Sprengsatz im Modellflugzeug

Erstveröffentlicht: 
15.09.2013

Ermittlungen gegen NEONAZIS aus der Region


Das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Freiburg ermitteln gegen drei Männer aus der Region, die im Verdacht stehen, einen Anschlag gegen Angehörige der linken Szene geplant zu haben. Dafür sollte ein Modellflugzeug mit einem Sprengsatz ausgerüstet werden, wie der Freiburger Oberstaatsan- walt Wolfgang Maier mitteilt. Der 23-jährige mutmaßliche Drahtzieher, ein Rechtsextremer ohne festen Wohnsitz, sitzt in Untersuchungshaft.

 

Der Haftbefehl gegen einen 42-jährigen Malterdinger, der den Sprengsatz gebastelt haben soll, wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Ebenfalls beschuldigt sind ein 24-jähriger Freiburger und ein 22-jähriger aus dem Kreis Freudenstadt – sie sollen an der Planung des Vorhabens beteiligt gewesen sein. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen und eines rechten Szenetreffs stellte die Polizei belastendes Material sicher, darunter laut Maier einige Kilo für den Bombenbau geeignete Chemikalien, eine funktionsfähige Sprengvorrichtung und mehrere Modellflugzeuge.

Mit der Verhaftung des 23-Jährigen am Freitag vor einer Woche haben die hiesigen Ermittler eine härtere Gangart an den Tag gelegt als eine Woche zuvor die Polizei in Dortmund: Dort hatte der Extremist bei einer Kundgebung der rechtsradikalen Partei „Die Rechte“ am 31. August einen Böller auf Gegendemonstranten geworfen. Fünf Menschen wurden verletzt, darunter ein Polizist und die Piraten-Landtagsabgeordnete Birgit Rydlewski. Sie habe Schürfwunden und ein Knalltrauma erlitten, berichtete sie hinterher: „Auf dem rechten Ohr habe ich eine Zeit lang schlechter gehört.“ Den Böller, so bestätigt die Freiburger Staatsanwaltschaft, hat vermutlich der 42-jährige Malterdinger gebastelt, der auch den Modellflieger-Sprengsatz gebaut hat.

Der 23-jährige Rechtsradikale wurde nach dem Böllerwurf in Dortmund verhaftet, kam aber wieder auf freien Fuß. Man habe keine Fluchtgefahr gesehen,weil er eine Adresse angegeben hat, so die Staatsanwaltschaft Dortmund. Der Haken: Die Anschrift war eine Scheinadresse, die nicht überprüft wurde. Ein Vorgehen, das selbst Behördenvertreter hinter vorgehaltener Hand als schlampig kritisieren.

„Der Sprengsatz war geeignet, im Umkreis von 20 bis 30 Metern lebensbedrohliche Schäden zu verursachen“, sagt Wolfgang Maier über die bei dem 42-Jährigen gefundene Waffe, die Metallkügelchen enthielt. Ob er für seine Bastelei Geld von dem mutmaßlichen Auftraggeber erhielt, sei noch unklar. Anders als bei den anderen drei Beschuldigten gebe es bei ihm keine Hinweise auf ein rechtsradikales Motiv, so Maier: „Sein Hobby ist offenbar die Herstellung von Sprengsätzen, aber er hat sie bisher wohl nicht in strafrechtlich relevanter Weise eingesetzt.“ Konkrete Pläne, wo und wann die Waffe gezündet werden sollte, habe es nicht gegeben. Doch habe ein Zeuge von einem Gespräch berichtet, in dem zwei der Beschuldigten davon sprachen, sie „bei einer Kundgebung von Antifaschisten“ einzusetzen.

Die Idee, ein Modellflugzeug mit einem Sprengsatz auszurüsten, ist nicht neu: „Das gibt es immer wieder“, sagt Horst Haug, Sprecher des LKA in Stuttgart: „Erst im Juni haben wir so etwas bei einem islamistischen Tatverdächtigen gefunden.“

Derzeit prüfen die Staatsanwaltschaften Freiburg und Dortmund die Zusammenführung der beiden Verfahren.

SIR/BP

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