[Landshut] Streit auf der Polizeiwache eskaliert

Erstveröffentlicht: 
30.05.2013

Landshut

Nach Routinekontrolle eines Asylbewerbers: 33-Jährige erstattet Anzeige

 

Autor: Sebastian Geiger

 

Eine Routinekontrolle mit Folgen, so stellt es die Polizei dar. Eine rassistische Entgleisung mehrerer Polizeibeamter, so ist die Aussage einer 33-jährigen Frau, die einen der Bewohner des "Non-Citizen-Camps" am Dreifaltigkeitsplatz von der Polizeiwache abholen wollte (idowa berichtete). Fest steht, bei dem Vorfall, der sich am Montagabend auf der Polizeiinspektion ereignet hat, steht Aussage gegen Aussage.

 

Es ist 16.15 Uhr, als laut Polizeibericht eine Streife den 23 Jahre alten Bewohner des "Non-Citizen-Camps" an der Zweibrückenstraße kontrolliert. "Da sich bei der Kontrolle Anhaltspunkte für einen Verstoß nach dem Asylverfahrensgesetz ergaben, wurde der 23-Jährige von einer Streife der Operativen Ergänzungsdienste Landshut zur weiteren Sachbearbeitung in deren Diensträume gebracht", heißt es weiter.

Hier setzt auch die Geschichte der 33-jährigen Frau ein, die sich am Dienstag bei der Landshuter Zeitung gemeldet hat, um rassistische Äußerungen seitens der Polizei gegenüber den protestierenden Non-Citizens anzuzeigen. Sie sei mit Freunden auf die Wache gegangen, um den 23-jährigen Senegalesen abzuholen, sagt sie. Dort habe sie auf ihn gewartet und miterleben müssen, wie zwei Polizisten ihn angeschrien und körperlich bedroht hätten.

Der Polizeibericht spricht von fünf Personen, die sich gegen 18 Uhr im Vorraum der Wache aufhalten. Diese hätten sich provokativ und aggressiv verhalten, also erteilen die Beamten ihnen einen Platzverweis. Die 33-Jährige erzählt eine andere Version der Geschichte. Ihrer Aussage nach hätten die Polizisten die Freunde des Senegalesen aufgefordert, sich hinzusetzen und ihnen Schläge angedroht, sofern sie das nicht tun. "Meinen Freund haben sie als Affen beschimpft und ihn angeschrien, dass hier nur deutsch geredet wird", sagt die Frau. Sie habe daraufhin versucht, den Polizisten zu erklären, dass der 23-Jährige kein Deutsch kann. "Das hat sie aber nicht interessiert." Für die Vernehmung des Senegalesen haben die Polizisten laut Polizeibericht einen Dolmetscher hinzugezogen. Es ist 18.25 Uhr, als sie ihn entlassen. Seine Freunde sind immer noch in der Wache, obwohl die Polizei sie mehrmals aufgefordert hat, diese zu verlassen.

An dieser Stelle eskaliert die Situation. "Daraufhin schoben die Beamten die Personen aus dem Vorraum der Wache", heißt es im Bericht. Dabei habe sich die 33-Jährige an der Türe festgehalten. Die Polizisten müssen ihre Hände lösen. Weiter heißt es, dass die 33-Jährige am Dienstag Anzeige wegen Körperverletzung gegen zwei Beamte erstattet und Verletzungen geltend gemacht habe.

Aussage gegen Aussage


"Die Beamten haben uns gesagt, dass das ihr Haus ist und uns nach draußen gedrängt", sagt die 33-Jährige. Aggressiv habe sie sich nicht verhalten, sie sei nur "herumgestanden". Auch habe sie sich nicht gewehrt, die Beamten hätten sie zur Tür gedrängt und aus der Wache geschubst. Dabei habe sie sich den Hinterkopf angeschlagen und eine Gehirnerschütterung zugezogen. "So etwas darf eigentlich nicht passieren", sagt sie. "Die Polizei sollte eigentlich ein Ort sein, an dem die Bürger sich beschützt fühlen sollen."

Ein Nachspiel könnte der Abend für die beiden Polizisten haben, gegen die die 33-Jährige ihre Anzeige aufgegeben hat. Nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft ist der Vorfall mittlerweile an die Zentralstelle für interne Ermittlungen beim Bayerischen Landeskriminalamt abgegeben worden. "Eine Routinesache", sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Alexander Schraml. Dafür sei die Stelle im vergangenen Jahr geschaffen worden, um interne Ermittlungen unabhängig durchführen zu können.