Nachdem seit Ende letzter Woche jeden Tag in Berlin Menschen auf die Straßen gingen, um ihre Solidarität mit den anhaltenden Kämpfen in der Türkei auszudrücken, gab es auch gestern Abend wieder eine kurze, wilde Demo im Kreuzberger Zentrum. Ca. 50 Personen trafen um halb elf Parolen rufend und von Feuerwerk begleitet am Kottbussser Tor ein. Nach kurzer Zeit war der Verkehr durch Baustellenmaterial in fast alle Richtungen blockiert. Die Bullen, welche zu dem Zeitpunkt gerade dabei waren Drogenkontrollen durchzuführen, wurden mit Steinen und Brandsätzen angegriffen. Danach löste sich der Mob wieder auf.
Bereits kurze Zeit vorher wurden in der Umgebung Flyer, welche seit ein paar Tagen kursieren und auf türkisch und deutsch die Revolte in der Türkei thematisieren, an PassantInnen verteilt. Ebenfalls wurden Transparente mit der Aufschrift "Berlin grüßt Istanbul - für die soziale Revolte weltweit" und "Özgürlük için omuz omuza! (Schulter an Schulter für die Freiheit)" aufgehängt. Wie der Presse zu entnehmen ist, haben die Bullen, welche offensichtlich mit mehreren Wannen in der Nähe in Bereitschaft standen, zwei Personen festgenommen. Unsere Solidarität gilt auch Ihnen, die nun der Willkür der Berliner Polizei und Justiz ausgesetzt sind.
Wir kommen wieder, wann, wo und wie wir wollen. Beteiligt euch an den Demos, macht Aktionen und zeigt den Aufständischen, dass wir auch hier in Berlin an ihrer Seite kämpfen.
Unsre Gedanken sind bei den FreundInnen und Angehörigen von Mehmet Ayvalıtaş, Abdullah Cömert und Ethem Sarısülük, die während der Revolte zu Tote kamen.
Freiheit für die Gefangenen!
Inhalt des Flyers:
Solidarität mit den Aufständischen
Leute strömen auf die Straßen, Barrikaden werden errichtet, Autos brennen und alles was nicht niet- und nagelfest ist fliegt in Richtung Polizei. Der Himmel ist bedeckt vom Tränengas, und ein Schrei nach Freiheit bahnt sich seinen Weg durch den Nebel.
Nachdem vor ein paar Tagen in Istanbul eine der letzten öffentlichen Grünflächen zugunsten eines Einkaufszentrums verwüstet werden sollte, war dies der Funke der tausende von Menschen gemeinsam auf die Straße brachte um dagegen Widerstand zu leisten. Diese Revolte hat sich mittlerweile wie ein Lauffeuer über das ganze Land verbreitet.
Mögen die Motivationen und Beweggründe jeder einzelnen Beteiligten noch so unterschiedlich sein. machen sich durch den Bruch mit dem Bestehenden neue Räume auf, in denen Selbstorganisation, Solidarität und Auseinandersetzung möglich werden.
Alles Dinge, die in einer Welt, wie wir sie kennen, nur selten Platz finden. Zwischen Schule, Arbeit, Miete zahlen, Familie ernähren etc. scheint es oft keine Zeit zu geben sich mit der Zerstörung unserer Umgebung auseinander zu setzen.
Wir finden es gut, das es überall auf der Welt Leute gibt, die es trotzdem tun. Wie sich zeigt können die kleinen Kämpfe im Alltag manchmal der Auslöser für einen generalisierten Aufstand sein.
Wir können die Rauchzeichen aus den Städten erkennen und unsere Kämpfe, die wir hier führen - gegen Verdrängung, Entwürdigung und Polizeigewalt - in ihnen wieder finden. Deshalb rufen wir zur Solidarität mit den Aufständischen auf, damit auch am Bosporus zu sehen ist, dass sie nicht alleine sind.
Schulter an Schulter für die Freiheit!
*facepalm*
Wann rafft ihr eigentlich mal, dass CMYK nicht fürs Web gemacht ist? RGB, sonst sieht es aus wie oben!
na ja
Das kann man aber auch deutlich netter formulieren...
Bitte ladet den Flyer noch einmal als Upload hoch, nachdem ihr ihn in RGB umgewandelt habt. Das geht zum Beispiel, indem ihr das Original einmal in Gimp öffnet und neu abspeichert. Da Gimp (noch) kein CMYK versteht, wird das Bild automatisch in RGB umgewandelt.
Pressebericht
Bei einer routinemäßigen Drogenkontrolle am Kottbusser Tor wurden in der Nacht zu Samstag Polizeibeamte von etwa 40 vermummten Personen in einer koordinierten Aktion attackiert. Sie warfen Steine und Brandsätze auf die Beamten. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, zwei mutmaßliche Angreifer konnten festgenommen werden.
Nach Angaben der Polizei führten die rund 20 Beamten eine Drogenkontrolle am Kottbusser Tor an der Ecke zur Reichenberger Straße durch, als sie gegen 22.45 Uhr angegriffen wurden. Eine Gruppe von etwa 40 Personen griff die Polizisten aus der Admiralstraße heraus an. Die Angreifer hatten sich zuvor maskiert, sie schleuderten Pflastersteine und "Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit", wie ein Polizeisprecher sagte, auf die Beamten.
Ein erster Brandsatz traf beinahe eine Polizistin, ein zweiter Brandsatz zerbarst auf der Frontscheibe eines geparkten Einsatzwagens, der nach Polizeiangaben kurzzeitig in Flammen stand. Außerdem wurden Steine und Farbbeutel auf das Polizeiauto geschleudert.
Die Angreifer schleppten Gegenstände auf die Fahrbahn am Kottbusser Tor und setzten diese in Brand - um welche Gegenstände es sich handelte, war laut einem Polizeisprecher zunächst unklar. Nach wenigen Minuten ergriffen die Angreifer die Flucht, wobei sie verschiedene Fluchtwege einschlugen.
Die Hälfte der Angreifer - rund 20 Personen - flüchtete gemeinsam in die Reichenberger Straße. Die Polizei nahm die Verfolgung auf. Auf einem Hinterhof in der Reichenberger Straße wurden kurz darauf zwei Männer im Alter von 22 und 26 Jahren festgenommen. Bei der Festnahme erlitt ein Polizist Schürfwunden an den Beinen. In der Nähe des Tatorts, ebenfalls in der Reichenberger Straße zwischen Kottbusser Tor und Mariannenstraße, fanden die Beamten weggeworfene Handschuhe, Masken und Pullover. Außerdem wurden mehrere bengalische Feuer entdeckt - teils abgebrannt, teils unbenutzt - sowie mehrere Beutel, die mit Pflastersteinen gefüllt waren. Ob es sich um einen von langer Hand geplanten Angriff handelte, ist Gegenstand der Ermittlungen
Die zwei Festgenommenen wurden dem Polizeilichen Staatsschutz überstellt - derzeit wird geprüft, ob es sich um einen politisch motivierten Angriff handelt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Landfriedensbruchs und versuchter Tötung.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/drogenkontrolle-in-berl...
Interview
Interview mit der Vorsitzenden der ESP am Taksim Platz. Sehr lesenswert zu den Hintergründen der Revolte...
lll
Link vergessen.-.. http://www.hintergrund.de/201306082613/politik/welt/die-heutige-generati...
Suchbullen
Offenbar in diesem Zusammenhang suchen zum jetzigen Zeitpunkt gerade drei Bullen die Gebüsche auf den Fußwegen der Reichenberger Str. zwischen Kotti und Manteuffelstr. ab.
Klasse Aktion!
Bitte mehr davon!
Flyer - Solidarität mit den Aufständischen
https://linksunten.indymedia.org/en/system/files/data/2013/06/2251832625...
https://linksunten.indymedia.org/en/system/files/data/2013/06/9381998635...
Schlag ins Wasser
Die beiden Festgenommenen wurden heute Nachmittag wieder freigelassen.
same problem, same solution
Istanbul heute Nacht:
http://youtu.be/cceq_QiTwjA
sehr schön
sehr schön,endlich ein zeichen des aufstandes
insurrektionalistische grüße ausm nirgendwo
molotov/ frage
sollte eine revolutionäre situation gegeben sein (hierfür wäre m.e. ein arbeiterInnenmassenstreik konstitutiv), wäre mit gegenwehr des staatsaparats zu rechnen, insofern würde es notwendige schutzmaßnahmen, inkl. not-wendiger körperlicher gewalt erfordern.
hier im artikel wird eine letzlich nur symbolische aktion beschrieben. charaktermasken des staatsapparats werden in solidarität mit weiteren auseinandersetzungen angegriffen.
was ist eure bwegründung für den einsatz von molotov-cocktails? scheinbar überwundene ohnmacht, rache?
was wäre die folge, würde ein_e ungeschützte staatsbeamt_in ernsthaft verletzt oder schlimmeres?
molotov/antwort
...mit gegenwehr des staatsapararates zu rechnen...-entschuldige bitte aber hast du all die brutalen über/an/griffe der "staatsmacht" vergessen,die jeden tag auf unsere linken strukturen passieren?ffm/friedliche protestformen des blockupy aktionskonsens werden genauso zusammengeknüppelt und unterliegen repressionen wie linke wohnprojekte und antifaschistische demonstrationen.protest soll in diesem land keine chance bekommen.ein arbeiterInnenmassenstreik wäre in der tat sinnvoll,eine ebene zu öffnen in der solche aktionen noch mehr zur geltung kommen und einen weitaus mobilisierenden faktor hätten,aber mal hand auf´s herz.zur zeit sieht das dank sozialpartnerschaftlichenr gewerkschaft und hartz4 (aufstandsbekämpfung)nicht ganz so rosig aus,oder?
die folge/konsequenzen(auch politische)bei einem angriff auf staatsbeamte sollten jedem/jede bewußt sein.gut vorbereitet sollte das dann schon sein und solidarität ist bekanntlich eine waffe! in diesem sinne....mehr MUT und Widerstand...mit feuer im herzen.......
antwort
und welchen effekt hätte ein angriff auf staatsbeamte, bei dem jemand ernsthaft körperlich zu schaden käme?
brächte das einen der revolution näher oder eher im gegenteil?
der 5. mai 2010 hat die dynamik in griechenland geschwächt.
die gewalt des staatsaparats wie bei blockupy zutage getreten würde in der öffentlichkeit nicht mehr einhellig skandalisiert sondern teilweise gerechtfertigt werden, es käme zu entsolidarisierung (siehe auch die tödlichen schüsse im zusammenhang mit der startbahn west).
gewalt ist kein selbstzweck, sondern ein eine not abwendendes mittel der verteidigung.
Selbstverteidigung?
Ich stimme nicht ,mit Deiner politischen Einschätzung der Situation in Griechenland ,überein.Die Menschen dort waren/sind einfach müde geworden(letztlich müßen Sie Ihr Leben komplett neu organisieren,Gegenstrukturen aufbauen um mitunter um`s nackte Überleben kämpfen) und der Repressionsapparat hat alles militärisch und stategisch aufgefahren,um mit voller Härte zurückzuschlagen.Warum die eine Backe blutig schlagen lassen ,um dann die andere auch noch hinzuhalten?Die "skandalisierte" Öffentlichkeit müßte eigentlich (vom logischem Menschenverstand her)bei Bildern wie denen aus Frankfurt,Istanbul,Ägypten uvm. ....ausrasten und die Unterdrücker beim Namen nennen und angehen.Tut Sie aber nicht!Der Staatsaparat hat hier in diesem Land noch alles relativ fest im Griff.Es ist aber die Frage zu stellen auf wen oder was man bauen kann,um unsere!!! Strukturen zu schützen und zu stärken.Hier ist es meineserachtens lohnenswert deinen letzten Absatz zur Geltung kommen zu lassen; ....."Gewalt ist ein notwendiges Mittel der Verteidigung"...wenngleich es immer gut überdacht werden sollte und verantwortungsbewußt eingesetzt werden sollte!