Proteste gegen die „Deutsche Burschenschaft“ in Freiburg

Burschen vorknöpfen

In Freiburg protestierten am 12. April rund hundert Menschen gegen die Burschenschaften „Saxo-Silesia“ und „Teutonia“ sowie den Nazidachverband „Deutsche Burschenschaft“. Die „Saxo-Silesia“ hatte für 13. April in ihrem Haus im Kapellenweg 4 auf dem Lorettoberg eine DB-interne Kaderschulung angekündigt. Selbstverständlich folgte auf diese dreiste Bekanntmachung der Burschenschaft antifaschistische Gegenwehr und es wurde eine Blockade der Burschenvilla angekündigt. Tausende Flugblätter und zehntausende Aufkleber der beiden Aktiven der „Saxo-Silesia“ wurden in Freiburg und der ganzen Region verteilt.

 

Die Badische Zeitung und die Stuttgarter Zeitung berichteten kritisch über die geplante Naziveranstaltung und den politischen Konsolidierungskurs der beiden Freiburger DB-Burschenschaften innerhalb des Dachverbandes. Die Polizei weigerte sich, Blockadebrecher für die Burschen zu spielen. Selbst die „Burschenschaft Teutonia“ sagte ihre Teilnahme angesichts des massiven Proteste ab. So blieb der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ schließlich nichts anderes übrig als die Kaderschulung am 8. April platzen zu lassen.


Im Anschluss an die Kundgebung demonstrierten die Teilnehmer durch die Freiburger Innenstadt. Im Autonomen Zentrum KTS gab es ein gemeinsames Essen und ein Referat der Antifaschistischen Initiative Heidelberg zu den jüngsten Entwicklung im noch immer größten burschenschaftlichen Dachverband „Deutsche Burschenschaft“.

In Freiburg werden auch in Zukunft keine Naziveranstaltungen geduldet und die beiden Freiburger DB-Burschenschaften können sich auf verschärfte Gegenwehr einstellen. Keine Provokation bleibt unbeantwortet!

Bündnis „Burschen vom Berg holen“

 

 

Mehr Infos: Blog mit antifaschistichen Texten und Presseberichten zum verhinderten Burschenseminar

 


 

Kundgebung gegen Korporationen am 12.04.2013 in Freiburg

 

Antifaschistische Rede auf der Kundgebung gegen Korporationen am 12. April 2013 in Freiburg

 


Sind Sie Burschenschafter?

Noch vor zwei Jahren war die Antwort ein feistes Grinsen. Stolz waren die Spießer! Auf ihre blutigen Wunden. Auf das strömende Bier. Auf die Alten Herren. Auf die intakte Seilschaft. Bursche zu sein versprach ein Ticket in die Elite: diskret und effizient schanzten sich die Herren mit Band und Mütze untereinander die Privilegien zu. Auf der Straße wurden die Burschen höchstens belächelt.

Bist du etwa Burschenschaftler?

In den letzten zwei Jahren hat sich das Bild der blutigen Spießer grundlegend geändert. Heute verschweigen sie ihre Mitgliedschaft in einer altehrwürdigen Burschenschaft lieber dem zukünftigen Arbeitgeber. Wer einen Ruf zu verlieren hat, meidet Burschenschaften wie jedes andere braune Haus. Und begegnet ein Bursche mit Band und Mütze heute AntifaschistInnen, dann wird zur Fuxjagd geblasen.

Doch woher dieser Wandel?

Auf dem Burschentag vor zwei Jahren wollte die Deutsche Burschenschaft einen Ariernachweis für ihre Mitglieder einführen. Der offensichtliche Bezug zu den Nürnberger Rassegesetze von 1935 schreckte die Öffentlichkeit auf. Der größte burschenschaftliche Dachverband hatte seine Maske fallen lassen. Zum Vorschein kam die größte rechtsradikale Organisation im deutschsprachigen Raum.

Kein Weg mehr zurück!

In den letzten zwei Jahren folgte eine beispiellose Demaskierung. Naziskandal um Naziskandal wurde der Ruf der Burschenschaften zerstört. Nach anderthalb Jahren versuchte die Hälfte der Burschenschaften ihren Ruf zu retten und trat aus der Deutschen Burschenschaft aus. Das ist natürlich lächerlich. Wer glaubt schon dem Rotzlöffel, der auf seinen Spielkameraden zeigt und „er war's“ brüllt?

Keinen Schritt weiter!

Doch in Freiburg steht diese Posse sowieso noch nicht auf dem Programm. Die DB-Burschenschaften Teutonia und Saxo-Silesia denken gar nicht an Austritt! Im Gegenteil: die Saxo-Silesia hatte für Samstag zur Kaderschulung geladen. Erst die Ankündigung massiver Proteste hat sie zur Absage der DB-Veranstaltung gebracht. So können wir wenigstens morgen in München zum Auftakt des NSU-Prozesses gegen das andere jahrelange Wegschauen gegen Rechts demonstrieren.

Ob in Freiburg, Jena oder München:

Kein Fußbreit dem Faschismus!

 


 

Kundgebung gegen Korporationen am 12.04.2013 in Freiburg

 

Rede von Studierenden auf der Kundgebung gegen Korporationen am 12. April 2013 in Freiburg

 


Burschenschaftliche Kaderschlung auf dem Lorettoberg verhindert

 

„Zimmer mit Aussicht“


In Freiburg gibt es rund 30 Studentenverbindungen, die meisten Studierenden kennen sie wohl hauptsächlich von ihrer Zimmersuche. Hier locken Korporationen, so werden Studentenverbindungen auch genannt, mit billiger Miete inklusive Kneipe im Keller. Die Turnerschaft Markomanno Albertia in der Goethestraße in Freiburg stellt zum Beispiel fest:„Erstsemester haben zu Beginn ihrer Zeit vor Allem diese Themen: Wo kann ich wohnen? Wo treffe ich Gleichgesinnte? Wo sind die besten Parties? Und wo habe ich am meisten Spaß?“


danach richtet sie ihre Nachwuchssuche aus. Bei der sogenannten Zimmerkeile, also der Nachwuchswerbung mit billigem Mietangebot, werben sie mit der eigenen Bar im Keller, dem Gemeinschaftsgefühl und dem Lebensbund. Verschwiegen wird dabei, was Studentenverbindungen wirklich sind. In der Vorstellung ihrer Werbekampagne schreibt die Markomanno Albertia sogar selbst: „Daher lag es auf der Hand keine Vollcouleur zu zeigen, keine Aktiven auf Mensur, die auf Unwissende im ersten Moment eher abschreckend wirken.“. Das ganze ist also ein Schauspiel für Außenstehende! Sie sagen ja sogar selbst, dass sie abschreckend wirken!

 

Blut muss fließen – die Mensur

 

Abschreckend und ekelhaft ist zum Beispiel die Mensur. Bei diesem Ritual, müssen die Mitglieder von pflichtschlagenden Verbindungen mehrere Fechtpartien schlagen. Die Kämpfer sind zwar nicht ganz ohne Schutzausrüstung, Kopf und Wangen müssen aber teilweise frei sein. Denn: Blut muss fließen!

 

Früher war der Schmiss, also die Narbe nach der scharfen Mensur, ein Erkennungssymbol, das mit Ehre getragen wurde. Viele Waffenstudenten legten sich sogar Pferdehaare in die Fechtwunden um die Narbe noch besser sichtbar zu machen. Wie weit dieses wiederliche Ritual gehen kann, erkennt man am besten am Vokabular der Verbinder selbst:

 

Sie sprechen von einem Lappen, wenn bei einem Hieb mit der Waffe ein Stück Kopfhaut fast abgeschnitten wird, aber noch an einem Zipfel Haut hängt. Wenn Teile der Kopfhaut ganz abgeschlagen werden, sprechen die Waffenstudenten von einem Scherzel. Die Mensur ist ein Aufnahmeritual und soll ein Gegenpol zu der von den Korporierten wahrgenommene „Verweiblichung der Gesellschaft“ sein. Nur wer hart und stark ist, ist ein guter Verbindungsstudent, so lautet die obskure Devise.

 

Harte Schale, Harter Kern?


In diesem Männlichkeitsethos ist für Frauen kein Platz. Nur bei ausgewählten Veranstaltungen werden sogenannte Coleurdamen zugelassen. Frauen werden lediglich als schmückendes Beiwerk für Männer betrachtet. Entlavend ist dabei ein Zitat der Deutschen Burschenschaft aus den Burschenschaftlichen Blättern “Unser Burschenbrauchtum ist immer auf die männliche Gruppe abgestimmt. Die menschliche Weltordnung ist auf das männliche ausgerichtet.“


So ist es dann auch: Korporiertentum ist Männersache. Auf sogenannten Stiftungsfesten, gibt es oftmals sogar eine extra Rede, die so genannte Damenrede, bei der dann sogar die Frauen der Alten Herren zuhören dürfen. Im Verbindungsalltag sind sie ansonsten allerdings gar nicht vorhanden. Frauen sind eigentlich nur für Parties auf Verbindungshäusern zugelassen. Wenn Frauen nicht grade als Schmuckobjekte dienen, werden sie bei Verbindungen lediglich als Gebärmaschinen und Haushaltshilfen angesehen. So hat das in der Alberstraße ansässige Corps Rhenania in ihrer Küche über dem Abspülbecken ein Schild hängen, auf dem steht: „Stelle zur Gleichberechtigung der Frau“. Als ob der Inhalt nicht schon krass genug wäre, wurde dieses Schild bei der Stelle zur Gleichberechtigung der Frau der Stadt Freiburg gestohlen.

 

Aber da muss man ja auch differenzieren...

 

Ja, es gibt auch nicht-schlagende Verbindungen, zum Beispiel alle katholische Verbindungen. Diesen wird von ihrer Kirche die Mensur verboten. Ein Beispiel solch einer Verbindung ist die Hercynia aus der Mercystraße. Ein Verbindungsmitglied der Hercynia schaffte 2010 den Einzug in den AStA über den RCDS, die CDU-Studierendenvereinigung. Zum Glück lies sich Daniel Bierbrauer bei so gut wie keiner AStA-Sitzung blicken.

 

Bei dem straffen Alltag in der Studentenverbindung bleibt natürlich keine Zeit für Hochschulpolitik. Daniel Bierbrauers „Karriere“ ging übrigens straight weiter: So ist er mittlerweile Vorstand beim CDL Freiburg (den Christdemokraten fürs Leben). Der CDL ist ein Verein von sogenannten „Lebensschützern“, die den Pius-Brüdern Nahe stehen. Sein Vorgänger beim CDL, Anton Löhmer, der auch in der Hercynia Freiburg ist und übrigens auch für den RCDS kandidierte, schrieb in der Zeitschrift der Jugend der Piusbrüder einen Text in dem er den Holocaust relativiert und mit Abtreibung gleichsetzt:

 

„Gestrenge Tugendwächter wachen an den Gräbern der NS-Opfer und verteidigen mit heiligem Zorn die Singularität des Holocaust gegen jeden revisionistischen Zweifler wie das Allerheiligste eines postmodernen Tempels, doch zugleich gehen die Abtreibungszahlen in die Millionen und kehrt das „lebensunwerte Leben“unter dem Mantel des selbstbestimmten und humanen Todes klammheimlich zurück.“


Hier lässt sich erkennen: Auch nicht-schlagende Verbindungen sind kein Ort der Emanzipation. Ganz im Gegenteil: Sie sind Nährboden für Deutschtümelei, Antisemitismus, Faschismus und Elitäres Verhalten. Studentenverbindungen stellen sich gerne als Elite der Gesellschaft dar und versuchen ihren Stand in der Gesellschaft durch Seilschaften zu sichern. In dem Lebensbund der Verbindungen, tritt man einmal ein, ein Austritt ist nicht vorgesehen. Von dem Geld und den Beziehungen der Alten Herren profitieren die aktuell studierenden Verbindungsmitglieder. Nach dem Studium werden sie dann selbst sogenannte Alte Herren und unterstützen die Jüngeren Verbindungsmitglieder mit Geld und ihren Beziehungen vor allem in Politik und Wirtschaft. Korporationen werben oft mit diesen Seilschaften. Das Corps Palatia-Guestphalia in der Stefan-Meier Straße hat zum Beispiel eine eigene Praktikumsbörse auf ihrer Homepage.

 

Großdeutsche Bestrebungen


Als Speerspitze des Deutschen Volkes sehen sich die Burschenschaften. Besonders hervor tut sich hier der Dachverband der Deutschen Burschenschaft. In die Kritik geriet der Dachverband vor allem durch Diskussionen über den sogenannten Arierparagraphen. Dieser verlangt, dass Burschenschaftler nachweisen können, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Eltern Volksdeutsche sind. Zu Deutschland zählen im burschenschaftlichen Kontext übrigens Deutschland, Österreich, sowie Teile Frankreichs, Italiens, Tschechiens und Polens.

 

Die Saxo-Silesia Freiburg ist dabei keine Ausnahme. So haben sie der Akademischen Korporation Sarmatia im polnischen Wrocław, welches sie als Breslau im sogenannten Schlesien bezeichnen, „Waffenschutz gewährt“ und sie „eingepaukt“. Das bedeutet, sie haben sie an der Fechtwaffe ausgebildet. Es verwundert dann auch nicht, dass die Saxo-Silesia in ihrem Garten im Kapellenweg 4 auf dem Lorettoberg, ein Straßenschild mit der Aufschrift „Schlesierstraße“ aufgestellt hat.

 

Allianz der Reaktionäre – der Freiburger Waffenring


Andere Korporationen in Freiburg haben vor den Deutschtümlern vom Lorettoberg übrigens keine Berührungsängste. So organisieren sich die schlagenden Verbindungen im Freiburger Waffenring. Neben der anderen DB Burschenschaft, der in der Maria-Theresiastraße ansässigen Teutonia, sind die Burschenschaft Franconia, das Corps Hubertia, das Corps Palatia-Guestphalia , die Landsmannschaft Cimbria, die Landsmannschaft Neoborussia Halle zu Freiburg, die Sängerschaft Guilelmia-Niedersachsen, die Turnerschaft Markomanno-Albertia, sowie das Corps Saxonia aus Konstanz und die Sängerschaft der Rodensteiner in Zürich, Mitglied des Freiburger Waffenrings.

 

Noch mehr Informationen zu Korporationen gibt es heute um 20 Uhr bei einem Vortrag im Autonomen Zentrum KTS, in der Baslerstr.103. Davor gibt es leckres essen von dem Kochkellktiv Maulwürfe. Ihr seid alle herzlich eingeladen mit zukommen, zu essen und euch noch weiter zu informieren.

 

Keine Verbindung ist akzeptabel!

 

Verbindungen hier und überall sind veraltete Konstrukte, sie sind von Sexismus, Antisemitismus und Faschismus durchzogen und gehören abgeschafft. Keine der 30 Studentenverbindungen ist akzeptabel! Die rechten Hardliner der Burschenschaft Saxo-Silesia hatten für morgen zu einer Kaderschlung, die sie selbst Regionalseminar nennen eingeladen. Ein breiter antifaschistischer Protest konnte diese Veranstaltung auf dem Lorettoberg verhindern.

 

Verbindungen zu Kabelsalat!

 

Kundgebung gegen Korporationen am 12.04.2013 in Freiburg

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was ist das für ein Bild (vorknöpfen) am Anfang?