Für den 31. Mai 2013 war im Düsseldorfer "Weltkunstzimmer" der Auftritt des Musikprojekts TRIARII geplant. Das Konzert, bei dem auch Porta Nigra, Rome, Ordo Rosarius Equilibrio, In Slaughter Natives, Empusae und Mental Plastic Body Filler spielen sollten, wurde abgesagt.
Dieses geplante Konzert ist für uns ein Grund, um auf die Schwierigkeit im Umgang mit NS-affiner Musik hinzuweisen. Antifaschistische Gruppen stehen immer wieder vor dem Problem der Intervention bei Konzerten von Bands des Neofolk bzw. Military-Pop. Ein Konzertverbot einzufordern mit dem Hinweis, das sei Nazimusik, wird dem Ganzen nicht gerecht und greift auch zu kurz. VeranstalterInnen reagieren darauf oftmals mit Kopfschütteln und Abstreiten. Die Bands seien keine nazistisch, sondern unpolitisch. Die Antifa sehe in der Kunstform der musikalischen Darbietung das, was sie sehen wolle.
Wir widersprechen dem! Es ist wichtig und richtig, immer wieder Konzerte derart zu politisieren und zu kritisieren. Kunst ist und bleibt politisch!
"Vivere militaria est!"- (TRIARII-Wahlspruch)
Plötzlich einsetzender Trommelwirbel suggeriert ein Finale: Aufregung, Bewegung, Großartigkeit. Es geht ihm entgegen:
"Nun, meine Kameraden, seid ihr zum Abschluß eures Marsches hierher gekommen. Warum schließt dieser gewaltige Marsch in Landsberg?"
"Ihr wollt euren Kampf führen
Den Kampf der jungen Generation
Den Kampf der Zukunft
Ihr wollt euren Kampf führen Unvergesslich und unzerstörbar"
Der Titel dieses Musikstückes lautet "Stadt der Jugend" und ist auf dem Album "Exile" (2011) des Ein-Mann-Projektes TRIARII von Christian Erdmann zu finden.
"Exile" wurde in Landsberg am Lech produziert, der Stadt, in der Hitler in seiner Gefangenschaft das Buch "Mein Kampf" schrieb. Der Titel bezieht sich auf eben diese Stadt, die im Nationalsozialismus als die "Stadt der Jugend" propagiert wurde und zum Wallfahrtsort der NS- Jugendorganisationen stilisiert wurde. Der Text setzt sich aus Teilen der Ansprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach an die HJ zusammen.
Die Auftritte TRIARIIs sind geprägt von einer Atmosphäre, die auf den/die ZuhörerIn hypnotisierend wirken soll. Sie wirkt kraftvoll, gefühllos, streng und diszipliniert und ruft einen Zustand der inneren Kraft und Schmerzlosigkeit, der Erhabenheit hervor, da man dazu gehört, wenn es darum geht, dem Kriegerischen und Zerstörerischen etwas Neues und Kraftvolles entgegenzusetzen.
Und das sind die Themen TRIARIIs: Krieg, Zerstörung, Fatalismus, Verfall und Neubeginn.
Insofern dürfte der Bandname auch bewusst gewählt sein, mit dem sich Erdmann an römische Elitesoldaten des Römischen Imperiums anlehnt. Der Stil ist geprägt durch eine militaristische Ästhetik - daher auch Military-Pop genannt -, die deutliche Anleihen am NS und am Römischen Imperium nimmt. So bedient sich TRIARII nicht nur beim Coverartworks, sondern auch in zahlreichen Stücken an Samples und Zitaten aus nationalsozialistischen Reden und Schriften.
In dieser künstlich geschaffenen elitären Atmosphäre bietet sich ein Raum für Menschen mit elitärer Wert- und Gesellschaftsvorstellung. Konzerte bieten eine Exklusivität und historische Authentizität durch teilweise extravagantes Publikum im NS-affinen Stil. Erdmann sieht in dieser Symbiose zwischen Musik und Publikum keine Verantwortung seines Projektes, für ihn ist seine Musik kein "Instrument einer politischen Motivation". Die Kunst sei niemals nur rechts noch links, sie sei niemals nur schwarz noch weiß - eine Distanzierung von extrem rechten Gedankengut fehlt. Die Interpretation liege in der Hand des Betrachters.
Diese Interpretation von Kunst um der Kunst Willen strebt die Loslösung des Kunstwerkes und die Trennung des Künstlers aus dem sozialen und politischen Kontext an, um so das vermeintlich echte und wahrhafte Kunstwerk aus sich selbst wieder zu erschaffen - als "reine Kunst". Zurück geht diese Idee auf eine Bewegung in Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts, die sich "l'art pour l'art" nannte und auf Exklusivität und Authentizität setzte. Damit stellte sie sich bewusst gegen die Vielfältigkeit und Verbreitung der Kunst, infolge des technischen Fortschritts der Moderne. Dem "neuen" Ästhetizismus ist die Sehnsucht und Rückwendung auf das innere Leben der Dinge und das wahre Ich des Menschen immanent.
Im Krieg erfahre der Mensch, was Gemeinschaft, Kameradschaft und eine aufrechte Haltung bedeuten. Mit ihnen erlebe er sein inneres Selbst. Die Mystifizierung des Krieges zum "ewigen" Krieg geht mit der Ästhetik des Kampfes zum "ehrlichen" Kampf einher. Es geht also um die Erfahrung des Kampfes und damit um das Wie statt das Was. Die Gesinnung steht hinten an, die Moral ist untergeordnet. Erst durch Krieg und Gewalt hebt sich die Entfremdung von Menschen und Natur durch die Technik auf.
Seinen ästhetischen Ausdruck findet diese Idee im Konzept der "strengen Form" und des "großen Stils", konkret in den Figuren des Kriegers, Künstlers, Schauenden entgegen dem Bürger, Händler und Heimatlosen.
Völkische und faschistische Bewegungen konzipieren und produzieren diesen Ästhetizismus.
Kein Raum für faschistische Ästhetik!
Antifaschistische Gruppen aus Düsseldorf
Mehr zu diesem Thema: Speit, Andreas (Hg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien; Hamburg/Münster 2002.
Motörhead
Das ist doch genau die Ästhetik die Motörhead (Rammstein, Dimmu Borgir, Feindflug...) pflegen...sollen wie denen jetzt auch den Raum nehmen?
Nichts von dem was ihr geschrieben habt deutet darauf hin, dass diese "Band" rassistisches Gedankengut pflegt.
Also bitte...