Heute, am 28.03.2014, haben ein rundes Dutzend Leute der JVA Oslebshausen einen Besuch abgestattet, um ihre Solidarität mit den darin inhaftierten Hungerstreikenden auszudrücken. Ausgerüstet mit Megaphon und Transpi wurde der Knast umrundet und immer wieder versucht, die Insass_innen zu erreichen; dabei wurde an verschiedenen Stellen folgender Redebeitrag verlesen:
"Ende letzter Woche begaben sich rund 15 Gefangene der JVA Bremen-Oslebshausen in den Hungerstreik.
Sie protestierten damit unter anderem gegen die schlechten
Haftbedingungen im Bremer Knast. Vor allem ging es ihnen dabei um die
schlechte Qualität des Essens, um mangelnde Bildungsmöglichkeiten
innerhalb der JVA und Probleme bei der Aufrechterhaltung von intimen Beziehungen durch fehlende Besucherregelungen.
Das Bremer Justizresort kann dem Protest nichts abgewinnen. So heißt es von dort: “Die Haftbestimmungen werden vom Gesetzgeber geregelt und sind keine Verhandlungssache zwischen Inhaftierten und Anstaltsleitung.” Anstaltsleiter Carsten Bauer betont: “Wir sind nicht in einer Verhandlungsposition; sondern da sind Forderungen vorgetragen worden und WIR werden gemeinsam mit dem Justizressort entscheiden, was davon umgesetzt werden kann.”
Der Hungerstreik stellt also eine der wenigen Ausdrucksmöglichkeiten dar, die Gefangene haben, um sich im perfiden System Knast zu Wort zu melden und auf sich aufmerksam zu machen.
Wir gehen davon aus, dass sich die Menschlichkeit einer Gesellschaft darin zeigt, wie menschlich sie gerade mit denen umgeht, die sie am meisten ablehnt. In den Knästen sehen wir deutlich die Denkweise einer brutalen Gesellschaft veranschaulicht, in der Gewalt Struktur hat; sie sind die Gitter und Schloss gewordene Verkörperung dieser Gewalt. Knast ist Teil eines Systems von Strafen. Es geht davon aus, dass einzelne Menschen gegen gesetzte Regeln verstoßen und blendet dabei die Bedingungen in der Gesellschaft aus, welche Menschen erst dazu bringen, gegen die Regeln zu verstoßen. Diese Regeln sind aber Ausdruck von gesellschaftlichen Konflikten, in denen verschiedene Interessen aufeinander treffen. Gesetze spiegeln in dieser demokratischen und kapitalistischen Gesellschaft die bestehenden Machtverhältnisse wieder. Die Verlierer dieser Konflikte sollen diese Ordnung nicht in Frage stellen dürfen. Vielmehr werden sie als Abweichung von dem Vorgesehenen gebrandmarkt und in vielen Fällen inhaftiert. Die Konflikte bleiben damit unbearbeitet – es werden nur “Schuldige” ausgemacht und weggesperrt.
Durch das Knastsystem werden die gesellschaftlichen Konflikte ausgeblendet, ohne sie zu lösen. Eigentumsdelikte besipielsweise sind Folge von der ungerechten Reichtumsverteilung und unserer Art von Wirtschaft. Zum Beispiel wird den Menschen ein Lebensideal an Wohlstand vorgehalten, welches ein Großteil von ihnen niemals erreichen kann. Außerdem gibt es viele, die so wenig Geld haben, dass sie sich keine Fahrkarten für Bus und Bahn leisten können und dann ohne Karte fahren (müssen) – was im Wiederholungsfalle als Betrug gewertet wird. Wir sagen es nochmal: Knast löst keine gesellschaftlichen Konflikte!
Es ist daher ein Skandal, wenn Menschen hier im Knast so sehr grundlegender Rechte beraubt werden. Wir akzeptieren es nicht, wenn Menschen derartig schlecht behandelt werden, gegängelt, überwacht und dann durch immer mehr Sparmaßnahmen jeglicher Perspektiven beraubt werden.
Solidarität mit allen Hungerstreikenden!
Mit der Knastgesellschaft brechen!"
Den Kontakt zu den Gefangenen herzustellen gestaltete sich selbstverständlich schwierig, es gelang jedoch immer wieder mal, ein paar Worte und freundliche Gesten zu tauschen: Sehr zum Missfallen der Anstaltsleitung und des rabiaten Wachpersonals, die dies in bester Law&Order- Manier zu unterbinden versuchten. Wir hoffen trotzdem darauf, mit dieser kleinen Aktion ein Zeichen der Solidarität und auch unserer radikalen Ablehnung dieser Verhältnisse gesetzt zu haben.
Unsere Solidarität gegen Ihre Repression!
Bis alle frei sind!
Danke!
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interessant mal so etwas zu hören, die Presse schweigt sich über solche Aktionen ja gerne aus.
Eine Frage blieb offen:
Wenn Kriminalität und besonders Eigentumsdelikte nur eine Folge ungerechter Verteilung sind, warum hat dan Höneß Steuern hinterzogen? Hätte man ihm einfach mehr Geld geben müssen und wäre das dann nicht passiert?
Liebe Grüße
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Die Stelle finde ich im Text auch nicht besonders stark.
Wir leben leider in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem. Alle werden darauf getrimmt möglichst viel Geld zu verdienen un das "beste" aus ihrem Leben zu machen. Es ist ein ständiger Wettlauf mit viel Ellenbogeneinsatz. Viele bleiben dabei auf der Strecke und können das Ziel des Geld habens, wenn überhaupt, nur noch mit gesellschaftlich nicht akzeptierten Mitteln erreichen - viele wandern dann dafür in den Knast. Nun ist es aber nicht so, dass ausschließlich arme, ausgeschlossene Menschen versuchen ihr Geld illegal zu vermehren. Auch reiche Menschen wie der Hoeneß haben das Geld machen, samt Ellenbogen und anderer unfairer Mittel, verinnerlicht. Kapitalismus bedeutet eben jede_r gegen jede_r. Ab und an kommt dann auch mal jemand wie Hoeneß hinter Gitter, in der Regel können sich solche Leute aber recht einfach wieer raus kaufen, was ärmeren Bevölkerungsschichten nicht möglich ist.
In der JVA Bremen sitzt der überwiegende Teil der Menschen auf Grund von Schwarzfahren, Diebstahl, Raub etc. - in einem gerechteren Wirtschaftssystem ohne wirtschaftliche Konkurrenz würden diese Strafttaten wegfallen.
Für die Anarchie