(Türkei) - "Stehende Menschen" in Ankara, Istanbul...

 Aktuelle Kurzmeldung aus der Türkei:

Aufgrund der massiven Repression in der Türkei mit Razzien, Massenfestnahmen, Stürmung von selbstorganisierten ÄrztInnenstationen in Hotels (Divan, Hilton...) und Volkshäusern (Halkevi), Angriffe auf Krankenhäuser, Verhaftungen von AnwältInnen und JournalistInnen, über 5000 Verletzten, mindestens 4 Toten und der Drohung mit einem Militäreinsatz diskutieren die Menschen in der Türkei neue Aktionsformen. Protest und Widerstand sind nicht beendet! 

In der Diskussion sind zur Zeit dezentrale Aktionsformen und die Protestform der "stehenden Menschen", d.h. Menschen tauchen an öffentlichen Plätzen auf und praktizieren dort einen stummen Protest. Aufgrund der Gewalttätigkeit türkischer Polizisten, Militärpolizisten, Riotcops und AKP/ Graue Wölfe - SchlägerInnen ein nachvollziehbare Aktionsform und eine weitere Entlarvung der repressiven islamistischen AKP - Regierung .

 

Siehe dazu:

 

http://turkishspring.nadir.org/index_ger.html

 

Erdogan fühlt sich in seinen Reden, die immer mehr an die faschistische Rhetorik eines Goebbels erinnern, inzwischen wie der "sichere Sieger".

 

Er bezeichnet die AktivistInnen als "thugs", marodierende VerbrecherInnen und RäuberInnen, als TerroristInnen. Schwaffelt von einer ausländischen Verschwörung von Regierungen und Presse. Während er sich noch etwas zurückhält, sprechen AKPlerInnen offen von "Deutschland, Israel, Juden und Jüdinnen" als OrganisatorInnen des Protests.

 

Deutschland als wichtigsten Handelspartner der Türkei und CDU/CSU, FDP, SPD und Olivgrün und bisherige unkritische UnterstützerInnen der Repression gegen KurdInnen und des türkischen Militär- und Knastapparates  so zu betiteln ist bizarr. Die antisemitische Terminologie ist nur noch ekelhaft.

 

In Gedanken sind wir bei den vielen Verletzten und den Angehörigen der Toten.

 

Taksim ist - überall - ist Widerstand. 

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Erdogan und die reaktionäre AKP - Regierung plant inzwischen neben der Verhaftung von JournalistInnen und Verbot von Zeitungen ein Vorgehen gegen soziale Medien.

 

Erdogan (Welt, 19.06.):

 

"Es gibt eine neue grosse Gefahr und die heisst Twitter"

 

Geplant ist der Verbot und/oder die Reglementierung von Twitter und Facebook. Innenminister Muammar Güler prüft z.Z. die Möglichkeit eines solchen Gesetzes, wobei inbesondere die Möglichkeit eines solchen Gesetzes, wobei auch die "internationale Umsetzung" (sic!) solcher Regeln untersucht werde.

 

Inzwischen wurden Menschen  festgenommen, weil sie nachts auf dem Taksim standen unter dem Vorwurf "Organisieren unter dem hashtag "#duranadam" (stehender Mann), um gemeinsam auf den Gezi - Park zu schauen".

 

Sicher werden befreundete US - Geheimdienste mit ihrem "PRISM" - Programm willige Schützenhilfe leistem.

 

In Eskisehir geht die Polizei seit dem Morgen wieder mit Tränengas und WaWe gegen Protestierende vor.

 

Z.Z. besteht aber wohl glücklicherweise ein aufkommender Mangel an Reizgasgeschossen.

 

Laut FAZ, 19.06., verschoss die Polizei bereits 130000 (!) Patronen mit Reizgas. Deshalb ist eine kurzfristige Bestellung von weiteren 100000 Patronen von Tränengas und Pfefferspray. (Milliyet). Zusätzlich orderte die AKP - Regierung 60 neue Wasserwerfer.

 

Auch hier wäre es wichtig die Protesformen auszuweiten. Z.B. Beispiel bei Spielen türkischer Amateur - Mann- und Frauschaften (mit diesen, nicht ungefragt gegen sie, bitte) oder falls jemand meint gerade jetzt in der Türkei urlauben zu müssen (Kein Vorwurf, kein Boykottaufruf, ist halt auch oft schon länger gebucht) und mit "Türkish Airlines" fliegt. kann sich die Protestform gegen türkische Flugbegleiterinnen zu eigen machen. Ihnen verbat die AKP rote Fingernägel und Lippenstift.  Den Fluggästen wohl noch nicht (ja, Schminke ist widersprüchlich). Seid also kreativ.

 

Taksim ist - überall - ist Widerstand

= Stehender Mann. Nicht stehender Mensch. Auch wenn ihr es gern so hättet.

Aufgrund der Tatsache, dass es in der Türkei z.Z. mehr Frauen möglich ist, sich in die Reihen der AktivistInnen einzureihen, wie in die oftmals machistische deutsche Antifa, ein eher kleiner Übersetzungsfehler.

 

Was wir gerne hätten und was du da hineininterpretierst ist noch nebensächlicher. Gerade aufgrund der vielen Streikaktionen von Frauen in der Türkei (Türkish Airlines, Sexismus in der Bewegung, 3 - Kinder - Regel, Restriktion der Abtreibung..).

 

Deijn Kommentar riecht reichlich nach Klischee. Türkei/Kurde = Macho.

 

Inhaltlich fiel dir wohl nichts ein?

Inhaltlich nicht, nein. Und das einzige Klischee nach dem es hier riecht ist das der deutschen Politikaktivisten die hinter allem noch so harmlosen sofort sexistische oder rassistische Machenschaften vermuten, deine Antwort hat diesen Gestank noch verstärkt. Jedenfalls hatte Ich vermutet dass auf Kosten der korrekten Übersetzung kommentarlos der von "unreflektierten nah-östlichen Machos" erdachte Begriff "Duran Adam" auch für die Ohren deutscher AktivistInnen ertragbar gemacht wurde. Und Ich denke nach wie vor damit richtig zu liegen. Soviel dazu.

@yok... vom Prinzip her hast du recht. Es ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass viele Übersetzungen aus den Englisch-Übersetzungen resultieren, wo das Wort "man" eben auch mit Mensch übersetzt werden kann. Wir versuchen eigentlich unsere Übersetzungen so weit wie möglich am Original zu halten, wollen gleichzeitig eben diese endlosen Diskussionen um, in unseren Augen, kleinliche Details nicht noch beflügeln. Unsere Türkischen Genossen sehen es genauso, da der Grundgedanke auch mit der Übersetzung "Stehender Mensch" wiedergegeben wird. In der Türkei wurde diese Protestform eigentlich umgehend auch von Frauen übernommen und dort liegt gerade das Hauptaugenmerk auf einer Umwandlung des gesellschaftlichen Systems und nicht der Sprache. Momentan kämpfen die Frauen dort vor allem um soziale und politische Gleichstellung und Freiheit. Um richtig gegenderte Sprache kann mensch diskutieren, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind- die türkischen Aktivisten sind nicht unreflektiert,- sie setzen ganz einfach Prioritäten. Die Aktion selbst als Zeichen ihres Widerstands ist den Menschen wichtiger als die sprachlich korrekte Darstellung. Ein möglicher Kopftuchzwang wiegt schwerer als nicht korrekt gegenderte Sprache

Die Menschen, die in der Türkei demonstrieren sind sich jedenfalls bewusst, dass sie auch für die Gleichstellung der Geschlechter demonstrieren.