Nach Krawall-Demo: Anschlag auf Star-Architekten

Erstveröffentlicht: 
27.12.2013

Es waren die gewalttätigsten Ausschreitungen seit Jahren: Heute vor einer Woche zogen Autonome randalierend durch St. Pauli und die Schanze, um so für den Erhalt der Roten Flora einzutreten. Erst jetzt wird bekannt: Auch die Villen zahlreicher Prominenter an der Elbchaussee wurden angegriffen. Darunter das Haus von Star-Architekt Meinhard von Gerkan (78).

Am Freitag ging in der MOPO-Redaktion ein Bekennerschreiben ein: Die Gewalttäter rühmen sich darin, dass sie die Elbchaussee zwischen Liebermannstraße und Hohenzollernring mit Barrikaden „stillgelegt“ hätten. Danach griffen sie Villen und Büros mit Steinen und Farbe an. Die Besitzer seien „für Unterdrückung und Ausbeutung verantwortlich“. Etliche Luxusautos wurden dabei auch zerstört. Folgende Firmen wurden Opfer der Randalierer:

Das Architekturbüro von Gerkan, Marg + Partner (GMP) sowie das Wohnhaus von Meinhard von Gerkan: Das Büro plant Stadien – etwa für die Fußball-WM in Brasilien 2014 und die Olympischen Spiele 2016 im selben Land. Laut Bekennerschreiben machen sich Gerkan & Co. dadurch mitschuldig „an der Zerstörung von Stadtvierteln, der Vertreibung ihrer Bewohner“ und an menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen.

Die hohen Investitionen in WM-Stadien sind in Brasilien hoch umstritten, immer wieder kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Gerkan ist einer der bekanntesten Architekten weltweit, er baute unter anderem den Berliner Hauptbahnhof.

Das Wohnhaus einer Familie, die an der Verpackungsfirma Neupack beteiligt ist: Mit dem „längsten Streik in Hamburgs Geschichte“ hatten die Neupack-Arbeiter Anfang 2013 für Schlagzeilen gesorgt. Die Firma antwortete mit Streikbrechern. Laut Bekennerschreiben wurde das Haus attackiert, weil die Arbeiter „mit Bruttolöhnen von 9 Euro über die Runden kommen müssen, während die Familie weiterhin in Villen mit Elbblick wohnt“.

Das Wohnhaus eines Managers von Blohm+Voss: Die Firma baut unter anderem Kriegswaffen, geriet deshalb ins Visier der Autonomen.

Die Polizei hat die Anschläge an der Elbchaussee am Freitag bestätigt. Aber warum erst auf Nachfrage? Sollte hier etwas geheim gehalten werden? Sprecherin Karina Sadowsky dementiert: „Die Anzeigen gingen noch Tage nach der Demo bei uns ein. Die Schäden in Hamburg sind so weitreichend, dass wir noch keine Übersicht haben.“

Die MOPO hat versucht, Meinhard von Gerkan zu fragen, wie er den Angriff erlebt hat und was er zu den Vorwürfen gegen sein Unternehmen sagt. Leider war er für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Absender des Bekennerschreibens drohen mit weiteren Ausschreitungen im kommenden Jahr – „gegen Gentrifizierung, gegen Kriegspolitik und gegen böse Bosse“.

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Prima Geschichte, die Bullen versuchen das offensichtlich klein zu kommunizieren. Warum aber nur die Mopo die Erklärung bekommt und sie nicht hier veröffentlicht wird, ist schwer nachvollziehbar.