15-Jährige vergewaltigt - Angeklagter legt Geständnis ab

Erstveröffentlicht: 
03.09.2013

Landgericht

Ein 15-jähriges Mädchen ist an einem Freitagabend im März dieses Jahres nahe eines Bürokomplexes an der Ecke Berliner Allee/Sundgauallee mehrfach brutal vergewaltigt worden. Am Montagmorgen begann nun am Landgericht der Prozess gegen einen 24-jährigen Mann.

 

Von Frank Zimmermann

 

Der mutmaßliche Täter sitzt seit bald sechs Monaten in Untersuchungshaft. Vor Gericht legte er ein umfassendes Geständnis ab.
Das Geständnis, das sein Anwalt Dubravko Mandic verlas, war Voraussetzung dafür, dass eine zuvor zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage getroffene "Verständigung" greift. Dadurch wird das Strafmaß eingegrenzt auf eine Freiheitsstrafe zwischen zwei Jahren und acht Monaten und zwei Jahren und elf Monaten. Die Vereinbarung hatte zur Folge, dass das Opfer vor Gericht nicht zur Tat, sondern "nur" zu deren Folgen befragt werden musste.

Bevor die heute 16-jährige Freiburgerin in den Zeugenstand gerufen wurde, trat eine ungewöhnliche Situation ein: Normalerweise wird bei der Befragung von Minderjährigen die Öffentlichkeit ausgeschlossen. In diesem Fall allerdings bestand das Opfer auf der Anwesenheit des Publikums. Ihre Mandantin wolle, dass die Familie und die Freunde des Angeklagten hörten, wie es ihr ergangen sei, sagte Anwältin Claudia Meng. Das Gericht unter dem Vorsitzenden Richter David Stuhlmann entschied daraufhin nach längerer Beratung, Publikum bei der Vernehmung der 16-Jährigen zuzulassen.

Der Richter stellte die Fragen behutsam. Nach der Tat habe sie nicht mehr zur Schule gehen können, berichtete das Mädchen: "Ich hatte keine Konzentration mehr für die Schule." Sie habe immer wieder Weinkrämpfe gehabt, schilderte die 16-Jährige. Die neunte Klasse musste sie abbrechen, den Hauptschulabschluss schaffte sie nicht. Sie habe sich nicht mehr aus dem Haus getraut, habe Schlafstörungen und müsse ständig an die Vergewaltigung denken. "Es gab noch keinen Tag, an dem ich nicht daran gedacht habe." Sie sehe die Welt negativ, ihren Zustand beschrieb sie als depressiv: "Ich habe keinen Sinn mehr gefunden im Leben." Derzeit sei sie nicht in der Lage, in einer Psychotherapie über die Tat zu reden, sie wolle aber versuchen, den Abschluss nachzumachen. Während des Erzählens fing die junge Frau an zu weinen, eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle Wildwasser, die sich um Opfer sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt kümmert, saß neben ihr im Gerichtssaal, um ihr beizustehen. Wildwasser betreut die 16-Jährige seit der Tat.

Am Abend des 8. März hatten sich Täter und Opfer – die beiden kannten sich nicht – mit anderen in einer Unterführung nahe des Telekom-Bürogebäudes an der Sundgauallee getroffen. Sie hörten Musik und tanzten. Die Gruppe kaufte in einem Supermarkt Wodka. Das Opfer betonte in der Verhandlung, dass sie nie Alkohol trinke. Als sich das Mädchen von der Gruppe entfernte, folgte ihr der 24-Jährige. Er stieß die junge Frau zu Boden, drohte ihr, den Kopf abzureißen, und sagte: "Wenn du weiter so schreist, bringe ich dich um." Danach vergewaltigte er sie mehrfach. Es tue ihm sehr leid; er bereue die Tat, sagte der Angeklagte der Frau.

Der 24-jährige berichtete, wie er als kleiner Junge mit sechs Geschwistern in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo den Balkan-Krieg erlebt hatte und sein Vater schwer verwundet worden war. In Bosnien machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, fand aber keine Anstellung.

2011 kam er mit der Familie nach Deutschland. Alle zusammen lebten in einer Flüchtlingsunterkunft. Er besuchte die Römerhofschule, brach die neunte Klasse jedoch ab. Anfang 2013 wurde ein Großteil der Familie abgeschoben, er selbst konnte bleiben, da seine in Freiburg lebende Freundin ein Kind von ihm erwartete; im April brachte sie eine Tochter zur Welt. Er bedauere sehr, seine Frau so viel allein gelassen und Drogen und Alkohol genommen zu haben. "Ich war ein schlechter Mensch."

Am kommenden Dienstag wird die Verhandlung fortgesetzt. 15-Jährige vergewaltigt - Angeklagter legt Geständnis ab

Ein 15-jähriges Mädchen ist an einem Freitagabend im März dieses Jahres nahe eines Bürokomplexes an der Ecke Berliner Allee/Sundgauallee mehrfach brutal vergewaltigt worden. Am Montagmorgen begann nun am Landgericht der Prozess gegen einen 24-jährigen Mann.

Der mutmaßliche Täter sitzt seit bald sechs Monaten in Untersuchungshaft. Vor Gericht legte er ein umfassendes Geständnis ab.
Das Geständnis, das sein Anwalt Dubravko Mandic verlas, war Voraussetzung dafür, dass eine zuvor zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage getroffene "Verständigung" greift. Dadurch wird das Strafmaß eingegrenzt auf eine Freiheitsstrafe zwischen zwei Jahren und acht Monaten und zwei Jahren und elf Monaten. Die Vereinbarung hatte zur Folge, dass das Opfer vor Gericht nicht zur Tat, sondern "nur" zu deren Folgen befragt werden musste.

Bevor die heute 16-jährige Freiburgerin in den Zeugenstand gerufen wurde, trat eine ungewöhnliche Situation ein: Normalerweise wird bei der Befragung von Minderjährigen die Öffentlichkeit ausgeschlossen. In diesem Fall allerdings bestand das Opfer auf der Anwesenheit des Publikums. Ihre Mandantin wolle, dass die Familie und die Freunde des Angeklagten hörten, wie es ihr ergangen sei, sagte Anwältin Claudia Meng. Das Gericht unter dem Vorsitzenden Richter David Stuhlmann entschied daraufhin nach längerer Beratung, Publikum bei der Vernehmung der 16-Jährigen zuzulassen.

Der Richter stellte die Fragen behutsam. Nach der Tat habe sie nicht mehr zur Schule gehen können, berichtete das Mädchen: "Ich hatte keine Konzentration mehr für die Schule." Sie habe immer wieder Weinkrämpfe gehabt, schilderte die 16-Jährige. Die neunte Klasse musste sie abbrechen, den Hauptschulabschluss schaffte sie nicht. Sie habe sich nicht mehr aus dem Haus getraut, habe Schlafstörungen und müsse ständig an die Vergewaltigung denken. "Es gab noch keinen Tag, an dem ich nicht daran gedacht habe." Sie sehe die Welt negativ, ihren Zustand beschrieb sie als depressiv: "Ich habe keinen Sinn mehr gefunden im Leben." Derzeit sei sie nicht in der Lage, in einer Psychotherapie über die Tat zu reden, sie wolle aber versuchen, den Abschluss nachzumachen. Während des Erzählens fing die junge Frau an zu weinen, eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle Wildwasser, die sich um Opfer sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt kümmert, saß neben ihr im Gerichtssaal, um ihr beizustehen. Wildwasser betreut die 16-Jährige seit der Tat.

Am Abend des 8. März hatten sich Täter und Opfer – die beiden kannten sich nicht – mit anderen in einer Unterführung nahe des Telekom-Bürogebäudes an der Sundgauallee getroffen. Sie hörten Musik und tanzten. Die Gruppe kaufte in einem Supermarkt Wodka. Das Opfer betonte in der Verhandlung, dass sie nie Alkohol trinke. Als sich das Mädchen von der Gruppe entfernte, folgte ihr der 24-Jährige. Er stieß die junge Frau zu Boden, drohte ihr, den Kopf abzureißen, und sagte: "Wenn du weiter so schreist, bringe ich dich um." Danach vergewaltigte er sie mehrfach. Es tue ihm sehr leid; er bereue die Tat, sagte der Angeklagte der Frau.

Der 24-jährige berichtete, wie er als kleiner Junge mit sechs Geschwistern in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo den Balkan-Krieg erlebt hatte und sein Vater schwer verwundet worden war. In Bosnien machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, fand aber keine Anstellung.

2011 kam er mit der Familie nach Deutschland. Alle zusammen lebten in einer Flüchtlingsunterkunft. Er besuchte die Römerhofschule, brach die neunte Klasse jedoch ab. Anfang 2013 wurde ein Großteil der Familie abgeschoben, er selbst konnte bleiben, da seine in Freiburg lebende Freundin ein Kind von ihm erwartete; im April brachte sie eine Tochter zur Welt. Er bedauere sehr, seine Frau so viel allein gelassen und Drogen und Alkohol genommen zu haben. "Ich war ein schlechter Mensch."

Am kommenden Dienstag wird die Verhandlung fortgesetzt.

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Mandic ist im Schiedsgericht der „Alternative für Deutschland“ (AfD) und Mitglied der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ in der „Deutschen Burschenschaft“: https://autonome-antifa.org/?breve4703