[OB] Kein Bock auf Frei.Wild

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PM/offener Brief der Antifaschistischen Initiative Oberhausen an den Betreiber der Turbinenhalle zum bevorstehenden Frei.Wild Konzert am 27.11.2013: Turbinenhalle schon wieder mit zweifelhaftem Konzert

Erst am 21.9. diesen Jahres bescherte uns die Turbinenhalle ein recht zweifelhaftes Vergügen. Der Ex-Sänger der ehemaligen Rechtsrockband „Die Böhsen Onkelz“, Kevin Russell, trat mit seiner neuen Band auf.


Er sorgte dafür, dass jede Menge Liebhaber, Freunde und Sympatisanten in die Stadt kamen, die mit ihren T-Shirt Aufdrucken (28) bezeugten, dass sie mit der gewaltbereiten, verbotenen Vereinigung „Blood & Honour“ sympathisieren. Die „28“ steht für den 2. und den 8 Buchstaben im Alphabet, also dem B und dem H: Blood & Honour. Nazis wissen, was gemeint ist.

Und nun steht uns schon das nächste zweifelhafte Vergnügen ins Haus.

Die Südtiroler Band „Frei.Wild“ wird am 27. November ein Konzert ihrer „STILL - AKUSTIK TOUR 2013“ in der Turbinenhalle in Oberhausen geben. Eine Band, die sich selbst gerne als unpolitisch darstellt.

Aber so einfach ist das nicht, mit Frei.Wild.

Obwohl da auch schon mal lautstark „Nazis Raus“ gerufen wird, bei den Konzerten, wird der oft völkische, patriotische Charakter der Liedertexte immer wieder dazu führen, dass sich die Band zumindest dem rechtsoffenen Spektrum zuordnen lassen muss.

Sie mögen keine klassische und eindeutige Naziband sein, sie sind sozusagen eher der Opener, die „Einstiegsdroge“, in die wirklich rechtsradikale Musikszene.

Diese Band spielt vor tausenden von jungen Leuten und macht die Themen sozusagen salonfähig: „Da wo wir leben, da wo wir stehen, ist unser Erbe, liegt unser Segen. Heimat hat Volk, Tradition und Sprache.“ oder „Du kannst dich nicht drücken, auf dein Land zu schauen. Denn deine Kinder werden später drauf bauen. Sprache, Brauchtum und Glaube, sind Werte der Heimat. Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk.“ (Auszüge aus „Wahre Werte“)

Gut, es geht um Südtirol, um die Fragen der deutschsprachigen Separatisten. Aber die Fragen sind übertragbar, nahtlos, auch auf Deutschland, problemlos und immer wieder gerne gesehen, in entsprechenden, rechten, Kreisen. Nicht umsonst stieg die rechtsradikale NDP sofort ein und hetzte, als die Band 2012 für den Musikpreis „Echo“ nominiert war und erst kurz vor der Verleihung doch noch ausgeladen wurde.

Frei.Wild, die ähnlich wie früher die Böhsen Onkelz, einfache Texte zu simplen Liedstrukturen singen, ziehen viele junge Menschen, vornehmlich Männer, an, die auf der Suche nach einer kollektiven Identität sind. Die Gruppenzugehörigkeit wird dabei über nationales „Wir - Gefühl“, gepaart mit einer Priese Rebellion und „Freiheit“ erzeugt.

 

Dass sich Frei.Wild und ihre Fans mit der positiven Bezugnahme auf das Konstrukt „Nation“ gegen den Freiheitsgedanken des gleichberechtigten Zusammenlebens aller Menschen positionieren, wird von ihnen nicht reflektiert oder ist ihnen egal. Denn Nationalismus ist immer ausgrenzend und braucht neben den Mitgliedern der Gemeinschaft auch Nichtmitglieder, die ausgeschlossen werden.

 

Dabei wird die Gruppenzugehörigkeit noch durch das Konstruieren gemeinsamer Feinde verstärkt, was sich beispielsweise auch an den Namen der Platten wie „Feinde deiner Feinde“ bemerkbar macht.

 

Wirkliche Freiheit wird nicht propagiert. Das nationale Konstrukt und die „Volksgemeinschaft“, in die sich selbige einordnen möchten, ist ein Macht- und Herrschaftsinstrument, welches im Gegensatz zum Konzept der Freiheit steht.

 

Das nationale Kollektiv unterdrückt das Individuum, schaltet es mit seinen persönlichen Bedürfnissen und Eigenschaften gleich und reduziert es auf eine völkisch definierte Zugehörigkeit zur Nation. Der Nationalismus und die damit herauf beschworene Angst vor Überfremdung sind deshalb nicht, wie Frei.Wild behaupten, unpolitisch, sondern hochpolitisch.

 

Vor diesem Hintergrund erscheint die Vergangenheit des Sängers der Band, Phillip Burger, ehemaliges Mitglied in der offen rechten Partei „Die Freiheitlichen“ sowie Sänger in der mittlerweile aufge-lösten Naziband „Kaiserjäger“, wo er Texte wie: “Diese Neger und Jugos werden sesshaft, doch den größten Teil der Schuld tragt nun mal ihr, weshalb hab´n wir auch dieses Gesindel hier !“ zum Besten gab, entgegen der Eigendarstellung als nicht abgeschlossen.

 

Erinnert doch stark an die aktuelle Debatte um die Zuwanderungsfamilien aus Rumänien und Bulgarien, die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien etc. und an die progromähnliche Stimmung in den Nachbarstädten Duisburg – Rheinhausen, Duisburg - Neümühl, Duisburg - Walsum oder Essen - Frintrop.

 

Frei.Wild fungiert somit als ein Bindeglied in die rechte Szene und bietet vor allem EinsteigerInnen Anknüpfungspunkte.

 

Unsere Antwort heißt deshalb: Frei.Wild eine Absage erteilen! In der Turbinenhalle und anderswo!

 

 

Empfohlene Artikel zur Kritik an »Frei.Wild«:

 

Publikative.org: Kein Frei.Wild!

http://www.publikative.org/2012/10/26/kein-frei-wild/

 

Der Freitag - Sag mir, wo du stehst:

http://www.freitag.de/autoren/joerg-augsburg/sag-mir-wo-du-stehst

 

VISONS - With Full Force - Mit Frei.Wild, ohne uns:

http://www.visions.de/news/17976/With-Full-Force-Mit-Frei-Wild-ohne-uns

 

Antifaschistisches Infoblatt - »Frei.Wild«: Zwischen Kitsch und Subkultur:

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-band-»freiwild«-zwischen-kitsch-und-subkultur

 

Antifa Meran: Frei.Wild Dossier

http://antifameran.blogspot.de/p/freiwild.html

 

Publikative.org: Frei.Wild - „unpolitischer Hass auf „Gutmenschen“

http://www.publikative.org/2012/10/31/frei-wild-unpolitischer-hass-auf-gutmenschen/

 

Thomas Kuban: Alles nur Fassade? Oder: Wie „rechts“ sind Frei.Wild wirklich?

http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7721%3Aalles-nur-ein-missverständnis%3F-oder-wie-?rechts?-sind-freiwild-wirklich%3F&Itemid=405

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ggf sollte sich jemand mal an die organisator*innen und bands vom "punk im pott"-festival wenden, ob sie sich den veranstaltungsort mit diesen gestalten teilen möchten.