Leben an­de­rer. Ab­surd. Jetzt wird davon ge­spro­chen, dass die Stadt Ker­pen für die Räu­mung vor­ges­tern, am 27.​03.​2014, ver­ant­wort­lich sei. Es habe ein Ge­fahr für “Leib und Leben” ge­ge­ben, bau­recht­li­che Ver­ord­nun­gen seien ver­letzt wor­den und quasi habe die stän­di­ge Ge­fahr her­un­ter­fal­len­der Baum­häu­ser für Spa­zier­gän­ger be­stan­den. Ei­gent­lich haben wir keine wirk­li­che Lust, uns über­haupt zu äu­ßern zu Ar­gu­men­ten, wel­che die bru­ta­le Nie­der­schla­gung von Wi­der­stand le­gi­ti­mie­ren und da­durch eben auch Recht­fer­ti­gung sein sol­len für Um­welt­zer­stö­rung, Kli­ma­wan­del, Zwangs­räu­mun­gen gan­zer Ort­schaf­ten, sowie Mord an mensch­li­chen und nicht­men­sch­li­chen Le­be­we­sen zu be­tei­li­gen. Und ja, wir spre­chen von Mord, denn wel­ches an­de­re Wort sol­len wir be­nut­zen im Hin­blick auf er­höh­te ato­ma­re Strah­lung durch die Mi­nen­ar­beit, die Fein­staub­be­las­tung, das Frei­set­zen von CO2, den durch Kli­ma­wan­del und Ka­pi­ta­lis­mus ver­ur­sach­ten Strö­men von Flücht­lin­gen, Hun­gern­den und Ster­ben­den, das Aus­ein­an­der­rei­ßen von Fa­mi­li­en und lo­ka­len Ge­mein­schaf­ten durch das Ab­bag­gern gan­zer Ort­schaf­ten, der Ver­nich­tung von Le­bens­raum und dem di­rek­ten Töten von Tie­ren durch die Fäll- und Gru­ben­ar­bei­ten? Wie ge­schrie­ben ist nicht alles so ein­fach.

 

Denn wie kön­nen Baum­häu­ser plötz­lich Bau­vor­schrif­ten nicht ge­nü­gen, wenn diese Baum­häu­ser nie von ir­gend einem Men­schen aus dem Ver­wal­tungs­be­reich Ker­pen über­haupt ge­se­hen wor­den waren? Wenn kein Mensch vom Bau­amt oder an­de­rer Stel­le sich von der Un­si­cher­heit auch nur ein vages Bild ge­macht hat? Wieso soll­ten wir Baum­häu­ser un­zu­rei­chend bauen, in wel­chen wir ja – tag­ein, tag­aus – Leben und für den Er­halt des Fors­tes kämp­fen? Wie kön­nen Baum­häu­ser eine Ge­fahr für Spa­zier­gän­ger_in­nen dar­stel­len, wel­che vor allen an­de­ren Din­gen sich an einem Ort im Wald be­fun­den haben, an wel­chem es keine of­fi­zi­el­len Spa­zier-​ oder Wan­der­we­ge ge­ge­ben hat? Diese Fra­gen sind dann end­lich mal doch recht ein­fach zu be­ant­wor­ten: Vor­ge­scho­be­ne Be­grün­dung. Wer etwas an­de­res be­haup­tet, als dass wir in ers­ter Linie von RWE ge­räumt wor­den seien, der_­die ver­dreht die of­fen­kun­di­gen Tat­sa­chen doch schon mehr als nur ein biß­chen. Eine Woche nach einer Raz­zia auf der Wiese, nach­dem die Klet­ter­sei­le der sich in den Baum­häu­sern be­find­li­chen Men­schen in 3 Me­tern Höhe von der Po­li­zei ge­kappt wor­den waren, völ­lig ohne Rück­sicht­nah­me auf die hier­durch tat­säch­lich leicht er­sicht­li­che Ge­fähr­dung von “Leib und Leben”, sind sol­che (Teil-)Ar­gu­men­te nun­mehr Haupt­au­gen­merk der Be­richt­er­stat­tung zur Räu­mung des Ham­ba­cher Fors­tes. Der Ham­ba­cher Forst wurde durch die Po­li­zei, die “Staats­ge­walt”, im Namen von – und da­durch auch durch – RWE ge­räumt. Ge­räumt im In­ter­es­se von Kon­zern und Po­li­tik, nicht etwa, weil es eine Ge­fähr­dung für uns oder an­de­re Men­schen im Ham­ba­cher Forst ge­ge­ben hätte, son­dern des­halb, weil WIR eine Ge­fähr­dung für die Macht­in­ter­es­sen der hier han­deln­den Per­so­nen sind. – RWE hat Mil­li­ar­den­ver­lus­te, nicht, weil der Kon­zern so schei­ße ist, dass ist er so­wie­so, son­dern des­halb, weil im Scheiß­kon­zern auch schei­ße ge­ar­bei­tet wor­den ist (was uns sehr freut, ne­ben­bei be­merkt) – Garz­wei­ler stand vor der po­li­ti­schen Ent­schei­dung, wel­che wir jetzt end­lich ken­nen und be­ju­beln: der letz­te Ab­schnitt der Er­wei­te­rung wird nicht voll­zo­gen; dies be­deu­tet “Über­le­ben” für 1.​400 Men­schen in Holz­wei­ler.

 

Wir freu­en uns rie­sig mit den vor Ort le­ben­den Men­schen. Und genau dies ist eine Nach­richt, deren Spreng­kraft enorm sein könn­te. Das weiß auch RWE. Denn wenn eine “Grube” vor einem Dorf plötz­lich Halt macht, dann be­steht ja viel­leicht auch die Mög­lich­keit, dass an­de­re, zuvor schein­bar un­um­stöß­li­che Ent­schei­dun­gen, zu Wei­ter­füh­rung und Aus­bau, zu­rück­ge­nom­men wer­den könn­ten. Zumal, wenn sich der Druck auf die so ge­nann­ten “Ent­schei­dug­s­trä­ger_in­nen” zu­neh­mend er­hö­hen würde. Was ist denn mit den Men­schen in Man­heim, in Mor­sche­nich, in Bor­sche­mich, Im­merath und all den an­de­ren, noch immer “tot­ge­weih­ten” Ort­schaf­ten an den Rän­dern der von RWE be­trie­be­nen Ta­ge­baue? Diese Men­schen könn­ten sich nun even­tu­ell durch­aus Ge­dan­ken dar­über ma­chen, ob es nicht auch Mög­lich­kei­ten gibt, wie ihre Dör­fer und Ge­mein­schaf­ten ge­ret­tet wer­den kön­nen. Es ist ja nicht von der Hand zu wei­sen, dass statt Ar­gu­men­ten wie “der Pro­test kommt 30 Jahre zu spät” nun durch­aus Stim­men zu hören sein wer­den, die voll von Hoff­nung und neu auf­kei­men­der Mög­lich­kei­ten sind. Und viel­leicht auch Stim­men vol­ler Be­reit­schaft, Ra­di­ka­li­tät, offen dem­ge­gen­über, nicht auf­zu­ge­ben und auch nicht auf ir­gend­wel­che Ent­schei­dun­gen zu war­ten, son­dern diese selbst her­bei­zu­füh­ren, einen Kampf wie­der auf­zu­neh­men, wel­chen RWE schon vor Jahr­zehn­ten, ge­stützt durch po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen, ge­won­nen zu haben glaub­te. Aus die­sen Ge­dan­ken, wel­che in den Thinktanks von RWE und Re­gie­rung si­cher­lich eine Rolle spie­len, er­ge­ben sich die Angst und der Hand­luns­g­druck, wel­cher zur Raz­zia und zur Räu­mung ge­führt haben. Die Be­set­zung wurde ge­räumt, weil al­lein die Idee, dass Men­schen Wi­der­stand leis­ten eine große Ge­fahr dar­stellt. Ge­ne­rell, aber HEUTE MEHR DENN JE! Ge­ra­de die Be­set­zung im Ham­ba­cher Forst, der Wi­der­stand im Wald, auf dem Wie­sen­camp, wel­ches noch immer in vol­ler Blüte be­steht, die wi­der­stän­di­gen Struk­tu­ren und Men­sche, dies alles ist nun ein noch grö­ße­rer Dorn im Auge von RWE und Land, könn­ten sich an die­sem be­ste­hen­den und an­dau­ern­den Pro­test nun doch mög­li­cher­wei­se auch an­de­re Men­schen ori­en­tie­ren, jene, die durch die Ent­schei­dun­gen um Garz­wei­ler eine neu auf­flam­men­de, hoff­nungs­vol­le Geg­ner_in­nen­schaft zum Braun­koh­le­ta­ge­bau bil­den könn­ten. Des­halb der Ver­such der Kri­mi­na­li­sie­rung, wel­cher durch dir Raz­zia ge­lin­gen soll, des­halb nun die Räu­mung der Wald­be­set­zung. Als kla­res Zei­chen der “Herr­schen­den” an alle Men­schen im Rhein­land und dar­über hin­aus: Wi­der­stand ist zweck­los.

 

Wie mehr­fach ge­sagt, es ist nicht alles so ein­fach. Man­ches für uns hin­ge­gen schon: Nach der Be­set­zung ist näm­lich ein­fach vor der Be­set­zung, der Tag der Wie­der­be­set­zung ist ja be­reits öf­fent­lich kund­ge­tan, es ist der 26. April 2013. Zuvor wird es vom 12. bis zum 25. April ein SkillS­ha­ring Camp auf der Wiese und über­all drum herum geben. Ver­spro­chen! Das dies so fest­steht und von uns klar be­nannt wird ist kein Vor­teil für die so ge­nann­ten “Au­to­ri­tä­ten”, son­dern zeigt ein­fach nur, wie selbst­si­cher und po­si­tiv wir ge­stimmt sind, dass wir den Ham­ba­cher Forst wie­der be­set­zen wer­den, dass wir die all­ge­mein den Ta­ge­bau im Rhein­land stop­pen kön­nen, dass wir dar­über hin­aus Herr­schaft, Au­to­ri­tät und den Wachs­tums­glau­ben immer mehr und schließ­lich voll­stän­dig zu­rück­drän­gen kön­nen wer­den – in uns und um uns herum! Es ist nie zu spät, für die ei­ge­nen In­ter­es­sen auf­zu­ste­hen! Schaf­fen wir zwei, drei, viele Holz­wei­ler und ge­nau­so viele Ham­ba­cher Fors­te!

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