(B): Münkler-Watch: Studierende starten Diskussionsprojekt, Prof reagiert mit Beleidigungen

hu.blogsport.de_

Herfried Münkler ist am humboldt’schen Institut für Sozialwissenschaften in Berlin eine kontroverse Figur für Studierende. In wöchentlichen Abständen veröffentlicht die Gruppe hu.blogsport.de kurze Zusammenfassungen seiner Vorlesung „Politische Theorie und Ideengeschichte“. Der Lehrstuhlinhaber beschimpft sie dafür als "erbärmliche Feiglinge". „Wir möchten dokumentieren und aufzeigen, was die Militarisierung der Hochschule konkret für den universitären Alltag bedeutet“ sagt dagegen Caro Meyer, Sprecherin der Initiative „hu.blogsport.de“.

 

Die Idee zur Aktion
Für das aktuelle Semester hat sich die Gruppe vorgenommen, Münklers Vorlesung "Politische Theorie und Ideengeschichte" mit dem Webblog hu.blogsport.de kritisch zu begleiten. Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer hinterfragenden Dokumentation der Vorlesungstermine. "Wir wollen damit zeigen, was es für Studierende bedeutet, wenn ein offenkundig militaristischer Extremist der Mitte für die Ausbildung junger Menschen verantwortlich ist". Die öffentliche Form eines Webblog hätten die Studierenden aus verschiedenen Gründen gewählt. "Zum einen wollen wir zeigen, was hier abgeht, auch über die Causa Münkler hinaus." Wichtig sei ihnen jedoch auch eine öffentliche und trotzdem gleichberechtigte Diskussion der Ergebnisse.

Ist öffentliche Kritik Bespitzelung?
Was Prof. Dr. Münkler von den Engagement der Studierenden hält, machte er deutlich, nachdem Studierende zur Vorlesung am 5.5.2015 Flugblätter im Hörsaal auslegten, die auf ihr Projekt aufmerksam machen sollten. Bereits vor Beginn der Vorlesung waren alle Flyer entfernt. Statt eines thematischen Einstieges teilte Münkler seinem Auditorium mit, dass seine Mitarbeiter_innen ihn informiert hätten, Unbekannte hätten im Saal Flugblätter ausgelegt. Münkler bedankte sich ironisch für die Ehre, die ihm zu Teil werde und merkte an, dass eine derartige „antagonistische Methode“ anonymer Beobachtung in der heutigen Zeit doch eher Methode der NSA sei. Vorgeblich jouvial bekannte er: „Doch keine Sorge, ich halte das aus“.

“Erbärmlicher Feigling”
Daraufhin inszenierte Münkler sich betont selbstsicher und hob seine Öffentlichkeit bei gleichzeitigem Verweis auf die  Anonymität der Autor_innen des Flugblattes hervor. Da derjenigen, der für die Flyer verantwortlich sei im Hörsaal sitzen müsse, nenne er ihn jetzt „öffentlich einen erbärmlichen Feigling. [Münklersche Kunstpause] Ich werde das erst zurücknehmen, wenn er hier vorne auftaucht“.

Wer ist Herfried Münkler?
Als Gegner haben sich die Studierenden den Lehrstuhlinhaber für Politische Theorie am Sozialwissenschaftlichen Institut an der Humboldt Universität zu Berlin ausgesucht. Prof Dr. Herfried Münkler ist neben seiner Lehrtätigkeit unter anderem im Beirat der Sicherheitsakademie der Bundeswehr aktiv. In seinen Publikationen spricht Münkler regelmäßig die deutschen Eliten von ihrer Verantwortung für vergangene Kriege frei, um anschließend eine neue Großmachtsposition für das heutige Deutschland zu fordern. Ein besondere Bedeutung kommt in Münklers Diskurs-Universum dem Begriff Verantwortung zu. Gerade weil ein angeblich liberales pro-europäisches Deutschland aus der nationalsozoalistischen Vergangenheit gelernt habe, müsse es sich nun wie selbstverständlich weltweit in Kriege einmischen - im Dienste der sogenannten Sicherheit.

Ein exemplarisches Beispiel unter vielen
"Herr Münkler ist leider nur ein sehr prominetes Beispiel unter vielen" ergänzt Caro Meyer, Sprecherin der Gruppe. "Die Verrohung des Bürgertums ist überall spürbar". Nur Münkler zu betrachten, verkürze das Problem. Das ein sich selbst als liberal und pro-europäisch verstehender Prof heutzutage es mit sich selbst vereinbaren könne, politische Ideen zu vertreten, die bis vor wenigen Jahren nur am rechten Rand ausprechbar waren, sei nur die eine Seite der Medaille. "Das der Rest der liberalen Pro-Europäer daneben steht und klatscht, statt einzugreifen, zeigt, wie sehr sich der Eliten-Konsens in dieser Republik in den letzten zwei Jahrzehnten verschoben hat" analysiert Meyer weiter.

Wie soll die Aktion wirken?
Die protestierenden Studierenden erhoffen sich von ihrer Aktion eine große Wirkung. "Man verändert die Welt nicht mit Waffen, sondern dadurch, dass man miteinander redet, sich organisiert und den Diskurs beeinflusst" sagt Caro Meyer. "In Erwägung, dass gerade Studierende der Politikwissenschaft die Sozialtechniker_innen und Funktionskaste der Zukunft stellen, wird mir schlecht bei dem Gedanken daran, was passiert, wenn wir den Münklerschen Weg unhinterfragt bis zum Schluss gehen".

Mehr Infos:

Aktueller Erlebnisbericht zur Münklerschen Vorlesung:
http://hu.blogsport.de/2015/05/05/muenkler-watch-5-erbaermlicher-feigling/

Alle Folgen Münkler-Watch:
http://hu.blogsport.de/muenkler-watch/

Sowi-Fachschaft wirft Münkler Rassismus vor:
facebook.com/sowi.fachschaft/posts/657005241043892

Protest gegen "weiße, männliche, europäische" Soziologie-Einführungsvorlesung:
http://hu.blogsport.de/2015/02/12/b-protest-an-der-hu-betroffener-prof-a...

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Da seid ihr dem Typ wohl etwas auf die Füße getreten :-). Empfinde die Sache auch als wesentlich besser und durchdachter als eure andere Aktion. Weiter so!