Über 1200 demonstrieren in Berlin für Rechte von Flüchtlingen nach Bruch des „Oranienplatz-Agreements“
1200 bis 1500 Menschen haben am Sonntag, den 31.08.2014, in Berlin
für die Rechte der protestierenden Geflüchteten in der Hauptstadt
demonstriert. Laut und entschlossen zogen die Demonstrierenden durch den
Stadtteil Friedrichshain und forderten Bleiberecht für alle Flüchtlinge
in Deutschland sowie Zugang zu Nahrung, Wasser, Strom und Medikamenten
für die acht Asylsuchenden, die seit Dienstag das Dach eines ehemaligen Hostels in der Gürtelstraße 39 besetzt halten.
Sie hatten zuvor auf dem von Geflüchteten besetzten Oranienplatz
gelebt, der jedoch im April geräumt wurde. Im Gegenzug bot der Senat im
sogenannten „Oranienplatz-Agreement“ sechs Monate Unterbringung und die
wohlwollende Prüfung jedes einzelnen Asylantrags an. Der Senat lehnte
jedoch alle Anträge der 108 in dem Hostel untergebrachten Flüchtlinge
ab, die acht Besetzer weigern sich nun, das Dach des Hauses zu
verlassen. Die Demo stand unter dem Motto „Senat – Bürgermobs –
Lampedusa – Brandstifter – Abschiebungen… – Gegen jeden Rassismus!“.
Aufgerufen hatten die North-East-Antifascists und weitere antirassistische und antifaschistische Gruppen.
Im Anschluss an die Demonstration versuchten Anwohnende der
Gürtelstraße, Essen zu den Besetzern zu bringen, wurden jedoch mit den
Nahrungsmitteln nicht durch die von der Polizei errichtete Straßensperre
gelassen. Wie die protestierenden Flüchtlinge berichteten, haben sie
seit Mittwoch nur 6 Liter Wasser zur Verfügung gehabt und müssen
hungern, die Polizei verhindert die Versorgung der acht Besetzer.
In Redebeiträgen während der Demo schilderten Refugee-Aktivisten die
Situationder Geflüchteten seit der Räumung des Oranienplatzes. Im April
hatten sie ihr Zeltlager in Berlin-Kreuzberg abgebaut und erfüllten
damit ihre Bedingung für das mit dem Senat ausgehandelte
„Oranienplatz-Agreement“. Für die 108 Flüchtlinge, die in dem Hostel in
Berlin-Friedrichshain untergebracht waren, bedeutet die Ablehnung ihrer
Anträge, dass sie der Obdachlosigkeit überlassen werden und in die
Bundesländer oder Staaten zurückkehren müssen, von denen sie zum
Refugee-Protest nach Berlin aufgebrochen sind. Der Flüchtlingsrat Berlin spricht von einer „kalten Abschiebung“.
Als Asylsuchende deshalb am vergangenen Montag versuchten, auf dem
Oranienplatz ein neues Camp zu errichten, wurden sie von der Polizei
daran gehindert. Zum Ende konnte die Polizei erneute
Eskalationen nicht unterlassen und räumten selbst die unbefahrenen
Straßenteile vor der Absperrung.
Parallel lief eine Konzertaktion “Machet die Tore weit – Music For Free Movement“ von “Lebenslaute”, die direkt vom “Stop Deportation Camp” aus Eisenhüttenstadt gekommen waren.
Obwohl sich die Geflüchteten mit ihrer Räumung des Oranienplatz im
Frühjahr diesen Jahres an die Vereinbarung mit dem Senat gehalten haben,
wurden sie von diesem offensichtlich getäuscht. Wie die taz berichtete,
ist die Vereinbarung darüber hinaus wegen einem formalen Fehler nicht
gültig – demnach hätte der dafür zuständige Innensenator Frank Henkel
(CDU) das Papier unterschreiben müssen. Unterzeichnet wurde das Agreement jedoch von der Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD).
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Bilder von der Demonstration:
PM Cheung | Dirk Stegemann | Florian Boillot
Texte:
Erklärung der Refugees auf dem Dach vom 27.8.2014
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Demo jetzt am WE??????????????