In Bernburg (Sachsen-Anhalt) wurde am 21. September 2013 ein türkischer Restaurant-Besitzer von neun Rassisten beschimpft, geschlagen und getreten. Das Opfer erlitt Schädelbrüche und weitere Verletzungen und konnte nur dank einer Notoperation überleben – wahrscheinlich wird er an einem Hirnschaden leiden müssen. Es wurde gerufen „Scheiß-Ausländer“ und „Scheiß-Türke“. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg negiert eine politische bzw. rassistische Dimension der Tat. Einer der Täter war bereits 2006 der Justiz aufgefallen, als er einer von drei Tätern war, die einen dunkelhäutigen Schüler gequält hatten.[1]
Um diesen erneuten rassistischen Angriff einordnen zu können, lohnt sich der Blick auf die Geschichte des Rassismus in Bernburg und der Region. Bernburg war zu Zeiten der DDR Teil des Bezirks Halle und liegt geographisch zwischen den Städten Magdeburg und Halle. Diese Region ist seit Jahrzehnten ein Schwerpunkt rassistischer Gewalt und meine Einsichten in diese komplexe Struktur entstanden erst, als ich meinen Blick über die Bezirksgrenzen verschob. Dadurch konnte ich die rassistischen Vorkommnisse auch in der geographischen Umgebung von Staßfurt wahrnehmen, wo im September 1987 Carlos Conceicao (18 Jahre), er war ein Lehrling der aus Mosambik in die DDR gekommen war, von einem rassistischen Mob getötet worden war.
Staßfurt lag in einem südlichen Zipfel des Bezirks Magdeburg und war dort westlich, südlich und östlich umgeben von der Grenze zum Bezirk Halle. Im Westen Staßfurts waren es die Orte Gatersleben, Thale und Ballenstedt und im Osten waren es die Orte Calbe, Aken, Bernburg und Köthen. Im Süden die Orte Hettstedt und Aschersleben und im Norden die Orte Schönebeck, Magdeburg und Wanzleben. Es waren in der DDR also vorwiegend Orte im Gebiet südlich der Stadt Magdeburg und Orte im nördlichen Bereich des Bezirkes Halle, in denen es eine Häufung rassistischer bzw. neo-nazistischer Angriffe gab und gibt.
Hier einige Beispiele für rassistische, neo-nazistische und anti-semitische Gewalt in Bernburg vor 1990:
In Bernburg (Bezirk Halle) gab es 1947/48 eine rechts-terroristische Gruppe, deren Mitglieder zweimal Handgranaten in das Gebäude der örtlichen SED-Leitung geworfen und die ein Auto der sowjetischen Militärkommandantur in die Luft gesprengt hatten.[2]
In Bernburg (Bezirk Halle) wurden im April 1955 ca. 82 Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof umgestoßen und beschädigt. Ebenfalls wurden die Glasscheiben der Fenster und Türen der Leichenhalle eingeschlagen.[3]
In Bernburg (Bezirk Halle) wurde der jüdische Friedhof Anfang des Jahres 1971 und im April geschändet.[4]
In Bernburg (Bezirk Halle) wurden am 6. November 1971, in der „Straße des Aufbaus“, von einem Lehrling (18 Jahre) Hetzlosungen und faschistische Symbole an einer Häuserwand angebracht: „Deutschland erwache“, „Judas verrecke“ sowie ein Hakenkreuz und zwei SS-Runen.[5]
In Bernburg (Bezirk Halle) kam es am 22. März 1971 zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Algeriern. Gegen zwei Algerier wurde ein Ermittlungsverfahren gemäß §§ 126, 128 StGB Raub und Schwere Fälle eingeleitet.[6]
In Bernburg (Bezirk Halle) kam es am 25. März 1971 zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Algeriern. Gegen einen Algerier wurde ein Ermittlungsverfahren gemäß § 115 StGB vorsätzliche Körperverletzung eingeleitet.[7]
In Bernburg (Bezirk Halle) kam es am 23. Januar 1975 zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Algeriern. Es wurde nichts gegen einen Algerier unternommen, da ein Antrag auf seine zwangsweise Rückführung nach Algerien gestellt worden war.[8]
In Bernburg (Bezirk Halle) kam es am 7. März 1975 zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Algeriern. Gegen einen Algerier wurde ein Ermittlungsverfahren gemäß § 115 StGB vorsätzliche Körperverletzung eingeleitet.[9]
Hier einige Beispiele für rassistische Gewalt in Bernburg nach 1990:
In Bernburg (Sachsen-Anhalt) wurde 2006 ein dunkelhäutiger Schüler (12 Jahre) von drei Rassisten gequält.[10]
In Bernburg (Sachsen-Anhalt) wurde am 24. August 2008 Marcel W. (18 Jahre) vom Neo-Nazi David B. (20 Jahre) getötet, nach dem er ihn mehrere Stunden misshandelt hatte. Das Landgericht Magdeburg verurteilte ihn wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren. Der Täter war bereits vorbestraft wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung von Ausländern und wegen des Hitlergrußes. Ein politischer Hintergrund der Tat blieb unberücksichtigt.[11]
Die Negierung der politischen bzw. rassistischen/anti-semitischen Dimension von Gewalttaten ist eine der Hauptquellen, auf die sich die verleugnende Verdrängung des Rassismus stützen kann. Erstaunlich ist hier, dass die Staatsanwaltschaft Magdeburg eine solche Abwertung vornimmt und gleichzeitig lässt die Bundesregierung 849 Todesfälle, die im Zeitraum von 1990 bis 2011 geschahen, neu untersuchen auf einen rassistischen, oder wie man dort sagt „rechtsextremen“ Gehalt untersuchen. Dass passt nun alles nicht wirklich zusammen.
Infos zum Täter
https://linksunten.indymedia.org/node/98489
Schlecht recherchiert
Bei diesem Beitrag stehen einem die Haare zu Berge. Wer sich in Bernburg auskennt, weiß, dass die Thesen des Autors Unsinn sind, zudem schlecht recherchiert. Er nennt ganze 2 Fälle nach 1990, wovon aber nur einer tatsächlich in Bernburg war. Daraus Bernburg als Hort der rechten Szene zu konstruieren, ist unseriös, Herr Waibel. Korrekt ist, dass es in der Börde und in Schönebeck eine ausgeprägte Neonazi-Szene gibt. Fazit: Sechs, setzen!