Heute gegen 19:30 wurden Bewohner des Refugee Protest Camps von einer Person unvermittelt mit einem Messer angegriffen. Augenscheinlich war es so, dass Täter war mit seinem Baby und seinem Vater spazieren ging, etwa in der Mitte des Oranienplatzes anhielt, ein sehr langes Messer zog, auf einen Mann loslief, dabei schrie er „Scheiß N.!“ und stieß ihm das Messer knapp über Herz und Lunge in die Brust.
Der verletzte Geflüchtete ist momentan im Krankenhaus und nicht in Lebensgefahr. Nach dem Angriff ging der Mann zurück zum Kinderwagen und wollte mit diesem davon rennen. Dabei wurde er von mehreren Campbewohnern verfolgt, bis er schließlich flüchten konnte. Zeitgleich wurde ein VW-Bus gesehen mit mehreren jungen Männern drinnen, die am O-Platz hielten, ausstiegen, wieder einstiegen und davonfuhren. Es ist nicht klar, ob das was mit dem Angriff zu tun hat. Der Angreifer war eventuell türkischer Herkunft. Es gibt Befürchtungen, dass der Angriff aus einem rechten türkisch-sprachigen Milieu kommt.
Die inzwischen eingetroffene Polizei wollte das Baby und die nun hinzugekommene Mutter vom Ort wegfahren, wobei rassistische Äußerungen gegenüber den aufgewühlten Camp Bewohner_innen und Supportern vielen. Anstatt zu deeskalieren und den Freuden der verletzten Person zu erklären, was nun weiter geschehen wird, wie ein Schutz des Camps aussehen würde, wie sicher gestellt werden kann, dass der Täter gefasst wird, wurde geschubst, geschlagen, nur deutsch geredet. Einige Menschen wollten verhindern, dass das Auto mit dem Baby und der Mutter abfährt, einige Menschen legten sich vors Polizeiauto – ohne es anzugreifen, ohne Menschen oder Bullen anzugreifen. Trotzdem wollten die Bullen weiter eskalieren oder sie wollten es nicht, waren aber maßlos überfordert, haben die Situation nicht verstanden und wahllos angefangen, schwarze Menschen festzunehmen. Dabei gingen sie äußerst brutal vor, Fotos werden es beweisen. Eine Hundestaffel war im Einsatz und zwar direkt auf dem Camp Gelände. Sie nahmen damit in Kauf, dass immer mehr Leute die Fassung verloren und sich provozieren ließen, was wiederum zu weiteren Festnahmen führte, bisher sind es mindesten fünf.
Es kam auch zu Provokationen von Passant_innen, die ihren Beifall für den gelungene Angriff ausdrückten oder mehr solche Aktionen forderten. Es gab auch Provokationen aus einer wiederum hauptsächlich von türkische sprechenden Menschen besuchten Kneipe am der Ecke Dresdner Straße. Ob dort sich dort z.B. graue Wölfe treffen ist unklar.
Momentan hat die Polizei den O-Platz umstellt, es befinden sich viele Geflüchtete und Supporter_innen dort um das weitere Vorgehen zu besprechen und den Schutz für die nächste Zeit zu organisieren. Es braucht dort viel Unterstützung, das Unsicherheitsgefühl ist groß und unklar, ob es einen weiteren Angriff geben wird. Bitte kommt für Nachtschichten, die Schichtpläne hängen im Infozelt. Menschen, die ihre Beobachtungen mit uns teilen wollen: kommt bitte vorbei, gern auch zum offenen Plenum (mittwochs 14 Uhr, sonntags 17 Uhr).
SOLIDARITÄT IST UNSRE WAFFE!
Auf de.Indy 24.5.2013 erschienen
Wenn man das ließ:
http://de.indymedia.org/2013/05/345257.shtml
Weiß nicht ob ich euch noch was glauben kann.
Keine Hilfe
Der Vorfall ist nicht ganz korrekt dargestellt. Es gab einen Streit, der Typ mit dem Kinderwagen hat zugestochen und ist weggelaufen, das Kind und die Frau blieben da, zwei ältere Menschen wollten das Kind da wegholen, das wurde ihnen verwehrt, dann haben sich andere türkische Jugendliche eingemischt, Keinesfalls sind das alles graue Wölfe, sondern eher Cliquen und Freundeskreise aus dem Kiez. (Dann kamen Bullen, haben sinnlos Leute festgenommen und Unterstützer angegriffen) Wichtig für das Camp ist, dass jetzt nicht irgendwelche deutsche Antifas da im Kiez rumlaufen und Konflikte mit "rassistischen Türken" suchen, sondern man versucht, den Streit zu deeskalieren. Und das ganz unabhängig davon, dass der Täter natürlich bestraft werden sollte. Aber Eskalation und das Herbeireden eines "rechten Türkenmobs" nützen keinem und machen das Weiterbestehen des Camps sehr unwahrscheinlich.
meine güte ist das eine sperrige auseiandersetzung
aber hallo
update
Der Text oben ist auf Basis von Berichten von Augenzeug_innen geschrieben worden, die im Plenum auf dem Oranienplatz von dem Angriff berichtet haben.
Mit den Menschen aus der Kneipe in der Dresdner Straße gab es inzwischen ein Gespräch, wobei sich von jeglichen Angriffen auf das Camp distanziert wurde. Es gibt im Camp Kontakte zur Türkischen Linken, es gibt auch Türkische Aktivist_innen dort und viele solidarische Nachbar_innen. Das Szenario "Türkische Nazis" gegen das Refugee Camp wurde besonders von den Bullen propagiert, sie seien jetzt präsent um das Camp vor Angriffen zu schützen. Bullshit! Vermeindlich Verfeindete Gruppierungen unter Migrant_innen und Geflüchteten auszumachen, liegt besonders im Interesse der Repression!
Lasst euch nich auf vorschnelle Urteile und Getratsche ein! Macht euch selber ein Bild! Hört den Geflüchteten zu und schliesst sie nicht aus euren Überlegungen aus! GEMEINSAM gegen alle Nazis, Rassismus und jede Art von Gewalt und Diskriminierung! Solidarität mit den Gefangenen!
Kommt zur Demo: heute 18.6. 17 Uhr, Oranienplatz
O-Platz
dazu ein Kommentar zu einem Bericht im Tagesspiegel:
Folgendes ist passiert: einige Machos aus der Teestube in der Dresdenerstr. haben sich mit einem der Flüchtlinge angelegt und ihn mit einem Messer verletzt.
Als die Polizei antraff haben sie - mit festen Feindbild im Kopf - einige der Flüchtlinge verhaftet. Deshalb kam Aufruhr auf dem O-platz, aber von Angriffe auf die Polizei kann keine Rede sein.
Erst danach haben die Polizei den Messerstecher aus der Teestube geholt und verhaftet.
Ich war am Ort.
das ist nicht wirklich passiert
Falsche Darstellung.
"[...] einige Machos" trifft nicht zu. Zwei Männer mit Kinderwagen (Vater, Sohn und Enkel wie ich direkt nach der Attacke erfuhr).
Der Sohn geriet als er an einer Gruppe Flüchtlinge vorbeikam mit diesen in einen heftigen Wortwechsel, drehte sich dabei immer wieder aggressiv um und schrie. Der Vater versuchte ihn immer wieder nach vorne weiterzuschieben. Der Sohn geriet nach ca. 15-20 Metern derart aus der Fassung, dass der Vater ihn nicht mehr zurückhalten konnte und rannte auf die Gruppe der Flüchtlinge zu, und stach in der Tat unvermittelt auf eine der Personen ein.
Der Vater und das Baby im Kinderwagen waren in keinerlei Weise an der Attacke beteiligt.
Nach wenigen Minuten kam die Polizei und verhielt sich in keinerlei Weise rassistisch oder problematisch. Die Darstellung, dass zwei Männer mit Kinderwagen eine Gruppe Flüchtlinge attackiert, mutet im ersten Moment nun einmal schlicht grotesk an. Doch schnell wurden sie durch zahlreiche Zeugenaussagen davon überzeugt, dass es sich tatsächlich so abgespielt hat.
...
Die grundlose Festnahme von mindestens drei Refugees und den massiven Einsatz von Pfefferspray gegen Umstehende findest du also " "in keinerlei Weise problematisch"?
Augenzeuge
Ich bezog mich auf das Zitat meines/meiner Vorredner_in: "Als die Polizei antraff haben sie - mit festen Feindbild im Kopf - einige der Flüchtlinge verhaftet."
Dies ist schlicht falsch. Es wurden Flüchtlinge verhaftet, aber wenn dann frühestens 30 Minuten nach dem eigentlichen Mordversuch.
Dazu habe ich keine Stellung genommmen, ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zugegen. Allerdings war ich gute 30 Minuten lang vor Ort.
problematisch...
In meiner Welt ist es äußert problematisch, dass der Versuch, Solidarität zu zeigen umschlägt und ausgenutzt wird, um die Situation zu eskalieren und den Oranienplatz zu einer Spielwiese politischen Kräftemessens werden zu lassen und Stimmen zu vertreten, die weder der Auflösung und Aufklärung der Situation, noch dem Camp auf dem Oranienplatz oder den Angegriffenen dienen.
Zu leugnen, dass es in Kreuzberg Orte gibt, die als Treffpunkte rechtskonservativer und rechtspopulistischer Vereinigungen missbraucht werden, liegt mir fern. Stigmatisierungen ebenso. Was ich gesehen habe, waren verwirrte, entschlossene, zum Teil wütende Menschen und viele, die die Bereitschaft gezeigt haben, mit ihrer Anwesenheit Solidarität zu signalisieren, gegen rasstische und anders motivierte gewaltsame Übergriffe einzustehen UND sich voreiligen Urteilen zu verwehren. Zu der Zeit, zu der dieser Artikel verfasst wurde, scheint aus meiner Sicht weder der genaue Tathergang klar gewesen zu sein, noch war auch nur annähernd fundiert zu behaupten, dass die Grauen Wölfe sich in dem Cafe am O-Platz versammeln und gegen das Camp hetzen. Ich habe ältere Menschen gesehen, die versucht haben, die Situation zu entschärfen, da sie sich nicht nur von der Polizei bedrängt gefühlt haben (eine Situation, die die meisten von uns kennen und wenig schätzen dürften), sondern auch durch eine Anhängerschaft 'solidarischer Menschen' beschimpft und als Rassisten und Faschisten defamiert sahen. Als Reaktion flogen Flaschen. Dies konnte nicht mehr sein, als ein Versuch, die Situation aus den Ufern geraten zu lassen.
Die Messerattacke muss aufgeklärt werden. Und es muss die Aufgabe der Medien sein, egal welcher politischen oder ideologischen Strömung sie entspringen, Stigmen und Hetze zu vermeiden. Ich bin froh zu sehen, dass im Gegensatz zum Tagesspiegel, die Leserschaft hier (teilweise) reflektierter und vorsichtiger vorgeht und ich bin mir sicher, dass der Versuch, sich frühseitiger Eskalation und Aburteilung zu entziehen kein Zeichen von Untätigkeit ist.
Ich kann nur für mich sprechen. Und für mich führen Artikel wie dieser und Situationen wie die gestrige dazu, dass ich von Solidaritäts-Aufruf zu Solidaritäts-Aufruf skeptischer werde, weil ich mich der Situation ausgesetzt sehe, instrumentalisiert zu werden in einem Kontext und Menschenumfeld, das eigentlich wie nichts anderes in mir das Bedürfnis am Leben hält, meine Stimme zu erheben und zu nutzen und einzutreten, für eine solidarische Gemeinschaft.
was war los?
Die Darstellung der Polizei : Nach ihrer Schilderung liefen dem Mann mehrere Personen des Camps hinterher und forderten ihn auf, den Platz zu verlassen. Dadurch habe sich Oguz A. provoziert gefühlt. Dann habe er ein Messer gezogen und einen 27-jährigen Mann an der Brust verletzt.
Die Gruppe vom Oranienplatz verfolgte nach Darstellung der Polizei den flüchtenden Messerstecher und warf mit Holzlatten nach ihm. Weitere Personen aus dem Flüchtlingscamp kamen hinzu und umringten den zurückgelassenen Wagen mit dem Baby und den Großvater sowie die hinzugekommene Mutter des Kleinkindes und deren Freundin. Sie forderten die inzwischen eingetroffenen Polizisten auf, der Menge den Täter zu bringen. Dann werde man die Familienangehörigen gehen lassen.
Augenzeuge
Die Darstellung der Polizei des eigentlichen Tatherganges ist weitestgehend korrekt.
Bis auf das, meiner Meinung nach, entscheidende Detail, dass die Gruppe von Geflüchteten sich nicht ein Stück von der Stelle bewegt haben. Von "hinteherlaufen" kann in keiner Art und Weise gesprochen werden. Das wäre nun wirklich eine Provokation gewesen - trifft aber nicht zu!
Schade
Trotz aller Umstände ist Solidarität angebracht. Allerdings finde ich es schade, dass durch unüberlegtes Verhalten von Einzelnen die ganze Sache zum medialen Eigentor wurde. Ich kann ja verstehen, dass die Leute aufgebracht waren, aber wie kann denn bitte der Familie des Täters, die überhaupt nichts mit dem Angriff zu tun hatte (selbst wenn, ein kleines Kind kann sicherlich nichts dafür), das Entfernen verweigert werden? Ist doch klar, dass die Bullen dies als Vorwand nutzen. Eigentlich auch egal was in Wahrheit wirklich passiert ist, aber dieser Vorfall wird nun gegen das Camp verwendet, obwohl er doch eigentlich zeigen sollte, wie notwendig das Camp weiterhin ist. Weiterhin finde ich es auch auffällig, wie wenig selbstkritisch die Stellungnahmen sind - die Situation wurde offensichtlich ja nicht perfekt gemeistert - warum kann das nicht einfach mal zugegeben werden. Wer mehr Menschen für das sinnvolle Anliegen der Refugees gewinnen will braucht vor allem erstmal Glaubwürdigkeit.
Video Demo
Video der Demo (Beschreibung beachten!)
http://www.youtube.com/watch?v=259z6Tpw3c8&feature=youtu.be
morre video
Unter http://kanalb.org/clip.php?clipId=3022 ist ein Video mit Interviews zum Hergang und Bildern von der Demo nach den Übergriffen.