Herz im Käfig - Die Logik der heteronormativen Zweierbeziehung, die unser Leben zu bestimmen versucht... (Veröffentlicht im beiliegendem Booklet der Manku Kapak - Gegen die Schwerkraft 12")
Neben all den schönen Momenten, die wir in vollkommener Zweisamkeit erleb(t)en, von denen ich auch wirklich die Meisten nicht bereue, spüre ich oftmals auch die Grenzen, die wir uns durch monogame Paarbeziehungen bewusst & unbewusst setzen. Beständigkeit kann etwas sehr schönes sein, aber kann es nicht noch viel schöner, spannender & lebendiger sein, wenn wir es wagen in den Fluss des Lebens zu springen? Wir würden sehen wohin es uns treibt & selbst wenn wir draufgehen, wir blieben wenigstens nicht stehen. Es scheint mir eines der unreflektiertesten Dinge zu sein: Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Und doch ist es der erste Ort an dem Veränderung stattfinden sollte. Anlass waren persönliche Erfahrungen, intensive Gespräche zwischen Elias, Malte & mir & einige anregende Texte über andere Formen des menschlichen Zusammenlebens, dessen Inhalte sich hier widerspiegeln sollen. Um es vorweg zu sagen: Dieser Text hat nicht die Absicht vorhandene Beziehungen zwischen zwei Menschen zunichte zu machen und verfolgt auch nicht die Erfüllung polygamer Selbstbefriedigung. Wenn Menschen sich lieben ist das etwas Wunderbares! Es geht allerdings um die kritische Hinterfragung dieser konventionellen Beziehungsmuster in denen gelebt & geliebt wird. Der Text soll die Entstehung unvorgefertigter & selbstbestimmter Wege begünstigen & zu dem auch die Auflösung der Zuordnung & Hierarchisierung von Menschen zu Geschlechtern und anderen Kategorien. Befreiung von Herrschaftsstrukturen ist nur denkbar als ein Prozess, der alle Lebensbereiche umfasst, einschließlich & besonders unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Brüche in denen unsere eigenen Bedürfnisse nicht mit der gesellschaftlichen Normierung übereinstimmen, gilt es aufzudecken. Sie können der Ausgangspunkt für emanzipatorische Alternativen und viel bewusstere, buntere, radikalere & experimentellere, liebevollere & fürsorglichere, offenere & freiere Formen unseres Miteinanders sein.
Wir stehen ohne hin zu jeden Menschen, den wir treffen, in Beziehung. Wir sind ständig in Beziehung. Irgendwie schließen wir doch jede Begegnung mit einem Menschen in unsere Herzen; wir erinnern uns, wir befassen uns mit ihnen, wir tragen Verantwortung & das auch für den Fremden. Es entstehen einzigartige Gefühle in Bezug zu diesem Menschen. Gefühle, die nicht höher oder tiefer stehen, nicht bedeutungsvoller oder bedeutungsloser sein müssen, als die Gefühle zu einem anderen Menschen. Es scheint mir als sei jede Begegnung mit einem Menschen eine andere & somit auch die verbundenen Gefühle, Neigungen & Gedanken. Weshalb sollten dann meine persönlichen Beziehungen nach einer Hierarchie geordnet sein?
Warum muss immer gleich verglichen, gewertet & hierarchisiert werden? Es kann doch auch anders, nicht vergleichbar, gleichwertig oder ungewertet bleiben. Ist es nicht möglich jede Begegnung mit einem Menschen, jede Liebe zu diesem, als eigenständig & einzigartig zu betrachten? Hat die Definition einer Beziehung, die Einordnung in einer Schublade & dem Titel, den wir dieser geben, etwas mit der Bedeutung & Intensität einer Beziehung zu tun? Sie hat gängigerweise eine sehr große, aber wieso? Warum definieren wir bereits vorher unser Verhältnis zueinander & legen fest wie wir zueinander stehen & wie wir uns zueinander verhalten werden, ohne zu wissen, wie wir den nächsten Moment fühlen werden? Ist ein unkategorisiertes Aufeinandertreffen, Berühren, Umarmen, Küssen, Für-Einander-Dasein... möglich? Kennst du auch manchmal das Bedürfnis danach? Und warum ist der Drang nach geordneten Verhältnissen & Sicherheit dennoch größer als der nach der Freiheit unserer Möglichkeiten? Frag dich selbst: Wie oft haben dich diese unzähligen ungeschriebenen Gesetze daran gehindert anderen Menschen spontan zu zeigen, wie sehr du sie wirklich magst?
Wenn du liebst, dann mag zwar eine sehr innige Beziehung vielleicht einer der Auslöser dafür sein, dieses Feuer entflammt zu haben, aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass sich kein*e Andere*r an ihm wärmen darf. Die Antwort darauf ist immer schnell die, dass dieses intensive Gefühl (nenne es Liebe, nenne es wie Du willst...) nur mit einem einzelnen Menschen geteilt werden kann, weil es ja sonst nichts besonderes mehr wäre. Um meine Liebe zu dir zu entfalten solle ich die Liebe zu anderen verdrängen? Meine Liebe einschränken damit ich sie lebe? Welch' eine Absurdität! Denn was ist besonders daran, sich so zu beschränken? Was ist das für eine kalte Welt in der intensive Zuneigung monopolisiert wird; eine Welt in der wir immer nur genau einer Person vollkommene Wärme & Nähe spenden dürfen; eine Welt in der wir genau darauf achten müssen immer nur genau so viel Nähe zu zeigen, wie es denn auch der entsprechenden Kategorie, in der wir uns befinden, passend sei? Warum behauptet ihr alle Zärtlichkeit & Liebe wären knappe Ressourcen mit denen wir sparsam zu haushalten hätten? Warum glaubst Du, dass sobald Du jemanden liebst, die Liebe woanders weggenommen werden muss? Dieses Verständnis diffamiert jede Gefühlsauslebung zu etwas Warenförmigen. Als befänden wir uns unmittelbar auf dem Warenmarkt.
Was ist daran besonders diese Lügen zu leben & wahre Gefühle nicht zuzulassen? Sich selbst zu unterdrücken & Atmosphären zu erzeugen, die anderen Menschen und ihre Gefühle gleichermaßen unterdrücken? Dieses Verständnis von Liebe geht mit so unheimlich viel Leid einher! Du sagst du bist heterosexuell & schließt für dich aus jemals mit wen deines eigenen Geschlechts auf einer Bank zu sitzen & seine*ihre Hand zu halten? Du sagst du bist vergeben & schließt innerhalb dieses Vertrages jegliche emotionale & körperliche Nähe zu einem anderen Menschen aus? Immer genau den Normen & Konventionen, immer genau den Verträgen nach! Was soll daran besonders sein distanzierten, unpersönlichen, oberflächlichen Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, wenn es doch so viel schöner & inniger & weltbewegender sein könnte? Wo ist die Nähe? Warum muss sie erst in Paarbeziehungen gedrängt werden? Bleibt denn sonst wo dafür keine Zeit? Das Sprichwort "Weniger ist mehr!" ist doch totaler Unsinn, wenn es darum geht die größtmögliche Freiheit zu erlangen und möglichst Allen, die wir treffen, eine schöne Zeit zu verleihen. Vielleicht haben wir nicht in allen Situationen die Fähigkeit dazu, aber wenn wir sie doch haben?! Meist versagt uns doch ein Mensch, nicht aufgrund mangelnder Bereitschaft zur Intensivierung einer Beziehung, sondern aufgrund des Vergebenseins. "Des eigenen Glückes Schmied..."
Der Rest hat Pech gehabt, wird nicht geliebt & hat es auch nicht verdient. Jeder nimmt sich einen Partner, danach in 2er Gruppen aufstellen und nicht über die Linie treten oder mit dem*r Nachbar*in sprechen. Alles Andere stört einfach die Ordnung & Ordnung muss halt sein! Oder wie? Manchmal habe ich das Gefühl ich drohe neben Euch zu erfrieren...
Du als engstirnige*r Verfechter*in der heteronormativen Zweierbeziehung wagst von Besonderheit zu sprechen, doch erkennst nicht den Preis des geforderten exklusiven Besitzanspruches: Die Beschneidung um Dich & des*r anderen, Deiner & seiner*ihrer wahren Gefühle. Besonders wäre für mich eine Welt ohne Mauern & Grenzen in der jede*r jede*n bedingungslos lieben darf & Liebe auch empfangen kann, ohne dabei Sorge haben zu müssen, dass daraufhin andere Beziehungen zu Bruch gehen könnten. Ist Liebe auch zu anderen Menschen möglich, die mir keinen Zweck erfüllten? Ist das ernsthaft Liebe, wenn ich dir Zuneigung zeige, nur aus dem Grund, weil du mir einen Zweck erfüllt hast? Sexuelle Befriedigung? Zwischenmenschlichen Beistand? Sicherheit? Natürlich ist das schön, wenn wir einander helfen, füreinander da sind & einander vertrauen können & das brauchen wir auch! Doch bedeutet eine intensive Beziehung, dass wir die Liebe zu allen anderen Menschen ausschließen müssen? Wenn dies so ist, wäre das Helfen, das Füreinander-Dasein, das Lieben dann nicht nur ein egoistischer Akt, der uns Sicherheit & Gegenleistungen versprechen soll? Die meisten Beziehungen scheinen nicht mehr von der Liebe, sondern nur noch von der Nützlichkeit getragen zu werden. Nicht schmerzlos wage ich dies zu erkennen....
Wie oft ich durch die Straßen lief... Wie oft ging ich, saß ich oder lag ich schon da & habe Menschen heimlich beobachtet & hätte ihnen am liebsten ins Ohr geflüstert, wie schön sie doch seien. Aber du stehst vor einer Mauer an welcher steht: Betreten verboten! Viele dieser Empfindungen endeten im Tränenmeer, weil ich es nicht aushielt diese Wahrheiten für mich zu behalten. Nun bin ich ein oberflächliches Arschloch, so sagt ihr, aber das beweist: ihr habt nicht verstanden, was ich wirklich wollte & wovon ich noch immer träume. Du wirst für den Wunsch wild, unkontrollierbar & unkategorisierbar lieben & teilen können zu wollen, den Wunsch nach der Harmonisierung unserer aller Bedürfnisse, bestraft.
Denn wenn du dich zu sehr offenbarst, wenn du zu ehrlich über deine Gefühle sprichst, wenn du sie zu offensichtlich auslebst, dann kriegen sie dich, dann nehmen sie dich & lassen dich wieder fallen, weil der schwach ist, wer wahrhaftig
& ohne Grenzen lieben möchte. Solch' "schwache" Menschen, so äußern sie, sind in solchen Momenten nicht schön, nicht reizend, unattraktiv, uninteressant, nervig & langweilig; es lohnt sich nicht.
Dabei kann es jeder von uns sein. Wer seine Sehnsüchte & Wünsche & Vorstellungen einer anderen Welt offenbart wird zu einem Träumer denunziert... „Du solltest zum Psychiater... Deine Ideen sind... Du bist... kompliziert, sonderbar, unnatürlich, abnormal, weltfremd, egoistisch & rücksichtslos.“
Du wirst für Liebe & Frieden, dem Wunsch nach Veränderung kritisiert; wie seltsam!
Wie so oft gehört, doch ich werde mir meine Hoffnung nicht nehmen lassen...
Seine Stimme schön zu finden oder wie sie lacht oder seinen Gang oder wie sie schläft oder wie er tanzt....
Was ist daran böse? Erkläre es mir! Es wird einem geradezu das Gefühl gegeben, dass dieses Fühlen oberflächlich & obszön sei, aber kann es nicht auch sein, dass es von einer Sensibilität zeugt für alles Schöne auf Erden? Wieso kann sich die Menschheit nicht gegenseitig durch den Tag retten? Ich verstehe es nicht. Der Tag hat doch bloß 24 Stunden & unsere Leben können sehr, sehr kurz sein; warum nutzen wir nicht jede Möglichkeit zu lieben? Selbst wenn wir es nur wenigstens einmal wagen würden, um dann vielleicht ein Hauch davon zu spüren, was es zu bedeuten vermag? Natürlich bedeutet das alles nicht gleich, dass wenn das Zu-Herzen-Gehen einer Person eine gute Sache ist, das von mehreren Menschen demnach eine Großartige. Wahre Liebe lässt sich nicht an Quantität messen. Sie ist oder sie ist nicht. Vielleicht können wir für einige Leute zeitlich betrachtet nicht so tiefgründig & kraftvoll da sein, als wie vielleicht für einen Menschen oder zwei oder drei. Und ich plädiere auch nicht dafür, dass Menschen, die eigentlich gar keine Energie mehr haben, unter eigenen Zwang & Druck noch mehr Menschen lieben sollen, weil es dann wirklich sehr, sehr oberflächlich werden könnte. Gleichwohl wenn wir diese Gefühle, Energien, Spannungen bereits in uns haben, aber nicht ausleben können, weil der Weg nach draußen versperrt bleibt, die Käfigtür auf Windesflügeln auf gemacht werden sollte. Wahrhaftig haben nur wir selbst den Schlüssel dafür.
Nichts steht uns im Weg, außer wir uns selbst.
Manchmal, wenn ich Malte anstarre, wenn er, wenn wir Musik machen, die Augen zu hat, auf der Gitarre klimpert & nebenbei im Stillen mitsingt. Das sieht bei ihm immer so schön aus, wie ich finde... Aber auch das kann ich nicht alles in Worte fassen. Wie verrückt wäre es eine Schönheit zu leugnen; zumindest innerlich für sich selbst. Und diese Faszination darüber beinhaltet keinerlei Absicht. Hat kein Motiv. Höchstens ein wenig länger dastehen & bleiben zu dürfen, aber dieser Wunsch soll völlig unabhängig von meinen Gefühlen sein. Während im Gegensatz dazu das Eingehen einer Beziehung oftmals die Absicht hat sich nicht mehr alleine zu fühlen, Sicherheit zu erlangen, die Sorgenpakete an jemand anderes abzugeben, sexuell befriedigt zu werden & nach weltfremden Hollywoodromantiken zu streben. Aber hast du dich jemals völlig sicher in einer Beziehung gefühlt? Kann es diese allersehnte Sicherheit überhaupt geben? Ist im Leben überhaupt irgendetwas sicher? Ein Herz, das sich verankert hat, pocht langsam, wird träge & unsensibel für alle Schönheit. Ist es nicht gerade die Identifizierung mit einem Glaubenssatz, einem Ideal, dem Konstrukt Nation oder ähnlichem, was uns psychische Sicherheit versprechen soll? Eine Sicherheit, dessen Erhaltung & das Streben nach dieser, zu Krieg unter den Menschen führt & im schlimmsten Falle unsere körperliche Unversehrtheit gefährdet. Das Bedürfnis nach Sicherheit in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen & der oft vorzufindenden paranoiden Kontrolle des Gegenübers scheint zudem ähnlichen Charakter, wie die Forderung nach immer schärferen Sicherheitskontrollen, dem Aufbau staatlicher Überwachungen durch die Aufwertung der Polizei & des Militär, zu haben. Freiheit stirbt mit Sicherheit.
Wenn wir auseinander nehmen & genau betrachten, aus welchen Stoff unsere Beziehungen zueinander wirklich gestrickt sind, aus welchen Mustern sie bestehen, wie sie aufgebaut sind, dann ist eines sicher, dass sie das Ziel wirklicher Sicherheit verfehlen... Da sind die zahlreichen ungeschriebenen Gesetze: Die Zweigeschlechtlichkeit, das Besitzverständnis, die Erwartungen, das Pflichtgefühl, die ewige Treue & die Eifersucht.
Kennt Liebe die Verantwortung und die Pflicht? Wenn du etwas tust, weil du glaubst es sei deine Pflicht, ist das dann noch Liebe? Du liebst nicht das, was du tust, wenn du gezwungen wirst etwas zu tun oder weil du glaubst, dass es deine Pflicht sei. „Tu was du willst! Lebe! Und fühle dich nicht an mich gebunden.“ Damit riskiere ich zwar auch selbst verletzt zu werden, aber irgendwie ist es mir doch lieber, als eine große Lüge zu leben. Ich sage mir oftmals: Lieber eine Träne mehr, aber dafür ist es die Wahrheit; zumal die meisten Konflikte doch ohne hin in uns selbst entstehen. Aber die Intention solch' einer Aussage verstehen die meisten Menschen falsch. Meine Freiheit, die ich mir zugestehen möchte, die ja dann auch die Freiheit & Rücksicht vor der anderen Person einschließt, wird oft völlig missverstanden. Als ob Deine Ohren Schranken besitzen...
„Die Liebe ist eine Verächterin aller Gesetze, aller Vorschriften. (…) Wenn die Welt jemals Gleichheit & Einigkeit hervorbringen wird, wird es nicht mehr die Ehe, sondern nur noch die Liebe geben!“ - Emma Goldmann -
All diese Hoffnungen, Erwartungen, Erfahrungen & Enttäuschungen mit dem wir aus einem zwischenmenschlichen Ableben heraus in eine neue Beziehung gehen, verdunkeln das, was wirklich schön & einfach ist. Verdunkeln den wahren Menschen, der vor uns steht, so dass wir nur einen ganz kleinen Teil seines*ihres wahren Selbst kennen lernen & lieben können; möglicherweise nur einen Schatten. Du & ich reduzieren uns gegenseitig auf „meinen“ Menschen & verfehlen dabei „den“ eigentlichen, den niemals starren, immer dem Wandel unterzogenen Menschen. Menschen flüchten in Filmen, in Streben, in Wünschen, in Erwartungen fern der Realität & werden vor dem blind, was ist. Komisch oder? Nach anderthalb Stunden ist der Film schon vorbei. Ich habe Menschen gesehen, die nicht das bekommen haben, was sie wollten. Menschen dessen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Steppenwölfe, die, obwohl sie meinten, doch so sehr zu lieben, zu Monstern mutiert sind. Und auch ich bin viel zu oft einer von ihnen, doch mit welchen Recht stelle ich überhaupt solch' menschenfressende Erwartungen an eine andere Person? Bitte versteht mich nicht falsch. Ich bin nicht dagegen aneinander Wünsche & Sehnsüchte zu offenbaren, aber das größte Hindernis scheint immer noch die Selbstverständlichkeit zu sein einander zu gehören. Der Glaube jemensch anderes Besitz zu sein & sie*ihn gleichzeitig selber zu besitzen. Eine wechselseitige Herrschaft durch eine beidseitige Unterwerfung? Die offensive Einforderung des Besitzanspruchs setzt den Menschen zu etwas Funktionellen & Warenförmigen herab & deutet auf die stetige Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen zu Interessengemeinschaften hin. Hinzu kommen die Ängste den*die Andere*n, den eigenen „Besitz“ zu verlieren, welche wiederum Eifersucht zu legitimieren versuchen. „Weil du gehörst mir ja & wir haben uns versprochen, ob ausgesprochen oder nicht, jedenfalls ist das so, ewig treu zu sein, deshalb bin ich traurig & wütend, wenn du unvorhergesehenes tust & Gefühle zeigst, die nicht uns alleine gehören, Gefühle, die unsere Zweisamkeit gefährden könnten.“ Gäbe es kein Besitz mehr so könnten wir auch nicht mehr ersetzt oder vertauscht werden. Du kannst etwas was du liebst nicht besitzen. Deine Hände müssen offen sein. Alles andere bedeutet: Tod.
Eifersucht! Was ist Eifersucht? Der Stoff aus dem die meisten Dramen und Tragödien gestrickt sind. Eine Bandbreite von Gefühlen über Traurigkeit, Angst, Selbstzweifel bis hin zu blanker Wut. Eifersucht scheint mir eine Folge der gesellschaftlichen Konditionierung zu sein, uns immer einander zu vergleichen. Es ist gut, dass ich mich nicht mit dem Baum vergleiche oder mit dem Vogel, dem Meer, der Schönheit der Töne oder dem Weltall, denn dann würde ich wohl sehr eifersüchtig werden und sehr viel leiden! Es ist gut, dass Du & ich Lebewesen sind, die nur ein einziges Mal existieren! Jede*r ist ein einzigartiges und unvergleichliches Wesen mit dem es sich nicht zu vergleichen lohnt; mit dem wir uns nicht vergleichen können. Eifersucht ist die dümmste Energieverschwendung die es geben kann. Warum nutzen wir unsere Energien nicht kreativ? Was mir persönlich immer hilft ist dieses Gefühl von Eifersucht zu beobachten, zu schauen was es mit mir & dem anderen Menschen macht. Ein Versuchslabor in unserer selbst zu errichten, Wissenschaftler unserer inneren Welt zu werden. Ich glaube, wenn man sich dieses Gefühl & den damit verbundenen Problemen völlig bewusst machen kann, kann es sich schon fast selbstständig auflösen. Ich meine, wenn du erkennst: Das hat überhaupt nichts mit Liebe zu tun & es tut niemanden etwas Gutes; von alleine, weil du die Wahrheit erkennst.
Der Kapitalismus hat auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in seinem Bann. Wie auf dem Warenmarkt wird mit menschlichen Gefühlen gehandelt. Ja & wir können sogar Besitzer dieser sein! Fern von jeglicher Selbstbestimmung & Eigenständigkeit. Wir werden zu Objekten, sind keine Subjekte & werden ersetzbar. Diese Konventionen sind mittlerweile so sehr verinnerlicht & selbstverständlich, dass Heteronormativität & Monogamie, aber auch Lohnarbeit & die kapitalistische Verwertungslogik für die meisten ganz „natürlich“ sind & unhinterfragt bleiben. Für so viele von uns ist die heteronormative Zweierbeziehung so selbstverständlich, dass nur sehr wenige das Herrschaftspotenital dieser Normierungen wahrnehmen. Physisch ausgeübte Gewalt ist am deutlichsten wahrnehmbar. Allgegenwärtig, aber weniger offensichtlich, ist die strukturelle Gewalt, die auch ohne direkte körperliche Einwirkung Herrschaft durch Zwänge, Gesetze & Normen ausüben kann. Das Erkennen der Wahrheit & unserer eigenen Schuld an der tagtäglichen Reproduktion dieser Verhältnisse mag schmerzhaft sein, doch wir dürfen nicht vergessen wie genauso tief diese Werte uns einst indoktriniert wurden & noch immer werden.
Die Voraussetzung für offenere Beziehungsweisen ist eine offenere Form der Kommunikation. In normalen Paarbeziehungen wird meist stillschweigend erwartet der Partner solle die Wünsche & Bedürfnisse des*der Anderen von den Lippen lesen können. Der daraufhin entstehende Druck intuitiv nichts Falsches zu tun kann sehr, sehr kräftezerrend & zerstörerisch sein & verfehlt meist doch nur das Ziel. Es ist nicht üblich über die genauen Wünsche, Bedürfnisse & die Vorstellungen einer Beziehung zu reden. Besonders wichtig ist es sich die eigenen Grenzen & Bedürfnisse klar zu machen & demnach eine Form des Miteinanders auf dem Prinzip der freien Vereinbarung zu finden, die für Beide gerecht wird. Und gewiss können durch frühzeitige Offenbarungen viele Stimmungen in den Bruch gehen, aber ist es nicht viel wichtiger ohne Angst zu leben & uns nicht zu verletzen?
Was ich sagen möchte ist, dass Liebe wichtig ist. Wir brauchen Liebe! Das Leben bedeutet Beziehung, sich auf einander beziehen, in Kontakt treten, Kommunikation (…) Das Leben wäre sonst ziemlich sinnlos.
Dieser Text lässt viele Fragen offen, aber kratzt er doch auch so gleich etwas auf, was von den meisten bereits stillschweigend geschluckt wurde – eine völlig eingeschränkte & leblose Vorstellung von Liebe & Beziehung. Ich möchte lieben wie & wen ich will ohne geschlechtliches Vorzeichen, ohne Drang & Zwang, ohne Schranken & Grenzen, völlig frei & bedingungslos....
Was willst du?
antwort
"Dieser Text hat nicht die Absicht vorhandene Beziehungen zwischen zwei Menschen zunichte zu machen und verfolgt auch nicht die Erfüllung polygamer Selbstbefriedigung."
-warum dann dieses gebashe gegen zweierbeziehungen? schon in der überschrift wird suggeriert, dass das herz in einem käfig sei wenn man keine total offene beziehung hat.
"Irgendwie schließen wir doch jede Begegnung mit einem Menschen in unsere Herzen; wir erinnern uns, wir befassen uns mit ihnen, wir tragen Verantwortung & das auch für den Fremden. Es entstehen einzigartige Gefühle in Bezug zu diesem Menschen. Gefühle, die nicht höher oder tiefer stehen, nicht bedeutungsvoller oder bedeutungsloser sein müssen, als die Gefühle zu einem anderen Menschen."
-genau. jede begegnung ist einzigartig. deswegen fühle ich auch nicht überall gleich viel, sondern zu manchen menschen mehr und intensiver (das was du als höher oder tiefer beschreibst). ich will nich jeden menschen gleich viel mögen und mit jedem ein inniges verhältnis haben. und ich hatte auch noch nie den drang mit mehr als einer person eine liebesbeziehung zu haben. wieso willst du mir das aufschwätzen?
"Warum definieren wir bereits vorher unser Verhältnis zueinander & legen fest wie wir zueinander stehen & wie wir uns zueinander verhalten werden, ohne zu wissen, wie wir den nächsten Moment fühlen werden? Ist ein unkategorisiertes Aufeinandertreffen, Berühren, Umarmen, Küssen, Für-Einander-Dasein... möglich? Kennst du auch manchmal das Bedürfnis danach?"
-wir definieren diese verhältnisse damit sich andere nicht umgangen fühlen. wenn ich jede person gleich küssen würde, die ich mag dann würden sich wahrscheinlich 99% der leute sexuell belästigt fühlen. ich kann doch vorher nicht wissen ob die andere person das auch will. und nein ich kenne nicht das bedürfnis danach von jetz auf gleich mit irgendwelchen leuten rumzuknutschen oder sowas.
"Was ist daran besonders diese Lügen zu leben & wahre Gefühle nicht zuzulassen? Sich selbst zu unterdrücken & Atmosphären zu erzeugen, die anderen Menschen und ihre Gefühle gleichermaßen unterdrücken?"
-ich wüsste nicht, dass ich irgendwelche lügen lebe und ich habe mich in einer zweierbeziehung auch noch nie unterdrückt gefühlt.
"Wie oft ging ich, saß ich oder lag ich schon da & habe Menschen heimlich beobachtet & hätte ihnen am liebsten ins Ohr geflüstert, wie schön sie doch seien."
-was hindert dich daran? wer würde darauf denn negativ reagieren? ich würd mich freuen.
"Seine Stimme schön zu finden oder wie sie lacht oder seinen Gang oder wie sie schläft oder wie er tanzt....
Was ist daran böse? Erkläre es mir!"
-nichts ist daran böse. wer behauptet denn dass das böse sei? erklär es mir!
"In normalen Paarbeziehungen wird meist stillschweigend erwartet der Partner solle die Wünsche & Bedürfnisse des*der Anderen von den Lippen lesen können."
hab ich noch nie so erlebt. in paarbeziehungen kann man doch auch miteinander über bedürfnisse und gefühle reden.das is in jeder art von beziehung wichtig. vielleicht hast du einfach scheiß erfahrungen gemacht. meine erfahrungen sind ganz anders.
"Ich möchte lieben wie & wen ich will ohne geschlechtliches Vorzeichen, ohne Drang & Zwang, ohne Schranken & Grenzen, völlig frei & bedingungslos...."
-nochmal die frage: wer hindert dich daran? etwa menschen, die einfach ein anderes interesse haben als du?
"was willst du?"
-anscheinend etwas ziemlich anderes als du. aber das is doch auch okay. ich sag dir nich wen du wie lieben sollst also sag mir auch nich wen ich wie lieben soll und wie ich mich zu fühlen habe.
gesellschaftlilch
na ja. wie Beziehungen geführt werden ist schon größtenteils gesellschaftlich bestimmt und nicht eine individuelle Praxis. Mir scheint, dass du das verkennst.
Leute legen sich aufeinander fest und projezieren alles aufeinander. So werden sie verschlossener gegenüber anderen. Sehr viel wird überhaupt dann überhaupt erst in der Zweierbeziehung möglich. Du fängst dann schließlich auch selber an, so was aufzubauen, weil es als einzige gesellschaftliche Möglichkeit zur Erringung deiner Bedürfnisse erscheint.
Borderline-Romantik?
Das hört sich fast wie die Rechtfertigung eines Borderline-Lebensstil an. Möglichst vielen Partnern Liebesversprechungen geben, dann sich distanzieren und den nächsten idealisieren. Dabei die anderen warmhalten, denn da ist ja noch Gefühl, nur geht das gerade im Moment nicht. Aber vielleicht wendet sich morgen ja das Blatt wieder.
Dass da emotionale Opfer zurückbleiben können, wird ziemlich vernachlässigt.
gegen schillernde, emotional impulsive Persönlichkeiten
Liebe
Ich finde die Gedanken dieses Artikels recht interessant, gibt es eine wissenschafltiche Erforschung zu diesem Thema?
Es muss ja einen Grund geben warum die meisten Menschen einen Sexualpartner mit Treuverhalten dem Verhältnis von
mehreren Partnern vorziehen.
Ob dass kulturell bedingt ist oder natürlich wer weiß? Ich denke jeder Mensch braucht Zeit seine Sexualität und seine Partnerschaftsverhältnisse zu finden
und Zwang ist in der Liebe sowieso falsch aber in einem Punkt gebe ich dem Autor bzw der Autorin recht. Wenn Menschen einem Verhältnis von mehr als
zwei Partnern gemeinsam beschließen so zu leben warum nicht?
Liebe kennt keine Grenzen aber man kann sie nicht erzwingen. Ich selbst glaube aber daran dass sich Liebe entwickeln kann vielleicht
wie dass Ideal der Anarchie, dass viele schon praktizieren oder es zumindest in Ansätzen versuchen.
Love yourself and Love your Children.
S.--