[Wien] Polizeistaatsmethoden gegen Fußballfans in Wien!

do not question authority

Heute, am 4. Februar 2014, wurden in den frühen Morgenstunden 44 Fußballfans von der Polizei unter der Leitung der "Gruppe Hoffmann" in ihren Wohnungen in Gewahrsam genommen und auf verschiedene Inspektionen zu Verhören verbracht. Sechs Leute werden aktuell noch immer (Stand: 16:00 Uhr) in der Justizanstalt Josefstadt festgehalten. Der Tatvorwurf bei allen Betroffenen lautet auf § 274 (Landfriedensbruch), ein aus dem Mittelalter stammender Gummiparapraph, der bereits eine unterlassene Entfernung aus einer Menschenmenge, aus der heraus Straftaten, etwa Sachbeschädigungen, begangen werden, unter Strafe stellt, unabhängig ob der oder die Einzelne die aus der Menschenmenge begangene Straftat überhaupt bemerkt hat.

 

Im sogenannten "Westbahnhof-Prozess" wurden vor einem Jahr bereits über 80 Fußballfans verurteilt, davon vier zu unbedingten Haftstrafen von bis zu 14 Monaten. Nach einer leichten Sachbeschädigung (Mistkübel aus Verankerung gerissen) und einer schweren Körperverletzung (ein Tag Krankenstand eines Polizeibeamten) wurde mittels § 274 gegen alle anwesenden Personen, die sich zum Tatzeitpunkt am Westbahnhof aufhielten ermittelt, ein großer Teil wurde durch Videoüberwachung ausgeforscht und angeklagt.

 

Die heutigen Ermittlungen bezogen sich offiziell auf die Ereignisse bei einem Straßenfest nach einem Freundschaftsspiel des SK Rapid gegen FC Nürnberg. Damals schlägerten sich WEGA-Polizisten (darunter viele Symphatisanten der rechtsextremen Polizeigewerkschaft AUF) durch eine familiäre Freundschaftsfeier mit mehreren tausend TeilnehmerInnen, darunter auch viele Jugendliche, Kinder und Babys und setzten dabei sogar chemische Kampfstoffe gegen die zivile Bevölkerung ein. Diese völlig unbegründete Eskalation kam für alle Fußballfans überraschend, ein politischer Hintergrund für diese grundlose Aggression gegen das Fest ist naheliegend: Fußballfans beteiligten sich 2013 weltweit an systemkritischen Aufstandsbewegung, etwa beim Umsturz in Ägypten oder bei den Kämpfen um den Gezi-Park in Istanbul. eine polizeiliche einschüchterung der proletarisch geprägten Fußballkultur in Hütteldorf erschien anscheinend notwendig.

 

Diese Vorfälle sind nun sechs Monate her. Nach der Hetze der bürgerlichen Öffentlichkeit in den letzten Tagen (von der Grünen Partei bis zur Kronen-Zeitung), anlässlich der Proteste gegen den Pensionistenball der FPÖ in der Hofburg spürt die Wiener Polizeiführung anscheinend Rückenwind. Nach sechs Monaten ist ausgerechnet 10 Tage nach den Demonstrationen am 24.1.2014 der Zeitpunkt gekommen, um mit widerständigen Personen abzurechnen. Die Methoden gegen engagierte AntifaschistInnen wie J. und gegen leidenschaftliche Fußballfans sind dabei die gleichen:

 

Zerschlagen wir daher § 274 gemeinsam!

Nieder mit der korrupten Nazi-Polizei!

Tod den Faschisten!

 

Sofortige Enthaftung für J. und die sechs Rapidler!!

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1. So absurd die wiener Polizei auch ist, "Nazi-Polizei" beschreibt die derzeitige Situation und die wiener Polizei nicht.

 

2. "Tod den Faschisten": Echt jetzt? Ist das eure bevorzugte Umgangsweise mit politischen Gegner_innen? Bei eurer Revolution möchte ich nicht dabei sein.

danke für euren beitrag. finde das gut hier zum thema zu machen, nur die fussballfans als aufständische kritische masse darzustellen, finde ich dann doch etwas vermessen. vielmehr handelt es sich oft um junge, erwachsene männer, die sich ihrer männlichkeit versichern müssen indem sie sich besaufen, prügeleien liefern ode einfach nur herumgrölen. feier und alles in aller ehre, aber das ganze als fortschrittlich darzustellen, halte ich für daneben. im knast sollen sie trotzdem nicht landen, daher FREIHEIT FÜR ALLE! Insbesondere aktive antifaschist_innen wie Josef, der grade in U-Haft in Wien sitzt!

Das ist jetzt aber auch eine nicht weniger pauschalisierende Beschreibung der Fußballfanszene im Allgemeinen..

Vielleicht haltet ihr alle mal die Pappn, dieses seltsame Pro-Ösi-Kontra-Deutsche ist peinlich und vor allem selbstenttarnend.

Jeder Depp hier weiß, wer ihr seids bzw. wer diese Position so vertritt.

Vielleicht versucht ihr euch bitte etwas weniger typisch zu verhalten, dann würden sich die Cops auch schwerer tun mit ihrer Arbeit...

Also so einen Schwachsinn habe ich seit langem nicht mehr gelesen. Harmloses Fußball Fest, Kinder u Babies, chemische Waffen? Abgesehen davon... gehen uns jetzt schon die eigenen Sympathisanten aus, denn mit den großteils rechten Radaubrüdern (Ultras und wie sie alle heißen) sehe ich so gut wie gar keine Gemeinsamkeiten. Oder heiligt der Zweck jetzt schon die Mittel? *kopfschüttel*

Realistisch probiert die Polizei - und damit meine ich nicht nur die österreichische, das ist ein weltweites Phänomen - Repression gern an vermeintlich unpolitischen Gesellschaftsgruppen aus, wie eben Fußballfans.

 

Insofern finde ich Solidarität und vor allem wachsame Berichterstattung sinnvoll und notwendig.

Wegen dem Akademikerball wird ja nach wie vor ermittelt. Das Delikt Landfriedensbruch war bis zum Westbahnhofprozess an sich totes Recht, aktuell muss aber davon ausgegangen werden, dass demnächst Linke zum Handkuß kommen werden.

 

Als Anarchist kann ich weder Repression gegen Linke, Unpolitische noch Rechte gutheißen. Bei Nazis ist es mir egal, wobei ich es auch falsch finde, mich diesbezüglich zu freuen. Der Staat gewinnt immer - und das ist ein Punkt, an dem man jedenfalls die Vernetzung mit anderen Repressionsbetroffenen suchen kann. Davon abgesehen, dass die Rapidler im aktuellen Fall keine Rechten sind.

 

Was ich am oberen Artikel allerdings falsch finde, ist das Verharmlosen des "familiären Freundschaftsfests".

Konkret haben nämlich Rapidler und Nürnberger gemeinsam die Cops angegriffen, einen Akt, den man gut oder schlecht finden kann.

Fakt ist, dass nämlich vorher gewaltig von der Polizei versucht wurde zu eskalieren (ua durch massive Polizeipräsenz) und die Anwesenden haben sich das schlicht nicht gefallen lassen.

 

Solidarität mit den Betroffenen - egal ob schuldig oder nicht im Sinne des Strafgesetzes!

Infos von der Rechtshilfe Rapid - gefunden auf Scheißbook - https://www.facebook.com/RechtshilfeRapid
 
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Stellungnahme zu den Polizeimaßnahmen gegen Rapidfans

Gestern wurden in den frühen Morgenstunden etwa 50 Rapidfans von Beamten der Kriminalpolizei (Leitung "Gruppe Hoffmann") aus ihren Wohnungen bzw. Arbeitsstellen zu einer Einvernahme abgeholt. Diese Aktion führten über 100 Beamte zeitgleich in vier verschiedenen Bundesländern durch.

Die Beschuldigten wurden teilweise öffentlich bloßgestellt u...nd vor ihrem sozialen Umfeld sowie ihren Arbeitgebern als Kriminelle denunziert. Wir kritisieren diese Form der Vorverurteilung, denn abermals versucht die Staatsanwaltschaft den Tatvorwurf des Landfriedensbruchs (§274 StGB) zu konstruieren, für den einzelnen Personen keine konkreten strafbaren Handlungen nachgewiesen werden müssen.

Allen Beschuldigten wird vorgeworfen, am 7.9.2013 nach dem Freundschaftsspiel zwischen dem SK Rapid und dem 1. FC Nürnberg besagten "Landfriedensbruch" begangen zu haben. Damals prügelte die Polizei ein fröhliches Fußballfest von zwei eng befreundeten Vereinen ins Chaos.

(Wir berichteten am 08.09.2013 über das skandalöse Auftreten der Polizei: http://rechtshilfe-rapid.at.com2000.at/index.php/117-polizei-pruegelt-friedliches-fanfest-ins-chaos).

Die Tatsache, dass unter den Beschuldigten auch Personen sind, die nicht bei diesem Spiel und dem darauf folgenden Straßenfest waren, unterstreicht die Fragwürdigkeit dieser Polizeimaßnahmen. Sechs Personen befinden sich seit Dienstag früh in Haft.

Außerdem fand in der Wohnung des Obmanns der Rechtshilfe Rapid eine Hausdurchsuchung statt. Bei dieser wurden unter anderem ein Handy, zwei Laptops sowie mehrere Datenträger beschlagnahmt. Wir verwehren uns gegen diese Kriminalisierung unseres Vereins »Rechtshilfe Rapid«, der sich ausschließlich mit legalen Mitteln für Gerechtigkeit einsetzt.

Trotz dieser Repressionsmaßnahme lassen wir uns nicht abschrecken und engagieren uns weiterhin für das Recht von Fußballfans. Allen betroffenen Personen empfehlen wir, sich umgehend mit der Rechtshilfe Rapid in Verbindung zu setzen!

Hütteldorf, 5.2.2014