linksunten Archiv

Wir haben in der Nacht zum 22.11.2012 die Ausländerbehörde in Berlin mit Hämmern angegriffen und mit etwas Wandfarbe verschönert. Die Aktion richtet sich gegen eine Behörde, die durch Abschiebungen Menschen in Gefahr bringt. Ungeachtet von Verfolgung, Diskriminierung oder Armut, werden Familien auseinandergerissen, Existenzen zerstört und Menschen indirekt bis direkt ermordet.

Allein von 1993 bis 2004 sind 21 Menschen bei der Abschiebung oder an den direkten Folgen der Abschiebung gestorben.Zudem haben sich von 1993 bis 2012, 62 Menschen in Abschiebehaft das Leben genommen.

Die Aktion richtet sich gegen die entwürdigende Praxis, selbst nach jahrelangem Aufenthalt einer rassistischen Schikane ausgesetzt zu sein, in dem Menschen sich jede Woche eine neue Duldung abholen müssen, die von vornherein nur eine marginale Existenz ermöglicht. Ziel dieser Praxis ist, jede Perspektiven auf ein selbstständiges Leben zu verhindern.

Wir haben eine Behörde angegriffen, die Asylsuchende und Flüchtlinge zwingt in sogenannten Asylbewerber_Innenheime zu leben, aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit verdrängt, zumeist in ländlicher Umgebung, abgeschottet von Freunden und Bekannten und der Möglichkeit ihre Isolation zu durchbrechen.

Wir richten uns gegen die Residenzpflicht, die Asylbewerber_Innen verwehrt den ihnen zugeteilten Landkreis ohne „Urlaubsschein“ zu verlassen. Tun sie es doch, begehen sie eine Straftat und es droht nicht selten die Abschiebung. „Urlaubsscheine“ werden jedoch eher willkürlich von Sachbearbeiter_Innen ausgestellt.

Damit verwehrt die Ausländerbehörde praktisch das Recht auf freies Leben.

Die Ausländerbehörde ist jedoch nur ein weiteres Puzzlestück in einem alltäglichen Wahnsinn namens Rassismus.

Sie wird legitimiert durch einen Staat, dessen Verfassungsschutz jahrelang zusah, als Mitmenschen vom NSU ermordet wurden.

Sie wird legitimiert durch den Staat, der in Form von Polizei glaubt, Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe kontrollieren und schikanieren zu können, der also der Überzeugung zu sein scheint, das People of Colors „hier nicht hin gehören.“ (http://www.taz.de/!104549/)

Sie wird legitimiert durch eine Gesellschaft, die Angst vor Überfremdung schürt und somit von einer weißen Leitkultur ausgeht.

Wir haben keinen Bock um Verständnis zu betteln, während allein 2011, 150 Menschen im Mittelmeer unter anderem durch Frontex zu Tode gekommen sind, wobei die Dunkelziffer noch mal bei weiten höher liegt.

Wir wollen nicht hinnehmen, dass Menschen nach kapitalistischen Kriterien für „wertvoll“ erachtet werden, oder eben nicht!

Wir können nicht verstehen wie es sein kann, dass vor ein paar Wochen das Mahnmal zur Erinnerung an den Holocaust an den Roma und Sinti mit Trara von Merkel eingeweiht wurde und zeitgleich ein Innenminister gegen jenige hetzt (http://taz.de/!104285/)

Die rassistische Abgrenzung in der Festung Europa und der alltägliche Wahnsinn sprechen eine eigene tödliche Sprache. Solch einer Zynik wollen wir nicht ohnmächtig begegnen, sondern den behördlichen Rassismus benennen und angreifen!

Werdet aktiv, unterstützt die Flüchtlingsproteste, sabotiert die rassistische Maschinerie!

Solidarität mit allen Flüchtlingen und den Protesten!

Solidarität muss praktisch werden!