85 Menschen fanden sich am vergangenen Samstag, den 21. Juni, am Bahnhof in Kahla ein, um an einer Demonstration gegen die Umtriebe rechtsextremer Gruppierungen in der „Porzellanstadt“ teilzunehmen. Auslöser war die Wahl mehrerer, zum Teil vorbestrafter, Neonazis aus dem Umfeld des rechten Hausprojekts „Burg 19“ in den Kahlaer Stadtrat. Bei der Wahl vom 25. Mai dieses Jahres bekam die NPD fast 9 % der Wählerstimmen. Die Demonstration führte entlang einiger Immobilien der lokalen Naziszene. Zu einigen der zentralen Akteure der rechten Szene in Kahla wurden Redebeiträge gehalten.
Die NPD hatte zuvor Flyer in der Stadt verteilt, in denen den Organisatorinnen und Organisatoren und späteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Demonstration unter anderem vorgeworfen wurde, sie seien undemokratisch und intolerant. Der Empfehlung an die Kahlaer Bevölkerung, die Demonstration der vermeintlichen Störenfriede von Außerhalb nicht zu folgen, kamen die Neonazis selber nicht nach. Schon am Bahnhof wurden die Demonstrationsteilnehmerinnen und -teilnehmer von fünf Neonazis des „Freien Netzes Kahla“ empfangen und provoziert. David Buresch, einer der federführenden Akteure des FN Kahla und neuerdings auch Stadtrat, fotografierte die Demonstrantinnen und Demonstranten unentwegt. Der neue Kreistagsabgeordnete Hendrik Radtke, neuerdings etwas aufgedunsen, Robert Köcher, Mittelfeldspieler bei der SpVgg Rot-Weiß Graitschen, Benjamin Müller/Hercher, dessen Vater bei der Polizei arbeitet und Paul XXX, ursprünglich aus Berlin, wirkten dabei wie die zu groß geratenen Pimpfe des „Abgeordneten“ Buresch. Weitere Provokationen folgten unter anderem vor der Burg 19, wo einige aufgebrachte rechtsoffene Kahlaer durch Einsatzkräfte der Polizei zurückgedrängt werden mussten. Ähnliche Szenen ließen sich auf dem Rückweg in Richtung Bahnhof beobachten. Nur mit Not konnten die eingesetzten Polizisten verhindern, dass eine Gruppe sehr junger Neonazis die Demonstration erreichen konnte.
Auf viel Verständnis seitens der Kahlaer Bürger und Bürgerinnen stieß das Anliegen der Demonstration nicht. Viele brachten lautstark ihren Unmut über die Demonstration zum Ausdruck. Sowohl die Gegenproteste anlässlich des „Thüringentags der nationalen Jugend“ im Sommer des letzten Jahres, als auch der ausbleibende Protest angesichts der hohen Wahlergebnisse Rechtsextremer bei der Stadtratswahl, ließen diese Reaktion bereits vermuten. Es zeigte sich eindrücklich, dass die Kahlaer Bürgerinnen und Bürger an ihrem Burgfrieden festhalten möchten. Dass viele unter ihnen also nichts dagegen haben, dass in den Schulen rechte Jugendkultur dominiert, dass die NPD jetzt im Stadtrat sitzt und dass organisierte und bestens vernetzte Neonazis in der Burg 19 machen können, was sie wollen.
Auch die Polizei zeigte einmal mehr eindrucksvoll, welchen Anteil sie am derzeitigen Erstarken rechtsextremer Gruppierungen in Thüringen trägt. Schon im Vorfeld versuchte der Polizeichef von Kahla das Anliegen der Demonstration zu diskreditieren. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration, die sich nicht von den Neonazis abfotographieren lassen wollten, wurden am Ende der Demonstration zum Teil von der Polizei abgeführt. Den meisten wird Vermummung vorgeworfen. Zu diesem Zweck wurden Fotos der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angefertigt, vermeintliche Beweisstücke wurden stilecht in Beweismitteltüten verpackt und noch vor Ort wurden entsprechende Dokumente erstellt. Wenn die Polizei gegenüber der rechten Szene ihrem Job mit derartiger Akribie nachkommen würde und nicht selbst dreisteste und gefährlichste Taten der Neonazis keine solche Beachtung schenktedann wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung getan. Tatsächlich scheint sie aber zugunsten der Nazis auf ihr sonst so hochgelobtes rechtsstaatliches Gewaltmonopol zu verzichten.
Auch die Presse kann dem Anliegen der Demonstrationsteilnehmer nichts abgewinnen. In einem Artikel, der Montagmorgen in der „Thüringischen Landeszeitung“ (TLZ) erschien, titelt sie in der Überschrift: „Statt Botschaften nur Krawall“ – dabei bezog sie sich auf den “enttäuschten” Leiter des örtlichen Ordnungsamtes Thomas Schuhmacher, der meinte, er hätte die wahre Intention der Demo klar erkannt. Wie er zu dieser Erkenntnis gelangt, bleibt im Verborgenen. Im Artikel selbst wird festgestellt: Eigentlich ist nichts passiert. Auch die Feststellung, die Demonstration habe sich mehrmals kurz vor der Auflösung befunden, entbehrt jeglicher Grundlage. Die lokale Presse scheint das tatsächliche Problem Kahlas wohl ebenfalls nicht zu erkennen. Denn wann erschien in der TLZ das letzte Mal ein Artikel zu rechten Umtrieben in Kahla?
Wir haben am letzten Wochenende in Kahla demonstriert, weil es uns nicht egal ist, wenn Faschisten langsam die Kontrolle in einer Stadt übernehmen. Anders als die bürgerlichen Antifaschistinnen und Antifaschisten sämtlicher Bürgerbündnisse, hört unser Antifaschismus nicht an der eigenen Stadtgrenze auf. Uns wird vorgeworfen unsere Demonstration wäre hetzerisch gewesen. Wir erkennen durchaus an, dass es auch in Kahla Menschen gibt, die sich an den rechten Entwicklungen stören. Mit den Bürgerinnen und Bürgern Kahlas, denen das alles egal ist, für die Kahla nur Kekse, Keramik und Leuchtenburg ist, mit denen wollen wir tatsächlich nichts zu tun haben. Sie haben sich bisher nicht dafür interessiert, was in ihrer Stadt passiert und es wird sie auch in Zukunft nicht interessieren. Sie sind auch der Grund, warum sich die anderen Bewohner Kahlas, die mit der rechten Hegemonie nicht einverstanden sind, nicht trauen, ihre Abneigung gegen die Neonazis offen zu äußern. Sie haben nicht nur Angst, von den Nazis verprügelt zu werden, sondern auch davor, vom Rest der „Kahl’schen“ als Nestbeschmutzer verunglimpft zu werden. Nicht zuletzt deshalb, weil ein großer Teil dieser “normalen” Bürger sehr klar gegen die Nestbeschmutzer im Inneren und Äußeren Position bezieht, werden wir unsere Kampagne fortsetzen.
Enttäuschende Resonanz bei den Einwohnern
Hi erstmal,
schade, dass es in Khala im Moment so aussieht. Aber kann man da mit Black-Block und Ketten in den ersten Reihen denn noch etwas erreichen? In so einem "verschlafenen, bürgerlichen" Städtchen kann ich das Kopfschütteln, bzw. ignorieren einer so aufgezogenen Demo schon ein ganz, ganz wenig nachvollziehen.
Wäre es nicht vllt. ertragreicher zu versuchen Demokratische Aktionstage, Aufklärungsveranstaltungen an den von euch angesprochenen Schulen, etc. zu organisieren? Viel anderes an Aktionsmöglichkeiten bleibt ja sonst nicht. Und damit kann man vllt. wenigstens den "Nachwuchs" erreichen.
Gibt es in Khala z.B. ein städtisches Jugendhaus? Wie sieht es aus mit Beamten aus dem zuständigen Bildungsministerium? Man muss vor Ort einen Prozess in Gang setzen. Martialische Auftritte von "angekarrten" AntiFas helfen wenig.
Das schreibt sich alles so leicht, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Bei uns hier hat es erstmal ein Jahr gedauert, bis wir von 4 Aktivisten auf eine Zahl von ca. 20 kommen konnten. Durch breite Vernetzung und große Bündnisse (ja, auch mal mit diesen dubiosen Parlamentariern von den JuSos, Linke, KPD, etc.) haben wir mittlerweile einen (fast) guten Kontakt zur Lokalpresse, wir publizieren unsere Stellungnamen auch über dieses ekelige "Facebook" und treten immer wieder mit bunten Aktionen, Streetart, Bannerfotos mit Gästen, etc. in der Öffentlichkeit auf.
Wir haben auch den gesamten Wahlkampf immer mit einem eigenen Stand begleitet, der alle kritisch bedacht hat, etc.
Wer gegen die rechten Seiten der "bürgerlichen Mitte" vorgehen möchte, bzw. die Nazis aus dieser hohlen will, sollte mit Infoveranstaltungen, Nazioutings, etc. diese "Mitte" für die Thematik sensibilisieren, und gleichzeitig ihr die "eigenen Abgründe" vor die Nase halten.
Das zumindest wäre meine Empfehlung.
Generell ist es natürlich einfacher in seinem eigenenen Heimatdorf "aktiv" zu sein. Vllt. solltet ihr mal den Kontakt zu den "bürgerlichen Pseudeo-Antifaschisten" aus Kahla suchen.
Viel Erfolg in der weiteren Arbeit,
Smokey
PS: Das die Bullerei und verordnungsamt nichts für unsere Interessen übrig haben ist ja klar. Aber ein Leserbrief an die entsprechende Zeitung, bzw. mal ein Anruf in der Redaktion wäre doch auch immerhin etwas.
Enttäschende Resonanz
Martialische Auftritte von "angekarrten" AntiFas helfen wenig.
Kann ich nur unterstreichen.
Und die Kahlaer zu beleidigen soll der richtige weg sein?
Das läuft doch jetzt schon einige Jahre so das wir den rechten entgegen tretten solln,aber von al den netten Jenaern die das fordern im selben Moment beleidgt werden..pfff..das machen die rechten nicht!
Sicher ist der größte Teil von Kahla gegen Rechts,und auch bereit das zu zeigen.
Vergesst nicht wir haben uns eine Linke Bürgermeisterin gewählt.Das sieht keiner.
aAber die Linken die in Kahla agieren zum bsp.Frau Döbler die auch gern in den Stadtrat gekommen wäre heucheln doch nur rum.Harz 4 Empfänger aber bei der Stadtratswahl sich so hin stellen als ob sie sonst was für ne Tolle Arbeit hätte.Da lacht ganz Kahla
Die Kahlaer wissen was das für eine Frau sie ist,kein Schwein mag sie.das ist mit das größte Problem.Diese hohle Nuss wählt beim nächsten mal auch keiner!
So jetzt werden gleich wieder die Kommentare fliegen was wir doch für ein Inzest-Dorf sind...Und das wir nicht mal die Deutsche Rechtschreibelung beherschen.:D
Tja was erwartet ihr?Das die Kahlaer Bürger mit vermummten Schwarz gekleideten Schlägertrupps mitlaufen?
Ich lach mich Tot.
Erreicht den Nachwuchs klärt die Kinder schon in der Schule auf..das war das beste was ich gelesen habe.
Aktionstage nicht gegen Rechts sondern einfach mal was für die Bürger machen und nebenbei Aufklären.
Die rechten haben in Kahla mitllerweile gelernt wie`s geht.Sie ziehen nicht mehr gröhlend durch die Stadt."Sind alles ganz nette Kerle".Das denken die Kahlaer.
Burgfrieden brechen das ich nicht Lache,versucht mal lieber auf vernünftige weise die Bürger zu erreichen.und wenn ihr darauf keinen Bock habt dann lasst es.
Die Norddeutschen zugezogen Rechten will hier keiner sehen.die Brauch und wählt niemand.Die wissen nicht welcher Spielplatz gefördert werden muß.
Ich war schon mit den Kahlaer rechten in der Schule.An dennen ändert ihr nichts mehr.
Diskusionen kann man mit denen vergessen das weiß ich.
Lasst euch mal was neues einfallen wenn euch die rechten hier stören,mich stören sie nicht.eure vermummten Spinner schon.
Wiegelt nur weiter die Kahlaer gegen euch auf,macht nur,ihr werdet schon sehen was euch das einbringt.
Und denkt bloß nicht das sich auch nur ein Kahlaer bei Heike im Laden sehen lässt.Sich wichtg machen bei Jenaer Studenten bedeutet noch lange nicht das sie auch nur einen Bürger aus Kahla erreicht.
Gerade die ältere Generation kennt diesen Faulen taugenichts nur zu gut,und hat auch seine Meinung über diese Person.Das bekomme ich immer wieder mit.
mfg
...
Lasst die Trottel unter sich, da ist Hopfen und Malz verloren!
Richtige Aktionsform?
In Kahla ist es wichtig gegen rechts vorzugehen, gerade wegen der nicht kleinen Nazi-Präsenz in der Stadt. Die gewählte Aktionsform und das Auftreten sind jedoch der falsche Weg. Mit der Demonstration am 21. Juni dürfte man den Faschisten eher noch in die Hände gespielt haben. Gut gemeinter, aber undurchdachter Aktionismus kann das eigentlich angestrebte Ziel schnell viel weiter in die Ferne rücken, manchmal auch gar völlig verunmöglichen. Hier hat man den 5. Schritt vor dem 2. gemacht und eine Demo über die Füße gebrochen, die in ihrem Erscheinen gar nichts anderes als Ablehnung und Unverständnis hervorrufen konnte. Gemessen an den Reaktionen hat sie jedoch auch mehr als das verursacht und denjenigen, die sich in Kahla als die rechten Biedermänner inszenieren, möglicherweise weiteren Zulauf und weitere Sympathien verschafft. Die Veranstalter und Teilnehmer sollten mal ernsthaft überlegen, was sie mit ihrer Kampagne in dieser Form eigentlich bezwecken wollen. Eine Kampagne zum Rückdrängen von Nazistrukturen kann es nur schwerlich sein, wenn man durch eigene Fehler eher eine Fortentwicklung dieser Strukturen, eine Stärkung des dörflichen Zusammenhaltes gegen die "linken Chaoten von außerhalb" und weiterem Zulauf aus dem bürgerlichen Lager zu den Faschisten begünstigt. Im Zweifel sollte man vor der nächsten Aktion lieber drei mal gründlich überlegen, welche gesellschaftlichen Folgen der eigene Aktionismus denn überhaupt verursachen kann.