[Berlin-Weißensee] Neurechter Nachwuchsautor am Primo Levi-Gymnasium

Moritz Schel­len­berg: Burschenschafter, Neurechter Nachwuchsautor, Schulsprecher auf dem Primo Levi-Gymnasium

Das Primo Levi-Gymnasium in Berlin-Weißensee ist nach dem ita­lie­ni­schen Holo­caust­über­le­benden und Par­ti­sanen Primo Levi benannt. Es trägt den Titel „Schule ohne Ras­sismus – Schule mit Cou­rage“. Im deut­li­chen Wider­spruch zu jener Namens­ge­bung steht die Tat­sache, dass einer der Autoren des neu­rechten Blattes „Blauen Nar­zisse“ hier nicht nur Schüler ist, son­dern die Funk­tion des stell­ver­tre­tenden Schul­spre­chers bekleidet. [1]

 

Die Schüler– und Stu­den­ten­zei­tung „Blaue Nar­zisse“ zählt zu den bekann­testen Jugend-Publikationen der Neuen Rechten. Moritz Schel­len­berg schreibt seit 2010 für das Magazin und gilt als einer ihrer Nach­wuchs­au­toren. 2012 kürte ihn die neu­rechte Wochen­zei­tung „Junge Frei­heit“ zum Gewinner ihres Jung­au­to­ren­wett­be­werbs [2]. Zudem ist Schel­len­berg Mit­glied der völ­ki­schen „Ber­liner Bur­schen­schaft Arminia“ und war zeit­weise als Bei­sitzer im Vor­stand der Ber­liner „Schüler Union“ aktiv.

 

Die Neue Rechte – ein Netz­werk aus völ­ki­schen Bur­schen­schaften, rechten Ver­lagen und Publi­ka­tionen – setzt in Deutsch­land ver­mehrt auf die Beein­flus­sung von Jugend­li­chen und jungen Erwach­senen. Sie kennt dabei wenig Berüh­rungs­ängste ins mili­tante Neonazi-Spektrum, sieht aber die Mög­lich­keit, die Gesell­schaft nach rechts zu radi­ka­li­sieren, zur Zeit mehr im Aufbau einer ver­meint­lich geis­tigen Elite, völ­kisch und deutsch­na­tional. Dass Schel­len­berg in sol­chen Struk­turen ver­kehrt und dabei über aus­ge­zeich­nete Kon­takte in publi­zis­ti­sche Kreise ver­fügt, wo er offen ras­sis­ti­sche und völ­ki­sche Posi­tionen ver­tritt, muss nicht sofort ins Auge springen. Seine Texte sind jedoch alle­samt im Netz auf­findbar und unter seinem Klar­namen ver­öf­fent­licht. Vor diesem Hin­ter­grund widerum ist es völlig unver­ständ­lich, dass Schel­len­berg erst zum lang­jäh­rigen Klas­sen­spre­cher, und im Sep­tember 2013 zum stell­ver­tre­tenden Schul­spre­cher des Primo Levi-Gymnasiums gewählt werden konnte.

 

Im Fol­genden soll etwas näher auf Schel­len­bergs Ver­öf­fent­li­chungen und seine Mit­glied­schaften ein­ge­gangen werden. Was Schel­len­berg in seinen Arti­keln schreibt, steht dabei oft stell­ver­tre­tend für viele gän­gige Aus­sagen der Neuen Rechten. Des­halb wird sich dieser Text auch mit diesem Phä­nomen beschäf­tigen. Schließ­lich ist der Fall des Primo Levi-Gymansiums nur eines von vielen Bei­spielen dafür, wie es der Neuen Rechten gelingt, sich „uner­kannt“ in Uni­ver­si­täten, Schulen und anderen öffent­li­chen Lebens­be­rei­chen zu bewegen.

 

Autor der „Blauen Nar­zisse“


Schel­len­berg schreibt für die „Blauen Nar­zisse“ genau das, was sie aus­macht: Kon­ser­va­tive bis völkisch-rechte Kultur– und Gesell­schafts­kritik. In Form von Rezen­sionen und Berichten meldet Schel­len­berg sich in der „Blauen Nar­zisse“ zu Wort. Seine Artikel han­deln sowohl von rechten Bewe­gungen, als auch von schein­baren Belang­lo­sig­keiten wie Face­book, seinem Schul­auf­ent­halt in Eng­land oder seinen Ein­drü­cken von der Fan­meile in Berlin. Regel­mäßig bear­beitet er dabei in seinen Anek­doten die The­men­pa­lette neu­rechter Gesell­schafts­kritik, ange­fangen bei Begriffen wie Heimat, über Patrio­tismus, bishin zur Kom­men­tie­rung tat­säch­li­cher oder ver­meint­li­cher poli­ti­scher Ent­wick­lungen:

 

So scheint es Schel­len­berg zu stören, dass für viele Men­schen „Heimat […] heute nicht durch Geburt fest­ge­legt, son­dern […] durch eigene Ent­schei­dungen gewählt“ wird. Ein sol­cher Mensch sei in „Wirk­lich­keit […] kom­plett hei­matlos, weil er eine feste Iden­tität ablehnt.“ Schel­len­berg selbst defi­niert jenen Quell „fester Iden­tität“ für sich nicht im mul­ti­kul­tu­rellen Berlin, dem er kon­sta­tiert „Syn­onym für Sünde, Nihi­lismus und Chaos“ zu sein, son­dern in „Breslau“, der „Stadt meiner väter­li­chen Linie.“ Dass Schel­len­berg am Rand von Berlin auf­ge­wachsen ist und sein Lebens­mit­tel­punkt auch heute dort liegt, spielt keine Rolle, wich­tiger scheint ihm der Bezug auf die väter­liche Abstam­mung zu sein. [3]


Bestimmen wer Deut­scher ist — auf der Fan­meile

 

Auch in seinem Artikel „Patrioten auf der Ber­liner Fan­meile?“ macht Schel­len­berg seine Vor­stel­lung von Heimat stark, indem er fest­legt, wer dazu­ge­hört (in diesem Fall zu Deutsch­land) und wer nicht: “Schwarz-Rot-Goldener Tand aller Art erhebt sich empor und nur zwei liba­ne­si­sche, zwei paläs­ti­nen­si­sche und eine Flagge der liby­schen Rebellen stören das Bild.” schreibt Moritz Schel­len­berg in einer Refle­xion über die Ber­liner Fan­meile. Nicht nur die Prä­senz einiger nicht­deut­scher Natio­nal­fahnen in mitten tau­sender Deutsch­land­fahnen ist ihm eine Bemer­kung wert, auch auf die natio­nale Zuord­nung von „ein paar Türken”, die zusammen mit ihren „deut­schen Freun­dinnen” feiern, scheint er beson­deren Wert zu legen. Weiter beklagt er, dass es vor allem „konsumkrank[e] Ekstase“ sei, die die Men­schen in den natio­nalen Taumel ver­fallen und natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Parolen skan­dieren lasse; jedoch keine wahren Gedanken zu Status und Nation: „Es folgen Heil-Rufe und anti­se­mi­ti­sche Parolen. Diese bunte Gruppe Mit­fahrer spricht aus, was viele denken. […] Schlaf­lose Nächte bereitet der Alkohol, nicht Deutsch­land.“

 

Auf den so beschrie­benen „Party-Patriotismus“ kann Schel­len­berg ver­zichten, im Not­fall könne man sich auf diesen ja sowieso nicht ver­lassen: „Das Hurra des Fan­mei­len­be­su­chers ist nicht mehr der Schlachtruf mutig stür­mender Infan­terie, son­dern Orgasmus eines Genuß­süch­tigen“. Neben dem Fehlen sol­da­ti­scher Qua­li­täten moniert er noch, dass den Anwe­senden weder die Bedeu­tung ihrer „Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi“-Rufe geläufig sei, noch dass sie, „mitten im Lied begin­nend“, alle Stro­phen der deut­schen Natio­nal­hymne singen würden. Kurzum: er kri­ti­siert, dass die Fanmelidenbesucher_innen nicht wüssten, dass es sich beim „Zicke zacke“-Ausruf, um einen häufig ver­wen­deten Schlachtruf der Hit­ler­ju­gend und preu­ßi­scher Mili­ta­risten han­delt und dass sie nicht aus volle Kehle „heute gehört uns Deutsch­land, und morgen die ganze Welt“ grölen. Die deut­schen Bekennt­nisse geschehen dem­nach schlicht aus den fal­schen Gründen. Die wahre Erkenntnis, in Form des wahren Patrio­tismus, liegt einmal mehr bei der geis­tigen Elite und den Vor­kämp­fern der neuen Rechten, also Bei Schel­len­berg selbst und seines Glei­chen: „Deutsch­land bleibt da, wo um das Vater­land gerungen wird. Die wahren Patrioten sind noch immer in Schreib­stuben, Biblio­theken und an Red­ner­pulten zu suchen.“ [4]

 

Zuspruch für rechte Par­teien


In einem anderen Artikel äußert sich Schel­len­berg zur UK Inde­pen­dence Party (UKIP), die er als „Eng­lands neue Hoff­nung“ beti­telt. Die 1993 gegrün­dete neu­rechte Partei tritt, neben ihrem Haupt­ziel des Aus­tritts des Ver­einten König­reichs aus der EU, laut ihrem Wahl­pro­gramm für die Abschaf­fung „poli­ti­scher Kor­rekt­heit“ [5], „För­de­rung einer ein­heit­li­chen bri­ti­schen Kultur“ [6], bei gleich­zei­tiger Ableh­nung von „Mul­ti­kul­tu­ra­lismus“ [7] ein. Solche Posi­tio­nie­rungen bewogen in der Ver­gan­gen­heit immer wieder beken­nende Neo­nazis zur Mit­glied­schaft in der UKIP [8]. Ferner tritt die männ­liche Par­tei­füh­rung offen chau­vi­nis­tisch auf, und ver­sucht Frauen aus der Füh­rungs­riege fern­zu­halten. Par­tei­mit­glied God­fred Bloom (MdEP) bezieht zu dem Ver­ständnis der Frau­en­rolle klar Stel­lung: „kein Klein­un­ter­nehmer mit Selbst­ach­tung und einem Gehirn an der rich­tigen Stelle würde je eine Frau im gebär­fä­higen Alter beschäf­tigen.” [9] Zudem ist die Partei gegen gleich­ge­schlecht­liche Ehen und strebt einen Aus­tritt aus den Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­tionen und dem Genfer Flücht­lings­kon­ven­tionen als Mittel gegen „mas­sen­hafte unkon­trol­lierte Ein­wan­de­rung“ [10] an.

 

Schel­len­berg kom­men­tiert, dass sich die Partei bis­lang scheue, für „die Erhal­tung eth­ni­scher Kon­ti­nuität“ ein­zu­treten. „Statt­dessen prä­sen­tiert sie afri­ka­nisch– und asia­tisch­stäm­mige Kan­di­daten.” [11] Beim Begriff „eth­ni­scher Kon­ti­nuität“ han­delt es sich um eine Wort­schöp­fung der Neuen Rechten, die in ver­klau­su­lierter Form die Rein­hal­tung der eigenen „Rasse“ meint [12]. Für die Scheu der UKIP, sich offen­siver ras­sis­tisch zu posi­tio­nieren, lie­fert Schel­len­berg sogleich eine ent­lar­vende Erklä­rung: „Ange­sichts der gekippten Lage in den meisten eng­li­schen Groß­städten bleibt ihr [der UKIP] nichts anderes übrig. Ein­wan­derer sind eine mäch­tiger wer­dende Wäh­ler­gruppe und die Annahme, es gäbe über­haupt Rassen, würde den poli­ti­schen Tod bedeuten.“ [13]


Unter­stüt­zung der „Iden­ti­tären Bewe­gung“


Die „Blaue Nar­zisse“ doku­men­tiert nicht bloß rechte Strö­mungen oder bewirbt diese. Mit der ver­suchten Eta­blie­rung der soge­nannten „Iden­ti­tären Bewe­gung“ ist die „Blaue Nar­zisse“ seit 2012 am Aufbau einer sol­chen Strö­mung betei­ligt: Über ihren Mate­ri­al­ver­trieb können Mate­ria­lien der „Iden­ti­tären“ geor­dert werden und es bestehen per­so­nelle Über­schnei­dungen.

 

Wäh­rend die „Iden­ti­tären“ in Deutsch­land ein Dasein als Inter­net­phä­nomen fristen, ist die Bewe­gung in deren Her­kunfts­land Frank­reich eine reale Kraft. Hier orga­ni­sieren sie unter anderem Hilfe für Obdach­lose, natür­lich nur für Fran­zosen, oder besetzen Moscheen um Mus­lime öffent­lich zu demü­tigen und Medi­en­öf­fent­lich­keit zu gene­rieren. In der „Blauen Nar­zisse“ werden sie dafür als viel­ver­spre­chender Ver­such gehan­delt, die EU von rechts zu kri­ti­sieren, ohne dabei offen faschis­tisch auf­zu­treten. So ist es nur logisch, dass die „Iden­ti­tären“ auch in Schel­len­bergs Texten Erwäh­nung finden. Anfang Mai 2013 nahm er auch an ihrem bun­des­weiten Füh­rungs­treffen und an einer Aktion der „Bewe­gung“ in Berlin teil, wor­über er anschlie­ßend in der Blauen Nar­zisse berich­tete. [14] Wäh­rend des Flashmobs am Ber­liner Alex­an­der­platz trug er die Fahne der Iden­ti­tären. Sein Artikel wurde im Anschluss auf der Inter­net­seite der „Bewe­gung“ ver­öf­fent­licht.

 

In ihren Akti­ons­o­formen und ihrer Bild­prache gibt sich die Iden­ti­täre Bewe­gung modern, jugend­lich und darum bemüht, sich von neo­na­zis­ti­schen Posi­tionen abzu­grenzen. Ideo­lo­gisch sind sie aber ein­deutig dem neu­rechten Lager zuzu­ordnen. So schieb die Iden­ti­täre Bewe­gung Deutsch­land Ende 2012 auf ihrer Home­page: „Unsere Geschichte, unsere Heimat und unsere Kultur geben uns, was ihr uns genommen habt. Wir wollen nicht Bürger der Welt sein, denn wir sind mit unserer eigenen Heimat glück­li­cher. Wir wollen kein Ende der Geschichte, denn unsere Geschichte gibt uns keinen Grund sie zu beklagen.“ Neben ihrer neu­rechten Kul­tur­kritik pflegen sie einen Akti­vismus, der sich vor allem gegen eine ver­meint­liche Isla­mi­sie­rung Europas richtet. So trugen Akti­visten (es sind fast aus­schließ­lich junge Männer) bei ihren ersten Aktionen Schilder mit den Losungen „Zer­tanzt die Toleranz!„und „Mul­ti­kulti weg­bassen“ [15]. Sie wollen ein „Europa der Vater­länder“ und beklagen einen „anti­deut­schen Ras­sismus“.

 

Obgleich sich die Iden­ti­tären im Internet grö­ßerer Beliebt­heit erfreuen, ent­falten sie bis­lang bis auf der Straße kaum Außen­wir­kung. „In Berlin etwa besteht die Iden­ti­täre Bewe­gung trotz fast 250 Facebook-Freunden aus gerade mal drei Aktiven: einem Poli­zei­schüler, einem Abitu­ri­enten und Johannes S., einem Blaue-Narzisse-Autor.“ [16] Moritz Schel­len­berg und besagter Johannes Schüller kennen sich. Schüller gilt als einer der Haupt­kader der „Blauen Nari­zisse“. Bis vor kurzem lebte er noch in Berlin, wo er an der Freien Uni­ver­sität Geschichte, Ger­ma­nistik und Lite­ra­tur­wis­sen­schaft stu­dierte. Im Juni 2013 zog er von Berlin-Prenzlauer Berg nach Dresden, um dort den Aufbau eines neu­rechten Schu­lungs­zen­trums, das „Zen­trum für Jugend, Iden­tität und Kultur“ zu orga­ni­sieren. 


Ver­harm­lo­sung von Bur­schen­schaften


Wie gezeigt, wird die poli­ti­sche Hal­tung der rechten Schrei­ber­linge in der Blauen Nar­zisse oft subtil durch den Blick auf All­tags­phä­no­mene ver­mit­telt. Selten kommt sie derart unver­blümt zum Aus­druck, wie in Schel­len­bergs Bei­trag zum soge­nannten Bur­schentag in Eisen­nach. Es sind wohl die inner­rechten Unstim­mig­keiten um den soge­nannten „Ari­er­nach­weis“ und der sich hieran ent­zün­dende Flü­gel­streit der Deut­schen Bur­schen­schaft (DB), die Schel­len­berg deut­lich Stel­lung beziehen lassen.

 

So ver­harm­lost Schel­len­berg den Ras­sismus der Ver­bände in der Deut­schen Bur­schen­schaft, die sich dadurch aus­zeichnen, dass sie am „Ari­er­nach­weis“ als Auf­nah­me­kri­te­rium ihrer Bünde fest­halten, als „patrio­ti­sche Aus­rich­tung“. Auch führ den in Eise­nach zele­brierten Fackel­marsch zu Ehren der „für Deutsch­land“ in beiden Welt­kriegen gefal­lenen Bur­schen­schafter, sowie das Absingen sämt­li­cher Stro­phen des Deutsch­land­liedes, findet Schel­len­berg ein­deu­tige Worte:

 

„Den für Deutsch­land gefal­lenen Bur­schen­schaf­tern wurde in wür­diger Weise gedacht und abschlie­ßend das Lied der Deut­schen gesungen. Für die Pres­se­ver­treter, die unter­halb der Denk­mals war­teten, war das der gesuchte Paw­low­sche Kno­chen. Kaum ein Artikel über den Bur­schentag kommt ohne die geküns­telte Empö­rung über das ein­drucks­volle Bekenntnis zum Deutschtum aus.“ [17]


Die liberal-konservativen Bünde, die sich im Flü­gel­streit von Deut­scher Bur­schen­schaft samt „Ari­er­nach­weis“ dis­tan­zierten, bezich­tigt er hin­gegen des „opportunistische[n] Duckmäusertum[s]“, dem „keine Träne nach­ge­weint“ sei. Nach zahl­rei­chen Aus­tritten, lt. Schel­len­berg „Phase des Gesund­schrump­fens“, tri­um­phierte in Eise­nach letzt­lich der völkisch-rassistische Flügel. So heißt es in den Sta­tuten der Deut­schen Bur­schen­schaft heute: „Die deut­sche Volks­zu­ge­hö­rig­keit ist danach an ver­schie­dene Merk­male wie Abstam­mung, Sprache, Erzie­hung, Kultur und Bekenntnis geknüpft. Die Abstam­mung ist somit ein wesent­li­ches, aber nicht das allei­nige Merkmal zur Beur­tei­lung der Volks­zu­ge­hö­rig­keit.“ [18]


Am Rande seines Berichts schreibt Schel­len­berg auch über die Rede des ideo­lo­gi­schen Anti-Antifas Hans-Helmuth Knütter, „der in seinem kämp­fe­ri­schen Vor­trag die Auf­gaben der Bur­schen­schaft in einer Zeit starker Ableh­nung umriss.“ In der von Schel­len­berg gelobten Rede auf dem Bur­schentag wie­der­holt Knütter seine Auf­for­de­rung zur Geld­spende an jene, die seine anti-antifaschistische Pro­pa­ganda in die Tat umsetzen: „Eine ganz wich­tige Akti­vität ist es, Geld zu sam­meln, etwas, was auch ältere Leute tun können, denen poli­ti­sche Aktionen, Teil­nahme an Demons­tra­tionen, an Straßen– oder Saal­schlachten, nicht zuzu­muten sind.“ Den Aufruf an die alten Herren der Deut­schen Bur­schen­schaft, Nazisch­lä­ger­trupps wenigs­tens finan­ziell zu unter­stützen, hielt Knütter vor Jahren schon einmal bei der Gesell­schaft für freie Publi­zistik, wie es das Panorama-Magazin aus­drückte vor „NPD-Funktionären, gewalt­be­reiten Neo­nazis und Auschwitz-Leugnern“. [19]

 

Der Arbeits­schwer­punkt des eme­ri­tierten Pro­fes­sors und Betrei­bers des Inter­net­por­tals „links-enttarnt“ liegt auf der The­matik „Links­ex­tre­mismus“ und seinem geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen Ver­hältnis zum deut­schen Faschismus. Schon in seiner Habi­li­ta­tion zog Knütter ein Fazit, indem er Jüd_innen eine Mit­schuld am Holo­caust gab. Dazu prägte Knütter maß­geb­lich den Begriff der „Faschis­mus­keule“ — im gleich­na­migen Buch plä­dierte er 1993 für einen „Schluss­strich“ unter den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Teil der deut­schen Geschichte, der es der Gesell­schaft wieder erlauben sollte, einen posi­tiven Bezug zu „Volk“ und „Nation“ auf­zu­bauen. Anfang der neun­ziger Jahre war Knütter als Mentor eines stu­den­ti­schen „Ost-West-Arbeitskreises“ an der Uni Bonn tätig, der neo­na­zis­ti­sche Refe­renten wie den Auschwitz-Leugner David Irving einlud und Auf­tritte des Neonazi-Sängers Frank Ren­nicke orga­ni­sierte. Durch seine Mit­glied­schaften in der CDU, der Deut­schen Bur­schen­schaft und seine zahl­rei­chen Kon­takten zur Neo­na­zi­szene war Knütter lange Zeit ein wich­tiges Bin­de­glied zwi­schen kon­ser­va­tiven und neo­na­zis­ti­schen Rechten. 

 

Mit­glied der Ber­liner Bur­schen­schaft Arminia

 

Moritz Schel­len­berg schreibt nicht nur über das Bur­schen­chafts­wesen, er ist auch Mit­glied der Akti­vitas der „Ber­liner Bur­schen­schaft Arminia“. Als sich die Deut­sche Bur­schen­schaft im Jahre 2012 durch die Debatte um den soge­nannten „Ari­er­nach­weis“ zu spalten begann, gehörte die Arminia zu jenen Bur­schen­schaften, die sich deut­lich zugunsten der tra­di­tio­nellen Auf­nah­me­kri­te­rien und ihrer ras­sis­ti­schen Aus­rich­tung posi­tio­nierte. Doch nicht alle Mit­glieder wollten sich diesem völkisch-nationalen Dogma unter­werfen. So haben die „Alten Herren“ der Arminia im Sep­tember 2011 ihren Aus­tritt aus der Deut­schen Bur­schen­schaft beschlossen und sich von den Akti­vitas getrennt. Sie „können keinem Ver­band ange­hören, der sich in einer Iden­ti­täts­krise befindet und nicht in der Lage ist, „Rechte Gesin­nungen“ erfolg­reich zu bekämpfen“ [20]. Die in der Deut­schen Bur­schen­schaft ver­blie­benen Ver­bin­dungen nahmen darauf hin rasch die Opfer­rolle ein, wie sie auch in Schel­len­bergs Resumee zu Eise­nach bedient wird:

 

„Eine Bewe­gung, die Met­ter­nich, Hitler und Ulbricht über­lebte, wird nicht durch die­je­nigen, die jetzt Zwie­tracht und Lügen säen, fallen. Wer einmal als junger, gerade aktiv gewor­dener Fux vom Bur­schen­schafts­denkmal aus auf die Wart­burg und das schöne Land geblickt hat, der weiß, wofür er da steht. Dieses Gefühl ist der Quell, aus dem die Bur­schen­schaft, allen Feinden zum Trotz, auf­er­stehen wird.“


Dass er „Ari­er­nach­weis“ und „Deutschtum“ für erstre­bens­wert hält, daran lässt Schel­len­berg wenig Zweifel, bei seiner Zeich­nung völ­ki­scher Bur­schen­schaften als Opfer von „Zwie­tracht und Lügen“, geht er jedoch noch ein Stück weiter, denn wenn er ver­kündet, man habe bereits „Hitler über­lebt“ han­delt es sich um Geschichts­re­vi­sio­nismus in Rein­form.

 

Bur­schen­schaften als Opfer im NS?


Bur­schen­schaft­liche Blätter, 1926:

„Was wir wollen ist die Herr­schaft des gebo­renen Füh­rers.“

 

„Was wir seit Jahren ersehnt und erstrebt und wofür wir im Geiste der Bur­schen­schaft von 1817 jahraus, jahrein an uns gear­beitet haben, ist Tat­sache geworden. […] Die Deut­sche Bur­schen­schaft ist lange Zeit wegen ihrer scharfen Beschlüsse in der Juden­frage ange­feindet worden […] Jetzt hat sie die Genug­tuung, daß es eine deut­sche Regie­rung gibt, die den Kampf gegen das Judentum auf der ganzen Linie auf­ge­nommen hat“ [21], mit diesen Worten bejublten die „Bur­schen­schaft­li­chen Blätter“ im März 1933 die Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­listen. Die „Bur­schen­schaft­li­chen Blätter“ fun­gierten schon damals als Verbandszeitschrift und Sprach­rohr der Deut­schen Bur­schen­schaft, woran sich bis heute nichts geän­dert hat.

 

Der darin pos­tu­lierte anti­se­mi­ti­sche Jubel über die Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­listen war nicht eben geküns­telt. Schon im Jahre 1921 stellte sich die Deut­sche Bur­schen­schaft „in der Juden­frage auf den Ras­se­stand­punkt“ und dul­dete ab da nur noch „ari­sche“ Stu­denten in ihren Reihen. Aus­serdem sollten die Mit­glieder so erzogen werden, dass „eine Heirat mit einem jüdi­schen oder far­bigen Weib aus­ge­schlossen ist […].“ [22] Die anti­se­mi­ti­sche Tra­di­tion der Ver­bände lässt sich noch weiter zuück­führen, näm­lich auf einen ihrer Grün­dungs­my­then: Schon 1817 hatten Bur­schen die Bücher und Schriften von anti­na­tio­nalen, undeut­schen und jüdi­schen Autoren ver­brannt, als sie in Eise­nach das Wart­burg­fest, den Vor­läufer der heu­tigen Bur­schen­tage, fei­erten. Auch der fran­zö­si­sche Code Civil, jenes Gesetz­buch, in dem die noch jungen Bür­ger­rechte fest­ge­schrieben waren, wurde von den Anhän­gern der anti-egalitären und anti­se­mi­ti­schen Bewe­gung den Flammen über­geben.

 

Wei­tere Über­schneid­gungen zum Pro­gramm der Natio­nal­so­zia­listen vor 1933 bil­dete auch der völ­ki­sche Revan­chismus der Deut­schen Bur­schen­schaft. Sie ver­trat 1922 die Ansicht, dass die „poli­ti­schen Grenzen des kom­menden Rei­ches […] die­selben sein [sollen] wie die natur­ge­ge­benen Grenzen des Volkes deut­schen Gebiets.“ Dabei ging es um die als Folge des Ersten Welt­krieges ver­lo­ren­ge­gan­genen Gebiete in Ost und West sowie um den Anschluss Öster­reichs. [23] Auch der Mili­ta­rismus, das „Bekenntnis zur Wehr­haf­tig­keit“, wel­ches die Bur­schen­schaften tra­di­tio­nell pflegten, führte schon vor der Macht­er­grei­fung zu einer großen Nähe zum NS: „Die Bur­schen­schaften, natio­nal­fa­schis­ti­sche Stu­den­ten­or­ga­ni­sa­tionen“, so schrieben die Bur­schen­schaft­li­chen Blätter 1929, hätten „die Ver­bin­dung zwi­schen den natio­nal­fa­schis­ti­schen Stu­denten einer­seits und der Reichs­wehr sowie den faschis­ti­schen Ver­bänden ande­rer­seits auf­recht­zu­er­halten und zu pflegen.“ [24]


His­to­riker bewerten daher die 1933 begon­nene, und 1935 voll­en­dete Gleich­schal­tung der Bur­schen­chaften auch als Über­tritt. Die hohe Inhalt­liche Über­schnei­dung beider Bewe­gungen habe die Bur­schen­schaften im neuen System der Natio­nal­so­zia­listen poli­tisch schlicht über­flüssig gemacht. [25] Dem­ent­spre­chend rei­bungslos ver­lief ihre Ein­glie­de­rung in den „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deut­schen Stu­den­ten­bund“. Umso per­fider ist es, wenn die damals beju­belte „Gleich­schal­tung“, die viel­mehr ein Über­tritt war, von heu­tigen Bur­schen­schaft­lern ange­führt wird, um sich auf die Seite der Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus zu stellen, wie Schel­len­berg das in seinem Auf­satz für die „Blaue Nar­zisse“ tut.

 

Fazit


Stramm natio­na­lis­tisch, elitär und geschichts­re­vi­sio­nis­tisch ein­ge­stellt, sind die Bur­schen­schaften auch heute wieder Auf­fang­be­cken für völ­ki­sches, ras­sis­ti­sches und offen neo­na­zis­ti­sches Gedan­kengut. Seit einiger Zeit fangen Ver­bin­dungen ver­stäkt an, sich nicht bloß an Uni­ver­si­täten, son­dern auch an Gym­na­sien und anderen höheren Schulen zu enga­gieren. Schüler_innen sollen schon mög­lichst früh in Kon­takt mit diesen Gruppen kommen. Die „Blaue Nar­zisse“ ist ein Teil jener Stra­tegie, um Jugend­liche gezielter zu indok­tri­nieren.

 

Wer bei der Betrach­tung eines Fußball-Spiels als Erstes an stür­mende Infan­terie denkt, anstatt an ein gutes Match und regel­mäßig in rechten Ideologie-Schmieden wie dem Staats­po­li­ti­schen Salon ver­kehrt (Org: Institut für Staats­po­litik ver­kehrt, Leiter Götz Kubit­schek), bei dem läßt sich nur schwer vor­stellen, dass nie­mand seine Gesin­nung bemerkt. Die neu­rechte Wochen­zei­tung Junge Frei­heit zeich­nete ihn 2012 für seine Tätig­keit mit einem Nachwuchsautor_innen-Preis aus und er schreibt seit drei Jahren nach­weis­lich für die „Blaue Nar­zisse“, an deren Autor_innen-Seminaren er regel­mäßig teil­nimmt. Trotz Inter­net­zeit­alter und Google hat sich bisher nie­mand an der Primo-Levi-Schule bemü­ßigt sich zu infor­mieren und Moritz Schel­len­berg zur Rede zu stellen oder seinen Ver­weis zu for­dern. Von der Schü­ler­schaft jeden­falls hätte solch ein Vor­stoß kommen können.

 

Schenkt man Zei­tungs­be­richten der ver­gangen Jahre Glauben, dann wurde das Primo Levi-Gymnasium, in den 2000er Jahren von einer sozial enga­gierten Schüler_innenschaft geprägt, die vor allem im Rahmen von Bil­dungs­pro­testen starke Akti­vi­täten ent­fal­tete. Heute scheint es jedoch weder bei Schüler_innen, noch bei den Lehrer_innen dazu zu rei­chen, gegen Men­schen Posi­tion zu beziehen, die rechtes, ras­sis­ti­sches und geschichts­re­vi­sio­nis­ti­sches Gedan­kengut ver­breiten, selbst wenn sie im eigenen Klas­sen­raum sitzen. Von einer Schule, die den Namen Primo Levis trägt und sich mit dem Titel des Pro­jektes „Schule ohne Ras­sismus — Schule mit Cou­rage“ schmückt, sollte mehr zu erwarten sein.

 

Primo Levi-Gymnasium
Pis­to­ri­usstr. 133, 13086 Berlin (Haus A)
Woelck­pro­me­nade 38, 13086 Berlin (Haus B)
030 9290168–111 (Tel.)
030 9290168–110 (Fax.)
mail: gymnasium-weissensee@web.de

 

Föder­verein der Primo Levi-Schule
mail: kontakt@primolevi.de

 

„Schule ohne Ras­sismus — Schule mit Cou­rage“
Ahornstr. 5, 10787 Berlin
030 2145860 (Tel.)
mail: schule@aktioncourage.org

 

[1] „Die neuen Schul­spre­cher sind gewählt“, primolevi.de, 25. Sep­tember 2013
[2] „Junge Gewinner“, Junge Frei­heit, 30. November 2012
[3] Facebook-Mode: Nizza, meine Heimat, Blaue Nar­zisse, 17. Juli 2012
[4] „Patrioten auf der Ber­liner Fan­meile?“, Blaue Nar­zisse, 20. Juni 2012
[5] „poli­tical cor­rect­ness“ in: „Local elec­tions: What does UKIP stand for?“, bbc News, 3. Mai 2013
[6] „United Kingdom Inde­pen­dence Party / Poli­ti­sches Pro­gramm“, Wiki­pedia, letzter Aufruf 10. Mai. 2014
[7] „multiculturalism“in: „Local elec­tions: What does UKIP stand for?“, bbc News, 3. Mai 2013
[8] „Ukip can­di­date sus­pended over Nazi salute“, The Tele­graph, 30. April 2013
[9] “UKIP man cham­pions a woman’s right to clean fri­dges”, Times Online, 20. Juli 2004
[10] „mass uncon­trolled immi­gra­tion“ „Local elec­tions: What does UKIP stand for?“, bbc News, 3. Mai 2013
[11] „Engalnds neue Hoff­nung“, Blaue Nar­zisse, 24. Juni 2013
[12] Zwi­schentag – Gip­fel­treffen in der Haupt­stadt – Rechte Eliten spinnen Netz­werk, RBB-Klartext, Oktober 2012, ab Min. 6:37
[13] „Engalnds neue Hoff­nung“, Blaue Nar­zisse, 24. Juni 2013
[14] „Iden­ti­täres Treffen in Berlin“, Blaue Nar­zisse, 8. Mai 2013
[15] „Die euro­päi­sche »iden­ti­täre Bewe­gung«“, Anti­fa­schis­ti­sches Info­blatt, 25. Februar 2013
[16] „Neu­este Rechte, Ber­liner Zei­tung, 11. November 2012
[17] „Opti­mismus in Eise­nach“, Blaue Nar­zisse, 3. Juni 2013
[18] Rechts­gut­achten, Rechts­aus­schuss der Deut­schen Bur­schen­schaft, 01/2011
[19] „Pres­se­er­klä­rung: CDU-Mitglieder in rechts­ex­tre­mis­ti­schen Orga­ni­sa­tionen aktiv“, Pan­orama, 6. Juni 2002
[20] „Aus­tritt der Arminia Berlin aus der Deut­schen Bur­schen­schaft“, linksunten.indymedia.org, 17. Dezember 2011
[21] Bur­schen­schaft­liche Blätter 6/1933, S. 130 u. S. 162; zitiert nach: Heike Ströle-Bühler: Stu­den­ti­scher Anti­se­mi­tismus in der Wei­marer Repu­blik. Eine Ana­lyse der Bur­schen­schaft­li­chen Blätter 1918 bis 1933. 1991, S. 112.
[22] „Unpo­li­tisch bis zum End­sieg — Stu­den­ti­sche Ver­bin­dungen als Aus­druck deut­scher Nor­ma­lität“, Eine Infor­ma­ti­ons­bro­schüre des All­ge­meinen Stu­die­ren­den­aus­schusses (AStA) der Uni Frank­furt und der auto­nomen antifa [f], November 2007, S.8
[23] ebd., S.7
[24] Heike Ströle-Bühler: Stu­den­ti­scher Anti­se­mi­tismus in der Wei­marer Repu­blik. Eine Ana­lyse der Bur­schen­schaft­li­chen Blätter 1918 bis 1933. 1991, S. 136.
[25] nach dem Bremer Sozi­al­wis­sen­schaftler Ger­hard Schäfer

 

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Ein Detail:

Durch seine Mit­glied­schaften in der CDU, der Deut­schen Bur­schen­schaft und seine zahl­rei­chen Kon­takten zur Neo­na­zi­szene war Knütter lange Zeit ein wich­tiges Bin­de­glied zwi­schen kon­ser­va­tiven und neo­na­zis­ti­schen Rechten.

Richtig ist, daß Knütter bei der Deutschen Burschenschaft bzw. bei den rechten Burschenschaften gern gesehener Gast war, als "Festredner" oder Gutachtenautor. Er ist aber selbst kein Burschenschafter, also kein Mitglied einer der Bünde.

Moritz Schellenberg ist wirklich ein Faschist in bester Tradition der Altnazis. Durch einen Freund wurde mir vor etwa 1 1/2 Jahren die Möglichkeit geboten, ein JU-Treffen zu besuchen, an welchem auch Schellenberg teilnahm. Seine Äußerungen waren wirklich schaurig. Da war alles dabei, von Vergasung von MigrantInnen über "Brandenburg ist ja nur Mitteldeutschland" (also revisionistische Äußerungen) bis zu biologistisch/rassistischen Aussagen über die Gehirngröße/Intelligenz. Nachdem ich ihn darauf ansprach, wurde mir relativ schnell klar, dass er (im Gegensatz zu den ganzen anderen Suff-Faschos) ein ideologisch geschlossenes Weltbild besitzt. Mit solchen Menschen kann man nicht diskutieren, weswegen ich dann auch das Treffen verließ. Meiner Meinung nach hilft bei Leuten wie ihm nur die konkrete Aktion. Außerdem sollte man ihn nicht unterschätzen, er besitzt Charisma und könnte in Zukunft bestimmt noch eine größere Rolle in der rechten Szene spielen.

Wusste garnicht das man schon als Schüler in einer Burschenschaft sein kann.Ich dachte dafür man studieren. Aber scheinbar nicht.

...wenn die Burschenschaft das so will.

Weiß irgendjemand wie alt der Junge ist oder welche Klassenstufe er ist?

Laut Schulhomepage besucht er noch bis zum Sommer den 11. Jahrgang der Primo Levi. Im November 2012 schrieb die JF zu ihrer Nachwuchsautoren-Preisverleihung, dass er 17 Jahre alt ist, er müsste heute also 18/19 sein.

insgesamt sehr gut recherchierter artikel.möchte jedoch darauf hinweisen, dass es seitens der schülerschaft deutliche proteste gegen seine wahl gab und viele lehrer und lehrerinnen die schülerInnen auf seine ideologie aufmerksam gemacht haben.er wurde durch ein erfolgreiche kampagne durch linke schülerInnen bei der schulsprecherwahl geoutet, was dazu geführt hat, dass ihn viele nicht gewählt haben.leider ist er echt ein richtig schlauer fuchs und hat die vorwürfe geschickt abgestritten und darauf verweisen, dass er ja cdu mitgleid sei, die partei, die ja auch die kanzlerin steltl, weshalb er ja nicht rechts sei.....leider haben trotzdem einige jüngere schüler ihn gewählt, weil sie ihn lustig finden und er durch sein rhetorisches talent sehr überzeugend wirkte. insgesamt würde ich die lage so beurteilen, dass viele schüler nicht wirklich wissen , dass er sich in neurechten kreisen bewegt, weil einfach das politische interesse fehlt.als ich noch schüler dieser schule war, hätte er auf jeden fall die eine oder andere ordnungsschelle verpasst bekommen...ich habe übrigens die iniative "schule ohne rassismus- schule mit courage" aufmerksam auf ihn gemacht, allerdings kam bis heute keine rückmeldung. ich finds schade, dass man so einen titel einer schule einfach so übergibt, ohne den inhalt dieses titels wirklich durchzusetzen...

Ich bin froh, dass hier auf die verallgemeinernder Darstellung des Primo-Levi-Gymnasium aufmerksam gemacht wird.

Fakt ist, dass aus schulrechtlichen Gründen die politische Denkweise von SchülerInnen weder mit Verweisen geahndet noch ihre Kandidatur zur SchulsprecherInnenwahl verhindert werden kann, was auch keine Lösung darstellen würde. Schule an sich ist gezwungen, mit demokratischen Mitteln auf sehr unterschiedliche und eben leider u.a. rechte Meinungen zu reagieren, so geschehen bei oben erwähnter Versammlung, die offener und transparenter - übrigens im Gegensatz zur Anonymität eurer Seite und den Kommentaren - nicht sein konnte und bei der mutige Schüler auf seine Aktivitäten aufmerksam machten. Nichtsdestotrotz ist natürlich die naiv-unpolitische Haltung vieler als äußerst problematisch einzuschätzen.

In völlig falschem Kontext erscheint in eurer Präsentation das Foto nach dem Artikel, das in lächerlich verpixelter Form genau die KandidatInnen zeigt, die sich gegen Moritz Schellenberg engagierten und die nun aufgrund seiner Wahl zum Stellvertreter durch eine Minderheit zur Zusammenarbeit gezwungen sind. Im Übrigen missbraucht er weder sein Amt zur Verbreitung seiner Gesinnung noch bringt er sich überhaupt großartig ein ...

Ebenso muss die in diesem Zusammenhang negative Hervorhebung des Fördervereins, einer wichtigen Institution unserer Schule, die u.a. antirassistische Projekte finanziert, kritisiert werden. Es wäre deshalb angebracht, Fotos und Links von eurer Seite zu nehmen. 

Als Lehrerin und Teil eines politisch korrekt unterrichtenden Kollegiums hätte ich Interesse an einem Gespräch, um Informationslücken unseres vielfältigen Engagements gegen Menschenfeindlichkeit, was den Titel der Schule ohne Rassismus durchaus rechtfertigt, zu schließen. Eine Kontaktadresse ist ja hinlänglich bekannt, da in fragwürdigem Appell dem Nachspann zu entnehmen ...   

grade hier auf die kommentare gestoßen und es ist bezeichnend, was sich da für beissreflexe kundtun. nach einem jahr in dem der neurechte aktivist schellenberg dieses repäsentative  amt bekleidet, in das er immerhin von der eigenen schülerschaft gewählt wurde, scheint für fr. kirchner und co. der aufreger aktuell vor allem darin zu bestehen, dass das thema über die schulgrenzen hinaus veröffentlicht wurde, ohne die (schulinternen) reaktionen, die so vermeintlich demokratisch und transparent, wie offensichtlich hilf- und wirkungslosen waren, ausreichend hervorzuheben. anstelle das vorgebliche engagement dabei an seinem ergebnis zu messen, ist es dann doch das image, was kopfzerbrechen bereitet, anstelle eines schellenbergs, der sich an der schule offensichtlich etablieren konnte.

 

schön, dass dieser umstand dann auch noch kleingeredet wird, indem dem neofaschisten attestiert, er würde sein amt nicht "missbrauchen". dann ist ja alles in butter? aber nein: da ist noch diese furchtbar anonyme antifa, welche die sache - völlig verschlossen und instransparent - einfach nicht auf sich beruhen lassen möchte. dass sie dabei unbeteiligte personen "lächerlich" verpixelt und einen screenshot der seite des fördervereins zeigt, auf dem zwar über die wahl und das engagement der gewählten personen berichtet wird, mit keinem wort aber über den politischen hintergrund von "moritz" aus dem 11. jahrgang, der das tream nun unterstützen wird. bei einer solchen problemwahrnehmung erscheint es umso logischer, dass der appell, einen aktiven faschisten nicht zu tolerieren, folgerichtig  nur noch als "fragwürdig" gelten kann.

 

herzlichen glückwunsch, zu soviel borniertheit!

Ich würde gerne von euch wissen ,wie man ganz konkret solche Leute zum Umdenken bewegen kann.

erwartest du eine pauschale antwort auf deine frage? die gibt es nicht.

 

wir leben nicht in einer welt, in der sich alle menschen bloß an den händen fassen und miteinander zureden brauchen, damit neonazis und andere unholde ihr menschenverachtendes weltbild so einfach beiseite legen. neonazis sind auch menschen, und zwar solche, die sich aus freien stücken dazu entschlossen haben ein völkisches, rassitisches, sexistisches und sozialchauvinistisches weltbild anzunehmen und menschen getreu diesem zu diskriminieren. es wäre zu schön, wenn auch bei offensichtlichen überzeugungstätern wie schellenberg nicht hopfen und malz verloren wäre, doch in erster linie ist es nicht aufgabe der antifa aus neonazis bessere menschen zu machen. antifaschistische arbeit hat zum ziel, die gesellschaft, potentielle opfergruppen, vor neonazis und ihrer ideologie zu schützen und das tut sie mir aufklärungsarbeit und interventionen, die den neonazis gesellschaftliche spielraume streitig machen.

wüsste nicht, was bornierter ist als so über diejenigen zu urteilen, die täglich mit neofaschisten wie schellenberg konfrontiert sind, geht es doch nicht um imagewahrung der primo, sondern um differenzierung, nicht um kleinreden, sondern um umgehen mit menschen, die in erster linie durch ihr elternhaus geprägt sind. einfacher und praktischer wäre zweifelsohne der verweis von solchen leuten wie schellenberg von der schule und fertig ist die spießige heile antifa-welt gebastelt.

typischer beißreflex eines selbst ernannten, der realität enthobenen antifaschisten im ach so freien netz, das so viel raum zum klugscheißern bietet. anonym, versteht sich.

hast du frau kirchners kommentar überhaupt gelesen? schellenbergs gesinnung, die eines volljährigen, mit seinem elternhaus zu entschuldigen, ist ungefähr genauso schwach, wie fr. kirchners rant gegen die autor*innen des rechercheoutputs. verharmlosen ("Im Übrigen missbraucht er weder sein Amt zur Verbreitung seiner Gesinnung noch bringt er sich überhaupt großartig ein ...")  und reflexhaftes pöbeln, weil die thematisierung von schellenbergs rolle in der schülervertretung ein schlechtes licht auf das "politisch korrekt unterichtende" kollegium und teile der schülerschaft werfe. dann die vermeintlich "negative hervorhebung" des fördervereins, wobei namen und gesichter unbeteiligter personen bestimmt nicht durch zufall zensiert wurden. aber diese rücksichtnahme bemerkt fr. kirchner nicht in ihrer abwehhaltung. ihr kommentar lässt durchscheinen, dass man sich mit schellenbergs amt zumindest abgefunden hat, immerhin kann man sich ja beruhigend vorhalten, dass die ganze wahlchose "offen und transparent" überdie bühne gegangen ist. das thema war vom tisch und das neuerliche aufsehen gefährdet den status quo.