Montagabend. Suez, Port Said, Ismailia - in allen drei Städten - Tausende trotz Ausgangssperre auf den Strassen.
Demonstrationszüge: "Nieder mit den Moslembrüdern", Nieder mit Mursi", "Das Volk wil den Sturz des Regimes". Geschäfte und Cafes sind demonstrativ auch nach Beginn der nächtlichen Ausgangssperre geöffnet. Angriffe auf Bullenstationen, während in Ismailia vor dem örtlichen Regierungssitz nächtliche Fussballturniere stattfinden. Das Militär ist trotz aller Militärfahrzeuge und Panzer hilflos, die Bullen sind froh, wenn ihre Reviere nicht niedergebrannt werden.
In Port Said haben heute tagsüber erneut Zehntausende Opfer des Massakers durch die "Sicherheitskräfte" zu Grabe getragen, Heckenschützen eröffnen das Feuer auf den Trauerzug, anschliessend schwere Kämpfe vor der Bullenstation in Al Arab, nicht nur die Bullen setzen dabei wohl scharfe Waffen ein. Ein Demonstrant wird erschossen. Am späten Abend werden Soldaten vor dem Gefängnis von Maskierten von Motorrädern aus unter Feuer genommen.
Gleichzeitig marschieren am Abend Demonstrationszüge in Kairo Richtung Oberhaus, mehrere Bullenwagen werden zerlegt und angezündet, nachdem die Bullen die Demo einfach aus dem Nichts angreifen, zwei Demonstranten von Bullenwagen umgefahren werden. Die Bullen schiessen weiter mit CN, CS und Schrotgewehren, es fällt schwer, noch Luft zu bekommen, viele Verletzte. Ein Bulle der Aufstandsbekämpfungseinheiten wird überwältigt und "gefangen genommen", später mit oberflächlichen Blessuren im Krankenhaus abgeliefert. "Werdet nicht so, wie die, die ihr bekämpft" schrieben die Lokalen Koordinierungkomitees in Syrien" kürzlich.
In Gharbiya versucht eine Menge von dreitausend Menschen den Gerichtskomplex zu stürmen, um 22 politische Aktivisten zu befreien, die dort seit drei Tagen festgehalten werden.
In Alexandria am Nachmittag schon Tausende auf den Strassen, im Anschluss an die Demos werden zentrale Strassen und der Hauptbahnhof stillgelegt, mit den bloßen Körpern und an vielen Stellen mit allem, was an Material greifbar ist.
"Nieder mit den Moslembrüdern, nieder mit Mursi, haut ab, wir sind arme Leute !"
Wenn ihr diese Zeilen am Dienstagmorgen lest, werden es nur noch etwas mehr 24 Stunden sein, bis Mursi in Berlin landet.
Es wird wohl mehrere Protestaktionen geben, alles ist derzeit aber noch unbefriedigend unübersichtlich.
ACHTET AUF KURZFRISTIGE ANKÜNDIGUNGEN
Wieso solidarisiert ihr euch??
Die Leute,die jetzt gegen Mursi aufbegehren, die wollen immer noch ihr Volk und ihr land haben, wieso solidarisiert ihr euch mit menschen, die ausgrenzungsmechanismen wollen? Dumm, wie dumm nur...genau wie mensch nicht solidarisch mit lateinamerikanischen Guerillia Truppen sein kann, nicht mit KurdInnen, IRA, ETA usw usf!
Weil Bewegung und Diskurse nicht statisch und nicht getrennt
Weil die Bewegung in Ägypten nach allem was mensch liest nicht einheitlich ist. Es scheint als ob der Anarchistische Einfluss stetig wächst. Es ist ganz schön billig, wegen einem Wort wie Volk - das in vielen anderen Sprachen eine ganz andere Konontation hat als im deutschen und weit weniger Ausgrenzend zu verstehene ist - das emanzipatorische Bedürfnis einer Massenbewegung auf die scharf geschossen wird zu missachten.
Aber wohlbehütet aufgewachsen in Mitteleuropa, politisiert in der antideutschen Theoriegruppe mag ein so statisches Weltbild vielleicht logisch erscheinen.
weil
Der Kampf der Ägypter_Innen nichtsdestotrotz ein Kampf gegen die Unterdrückung durch ihre Regierung ist. Ich finde, das rechtfertigt die Solidarität mit ihnen.
@Dumm,wie Dumm
was ist dir denn lieber?Der Punkt ist doch der was Mursi will,und das die Menschen dort dagegen aufbegehren.Und natürlich kann ich als Mensch solidarisch sein mit Guerilla,mit KurdInnen,ETA. Es ist ja auch so leicht hier zu sein und zu kritisieren