über die Kämpfe in Santiago – September 2013

Am 11. September 1973, übernahm der Oberbefehlshaber der chilenischen Armee Augusto Pinochet die Macht über den demokratisch gewählten Präsidenten Allende.

über die nächsten 17 Jahre, tötete und folterte Pinochet tausende unter seiner diktatorischen Herrschaft.

Am selben Tag, im Jahr 1998, wurde die Anarchistin Claudia Lopez http://de.contrainfo.espiv.net/2012/10/10/chile-claudia-lopez-tanzstudentin-und-anarchistin-wurde-vor-14-jahren-durch-eine-kugel-in-ihren-rucken-ermordet/

von Bullen der  wiederhergestellten “Demokratie” als sie auf den Barrikaden in Erinnerung an den Putsch kämpfte, erschossen.

 

Dieses Jahr fand am 4. September eine direkte Aktion in Valparaiso statt um an den 11. September zu erinnern. Ein Video über die Aktion sagt folgendes:

“Der Kampf in den Strassen geht weiter für alle Menschen, die getötet wurden. Mit dem faschistischen Regime reden wir nicht, wir zerstoeren es!”

Video: https://www.youtube.com/watch?v=-47H9Aq5zNo


Am Morgen des 5. September wurden Barrikaden in der “poblacion” La Pincoya errichtet. In derselben “poblacion” in der Claudia Lopez getötet wurde, wurden zahlreiche Schüsse auf nahestehende Bullen abgefeuert und ein gestohlenes Auto angezündet. 


Am Sonntag, dem 8. September, beteiligten sich rund 50 000 Menschen an der Demonstration zum Hauptfriedhof, mit dem H
öhepunkt am Denkmal für die Getöteten und Verschwundenen. In der Demonstration waren sowohl die verschiedensten politischen Gruppen (Marxisten Leninisten, Anarchisten, Menschenrechtsgruppen, etc.) als auch Familien der Opfer der Diktatur vertreten.

Die Demonstration wurde vornehmlich von folgenden Gruppen dominiert: Frente Popular Manuel Rodriguez, Movimiento Izquierda Revolucionaria, Partido Comunista, Partido Socialista, Izquierda Comunista, Partido de Trabajadores Revolucionarios.

Während der Demo begannen die Auseinandersetzungen aus dem anarchistischen Block heraus, indem “encapuchadxs” ( dt. Vermummte) einige Banken und eine Tankstelle angriffen. Die Bullen versuchten nun die Demo mit Motorradbullen zu spalten, was scheiterte auf Grund des Widerstandes mit Steinwürfen durch eine Vielzahl von Personen.

Nach dem ersten Fehlschlag teilten die Bullen die Demo in zwei Teile durch den Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas. Die Leute antworteten indem sie Barrikaden um den Friedhof herum errichteten. Dann griffen die Bullen die Menge vor dem Friedhof an und wurden durch Molotovcocktails und Steine aufgehalten. Doch kurz darauf gelang es den Bullen in das Innere des Friedhofs mit Wasserwerfern, gepanzerten Tränengasfahrzeugen (“zorillos”) und Motorrädern einzudringen. Mehrere Gräber wurden aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Bullen und Randalierern zerstört. Laut Bullen wurden 31 Leute verhaftet und 10 Bullen mussten ins Krankenhaus.

 

Ein Video von der Demo:

https://www.youtube.com/watch?v=ip_WheqdztY

 

10. September (Santiago):

- es wurden Barrikaden von SchülerInnen und StudentInnen in Matucana errichtet

- in Providencia blockierten SchüleInnen die Strasse

- 5 Schulen wurden besetzt

- in La Florida wurden in der Nacht Barrikaden angezündet

- in San Bernardo und Pudahuel schossen Leute auf die Bullen

- in Providencia, Cerro Navia wurde ein Bus angezündet

- die Elektrizität wurde für einige Zeit in den “poblaciones” unterbrochen



11. September (Santiago):

- 10 000 Leute nahmen am Gedenken im Nationalstadion teil, welches in den Tagen nach dem Putsch zu einer Art Konzentrationslager wurde

- nach verschiedenen Gedenkdemos wurden in der Nacht Barrikaden errichtet

- es wurden drei Supermärkte geplündert

- 6 Busse wurden abgefackelt

- in verschieden “poblaciones” wurde auf Bullen geschossen

- es kam zu Ausschreitungen mit Steinen und Molotovcocktails:

Video, Panzer in La Victoria: https://www.youtube.com/watch?v=1NAT6xHNRiA
Video aus Simon Bolivar (mit Altersbeschr
änkung) https://www.youtube.com/watch?v=Op1_u3MeyOI


 

-       an vielen Orten in der Stadt verbrannten die Leute ihren Müll auf der Strasse

-         in Villa Francia, in La Victoria und anderen “poblaciones” kam es zu Ausschreitungen und Unterbrechung der Stromversorgung durch die Aufständischen.

 

Nach Polizeiangaben kamen 41 Bullen ins Krankenhaus, unter ihnen Carabiniero General Pacheco (Befehlshaber der Metropolitanregion). Insgesamt waren in diesen Tagen 8000 pigs auf den Strassen Santiagos eingesetzt. Nach Presseberichten wurden 264 Menschen festgenommen.

 

Mobilisierung:

Es gab keine Plakate und kaum Aufrufe für die Events dieser Tage. Und da es weder Indymedia noch andere vergleichbare Gegeninformatiosseiten in Chile gibt, nutzen die Leute hauptsächlich soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter (neben informeller Mund zu Mundpropaganda) zum Verbreiten von Informationen über kommende Ereignisse. Für die Teilnahme an Riots in den “poblaciones” ist eine Verbindung mit den Leuten dort Vorraussetzung.

Zu dem Zusammenhang diese Datums mit speziellen Orten: Viele Viertel um Santiago herum sind sehr arm. Seit frühster Kindheit bringen sich viele Menschen durch Klauen über die Runden und leben auf der Strasse, unterbrochen von Aufenthalten im Jugendknast. Jeden 11.September gehen nicht nur AnarchistenInnen oder Antiautoritäre sondern alle möglichen Leute (ausgenommen die Oberschicht) auf die Strasse.

Das beinhaltet auch Drogenhändler, die ihre neuen Waffen testen wollen, junge “Kriminelle”, die die Bullen hassen und auf diese schiessen wollen und andere bewaffnete Gruppen etc. Es kommt auch auf das Viertel an; einige sind sehr politisiert während es andere eher nicht sind,( tatsächlich werden oft Barrikaden nur angezündet um Müll und andere Dinge auf der Strasse zu verbrennen ohne dass es zu einer einzigen Auseinandersetzung mit den Bullen kommt)

  Video ueber die poblacion La Victoria: http://metiendoruido.com/2013/09/video-romper-el-miedo/

 

Der Einfluss der anarchistischen Bewegung während dieser Tage:

Es gab keine Ankündigungen auf anarchistischen Internetseiten über diese Ereignisse, auch wenn AnarchistenInnen an diesen teilnahmen. Auch wenn wir auf Fotos viele Leute sehen, mit schwarzer Kleidung und vermummt, sind diese nicht notwendig immer AnarchistenInnen sondern tragen diese Kleidung aus Sicherheitsgründen.

Die Auseinandersetzungen werden von Leuten getragen, die eine persönliche Verbindung zum historischen Kampf gegen Pinochets Diktatur haben und nicht unbedingt eine bestimmte Ideologie vertreten. Es gibt nicht viele anarchistische Räume in Santiago, nur einige Squats und Bibliotheken, weshalb es kaum anarchistische Treffpunkte gibt.

Die anarchistische Bewegung, die sich in Chile vor 20 Jahren erneut heraus bildete, wurde seit 2009 ( "Caso Bombas" http://www.abc-berlin.net/zum-repressionsschlag-gegen-anarchistinnen-in-chile-am-14-august-2010 ) mit Repression konfrontiert und hat auch dadurch Schwierigkeiten sich seitdem weiterzuentwickeln; die Teilnahme an Demonstrationen nimmt ab.

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Nacht vom 11. zum 12. September, Panzer der Carabineros brennt in der Poblacion La Victoria:

http://www.youtube.com/watch?v=MbHvygyZcac

http://www.youtube.com/watch?v=wZtX2D-Bs7I

1962 in der Poblacion   José María Caro     http://www.youtube.com/watch?v=PHtxK3tbGPI#t=72

Report aus der Poblacion von 2008

http://www.youtube.com/watch?v=kfxYdb2_A8U