Der Vorstand von Antifa e.V. gibt bekannt

Der echte Vorstand von Antifa e.V. hat sich nach lautstarken, kämpferischen und entschlossenen Diskussionen zu dieser Erklärung durchgerungen.

 

Wir nehmen diesen Linksunten Artikel und den nachfolgenen zum Anlass eine umfassende Erklärung abzugeben. Die Notwendigkeit eine solche abschliessende Erklärung abzugeben, stand seit Monaten im Raum. Um zu belegen, dass jetzt der "echte" Antifa e.V. bzw. sein Vorstand eine Erklärung abgibt und nicht eine Faketruppe, deren Erklärungen wir jedoch inhaltlich durchaus zustimmen und folgen können, werden wir einerseits einen Nonsense-Tweet von uns hier verlinken und andererseits die Artikel-URL in den fünf Minuten bis zur Veröffentlichung hier auf unserem Twitter-Account posten. Das sollte hoffentlich genügen, um Missverständnisse zu vermeiden.

 

Dem Vorstand ist klar, wie unsinnig es ist, auf den Begriff Antifa einen Claim zu erhaben. Dazu noch mit dem Anhängsel e.V., also eingetragener Verein. Die Idee kam uns Ende 2014, Anfang 2015 in bierseeliger Laune. Die "Berichte" in diversen rechten Medien waren uns nicht entgangen, dass Demonstrant_innen, die gegen Pegida in Dresden auf die Straße gehen, bezahlt werden sollen. Diffus waberte diese Verschwörungstheorie schon länger durch das Internet und sie existiert wohl schon seit Zeiten, in denen es das Internet noch gar nicht gab. Im Rahmen der Proteste gegen Pegida flammte diese Vermutung allerdings enorm auf. Sie gewann massiv an Fahrt als in rechten Kreisen die Luftballonnummer durch das braune Dorf getrieben wurde. 10 Euro würden dafür gezahlt werden. Vom Kopp-Verlag bis PI waren sie alle am Start und glaubten endlich den Beweis zu haben: Diese Vaterlandsverräter_innen werden alle bezahlt.

 

Das war im Dezember 2014. Was hatten wir damals darüber gelacht. Im Internet begannen sich Antifaschist_innen darüber lustig zu machen und fragten, ob das via einem e.V. organisiert wird. Wir lachten noch mehr, obwohl uns bewusst war, welch ein Unsinn das alles ist. Gerade in Zeiten in denen der Antifaschismus, den es so als monolithischen Block niemals gab und schon gar nicht, wie ihn sich Faschist_innen vorstellen, in einer tiefen Krise steckt, kann so etwas gefährlich sein. Auf der anderen Seite, denn alles hat nicht nur eine Seite, fanden wir die Vorstellung, wie die Faschist_innen Angst vor einer staatlich finanzierten Antifa haben, durchaus lustig. Denn wir haben unseren Humor noch nicht verloren. Trotz des Niedergangs des militanten Antifaschismus, den wir in den letzten 30 Jahren miterleben und miterleiden mussten.

 

Als sich Vera Lengsfeld auf der hartrechten Seite "Achse des Guten" im Januar 2015 zu der Behauptung verstieg:

 

Gut bezahlte Helfer verteilten breit Demoaufrufe. Angeblich soll sich die Entlohnung für sie von 10 Euro beim letzten Mal auf 25 Euro erhöht haben. 

 

war uns klar: Das greifen wir auf und gründen Antifa e.V. im Internet. Denn was im Internet steht, muss stimmen. Wir rechneten durchaus damit, dass es Pappnasen geben wird, die das für bare Münze nehmen werden. Uns war aber wichtig, dass wir der Verschwörungstheorie, die schon längst den tiefsten Keller des Internets verlassen hatte und nun von Menschen mit hoher Reichweite verbreitet wird, etwas entgegensetzen. Mit Argumenten war und ist da nicht viel machen. Zu diesem Schluss kamen wir jedenfalls. Also warum nicht etwas starten, dass so unglaubwürdig ist, dass sich alle jene, die es ernsthaft vertreten, lächerlich machen? Also gingen wir freudig ans Werk und dachten uns die tollsten Dinge aus. Da traf es sich gut, dass der WKR-Ball der Burschenschaftler in Wien anstand. Es wurden Tagesabläufe und Anreisepläne erstellt. Dazu astronomische Vergütungen für Antifamember ausgelobt. Alles in einem Maße, dass es eigentlich (!) erkennbar gewesen sein sollte, dass es nicht stimmen kann. Was wir massiv unterschätzt haben war die Dämmlichkeit der Menschen. Sogar prominente FPÖ-Mitglieder fielen darauf rein. Besser gesagt: Sie wollten darauf reinfallen, weil sie längst daran glauben, dass es so sein muss. Ein Teufelskreis. Sicherlich waren wir überrascht, dass es so einschlagen würde. Dazu kamen die berühmten 48 Busse, von denen die "BILD" meldete, dass sie Richtung Dresden unterwegs seien und von "der Antifa" angemietet wurden. Dankbar nahmen wir auch das auf.

 

Die vorläufige Krönung war der Artikel in der "taz", der "enthüllte" was der Antifa e.V. so treibt. Wir hatten das selbst, mehr oder weniger indirekt angestossen. Durch unseren fingierten Leak. Das Vorstandsmitglied P. Flasterstein hätte einen USB-Stick mit wichtigen Daten verloren. Alleine der verhohnepipelte Name sollte deutlich machen, dass es sich um eine Satire handelte. Dem war aber oft nicht so. Wir waren sehr überrascht, wie sich das in wenigen Wochen alles so entwickelte. Unsere Followerzahl bei Twitter stieg von Tag zu Tag an, obwohl wir niemandem folgten.

 

Die Kritik, die von zahlreichen Antifaschist_innen am satirischen Konzept von Antifa e.V. aufkam, war uns sehr wohl bewusst. Genauso wie das harte Abfeiern dessen. Wie gesagt: Ein Teufelskreis. Wichtig war und ist uns, dass wir der Verschwörungstheorie von bezahlten Antifaschist_innen etwas entgegensetzen und diese, so hofften wir, wenigstens in Teilen ins Leere laufen zulassen.  Damit war der Vorstand gleichzeitig erfolgreich und erfolglos. In der Folgezeit entwickelte sich das Projekt ohne großes Zutun unsererseits weiter. Da wurden Membercards gefertigt, Demogeldausgabestellen aufgebaut, fotografiert und veröffentlicht. Selbst die Jusos stellten einen Parteitagsantrag, um das Demogeld zu erhöhen. Das alles, so offensichtlich abwegig es auch war, steigerte den Eifer der Vertreter_innen der Verschwörungstheorie von bezahlten Antifaschist_innen. Aber wenigstens konnte stets darauf verwiesen werden, dass es eine Satire sei. So kam es vor, dass Nazis andere Nazis verbal in die Fresse schlugen, weil diese die Demogeldverschwörung vertraten. In diesen Zeiten sind es die kleinen Dinge, die Mut machen und 1 lachen lassen.

 

Während wir also mit einem kühlen Getränk am Pool lagen und das ZECKOmag lasen, lief die Nummer von alleine. Nur ab und zu, wie zur Wahl des österreichischen Bundespräsidenten, meldeten wir uns verstärkt und erzielten sofort einen gewissen Medienbuzz. Dabei würden wir uns mehr freuen, wenn das Thema des drohenden Faschismus so viel Buzz erzeugen würde. Nicht immer war uns wohl bei der Sache. Auch weil wir feststellten, wie stark bei vielen der Wunsch nach einer antifaschistischen Einheitsfront ist. Oft hatten wir das ungute Gefühl, dass sich nicht wenige wirklich einen Antifa e.V. wünschen würden, der von oben herab alles organisiert. Der Busse anmietet, gratis Getränke ausgibt, sogar für Hassis sorgt und dann noch ordentlich Kohle raushaut.

 

Auf der anderen Seite zeigen diese Wünsche, wie schlecht es um den oraganisierten, wie nicht-organisierten Antifaschismus in dieser Zeit bestellt ist. Menschen investieren Zeit und Geld, das sie oft eigentlich nicht haben. Setzen sich staatlicher und nichtstaatlicher Repression aus und erhalten dafür in der Regel keine oder nur wenig Anerkennung. Die Wahrheit ist auch, dass niemand das für Geld macht, auch wenn Rechte sich nicht vorstellen können, dass Menschen Staat, Nation und Kapital, sowie dessen Zuspitzung, den Faschismus, zum Kotzen finden. Sogar wenn dafür keine Staatskohle fließt. Der Vorsand hält einen organisierten, schlagkräftigen und militanten Antifaschismus für notwendiger denn je. Organisiert meint nicht unbedingt, dass es einen coolen Namen braucht und viel (Online)Fame oder eine große Gruppe. Zwei können schon einen wunderbare Antifa sein. Traut euch! Schließt euch zusammen! Ihr müsst keine dicken Arme haben und Nazis verkloppen, wobei letzteres leider etwas zu sehr aus der Mode gekommen ist. Recherchiert zu Nazistrukturen und rassistischen Vorfällen. Leitet diese Infos weiter. Das muss nicht immer öffentlich sein. Aber um es weiterzuleiten, müsst ihr euch vernetzen, wozu wieder Vertrauen notwendig ist. Niemand sagt, es sei einfach und immer von Erfolg gekrönt. Scheitern ist ok. Aufgeben ist es dagegen nicht.

 

Antifaschismus ist ein weites Feld und es reicht bei weitem nicht aus, wenn ihr bei jeder Latschdemo lautstark, entschlossen und kraftvoll dabei seid und noch die hohlste Parole zum xten Male ruft. Demos können wichtig sein, aber sie sind nur ein Baustein des Hauses, dass sich Antifaschismus nennt. Ob ihr nun mit bürgerlichen Leuten zusammenarbeiten wollt oder nicht, bleibt euch überlassen. Dieser Punkt ist ein ständiger Streitpunkt und Streit, oder nennen wir es Diskussionen, ist enorm wichtig. Wie es scheint, haben viele es verlernt, den Diskurs zu führen oder legen ihr studentisches Schema F an und wollen von oben herab belehren. Wenn ihr keine Argumente habt oder merkt, dass sie zu schwach sind, dann ist es keine Schande, das auch zuzugeben.

 

Lange Rede, kurzer Unsinn: Egal was wir machen, wir bekommen die Nummer nicht mehr aus der Welt. Wobei wir nur auf einen fahrenden Zug aufgesprungen sind und nie gedacht hätten, wie schnell die Fahrt werden würde.

 

Die Anschläge in Dresden, die skurrilen Reaktionen von Bullen und Ulbig auf ein Bekenner_innenschreiben, das sofort als Fake erkennbar war und die unterirdische, wie unkritische Berichterstattung von Spiegel Online und anderen Medien, haben uns zu dem Schluss kommen lassen, dass wir so nicht weitermachen können. Dazu kam, dass in unserem Namen etwas gepostet wurde. Die Anschläge in Dresden und ihre Folgen lassen sich in keiner Weise mit der von uns angestrebten satirischen Behandlung gewisser Vorgänge in Einklang bringen. Was uns sehr wütend machte, war der Umstand, dass über die Anschläge selber, die an den nsu erinnerten, nur kurz und oberflächlich berichtet wurde, während über das offensichtlich falsche Bekenner_innenschreiben lang und breit berichtet wurde.

 

Wie nun weiter? Auch das wissen wir nicht. Wir sind uns aber bewusst, dass Antifaschismus auf den Straßen notwendig ist. Nur ihr könnt das umsetzen. Wir sehen uns auf den Barrikaden!

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Vielen Dank, dass ihr eure Reflexion mit uns geteilt habt. Es tut gut zu wissen, dass fähige Menschen hinter den Satireformen stehen, die sehr genau auf dem Schirm haben, was sie tun und die sich der Widersprüche, in denen sie sich befinden bewusst sind. Ich schließe mich auch der Schlussfolgerung zu 100% an, dass es keine normativen Vorgaben und Vorgehen braucht, um militant-antifaschistisch zu wirken, sondern vielmehr Entschlossenheit und ein Ideal von Gesellschaft, welches es zu erkämpfen gilt (wobei der Mittel niemals den Zweck heiligt sondern immer Teil widersprüchlicher Auseinandersetzung sein muss). Es war nach Dienstag sehr erschreckend zu sehen, dass es zur Zeit nur die drohende Kriminalisierung und Diffamierung linker Inhalte schafft, mediale Reichweite zu generieren. Wie damit umgegangen werden kann und was dem entgegen gesetzt werden kann, da bin ich genauso ratlos wie viele Menschen zur Zeit.

Ich hoffe aber, dass ihr euch von den aktuellen Ereignissen nicht entmutigen lasst und weiterhin macht, was ihr für richtig haltet. Schlimmer als eine Situation, in welcher Satire von den Meisten nicht mehr verstanden wird wäre eine Situation, in welcher es gar keine Satire mehr gibt und nur mit biederem Ernst versucht wird, sich gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Nicht nur würde der Antifaschismus in so einer Situation vermutlich nicht bestehen können, sondern er hätte, würde er gewinnen, sich auch von allen progressiven Idealen entfernt. Was nicht heißt, dass es nicht sehr begrüßenswert ist, wenn Nazis umfallen und deren Infrastruktur kaputt gemacht wird, nur kann es meiner Meinung nach nie das Ziel sein, den gesellschaftlichen Gegner wortwörtlich zu "vernichten".

 

Also, bitte habt die Kraft, eure Arbeit fortzusetzen! Macht es gut, macht es besser und wir sehen uns auf den Barrikaden!

braucht man kein Antifa-Aktivist zu sein. Hierzu gehört ein gesunder Menschenverstand und Mitmenschlichkeit gegenüber Fremden.

...mit diesem ausgelutschten Antifa e.V. -Hipsterscheiss.

Braucht niemand, ausser euch selbst.

Wenn ihr überschüssige Energie habt, dann macht effektiv etwas gegen Nazis.

Wenn ihr das nicht hinkriegt, helft bei Flüchtlingsinitiativen mit.

Aber hört doch auf alles ins lächerliche zu ziehen, ihr macht damit auch die Arbeit derer kaputt, die auf der Strasse ihr Gesicht -auch für euch- hinhalten, aber das versteht ihr in euren alles-ist-ne-große-Party-Hipsterbirnen wahrscheinlich dowieso nicht.

Was ist dein scheiß Problem?

Biste nem Männlichkeitswahn verfallen, "nur wer Nazis boxt ist cool"? Wo liest du in dieser abschließenden Reflexion auch nur im Ansatz eine Position, die sagt, dass Satire der WeisheitsWaffen letzter Schluss sei? Was quaifiziert deiner Meinung nach "effektiv" was gegen Nazis machen? Ihnen die Beine brechen? Oder sie gleich umbringen und am besten noch alle anderen, gegen welche DU persönlich was hast, weil sind ja "Hipster"? Alter, im Kampf gegen den Faschismus oder besser, gegen die Faschismen geht es um einen Kampf um Gesellschaft, darum, wie wir uns ein besseres Morgen vorstellen! Das beinhaltet Witz, Ideen, Ideale, Werte und handfeste Aktionen. Ich sage nicht, dass sowas ohne "Gewalt" (da, ich habs gesagt, dass böse "G"-wort) funktionieren kann, allerdings ein derartig plattes Rumgeprolle wie du das hier leistest, das kannst dir bitte in deinen Allerwertesten stecken. Du bist nicht mehr als eine Gang, die gegen eine andere Gang kämpft. Mit irgendwie linksgerichteten Konzepten von Gesellschaft hat das nichts mehr zu tun, also troll dich und geh hinter der Mülltone Einzelkampf machen!