"Fleisch ist Mord" - Brandanschlag auf Bochumer Schlachterei

Drei Lastwagen wurden bei dem Brandanschlag zerstört.
Erstveröffentlicht: 
15.12.2013

Bochum. Die Bochumer Schlachterei ist am frühen Sonntagmorgen Zielscheibe eines Brandanschlags geworden. Die Täter setzten drei Lastwagen auf dem Firmengelände in Brand. Eines der ausgebrannten Wracks beschmierten sie mit dem Schriftzug "Fleich ist Mord". Die Kriminalpolizei ermittelt.

 

Unbekannte haben am frühen Sonntagmorgen einen Brandanschlag auf eine Bochumer Schlachterei verübt. Dabei wurden drei Lastwagen zerstört, die auf dem Firmengelände an der Freudenbergestraße geparkt waren. Auf eines der Wracks schrieben die Täter mit schwarzer Farbe "Fleisch ist Mord".

Der gegen vier Uhr alarmierten Feuerwehr gelang es zu verhindern, dass die Flammen auf andere Fahrzeuge oder Gebäude übrergriffen.
"Fleisch ist Mord" steht auf dem ausgebrannten Lkw an der Bochumer Schlachterei.Foto: Karsten John

Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer XXXX-XXXXXXX zu melden.

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Bochum. Eine Bochumer Großfleischerei am Schlachthof ist am frühen Sonntagmorgen Zielscheibe eines Brandanschlags geworden. Die Täter setzten drei Lastwagen auf dem Firmengelände in Brand. Eines der ausgebrannten Wracks beschmierten sie mit dem Schriftzug "Fleisch ist Mord". Die Kriminalpolizei ermittelt.

Die Hitze muss gewaltig gewesen sein. Noch in rund zehn Metern Entfernung von den drei völlig ausgebrannten Lastwagen wellen sich die Plastikrollläden. Schorfig aufgeplatzt liegt der Asphalt am Sonntagmorgen an der Stelle, wo am frühen Morgen die Flammen hell aufflackerten. Advent, Advent – für die Großfleischerei Krümmel hat dieser Sonntag nichts von vorweihnachtlicher Heimeligkeit. „Fleisch ist Mord“ steht auf einem der zerstörten Wagen.

Die Brüder Ralf und Stephan Krümmel – die Hände des Letzteren sind noch kohlig schwarz von der stundenlangen Arbeit an den LKW-Wracks – sind ratlos, zucken die Schultern. An einen Anschlag der Tierrechtsorganisation A.L.F. (Animal Liberation Front) wollen sie nicht so recht glauben. Dies steht jedoch als Bekennerkürzel auf einem der Fahrzeuge gesprüht. Die Polizei nimmt dies ernst, die Ermittlungen laufen in alle Richtungen, heißt es dazu knapp am Sonntagnachmittag.


Produktion soll wie üblich weitergehen

"Zum Glück hat uns das Autohaus Kittler rasch geholfen und drei Leihfahrzeuge bereitgestellt“, so Geschäftsführer Ralf Krümmel. Die Leute vom Autohaus stehen daneben, ebenfalls rußverschmiert. Die Produktion in dieser wohl größten Bochumer Wurst-Fleischerei soll am Montag wie üblich weitergehen. Etwa 30 Mitarbeiter arbeiten in dem Großbetrieb, der auf dem Schlachthofgelände sitzt. Krakauer, Frankfurter, Zwiebelmettwürste en gros sind das Geschäft des alteingesessenen Unternehmens.

Die Überwachungskameras ließen sich nicht überlisten. Auf den Aufnahmen ist eine Gestalt mit Kapuzenpulli zu sehen, die durch das Buschwerk neben dem Schlachthof schleicht. Es ist gegen 2 Uhr in der Nacht. Zunächst besprüht der Unbekannte die Wagen. Dann holt der Täter aus dem Gebüsch einen hellen Kanister und schüttet eine Flüssigkeit auf die Vorderreifen von zwei der Fahrzeuge. Die Kameraaugen sind unbestechlich: Beinahe exakt eine Stunde dauert es, bis aus dem dahinkokelnden Feuerchen ein Brand wird, der binnen einer Stunde alles zerstört.
Ähnlicher Fall vor gut einem Jahr

Vor etwa einem Jahr gab es einen ähnlichen Vorfall, erzählen die Brüder Krümmel. Damals habe ebenfalls ein Unbekannter Fahrzeuge und Hauswand besprüht: ebenfalls mit „Fleisch ist Mord.“ Stephan Krümmel versteht nicht, warum ausgerechnet ihr Betrieb ausgesucht wird. „Warum gehen die nicht nach drüben zum Schlachthof?“ Schon damals wurde der Täter nicht gefasst.

Ein Passant hatte Polizei und Feuerwehr gegen 4 Uhr am Sonntagmorgen informiert. Zu löschen gab es da nicht mehr viel. Doch immerhin ein Übergreifen auf das Firmengebäude konnte verhindert werden. Es wird von Brandstiftung ausgegangen. Zeugen können sich unter XXXX-XXXXXXX an die Polizei wenden.

Aktivisten bleiben anonym

Die „Animal Liberation Front“ (A.L.F.) bezeichnet sich als „Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung“. Jede Form der Haltung und Nutzung von Tieren durch den Menschen wird strikt abgelehnt. Die Aktivisten sind im Schutz der Anonymität unterwegs. Auf der Internetseite findet sich kein Impressum, lediglich eine E-Mail-Adresse. Aufgerufen wird zu „Aktionen, bei denen Tiere befreit werden oder ökonomischer Schaden erzeugt wird“. Dabei müssten „alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um nicht Menschen oder Tiere in Gefahr zu bringen“.

Als Ziele werden alle Einrichtungen gebrandmarkt, „die von Tierausbeutung profitieren“. Es gelte, "Grausamkeiten, die hinter verschlossenen Türen gegen Tiere begangen werden, an die Öffentlichkeit zu bringen“.
"Fleisch ist Mord" steht auf dem ausgebrannten Lkw an der Bochumer Schlachterei.Foto: Karsten John

Die Bochumer Fleischhandel GmbH als Betreiberin des Schlachthofs betont: „Unsere Tiere stammen aus Ostfriesland und der westfälischen Nachbarschaft. Die seit Generationen geführten landwirtschaftlichen Höfe betreiben eine schonende und artgerechte Tierhaltung. Durch unsere Teilnahme am ,Bündnis für Lebensmittelsicherheit und aktiven Verbraucherschutz’ haben wir einerseits ein Eigenkontrollsystem zur Qualitätssicherung und werden zusätzlich laufend von externen Prüfinstituten kontrolliert.“

Durch „clevere Logistik“ würden die Transportwege so kurz wie möglich gehalten. „Geschultes Personal begleitet die Tiere, geht besonders schonend mit ihnen um und sorgt selbstverständlich für regelmäßiges Füttern und Tränken. Wenn die Tiere auf unserem Hof eintreffen, stehen ihnen ausreichend große und artgerechte Stallungen mit frischem Stroh, Tränken und Futter zur Verfügung.“

Die Tierschützer gehen gleichwohl in die Offensive. Eine der aktuellen Kampagnen der A.L.F. im Internet richtet sich gegen Schlachtbetriebe. Dem „täglichen Leiden der Tiere für den Fleischkonsum“ müsse eine Ende bereitet werden: „Tiere sind keine Ware.“ Ob die Kampagne in Zusammenhang mit dem Brandanschlag in Bochum steht, ist nicht bekannt