[Tü] Antispeziesismus: Strukturell antifaschistisch?

Herbstakademie

Vor allem die dem Neokonservatismus zugewandten Teile der (Noch-)Linken würden am liebsten die antispeziesistische Strömung mitsamt der ganzen Tierbefreiungsbewegung und so manchen anderen sozialen und Umweltbewegungen in die tendenziell rechte Ecke stellen.1 Offensichtlich ist jedoch, dass die Tierbefreiungsbewegung, ebenso wie die Anti-AKW-Bewegung, Anti-Kohlekraft-Bewegung, Antira-Bewegung, Anti-Kriegsbewegung und die Arbeiter*innenbewegung, großteils linke Ideen vertritt.

 

Der Tierbefreiungsgedanke an sich ist genuin links. Im in Bälde erscheinenden Buch Antispeziesismus: Eine Einführung heißt es dazu in der Hinführung: „Die Bewegung zur Befreiung der Tiere sieht ihre Forderungen traditionell als logische Fortsetzung und Konsequenz der großen emanzipatorischen Imperative, und die Geschichte zeigt, dass diejenigen Menschen, die sich organisierten, um eine Verbesserung der elenden Situation der Tiere in der menschlichen Gesellschaft zu bewirken, durchweg auch Teil anderer Befreiungskämpfe waren – sie stritten etwa gegen monarchistische Willkürherrschaft, für Menschenrechte, gegen die Sklaverei, für die Emanzipation der Frauen, für die Belange der lohnabhängigen Massen oder waren im antifaschistischen Widerstand aktiv. Aber sie gingen weiter, für sie war klar: Befreiung hört nicht beim Menschen auf.“

Die moderne antispeziesistische Strömung nimmt durchweg linksradikale, anarchistische und kommunistische Positionen ein.2 Dieser Offensichtlichkeit versuchten Leute aus der Tübinger "linken Szene" seit 2007 über Antifa-Verteiler, in Vorträgen im Epplehaus (Input), auf dem Hardcore-Festival New Direction in Herrenberg (2011) und in zahlreichen Blogeinträgen entgegenzuwirken, um unser Anliegen, auf die Befreiung von Mensch und Tier hinzuwirken, zu diskreditieren.3 Leider scheinen einige Nachwuchslinke auf diese Propaganda hereingefallen zu sein.

 

Ein überraschender Beitrag zu diesem Thema kommt von der Aussteigerhilfe Bayern. Der 2011 gegründete Verein versucht unabhängig von Staat, Polizei und Verfassungsschutz Ausstiegshilfe für Neonazis zu leisten. Aussteiger*innen müssen ihre Zeit in der Nazi-Szene intensiv reflektieren und können dann in den Verein einsteigen - so wie Sebastian Angermüller, der nach zehn Jahren in der Neonazisszene ausstieg. Angermüller war zuletzt bei den Autonomen Nationalisten aktiv gewesen, hatte Redebeiträge auf Demonstrationen gehalten und Nazi-Homepages betrieben. Als Autonome Nationalisten 2007 das Thema „Tierrechte und Antispeziesismus“ aufgriffen, beschäftigte Angermüller, damals noch bei den Nazis, sich intersiver damit. Durch die Reflexion, die seine Beschäftigung mit dem Antispeziesismus nach sich zog, erkannte er, wie widersprüchlich die faschistische Argumentation war. Er stieg aus der Nazi-Szene aus und trat der Aussteigerhilfe bei - nicht ohne vorher die Homepages zu löschen und Propagandamaterial zu vernichten.

Nun veröffentlichte Angermüller eine Broschüre mit dem Titel "Geht mal gar nicht: Nazis und Tierrechte" bei der Aussteigerhilfe, in der er den grundsätzlichen Widerspruch von Tierbefreiung und Faschismus aufzeigt. Weiterhin werden einige Klischees und Propagandalügen der Nazis entlarvt, etwa, dass Hitler Vegetarier gewesen sei; außerdem wird der Gegensatz zwischen der einschließenden Herrschaftskritik des Antispeziesismus und der ausschließenden Hetze gegen Minderheiten der Faschisten deutlich gemacht. Angermüller zeigt in der 25-seitigen Broschüre auch auf, dass Antispeziesismus einen qualitativen Vorteil gegenüber Tierschutz oder Tierrechten inne hat, wenn es um antifaschistische Positionierung geht. Durch die rundweg herrschaftskritische Konzeption, welche die Befreiung der Menschen erweitern möchte, ist Antispeziesismus gegen eine Vereinnahmung von Rechts besonders gefeit. Zum Schluss betont Angermüller, dass die Tierbefreiungsbewegung sich weiterhin konsequent gegenüber dem Faschismus abgrenzen muss. Er hofft allderdings, dass die Nazis bei diesem Thema bleiben, da es dazu beitrage, dass sie sich selbst logisch zerlegen würden. Diese Hoffnung scheint sich aber nicht so recht zu erfüllen: Nachdem Autonome Nationalisten 2007 und 2008 mit ihrer "AG-Tierrecht" kurz für Aufmerksamkeit sorgten, ist inzwischen nichts mehr davon zu hören. Wir empfehlen die Broschüre Angermüllers, auch wenn die doch eher moralphilosophischen Position des Autors nicht unsere Herangehensweise darstellt, und hoffen, dass sie nur den ersten Teil einer "Geht mal gar nicht: Nazis und ..."-Serie darstellt.

 

Während die Tierbefreiungsbewegung und der Antispeziesismus über einen emanzipatorischen Ansatz ihre Politik bestimmen, sieht es leider mit dem Tierschutz und seinen neueren Erscheinungsformen anders aus. In Deutschland wurde Tierschutz erstmals von den Nazis rechtlich verankert - um, wie Angermüller darlegt, die Menschen jüdischen Glaubens als Unmenschen darzustellen: Verboten und dämonisiert wurde nur die jüdische rituelle Schlachtung, während die übliche verharmlost wurde. Tierschutz wurde also schon früh von Nazis rassistisch vereinnahmt; das dabei von ihnen verwertete Moment der Abwertung Anderer aufgrund ihres Umgangs mit Tieren ist dabei heute noch aktuell.

Dem Tierschutz geht es, anders als der Tierbefreiung, nicht darum, Tier(zwangs)haltung als Herrschaft und Ausbeutung zu begreifen und generell abzuschaffen, sondern eher darum, die scheinbar grausamsten Auswüchse der Tierhaltung zu reglementieren. Dieser Schein spielt im Tierschutz, aber auch bei immer mehr Tierrechtler*innen, eine große Rolle: Die exotisch anmutenden Haltungs- und Nutzungsbedingungen von Tieren in anderen Ländern scheinen häufig grausamer als die hiesigen, an die man sich das ganze Leben lang gewöhnt hat. So wird beispielsweise das Halten, Schlachten und Essen von Hunden als grausam angeprangert, während dieselbe Behandlung der ebenso intelligenten und fühlenden Schweine europäischen Tierschützer*innen als akzeptabel errscheint.

 

Diese unreflektierte Tradition von Tierschutz findet heute leider neue Erscheinungsformen, die bis in die vorgeblich linken Strömungen reichen. Die Betreiber*innen der Facebook-Seiten "Antispe" oder "Für Tierrechte kämpfen" etwa haben sich offensichtlich kaum mit dem Thema beschäftigt, welches sie vorgeben zu behandeln. Die Seite mit dem Titel "Antispe" schmückt sich zwar mit schwarz-grüner Flaggenkombi und verweist in ihren Kontaktinformationen unter "Website" auf die Initiative antispe.org, eine "Plattform für herrschaftskritischen Antispeziesismus", die Betreiber*nnen der Facebook-Seite aber zeigen mit ihren Äußerungen "für die Tiere", dass sie überhaupt nicht verstanden haben, worum es sich beim Antispeziesismus und beim Tierbefreiungsgedanken handelt; so werden beispielsweise Aussagen gepostet wie: "Der Mensch kann wirklich widerlich sein", und wenn dies jemand mit den Worten "Diese Asis müssten an den Galgen" kommentiert, wird das von "Antispe" "geliked" - ebenso die beiden Kommentare "Bestie Mensch!" und "Eine gerechte Strafe bekommen diese Bastarde ja nicht, wenn man sie erwischt. Ich wüsste schon was ich mit so einem machen würde." - Noch deutlicher wird dieses Missverhältnis bei der Seite "Für Tierrechte kämpfen", deren Betreiber*innen sich offenbar gar keine Mühe geben, ihrem Faust-Pfote-Logo mit dem Spruch "Für die Befreiung von Mensch und Tier" gerecht zu werden. So wird eine exotische Tierausbeutung nach der anderen zerpflückt, die hiesige massive Tierausbeutung kommt nur am Rande vor. Kein Wunder, dass nach Meldungen über Gallensaftgewinnung aus Bären in China und über lebende Schlüsselanhänger in Peking rassistische Kommentare über "die Chinesen" gepostet werden - das geht bis hin zu Vernichtungsfantasien: "Die Schlitzaugen, sind eins der abartigsten, perversesten Völker, was die Eßkultur anbelangt! Die quälen in ganz vielen Bereichen wehrlose Tiere zu Tode. Die Bombe damals, war viel zu klein." - Selbst aber, wenn solche "Kritik" an Tierausbeutung nicht, wie in diesem Beispiel, rassistisch konnotiert sein sollte, so muss man sich die Frage stellen, wo beim moralischen Fingerzeig nach woanders die Berücksichtigung der Menschen abbleibt - vor allem, da gleichzeitig die BRD dabei ist, sich zum Geflügelexportweltmeister zu mausern und in den hiesigen Schlachthöfen die Ausbeutung von Mensch und Tier offenkundig ist.4

 

Auch wenn der Tierbefreiungsgedanke also offenbar von seiner Struktur her antifaschistische Positionen nahelegt, erübrigt sich für die linke Tierbefreiungsbewegung keineswegs die Abgrenzung und der Kampf gegen alle reaktionären und bürgerlichen Positionen in diesem Themenfeld. "Der sich links wähnende Teil der Tierrechtsbewegung hat es bisher versäumt, sich ein eigenes Profil zu geben. Stattdessen eifert er in Optik und politischen Phrasen der ,autonomen Szene‘ nach" - damit trage er aber nicht eine radikal linke Politik in die Bewegung hinein, sondern bürgerliche Ideologie, so die damalige Tierrechts-Aktion-Nord bei einer Veranstaltung am 6. Juni 2009 zum Thema Well adjusted people. Die „autonome Szene“ auf dem rechten Weg der bürgerlichen Gesellschaft. Will die Tierbefreiungsbewegung von einer "Szene" zu einer wirklichen politischen Bewegung werden, so muss sie sich von bürgerlicher Ideologie, die in sie eingeflossen ist, trennen. In ihrer Ankündigung für die im November 2013 stattfindende Herbstakademie zum Thema Tierbefreiung und revolutionäre Realpolitik macht die Hamburger Gruppe, die sich inzwischen in Assoziation Dämmerung umbenannt hat, darauf aufmerksam, dass die Auswüchse kapitalistischer Lebensmittel-, insbesondere der Fleischproduktion, in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch diskutiert werden; weiter heißt es: „Veganismus als ,Lifestyle‘ erlebt einen regelrechten Boom, und die Chancen für prominent platzierte Hinweise auf das Elend der industriellen Massentötung von Tieren standen schon schlechter. Für die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung eine günstige Situation, um gemeinsam mit ökologischen und sozialen Bewegungen radikale antikapitalistische Forderungen zu stellen.“ Doch das geschehe nicht: Die Tierbefreiungsbewegung verfüge über kein politisches Theoriekonzept, über keine Gesellschaftsanalyse, und sei sich über den gemeinsamen Nenner mit anderen linken Bewegungen nicht im Klaren. Daraus folgt: „Ihre Kritik an der Massenproduktion der Ware Tier bleibt bürgerlich und moralisch und wahrt Distanz zu antikapitalistischen Ansätzen – auch der ,autonome Antispeziesismus‘ ist dazu keine Alternative. Wird die Bewegung aktiv, handelt sie vielfach unmittelbar systemkritisch – macht sich das aber nicht bewusst.“ Auf der anderen Seite hätten traditionell sozialistische Bewegungen oftmals prinzipielle Vorbehalte gegen die Tierbefreiungsbewegung. Es müsse nun darum gehen, die falsche beiderseitige Distanz zu verringern: „Wir wollen deutlich machen, warum die Befreiung von Mensch und Tier ohne Kapitalismuskritik nicht zu haben ist und warum andererseits Kapitalismuskritik nicht fundamental ist, wenn sie nicht auch das Verhältnis zur Natur (und zu den Tieren im Besonderen) mit in den Blick nimmt.“ Die anstehende Aufgabe sei, die Grundlagen zu schaffen, auf denen eine revolutionäre Realpolitik „zur Überwindung gesellschaftlicher Zustände, in denen längst nicht nur der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, aufbauen könne.

 

Wir fordern alle Tierbefreiungs- und sonstige linke Gruppen und Strömungen auf, an diesem Anliegen im Allgemeinen mitzuwirken sowie speziell die Hamburger Herbstakademie zu bewerben und zu unterstützen. 

  1. http://asatue.blogsport.de/2010/06/13/angriff-von-links
  2. Vergleiche etwa Antispe Freiburg, Antispe Leipzig, Vegane Antifa Süd, Assoziation Dämmerung, unsere Wenigkeit usw.
  3. Siehe z.B. Input vom 12. Mai 2011: http://input.blogsport.de/input-tuebingen/input-history/
  4. Vergleiche Zeitungsartikel http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/lebensmittel/ar...

ANTISPEZIESISTISCHE AKTION TÜBINGEN

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... endlich mal wieder ein artikel zu antispe der eine konsequent herrschaftskritische pesrpektive einzunehmen versucht. kein m,oralisieren, keine gardinenpredigt, keine vorhaltungen.

 

oh, ups, ausser gegen "Leute aus der Tübinger "linken Szene"", denen dann gleich noch gehate unterstellt wird, anstatt sich mal gedanken drüber zu machen ob an der kritik vielleicht doch was dran ist, wenn diese denn schon so oft vorgetragen wird.

oder doch alles nur eine "neokonservative" (-> "antideutsche") verschwörung???

 

außerdem:

 

ich esse und trage halt gerne tierprodukte und sehe auch nicht ein mir das vorenthalten zu lassen. ich bin auch nicht der meinung dass mensch und tier die selbe spezies seien (was ohnehin nur vom menschlichen standpunkt aus betrachtet werden kann). ich denke auch weiterhin dass alleine auf tierprodukte zu verzuchten nichts, aber auch gar nichts an an kapitalistischer verwertung oder herrschaftsmechanismen ändert oder nur rüttelt.

 

daher:

vegetarisch oder vegan zu leben sei jederfraus _  jedermanns sache selbst. aber bitte sagt den leuten nicht, sie würden damit irgendwas zur verbesserung der welt beitragen, das tun sie nicht! das kann nur eine subjektive, moralische angelegenheit sein.

"vegetarisch oder vegan zu leben sei jederfraus _  jedermanns sache selbst. aber bitte sagt den leuten nicht, sie würden damit irgendwas zur verbesserung der welt beitragen, das tun sie nicht! das kann nur eine subjektive, moralische angelegenheit sein."

 

Mensch sollte sich immer so verhalten, als ob von seinem Handeln die Zukunft der gesamten Menschheit abhängt.

Du kannst auch argumentieren, dass es Unsinn sei, gegen Rassismus zu sein, weil Dein Antirassismus ja nichts an dem rassistischen Staat ändert..

Sag doch einfach, dass Dir Tierleid egal ist, Hauptsache Dir gehts gut, gell?

Dein Beitrag zeigt wunderbar, dass Du kein Stück verstanden hast, worum es beim Antispeziesismus geht. Genauso übrigens wie der Beitrag weiter unten von " Speziest", der_die noch nicht einmal den Gegenstand seiner_ihrer Kritik zu buchstabieren vermag und die uralte Leier von der Abwertung der Spezies Mensch nachplappert, die angeblich droht, sobald anderen Tieren Rechte eingeräumt werden sollen. Das ist keine politische Position sondern Zähnefletschen aus Futterneid.

 

Dass Du nicht der Meinung bist, dass "mensch und tier die selbe spezies seien" ist sehr pfiffig, das Problem ist nur, dass das weltweit kein Mensch behauptet. Deine Erkenntnis ist so Bahnbrechend wie "ich bin der Meinung, dass Wasser gefrorenes Eis ist!"

 

Also ihr zwei, beschäftigt Euch ein paar Minuten mit dem Thema und  lasst uns dann gerne ein bisschen diskutieren. Aber wovon mensch keine Ahnung hat sollte mensch lieber schweigen. Erspart so manche Peinlichkeit.

Diese Argumentation hat den rhetorischen Wert von: "Du bist blöd, halt die Schnauze".

 

Ja, ich behaupte, Mensch und Tier sind nicht die selbe Spezies. Punkt.

 

Dein einziges Argument scheint zu sein, dem Gegenüber Unverständnis und Unwissenheit vorzuwerfen. Das ist natürlich sehr emanzipatorisch.

Nimm Dir doch ein paar Minuten, um den Leuten Deine - anderen - Argumente in - einfach - verständlichen Worten zu erklären, sodass auch der bisher nicht-emanzipierte Leser Anschluss daran finden kann. Denn daran scheint es ja zu scheitern - weg vom universitären Geschwafel zur Praxis.

 

Und bitte diesmal konstruktive Kritik. Das bringt wohl mehr als Ausgrenzung.

 

Merci.

Es hat mich schon immer gestört, dass vorgeblich antifaschistisch und antiemanzipatorische Menschen in ihrem Denken eine Mauer gezogen haben.

Sobald es um Tiere geht hört ihr antiemanzipatorisches Denken auf, da es ja eine grundlegende Änderung des Denkens und Handelns bedeuten würde.

Salonantifaschisten kreiren sich eine Patchwork-Ideologie, um ja nicht weiter denken (und handeln!) zu müssen.

Bein Indy gabs ja vor kurzem die Diskussion bzgl. einer Aktion bei REWE, zwar wurde mMn die da besprochene Aktion zu Unrecht abgewertet, aber der grundlegende Fehler wurde schon richtig benannt, antiemanzipatorische Gedanken hören nicht beim Menschen auf.

Das ist falsch und verlogen.

Das lächerlichste "Argument" (und am häufigsten gebrauchte) ist dann eben "Hitler war auch Vegetarier" oder ähnliches...

Antispeziesmus und Antifaschismus gehören untrennbar zusammen.

Antiemanzipatorisch sein heißt tradierte Verhaltensweisen zu hinterfragen und verkrustete Denk- und Verhaltensmuster zu überwinden.

"..dass vorgeblich antifaschistisch und antiemanzipatorische Menschen in ihrem Denken eine Mauer gezogen haben..."

 

Du ziehst doch auch eine Mauer, nur an einer anderen Stelle.

Wenn Du Pflanzen isst, schädigst Du auch ein Lebewesen, sogar eines, das sich weniger wehren kann wie z.B. ein Reh, das wenigstens weglaufen kann.

Und selbst angenommen, man akzeptiert, dass nur Tiere ein uneingeschränktes Recht auf Leben haben, musst Du zugeben, dass beim Anbau von Pflanzen ein riesiger Kollateralschaden bei Würmern und Insekten entsteht.

Dann sei einfach konsequent und ernähre dich nur von chemischen Produkten.

Wiese bitte schön sollte der Antispeziesmus "von seiner Struktur her antifaschistische Positionen" nahelegen? Abgesehen davon, dass ich keine Klassenbündnisse mit dem Bürgertum eingehen will, um die Demokratie zu verteidigen und glaube, dass es diskutabel ist, ob Antifaschismus wirklich "emanzipatorisch" ist, sehe ich nicht ein wieso die Tierbefreiung nicht genau so gut von Faschisten verteidigt werden kann. Seid ihr nicht grundsätzlich über jeden neuen Veganer froh? Problematisch ist nämlich, dass durch eure Gleichsetzung von Mensch und Tier der Wert der Menschen relativiert wird. Ich habe grundsätzlich engere Beziehungen zu Menschen als zu Tieren und sehe nicht ein, wieso ich mich für die Befreiung anderer Wesen einsetzen müsste. Die Natur funktioniert nun mal nicht nach moralischen Grundsätzen und etliche Leute haben keine Lust, sich von euch vorschreiben zu lassen, was sie essen sollen. Ihr projiziert das revolutionäre Subjekt ausserhalb von euch selbst, genauso wie es damals die maoistischen kleinbürgerlichen Studenten taten, die für die Befreiung der "armen Vietnamesen", statt für ihre eigene Befreiung kämpften. Das ganze ist aber sowieso ein Wohlstandsphänomen und mit der Vertiefung der Krise werden die Leute wohl schon sehr bald anderes zu tun haben, als sich über Moral den Kopf zu zerbrechen...

"Wiese bitte schön sollte der Antispeziesmus "von seiner Struktur her antifaschistische Positionen" nahelegen?"

Weil es im antifaschismus darum geht unterdrückung zu beenden und herrschende machtverhältnisse infrage zu stellen und ggf. zu beseitigen.

"Abgesehen davon, dass ich keine Klassenbündnisse mit dem Bürgertum eingehen will, um die Demokratie zu verteidigen"

Zwingt dich auch keiner zu, aber wenn bei ner antinazidemo n "bürgerlicher " nazigegener neben dir steht, verschust du ihn sicher nicht, oder?

"Problematisch ist nämlich, dass durch eure Gleichsetzung von Mensch und Tier der Wert der Menschen relativiert wird. "

Ja, das stimmt, er wird zu dem degradiert, was er ist, ein lebewesen, so wie tiere auch.

"und sehe nicht ein, wieso ich mich für die Befreiung anderer Wesen einsetzen müsste"

Weil dir das leid der tiere egal ist.mama und papa, oma und opa haben schliesslich auch fleich gegessen, warum sollte ich es nicht auch tun...?

"Die Natur funktioniert nun mal nicht nach moralischen Grundsätzen und etliche Leute haben keine Lust, sich von euch vorschreiben zu lassen, was sie essen sollen."

Was willst du damit sagen? Der stärkere setzt sich durch? The fittest survive? In der natur hat nur der starke ein recht zu leben?

"(...)genauso wie es damals die maoistischen kleinbürgerlichen Studenten taten, die für die Befreiung der "armen Vietnamesen", statt für ihre eigene Befreiung kämpften"

Antifaschismus ist eine internationale angelegenheit.So wie er auch nicht bei anderen lebewesen enden darf, darf er auch nicht an landesgrenzen halt machen.Was haben sich die allieierten gedacht als sie in deutschland einmarschiert sind, um das hitlerregime zu stürzen, warum haben sie nicht die nazis in ihrem eigenen land gejagt anstatt hier hier zu kommen...

"Das ganze ist aber sowieso ein Wohlstandsphänomen und mit der Vertiefung der Krise werden die Leute wohl schon sehr bald anderes zu tun haben, als sich über Moral den Kopf zu zerbrechen..."

Moral ist schon was furchbares, hätten andere menschen nicht vor 70 jahren eine andere geisteshaltung als du gehabt, würden wir jetzt immer noch den nationalsozialismus in europa haben.

Historisch gesehen, geht es im Antifaschismus nicht darum, "unterdrückung zu beenden und herrschende machtverhältnisse infrage zu stellen und ggf. zu beseitigen", sondern darum, dass verschiedene politische Kräfte sich verbünden, um die Faschisten zu bekämpfen und die Demokratie zu verteidigen. Du verwechselst Antifaschismus und Anarchismus. Das antifaschistische Bündnis in Deutschland wurde möglich, weil die Internationale ihre 1928 beschlossene Linie "Klasse gegen Klasse" aufgab, was am Kongress 1935 offizialisiert wurde. Gleichzeitig wurde ein Marinus van der Lubbe von genau diesem antifaschistischen Bündnis verurteilt. Und wenn du glaubst, die Alliierten hätten die Achse aus moralischen Gründen angegriffen, bist du wirklich hoffnungslos naiv. Die Leute, welche gegen ihre faschistische Regierung kämpften, taten das wohl grösstenteils auch eher, um zu überleben. Oder glaubst du, der polnische Jude oder der italienische Kommunist hätte sich aus moralischen Gründen dem Widerstand angeschlossen?

Was die Tiere anbelangt, setzt sich in der Tierwelt tatsächlich der Stärkere durch. Ein "recht zu leben" hat sowieso niemand, welche Instanz sollte denn ein solches Recht garantieren? Dieser ganze Moraldiskurs ist eine Art Ersatzreligion, die dir erlaubt, ein schlechtes Gewissen zu haben, ohne Christ zu sein. Mich stört dein Hang zum Masochismus nicht, aber versuch mich doch bitte nicht dazu zu bekehren.

Auch wenn ich mich auß dem ganzem Spaß hier raushalten wollte, hier doch eine Frage: (Als jmd. der wenigstens zugibt, nicht der Messias der Antispes zu sein)

Wenn ihr schreibt

Der Tierbefreiungsgedanke an sich ist genuin links.

und ich mit dann als nicht eingearbeiteter Mensch "A.L.F" (http://www.animalliberationfront.com/) anschaue, finde da nur ich nicht Linke Inhalte?

Was bedeutet "Der Tierbefreiungsgedanke an sich ist genuin links"? Dass er seiner historischen Herkunft nach ursprünglich links ist. Wenn du den Artikel richtig gelesen hättest, hättest du festgestellt, dass wir keineswegs sagen, dass alles, was sich heute unter dem Label Tierebfreiung sammelt, links ist, im Gegenteil. Doch Tierbefreiung stammt aus der linken Tradition, und wir wollen darauf hinwirken, dass dies wieder stärker wahrgenommen wird und Beachtung findet. Wir weisen in diesem Zusammenhang noch einma auf das in Bälde erscheinende Buch Antispeziesismus: Eine Einführung hin; der Autor hat darin die genuin linke Tradition des Tierbefreiungsgedankens herausgearbeitet. In der Hinführung heißt es: „Die Bewegung zur Befreiung der Tiere sieht ihre Forderungen traditionell als logische Fortsetzung und Konsequenz der großen emanzipatorischen Imperative, und die Geschichte zeigt, dass diejenigen Menschen, die sich organisierten, um eine Verbesserung der elenden Situation der Tiere in der menschlichen Gesellschaft zu bewirken, durchweg auch Teil anderer Befreiungskämpfe waren – sie stritten etwa gegen monarchistische Willkürherrschaft, für Menschenrechte, gegen die Sklaverei, für die Emanzipation der Frauen, für die Belange der lohnabhängigen Massen oder waren im antifaschistischen Widerstand aktiv. Aber sie gingen weiter, für sie war klar: Befreiung hört nicht beim Menschen auf.“

Und übrigens: Die "logische Fortsetzung und Konsequenz der großen emanzipatorischen Imperative" wäre deren Verwirklichung, nicht das Hinzufügen von weiteren "emanzipatorischen Imperativen", nur weil es leichter ist ein paar Hoppelhäschen zu befreien als z.B. einen Massenstreik zu organisieren, oder Antworten auf die Frage zu finden, weshalb die anderen "großen emanzipatorischen Imperative" noch immer nur uneingelöste Forderungen sind... aber eigentlich wollt ihr doch ohnehin nur spielen.

So kann nur jemand schreiben, der sich noch nicht mit der Dialektik der Natur/der Aufklärung auseinandergesetzt hat. Ohne ein grundlegend anderes Verhältnis zur unterdrückten Natur und zu den Tieren können die auf den Menschen bezogenen Emanzipationsbestrebungen überhaupt gar nicht zum Erfolg führen. Schon Engels schreibt: "Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben." Horkheimer und Adorno haben analysiert, dass in die zu beherrschende Sphäre des Natürlichen nicht nur Tiere, sondern traditionell auch die Frau und der Fremde fallen: Sexismus, Rassismus und Speziesismus hängen miteinander zusammen und bedürfen einer gemeinsamen Lösung. Horkheimer schreibt z.B.: "Der Mensch teilt im Prozeß seiner Emanzipation das Schicksal seiner übrigen Welt. Naturbeherrschung schließt Menschenbeherrschung ein. Jedes Subjekt hat nicht nur an der Unterjochung der äußeren Natur, der menschlichen und der nichtmenschlichen, teilzunehmen, sondern muß, um das zu leisten, die Natur in sich selbst unterjochen. Herrschaft wird um der Herrschaft willen ,verinnerlicht. […] Die Geschichte der Anstrengungen des Menschen, die Natur zu unterjochen, ist auch die Geschichte der Unterjochung des Menschen unter den Menschen." Das Streben nach der Befreiung der Tiere und der Wunsch, die Menschheit zu emanzipieren, verfolgen gar keine unterschiedlichen Ziele oder Interessen; sie lassen sich nicht gegeneinander ausspielen, im Gegenteil gilt: Tierbefreiung ist Voraussetzung und Resultat der Emanzipation des Menschen.

....haben das Pech das sie schon tot sind und sich nicht gegen diese lächerliche Vereinnahmung wehren können. Die hätten euch deutsche Romantiker verbal in der Luft zerissen, bevor ihr aus dem Hörsaal geflogen wärt.

...ihr seid die cooleren, rhetorisch gesehen. Komm ich leider nicht gegen an. Hoffentlich schafft das jemensch anderes aus der Antispe-Bewegung. *daumendrück*

Adorno hat geschrieben, „daß die Utopie in jene sich vermummt, denen Marx es nicht einmal gönnt, dass sie als Arbeitende Mehrwert liefern“ – und damit die Tiere gemeint. Er kritisiert die „blinde Herrschaft über die Natur“, die „in der Tradition der Ausbeutung und Quälerei an Tieren ihren allersinnfälligsten und faßlichsten Ausdruck hat.“ Das Mensch-Natur-Verhältnis der westlichen Kultur, das im Zuge der Europäisierung der Erde hegemonial geworden ist, ist nach der „Dialektik der Aufklärung“ ein in seinem Ursprung patriarchales und ist durch und durch von Herrschaft geprägt. Horkheimer und Adorno schreiben: „Was die Menschen von der Natur lernen wollen, ist, sie anzuwenden, um sie und die Menschen vollends zu beherrschen. Nichts anderes gilt.“ In die Sphäre des Natürlichen, die es zu beherrschen gilt, fallen traditionell nicht nur die zu beherrschende Frau und der zu unterjochende Fremde: Der Prozess der Zivilisation hatte auch die unbeschränkte „Versklavung der Kreatur“ zur Folge; seit ihrem Aufstieg zeigt die Spezies Mensch sich den anderen Arten als „furchtbarste Vernichtung“. Die disqualifizierte Natur wird zum chaotischen Stoff bloßer Einteilung: Sie wird vom menschlichen Verstand geordnet, kategorisiert, eingeteilt, um sie besser beherrschen und ausbeuten zu können. Andere Tiere treten der menschlichen Wahrnehmung zunehmend weniger als Individuen, als vielmehr nur noch als bloße Vertreter ihrer Gattung gegenüber – so geht etwa das Kaninchen „verkannt als bloßes Exemplar durch die Passion des Laboratoriums.“ Die Abgrenzung zu anderen Tieren war besonders wichtig für das Heraustreten des Menschen aus der Natur: „Die Idee des Menschen in der europäischen Geschichte drückt sich in der Unterscheidung vom Tier aus. Mit seiner Unvernunft beweisen sie die Menschenwürde.“ Mit solcher Beharrlichkeit und Einstimmigkeit sei dieser Gegensatz „von allen Vorvorderen des bürgerlichen Denkens“ immer wieder bestätigt worden, dass er wie nur wenige weitere Ideen zum Grundbestand der westlichen Anthropologie gehöre und noch heute anerkannt sei. Die Behavioristen – diese Wissenschaftler betrieben die Ablösung der Beobachtung freilebender Tiere durch das Laborexperiment – hätten ihn „bloß scheinbar vergessen“: „Daß sie auf die Menschen dieselben Formen und Resultate anwenden, die sie, entfesselt, in ihren scheußlichen physiologischen Laboratorien wehrlosen Tieren abzwingen, bekundet den Unterschied auf besonders abgefeimte Art. Der Schluß, den sie aus verstümmelten Tierleibern ziehen, paßt nicht auf das Tier in Freiheit, sondern auf den Menschen heute. Er bekundet, indem er sich am Tier vergeht, daß er, und nur er in der ganzen Schöpfung, freiwillig so mechanisch, blind und automatisch funktioniert, wie die Zuckungen der gefesselten Opfer, die der Fachmann sich zunutze macht. Der Professor am Seziertisch definiert sie wissenschaftlich als Reflexe, der Mantiker am Altar hatte sie als Zeichen seiner Götter ausposaunt. Dem Menschen gehört die Vernunft, die unbarmherzig abläuft; das Tier, aus dem er den blutigen Schluß zieht, hat nur das unvernünftige Entsetzen, den Trieb zur Flucht, die ihm abgeschnitten ist.“ Doch längst nicht nur im Tierexperiment drückt sich für die beiden Philosophen das fehlgeleitete Verhältnis zur Natur aus, zynisch müssen sie feststellen: „Die ganze Erde legt für den Ruhm des Menschen Zeugnis ab. In Krieg und Frieden, Arena und Schlachthaus, vom langsamen Tod des Elefanten, den primitive Menschenhorden auf Grund der ersten Planung überwältigen, bis zur lückenlosen Ausbeutung der Tierwelt heute, haben die unvernünftigen Geschöpfe stets Vernunft erfahren.“ Im selben Abschnitt, der mit „Mensch und Tier“ überschrieben ist, heißt es: „Dem blutigen Zweck der Herrschaft ist die Kreatur nur Material“. Die „Solidarität mit der Kreatur“ wird nicht nur nicht ernst genommen, sondern gilt gar als Abfall von der Kultur: „In dieser vom Schein befreiten Welt, in der die Menschen nach Verlust der Reflexion wieder zu den klügsten Tieren wurden, die den Rest des Universums unterjochen, wenn sie sich nicht gerade selbst zerreißen, gilt aufs Tier zu achten nicht mehr bloß als sentimental, sondern als Verrat am Fortschritt.“ An anderer Stelle heißt es: „Die Sorge ums vernunftlose Tier aber ist dem Vernünftigen müßig. Die westliche Zivilisation hat sie den Frauen überlassen.“ Jenen war die vom Mann erzwungene Arbeitsteilung wenig günstig: Die Frau „wurde zur Verkörperung der biologischen Funktion, zum Bild der Natur, in deren Unterdrückung der Ruhmestitel dieser Zivilisation bestand. Grenzenlos Natur zu beherrschen, den Kosmos in ein unendliches Jagdgebiet zu verwandeln, war der Wunschtraum der Jahrtausende. Darauf war die Idee des Menschen in der Männergesellschaft abgestimmt.“ Unter der bürgerlichen Herrschaft erreichte die Frau zwar „für die ganze ausgebeutete Natur die Aufnahme in die Welt der Herrschaft, aber als gebrochene.“ Die Menschheit schleppt all die Verstümmelungen, die ihr seit Jahrtausenden widerfahren, als gesellschaftliches Erbe mit sich. Jedes gesellschaftliche Subjekt hat nicht nur an der Unterjochung der äußeren Natur – der menschlichen und der nichtmenschlichen – teilzunehmen, sondern muss, um das zu leisten, auch die Naturanteile in sich selbst beherrschen und unterdrücken: „Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt.“ So muss das Kind sich etwa die Identifizierung und das Mitleid mit Tieren abgewöhnen. In Märchen etwa gelt die Verwandlung von Menschen in Tiere als Strafe. In der „Dialektik der Aufklärung“ heißt es: „Jedes Tier erinnert an ein abgründiges Unglück, das in der Urzeit sich ereignet hat“ – und die „Zeichen der Ohnmacht, die hastigen unkoordinierten Bewegungen, Angst der Kreatur, Gewimmel, fordern die Mordgier heraus. Die Erklärung des Hasses gegen das Weib als die schwächere an geistiger und körperlicher Macht, die an ihrer Stirn das Siegel der Herrschaft trägt, ist zugleich die des Judenhasses.“ Angst und Schwäche reizen „den Starken, der die Stärke mit der angespannten Distanzierung zur Natur bezahlt und ewig sich die Angst verbieten muß, zur blinden Wut. Er identifiziert sich mit Natur, indem er den Schrei, den er selbst nicht ausstoßen darf, in seinen Opfern tausendfach erzeugt.“

Wenn der Mensch das Bewusstsein seiner selbst als Natur sich abschneidet, kommt es zur Projektion verdrängter Triebimpulse auf Tiere und andere Menschen, die als Tiere oder als tierähnlich verunglimpft werden. Dergestalt diente das Ausbeutungsverhältnis gegenüber den Tieren in der menschlichen Gesellschaft seit je als Legitimationsfolie für Gewalttaten an Menschen. In Anlehnung an Freud spricht die Kritische Theorie hier von pathischer Projektion. Adorno drückt das in seinem Aphorismus „Menschen sehen dich an“, der sich in seinem Werk „Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben“ (1951) findet, folgendermaßen aus: „Die stets wieder begegnende Aussage, Wilde, Schwarze, Japaner glichen Tieren, etwa Affen, enthält bereits den Schlüssel zum Pogrom. Über dessen Möglichkeit wird entschieden in dem Augenblick, in dem das Auge eines tödlich verwundeten Tiers den Menschen trifft. Der Trotz, mit dem er dieses Bild von sich schiebt – ,es ist ja bloß ein Tier‘ –, wiederholt sich unaufhaltsam in den Grausamkeiten an Menschen, in denen die Täter das ,Nur ein Tier‘ immer wieder sich bestätigen müssen, weil sie es schon am Tier nie ganz glauben konnten.“ Nicht nur gründet also, wie in der berühmten Wolkenkratzer-Metapher Horkheimers, der gesamte kapitalistische Gesellschaftsbau, den Adorno 1963 als eine große „Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der Natur“ bezeichnet, auf dem Leiden der Tiere, die Herrschaft über sie ist auch in vielfältiger Art und Weise mit der Herrschaft des Menschen über den Menschen verbunden, weshalb die auf die Befreiung des Menschen zielenden Emanzipationsbewegungen nicht zum Ziel führen können, solange sie diesen Aspekt ausblenden. Der Mensch teilt im Prozess seiner Emanzipation das Schicksal mit der übrigen Welt, die Geschichte der Anstrengungen des Menschen, die Natur zu beherrschen, ist auch die Geschichte der Herrschaft des Menschen über den Menschen.

Auch Marcuse spricht von der Befreiung der Natur als Mittel der Befreiung des Menschen – im Kapitel „Natur und Revolution“ in „Konterrevolution und Revolte“ (1972) heißt es: „Was gegenwärtig geschieht, ist die Entdeckung (oder vielmehr die Wiederentdeckung) der Natur als einer Verbündeten im Kampf gegen die ausbeuterischen Gesellschaften, in denen die Vergewaltigung der Natur die Vergewaltigung des Menschen verschärft. Die Entdeckung der befreienden Kräfte der Natur und ihrer entscheidenden Rolle beim Aufbau einer freien Gesellschaft wird zu einer neuen Kraft gesellschaftlicher Veränderung.“ Marcuse konnte sich keine freie Gesellschaft vorstellen, „zu deren ,regulativen Ideen der Vernunft‘ nicht der gemeinsame Versuch gehörte, die Leiden, welche die Menschen den Tieren zufügen, folgerichtig zu verringern“.

So, und jetzt erkläre uns bitte einmal, wo genau hier eine „lächerliche Vereinnahmung“ vorliegt.

die Antwort der antispe aktion war etwas geschwurbel und nicht wirklich eine Beantwortung der Frage "warum ist antispe genuin links?"; aber willst du nun ernsthaft Aktionsformen gegeinander abwägen? Was ist wichtiger: nazis klatschen oder nazi-demos blockieren oder Tiertransporte blockieren?

Wir haben darauf hingewiesen, dass der Tierbefreiungsgedanke seiner Herkunft nach links ist, und dass diejenigen, die sich in der Geschichte emanzipatorischer Bewegungen für die Befreiung der Tiere einsetzten, durchweg auch in menchlichen Emanzipationsbewegungen und linkspolitisch aktiv waren. Sodann haben wir darauf hingewiesen, dass dies ausführlich in dem bald erscheinenden theorie.org-Buch dargestellt werden wird. Was war daran jetzt nicht verständlich?

>> Die "logische Fortsetzung und Konsequenz der großen emanzipatorischen Imperative" wäre deren Verwirklichung,

 

Das ist eine vernünftige Forderung...

 

>> nicht das Hinzufügen von weiteren "emanzipatorischen Imperativen",

 

die das hinzufügen von weiteren "emanzipatorischen Imperativen" keinesfalls ausschließt.

 

>> nur weil es leichter ist ein paar Hoppelhäschen zu befreien als z.B. einen Massenstreik zu organisieren, oder Antworten auf die Frage zu finden, weshalb die anderen "großen emanzipatorischen Imperative" noch immer nur uneingelöste Forderungen sind...

 

Die Frage nach der uneingelösten Forderung sollte sich die gesamte radikale Linke stellen, die jedoch mehr mit sich selbst und der Analyse und Zerfleischung anderer Linker beschäftigt ist.

Respekt wie die Antispeziestische Aktion Tübingen hier mit den Kritikern umgeht.

Ich könnte nicht so sachlich bleiben, wenn ich mit den unqualifizierten Äußerungen von so manchen Möchtegern-Linken in der Form konfrontiert wäre.

Mensch merkt wie sich die (carnivoren) Hobby-Antifas winden und versuchen ihre Unsinnigkeiten als Argumente zu verkaufen.

Merk dir mal eins: weder mit Antideutschen noch veganen Spezialdemokraten braucht mensch sich groß argumentativ auseinanderzusetzen.

Über die macht man sich lustig und amüsiert sich dann darüber wie sie sich aufregen

erstes eher falsch. aber man kann sich immer darüber amüsieren wie sich leute aufregen.

bloß nicht vergessen keine menschen zu verachten.

und das vergessen diese tierbefreier_innen nur allzu leicht und gern. das zeigt hier allein schon ihr entfremdeter naturbegriff der keinesfalls "kommunistisch" ist wie sie zu behaupten versuchen, sondern eher ganz das (bürgerliche bis noch weiter rechte / reaktionäre / regressive) gegenteil.

wie die gruppendynamik der (vor)herrschenden logik wirkt... jawohl die der herrschenden sehr wohl... nur als ordentliche richtige gute blabla antifas wird hier sehr verkürzt dargestellt wer auch richtig toll und mindestens vegan im essen sei... aber der mensch ist nunmal mensch... und vor allem ein soziales wesen... ob euch das nun passt oder nicht... ihr seid hier die bürgerlichen "hobby"-möchtegern-linken... und nicht umgekehrt... denn eines haben euch die andersaffektierten schon voraus... sie sorgen sich eher um wichtigere probleme.