Auf die Straße.... Mit Freude haben wir den Aufruf von Bonner Kulturschaffenden gelesen, welche am 15.02.2014 eine Demonstration durch die Bonner Innenstadt geplant haben. Wir möchten euch einladen, mit uns einen libertären Block auf der Demo zu gestalten. Das Anliegen, mehr kulturelle Freiräume in Bonn zu haben teilen wir uneingeschränkt, wir sehen das Verbot von Parties in der Rheinaue und die damit einhergende Kriminalisierung der Veranstalter_Innen jedoch in einem Kontext, der sich in Bonn an verschiedenen Stellen offenbart. Anstatt für politische Konflikte, politische Lösungen zu suchen reagiert die Stadtverwaltung und der Rat mit Verboten. Ein Verbot spitzt einen Konflikt jedoch noch mehr zu, statt ihn zu lösen.
In Bonn ist unkommerzielle und widerständige Kultur leider seit Jahren Mangelware, die wenigen Orte welche temporär genutzt werden konnten, sollen uns nun auch noch genommen werden. So steht eine Kulturszene vor dem Dilemma, sich entweder von der Stadtverwaltung in die Illegalität drängen zu lassen und auf den Veranstaltungen selbst massive Konflikte mit der Staatsgewalt in Kauf zu nehmen. Oder es bleibt nur die etablierte und kommerzielle Musik/Kultur/Clubszene, welche Kultur nur als käufliche Ware behandelt. Beides erscheint wenig attraktiv, da einerseits ein Einschreiten der Ordnungsmacht, meist auch mit körperlicher Gewalt verbunden ist und andererseits der Ausverkauf dessen was uns wichtig ist keine Option sein kann.
Bei kleinen open-Air Partys, können sich die Veranstaltenden mit vielen Details künstlerisch bereits in der Vorbereitung auslassen und Menschen mit wenig Geld werden nicht ausgeschlossen, da niemand nach Eintritt fragt und auch Getränke selber mitgebracht werden können. Das Ausschließen einer solchen Partykultur in Bonn bedeutet gleichzeitig das Ausschließen von finanziell benachteiligten Bürger_Innen dieser Stadt. Unkommerzielle Kultur als Rahmen für Inklusion zu betrachten zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt, der ausgrenzenden Struktur des Kapitalismus mit einfachen Mitteln entgegen zu treten und ein solidarisches miteinander zu ermöglichen.
Die Idee des Ausgrenzens von Menschen, die sich nicht dem Konsumzwang unterwerfen können oder wollen ist in Bonn jedoch nicht neu und auch nicht erst seit 2013 im Repertoire der Stadtverwaltung. Bereits vor einigen Jahren wurde im Bereich des Bonner Lochs und rund um den HBF ein generelles Alkoholverbot ausgesprochen, dieses sollte lediglich dazu dienen, die Trinker_Innenszene Bonns aus dem Stadtbild zu entfernen.
Im Laufe des Jahres 2013 kam es im Bereich des Platzes vor dem Frankenbad immer wieder zu razzienartigen Kontrollen der Menschen die sich dort treffen. So wurden unter vorgeschobenen Gründen Personalien kontrolliert und Menschen des Platzes verwiesen. Nachbar_Innen, die aus dem Umfeld kommen und sich zu einem Festessen auf dem Platz trafen, wurden mit einem Aufgebot aus Polizei und Ordnungsamt vom Platz verscheucht, da das Aufstellen von Tischen und Bänken in der Öffentlichkeit eine Ordnungswidrigkeit darstellt. So wurde soziale Vernetzung und Interaktion in einer an einigen Stellen funktionierenden Nachbar_Innenschaft durch ordnungspolizeiliche Massnahmen verhindert.
Es lassen sich sicherlich noch weitere Beispiele für diese Law-and-Order-Politik in Bonn finden.
Die oben beschriebenen Konflikte zeigen auf, dass es in Bonn keine Orte gibt in denen Menschen der verschiedensten gesellschaftlichen Hintergründe sich auf Augenhöhe begegnen können und so aus einem Verständnis der Selbstermächtigung stark werden können, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. In Bonn braucht es dringend Orte an denen Menschen gemeinsam feiern können, ohne dass es dabei auf den Geldbeutel ankommt. Weiterhin benötigt Bonn Orte an denen sich wirklich alle Menschen sicher fühlen können und an denen Ausgrenzungsmechanismen wie Rassismus und Sexismus nicht funktionieren. Diese Orte werden benötigt, um allen Menschen eine Perspektive für ein würdiges und angstfreies Leben zu ermöglichen.
Lasst uns also gemeinsam auf die Straße gehen, die Form der bonner Politik als das Bezeichnen was sie is, nämlich eine Politik, die Menschen mit Gewalt ausgrenzt und an ihrer individuellen Entfaltung hindert. Lasst uns also gemeinsam für libertäre Zentren und das schöne Leben auf die Straße gehen. Kommt am 15. Februar 2014 zur Freiraumdemo auf dem Kaiserplatz in den libertären Block.
Auf die Straße, in die Häuser! Her mit den libertären Zentren!
Aufruf zu einem emanzipatorischen Block bei der Demo
"Warum ein emanzipatorischer Block?
Die Bonner Initiativen, die derzeit mit der Forderung für mehr (Frei-)Räume für Kulturveranstaltungen in der Öffentlichkeit stehen, bleiben mit ihrem Spaß- und
Partybegehren zu oberflächlich.Ein selbstverwaltetes Zentrum und mehr Raum für Kunst, Konzerte, Politik und Überhaupt? Ja, das wollen wir, aber dazu müssen wir gemeinsam dafür einstehen, diese Räume auch so zu gestalten, dass Sie "Freiräume" werden können.
Dass heißt, dass wir Machtstrukturen und Bedingungen der Möglichkeit von Partizipation reflektieren,
dass wir uns fragen, was es heißt, zusammen zu feiern, ohne dass dabei jemensch durch übergriffiges Verhalten oder Diskriminierung zu Schaden kommt,
dass wir die Missstände benennen und zu benennen lernen, dass wir uns u.a. (Hetero-)Sexismus, Rassismus, Klassismus, Machismus, Strukturen, die übergriffiges
Verhalten erlauben und begünstigen, und denen, die lieber klüngeln und klönen, weil klare Positionen nicht immer die bequemsten sind, widersetzen.
Da diese ersten profanen Überlegungen und Forderungen nicht im Geringsten Teil der Bonner Partybürger_innen-Bewegung
sind, wollen wir Sie sichtbar machen, indem wir am 15.02. gemeinsam dafür einstehen.
WIR SIND VIELE, WIR SIND DA. UND WIR WOLLEN MEHR ALS NUR DIE NACHT ZURÜCK
Für den Block treffen wir uns am Samstag um 15:45 Uhr am Brunnen vor der Unterführung des Hbf. So können wir gemeinsam als emanzipatorischer Block zur Demo gehe. Der allgemeine Demotreffpunkt ist der Kaiserplatz."