Im Sommer 2008 feierten alternative Jugendliche in Bühl eine Party.
Ein völlig überzogener Polizeieinsatz der offenbar überforderten und
überraschten DorfpolizistInnen, bei dem wahllos Gruppen ab 3
Personen sogar kilometerweit entfernt vom "Tatort" bis auf die Socken
gefilzt wurden, war nicht die einzige "polizeiliche Maßnahme". Es
folgten 18 Hausdurchschungen in Mittelbaden und eingeleitete Verfahren
- die glücklicherweise eingestellt wurden.
Die Mitteilung der
Antirepressionsgruppe Mittelbaden vom 18. Juli 2009 fasst die
Ereignisse damals zusammen und zeigt, warum es sich lohnt, an diesen
Fall zu erinnern und sich vor allem noch für zwei Menschen einzusetzen,
gegen die noch der Prozess gemacht werden soll.
Wir möchten aber
nochmals besonders das schändliche Verhalten der regionalen Medien
betonen. Die Blätter Acher-Bühler-Bote (ABB), im Mantel der Badischen
Neuesten Nachrichten (BNN), und die Regionalausgabe des Badischen
Tagblatts (BT) übernahmen fast ausschließlich die Polizeimeldungen,
änderten hier und da einen Satz und verkauften das dann als unabhängige
Meldung. Bei der Demonstration in Bühl wurde keinE der
AktivistInnen/DemonstrantInnen befragt, obwohl sich einige explizit
angeboten haben. Es ist zwar nicht unbedingt verwerflich, dass
Lokalschreiberlinge in Bühl lieber über goldene Hochzeiten und
Zwetschgenfeste berichten, aber ein Mindestmaß an journalistischem
Niveau sollte doch bitte auch beim ABB und beim BT vorhanden sein. Oder
liegt es gar nicht am Niveau?
Solche Fälle zeigen immer wieder,
wie wichtig es ist, dass es freie und unabhängige Medien wie stattweb
und indymedia gibt...
Sebastian Friedrich für REDAKTION STATTWEB
Unsere Solidarität gegen eure Repression (Meldung der Antirepressionsgruppe Mittelbaden)
18 Hausdurchsuchungen nach Partybesetzung
Etwas
mehr als ein Jahr ist vergangen seitdem am 16.7.2008 über 60
PolizistInnen und Angestellte von Ordnungsämtern gegen 6 Uhr am Morgen
18 Häuser und Wohnungen in Bühl, Achern und Gaggenau durchsuchten. 18
junge Menschen wurden damals öffentlich kriminalisiert, ihrer
Privatsphäre beraubt und schwer beschuldigt. Sie alle sollen an einer
Partybesetzung für alternative Freiräume in Bühl teilgenommen haben und
davon unkenntlich gemachte Fotos ins Internet gestellt haben. Diese
Vorwürfe reichten um 18 Verfahren wegen schwerem Landfriedensbruch,
Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung zu eröffnen. Das Medienecho in
Lokalpresse und Radio war groß, von „Gewalttätern“ und
„Wahrnehmungsstörungen“ war die Rede.
Proteste gegen Repression teilweise erfolgreich
Im
Oktober 2008 demonstrierten 300 Menschen in Bühl gegen die
Repressionswelle, in ganz Baden-Württemberg wurde mit
Solidaritätsaktionen reagiert. Das zeigte Wirkung. Restlos alle
Verfahren, auf denen die Hausdurchsuchungen fußten, wurden im Januar
2009 eingestellt. Die Kriminalpolizei hatte, trotz riesigem Aufwand und
über einem halben Jahr Ermittlungsarbeit, bei Keinem/Keiner der
Durchsuchten belastendes Material oder Fotos gefunden, welche die
schweren Anschuldigungen gestützt hätten. Im Gegensatz zur öffentlichen
Diffamierungskampagne und den Vorverurteilung aus dem Juli wurden die
Verfahren ohne mediale Beachtung eingestellt. Eine Entschuldigung durch
voreingenommene Journalisten oder eine Entschädigung durch die
Staatsanwaltschaft hat bis heute nicht stattgefunden.
Prozess gegen zwei vermeintliche BesetzerInnen - Proteste
Zwei
junge Menschen sehen sich jedoch weiter mit Vorwürfen aus dem Abend der
Partybesetzung konfrontiert. Diese Anschuldigungen existierten bereits
vor den Durchsuchungen und wurden unabhängig davon von der Polizei zur
Anzeige gebracht. Den Beiden soll nun der Prozess gemacht werden, bei
dem, so scheint es, die Rechtfertigung für die Durchsuchungen
geschaffen werden soll und der Öffentlichkeit Sündenböcke präsentiert
werden sollen. Dagegen regt sich Widerstand! Es gilt auch noch ein Jahr
nach der Repressionswelle weiterhin gegen die Kriminalisierungsversuche
von Seiten der Polizei und der Staatsanwaltschaft offensiv vorzugehen.
Kommt zur Kundgebung gegen die Hausdurchsuchungen vom vergangenen
Sommer.
Proteste am 8. August in Bühl
8. August 2009 9 Uhr Infostand Rathausplatz Bühl
8. August 2009 13 Uhr Kundgebung Rathausplatz Bühl
[Zwischenüberschriften: sf, stattweb]
Link zur stattweb-Meldung: http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=5696
Bitte
Wäre schön wenn da ein wenig breiter mobilisiert wird, damit auch ne vernünftige Kundgebung stattfinden kann.