Prozess gegen mutmaßliche Schlachtfabrikblockierer_innen - Aufruf zur Solidarität! -
Vier angeklagten Tierbefreiungsaktivist_innen wird vorgeworfen, sich an
der Blockade der Wiesenhofschlachtfabrik in Bogen bei Straubing am
09.März 2013 beteiligt zu haben, indem sie sich an mehrere Betonfäßer
ketteten. Die Vorwürfe gegen die Aktivist_innen lauten jetzt – sieben Monate später – u.a. „Nötigung“ und „Hausfriedensbruch“. Besonders auffallend ist hier, dass die mutmaßlichen Blockierer_innen
mit dem Vorwurf der Nötigung verurteilt werden sollen: „Wer einen
Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem
empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe
bestraft.
(2)Rechtswidrig ist die Tat, wenn die Anwendung der Gewalt
oder die Androhung des Übels zu dem angestrebten Zweck als verwerflich
anzusehen ist.“,
so heißt es jedenfalls im Strafgesetzbuch.
Wenn es sich also im Prozess gegen die Tierbefreiungsaktiven um die
Frage der Verwerflichkeit drehen soll, wird es sich aber um viel mehr
drehen müssen, als um einen Gesetztestext.
Ist es denn
verwerflicher, Millionen leidfähige Individuen auf engsten Raum in ihren
eigenen Kot einzusperren, sie mit Antibiotika vollzupumpen, weil sie
ansonsten die 40-tägige Mast nicht überleben würden, um sie anschließend
am Fließband von Menschen, die teilweise nicht mehr als 3 € die Stunde
bekommen, töten zu lassen – wie es der Konzern Wiesenhof macht?
Oder ist es verwerflicher, sich dieser Ausbeutungsmaschinerie direkt in den Weg zu stellen?
Eine angeklagte Aktivistin kommentiert die vorherrschende Situation so:
„Ich finde dieses System so verquer, in dem das Töten so vieler Tiere
an der Tagesordnung ist, als völlig normal und legal akzeptiert wird.
Menschen aber, die darauf aufmerksam machen, was da Schreckliches vor
sich geht - das Ablaufen solcher 'Qualapperate', wie Schlachtfabriken
es sind, - unterbrechen wollen und sich wünschen, solche gäbe es nicht
mehr, dagegen mit staatlicher Repression überzogen werden."
Seid solidarisch mit den angeklagten Tierbefreiungsaktivist_innen, kommt
zum Prozess, begleitet ihn kritisch und macht darauf aufmerksam!
Hintergrund:
Am 09. März 2013 blockierten sieben Aktivist_innen und zwei Dutzend
Unterstützer_innen des Aktionsbündnisses MASTANLAGEN WIDERSTAND für
circa sechs Stunden Wiesenhofs Schlachtfabrik in Bogen (Landkreis
Straubing-Bogen). Einige der Tierbefreiungsaktiven blockierten zwei
Eingangstore und eine Feuerwehrzufahrt, indem sie sich mit
Bügelschlößern an ein Tor ketteten und in Betonfässern festgekettet vor
die Einfahrt legten.
Eine weitere Aktivistin erkletterte ein mehrere
Meter hohes Tripod – eine Metalldreibein – direkt vor dem
Hauptzufahrtstor der Schlachtfabrik.
„In ganz Deutschland
sollen in Zukunft über 800 Hühnermastanlagen gebaut werden oder befinden
sich bereits im Bau. Damit will Wiesenhof seinen Status als führender
Geflügelkonzern aufrecht erhalten und produziert eine wirtschaftliche
Verdrängung anderer Unternehmen. Weil Tiere, Menschen und Umwelt in
diesem vom Markt gesteuerten System keinen Platz haben, wird keine
Rücksicht auf das Leben von Individuen und deren Bedürfnisse genommen.
Einer der Kritikpunkte der Aktion ist Wiesenhofs Handeln, durch das
möglichst viele Tiere innerhalb kürzester Zeit im Akkord geschlachtet
werden. Im Schnitt werden so in einer Mastanlage 40.000 Hühner innerhalb
von 40 Tagen unter unwürdigen Bedingungen gemästet, dann zur
Schlachtfabrik transportiert, um dort für Menschen konsumierbar gemacht
zu werden.
Gleichzeitig wird immer wieder versucht, Tierhaltung mit
Tierschutzrichtlinien, Tierschutzlabeln oder professionellen
Marketingstrukturen zu legitimieren und zu beschönigen. Die vielen
Skandale um Wiesenhof innerhalb der letzten zwei Jahre zeigen dagegen,
dass Tierquälerei an der Tagesordnung ist und jegliche Tierhaltung
Lebewesen zu Objekten, zu Produkten, degradiert. Außerdem sind weitere
Auswirkungen der Tierhaltung, wie Klimawandel, Belastung der Umwelt vor
Ort und die Ausbeutung der Arbeitskräfte in Schlachtbetrieben, ebenso in
höchstem Maße problematisch.“,
begründeten die Aktivist_innen in einer Pressemitteilung die Aktion.
Dieser Aktion folgten im Laufe des Sommers noch viele weitere.
So versuchten am 09. Juli rund 30 Aktivist_innen vom „Aktionsbündnis
für Tierbefreiung“ die Mega-Schlachtfabrik in Wietze bei Celle zu
blockieren. Zudem konnten am 12. Juli mehrere Fleischtransporter vor der
Wiesenhofschlachtfabrik in Wietzen/Holte für ca. 7 Stunden blockiert
werden. Doch auch weniger spektakuläre Aktionen, wie beispielsweise das
Aufhängen von Plakaten und Transparenten in Orten, in denen Mastanlagen
gebaut werden sollen, zeigen, dass es kein ruhiges Hinterland für
Konzerne wie Wiesenhof gibt.
Bis jeder Käfig leer ist! / Until every cage is empty!
-
*Wenn du vorhast, den Prozesstermin der vier Angeklagten zu begleiten,
aber dein Anreiseweg zu weit ist, organisieren wir Schlafplätze, wenn du
uns schnellstmöglichst an mastanlagenwiderstand@riseup.net schreibst!
Die Justiz versucht die Tierausbeutungsindustrie zu schützen -
Prozess gegen mutmaßliche Schlachtfabrikblockierer_innen in Straubing
Öffentliche Verhandlung
am 24.10.2013 um 13.30 Uhr
im Amtsgericht Straubing Saal 229/ II/ 2.OG
Idiot_innen!
"Ist es denn verwerflicher, Millionen leidfähige Individuen auf engsten Raum in ihren eigenen Kot einzusperren, sie mit Antibiotika vollzupumpen, weil sie ansonsten die 40-tägige Mast nicht überleben würden, um sie anschließend am Fließband von Menschen, die teilweise nicht mehr als 3 € die Stunde bekommen, töten zu lassen – wie es der Konzern Wiesenhof macht?
Oder ist es verwerflicher, sich dieser Ausbeutungsmaschinerie direkt in den Weg zu stellen?"
Ob es verwerflich ist oder nicht, ist für die Rechtssprechung vollkommen gleichgültig. Die Justiz kümmert sich darum, dass die Gesetze eingehalten werden. Und was Wiesenhof macht, ist völlig legal, während ihr mit eurer Aktion das wichtigste Grundrecht von kapitalistischen Gesellschaften, nämlich das Recht auf Privateigentum, angegriffen habt.
Warum sind selbst ernannte Radikale so konformistisch, dass sie glauben ihren Widerstand mit vermeintlichen Rechtsgrundsätzen rechtzufertigen zu müssen.