[HB] Protest gegen Bundeswehrkonzert

vor der Glocke

Am Freitag Abend fand in Bremen ein "Benefizkonzert" des Münsteraner Luftwaffenmusikkorps 3 zugunsten des Bürgerparks statt. Doch die vom Bürgerparkverein gebotene Gelegenheit zur Inszenierung der Bundeswehr als wohltätige Musiktruppe konnte nicht so genutzt werden wie geplant.

 

BesucherInnen trafen auf über 30 AntimilitaristInnen, darunter viele vom Bremer Friedensforum. Der Weg zum Eingang des Konzerthauses war gesäumt von den Namen derer, die beim Luftangriff in Kundus/Afghanistan ums Leben kamen (Oberst Klein, der diesen Angriff initiierte wurde ja übrigens mitterweile zum Brigadegeneral befördert). An die Mauern der Glocke wurden Videokollagen gebeamt, die auch schon in der Ausstellung "Störmanöver an der Heimatfront zu sehen waren.

 

An die ca. 100 meist älteren BesucherInnen des Konzerts und an die PassantInnen wurden Flyer verteilt, der Text wurde auch verlesen. Was vielleicht etwas fehlte waren mehr Redebeiträge, aber dafür lief ja das Video mit Ton. Mit zwei Bussen rollte die Bundeswehrkappelle dann direkt bis vor die Glocke und wurde sofort mit "Mörderbande"-Sprechchören begrüßt. Die Polizei hielt sich auffällig im Hintergrund und es waren extrem viele Zivis unterwegs.

 

Insgesamt trotz sehr kurzer Mobilisierungszeit eine okaye Gegenkundgebung, die einmal mehr deutlich machte: die Bundeswehr kann nicht einfach unbehelligt ihre Veranstaltungen machen.

 

Flyertext:

 

Konzert für den Bremer Bürgerpark: Die Bundeswehr ist kein Wohltätigkeitsverein!

Am Freitag, 11.10., findet im Bremer Konzerthaus „Glocke“ um 20 Uhr das 38. „Wohltätigkeitskonzert“ des Bürgerparkvereins (Vorstand ist Joachim Linnemann) statt. Es tritt auf: Das Luftwaffenmusikkorps 3 der Bundeswehr (aus Münster) unter der Leitung von Major Timor Oliver Chadik. Sicherlich werden einige denken, „Das ist doch schön, wenn deutsche SoldatInnen musizieren statt zu töten.“ Doch das greift zu kurz. Denn es geht hierbei nicht ums Entweder-Oder. Ganz gezielt werden solche öffentlichen Auftritte inszeniert um die kriegstreibende Bundeswehr und eine zunehmende Militarisierung des Zivilen in der Gesellschaft zu verankern, und um Akzeptanz zu schaffen für eine Armee, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten massiv gewandelt hat.

 

Bundeswehr in der Öffentlichkeit

Mit „Wohltätigkeitskonzerten“ und Hilfe bei Hochwasserkatastrophen wird Gemeinnützigkeit demonstriert. In die gleiche Stoßrichtung gehen auch symbolische Aktionen wie die Kooperation der ReservistInnen mit den Suppenengeln in Bremen. Ziel ist die positive Darstellung in der Öffentlichkeit aber auch eine direkte Nähe zur Zivilgesellschaft, denn diese soll an die Bundeswehr gewöhnt werden. Daher werden z.B. auch die feierlichen Gelöbniszeremonien seit Mitte der 90er Jahre öffentlich abgehalten. Und nicht zu vergessen: Seit der Umwandlung in eine „Freiwilligenarmee“ müssen Jahr für Jahr tausende NachwuchssoldatInnen rekrutiert werden. Um das Dasein in der Bundeswehr schmackhaft zu machen tingeln die „KarriereberaterInnen“ durch Schulen und Jobmessen und zeichnen ein möglichst attraktives Bild, flankiert von Werbung in Jugendzeitschriften wie der BRAVO, Gewinnspielen und Videospots. Worum es darin nicht geht sind die Morde und Grausamkeiten des kriegerischen Alltags der „Armee im Einsatz“.

 

Armee im Einsatz

Seit den frühen 90er Jahren hat sich die Bundeswehr zu einer international agierenden Eingreifarmee gewandelt. Mittlerweile ist sie Seite an Seite mit den westlichen Verbündeten der NATO weltweit im Einsatz zur Absicherung neoliberaler Wirtschaftsinteressen und zur Durchsetzung einer gewünschten Ordnung - zynischerweise häufig unter dem Deckmantel der „humanitären Intervention“. Und auch die Umstrukturierung für den Einsatz im Inneren wurde vorangetrieben: die „Verbindungskommandos“ und „Unterstützungskräfte“ lassen die Grenzen von Polizei und Militär verschwimmen. Beim G8-Gipfel 2007 etwa wurden per Bundeswehr-Tornado Aufklärungsbilder von Protestcamps geschossen und die Marine eingesetzt. Im Sommer 2012 hat auch das Bundesverfassungsgericht ermöglicht bewaffnete SoldatInnen im Inneren einzusetzen, sobald dies lokal für notwendig oder wünschenswert erachtet wird. SoldatInnen töten, Waffen dienen zum Erzwingen von Zuständen, die sonst nicht durchsetzbar wären. Musizierende Bundeswehreinheiten sind deshalb keine WohltäterInnen und Konzerte wie das am 11.10. nicht akzeptabel. Daher gilt überall – ob beim Konzert, Werbeauftritt, Gelöbnis, oder was auch immer:

 

Krieg beginnt hier, lasst ihn uns hier stoppen!

Keinen Frieden mit der Bundeswehr!

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