Am Samstag abend demonstrierten in Leipzig 250 Menschen gegen staatliche Repression und die Kriminalisierung von Antifaschismus. Anlass der Demonstration war ein Urteil des Amtsgerichtes Dresden vom 16.1.2013, mit dem der Antifaschist Tim H. zu einem Jahr und 10 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt wurde.
Weil er zwei Jahre zuvor, am 19. Februar in
Dresden, per Megaphon zum Durchbrechen einer Polizeikette aufgerufen
haben soll, befand ihn das Dresdner Amtsgericht, des besonders schweren
Landfriedensbruchs, der Körperverletzung und Beleidigung für schuldig.
Nicht
nur, dass es dafür keinerlei Beweise oder entsprechende Zeugenaussagen
gab, der vorsitzende Richter machte auch keinen Hehl daraus, mit diesem
Urteil ein Exempel statuieren und von künftigen antifaschistischen
Protesten gegen Naziaufmärsche in Dresden abschrecken zu wollen.
„Das
Urteil ist Ausdruck Umgangs des sächsischen Staates mit
antifaschistischem Engagement und reiht sich ein in die Versuche
Antifaschistinnen und Antifaschisten in Sachsen zu kriminalisieren und
linke Praxis unmöglich zu machen. Das lassen wir uns nicht bieten!“ so
die Initiative gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus, die zur
Demonstration aufgerufen hatte.
Waren am Anfang der unangemeldeten Demonstration im Leipzig nur 100 AntifaschistInnen auf dem Leipziger Markt gekommen, steigerte sich die TeilnehmerInnenzahl auf der gesamte Route vom Zentrum nach Connewitz auf ungefähr 250 im gesamten Verlauf. Vor dem "Leipziger Volkshaus" wollten dann doch einige eingesetzte Polizisten die Demonstration eskalieren lassen in dem sie immer wieder AntifaschistInnen bedrängte und körperlich anging. Diese ließen sich durch die gezielte Provokation nicht einschüchtern und reagierten solidarich und geschlossen auf diesen Angriff. Es überraschte nicht, dass dieser Versuch der Leipziger Polizei ausserhalb der Innenstadt unternommen wurde.
Die Proteste gegen den
alljährlichen Naziaufmarsch in Dresden scheinen für die Behörden ein
Testfeld der Repression zu werden. Davon zeugen auch die großangelegte
Funkzellenabfrage und zwei Verfahren wegen der "Bildung krimineller Vereinigungen", von denen eines eingestellt und auch
das andere noch nicht zur Anklage gebracht wurde.
„Dieses
Vorgehen kann nur als Versuch der Behörden gewertet werden, den Rahmen legitimen
politischen Handelns einzugrenzen und all jene einzuschüchtern, die mit
ihrer Politik über das Bestehende hinauszuweisen versuchen.“ so
die Initiative weiter. „Wir werden linke, antifaschistische Politik
immer verteidigen. Unsere Solidarität gilt allen von Repression
Betroffenen, nicht nur in Sachsen.“
So wurde in dem kurzen Aufruf zur Demonstration auch auf die aktuelle Repression in Griechenland verwiesen.
Weitere Stellungnahme zur heutigen Demonstration:
Am Samstag, den 19.1.2013 demonstrierten ca. 250 Menschen auch in Leipzig ihre Solidarität mit von staatlicher Repression betroffenen AntifaschistInnen
Anlass der Demonstration war ein Urteil, das am 16.1.2013 gegen den Antifaschisten Tim H. gesprochen wurde. Tim H. war am 19.2.2011 an den Protesten gegen den jährlichen Naziaufmarsch beteiligt und soll dort laut Anklage mit einem Megafon dazu aufgerufen haben Polizeiketten zu durchbrechen. Obwohl keinerlei stichhaltige Beweise dafür vorlagen, sprach ihn das Dresdner Amtsgericht, des besonders schweren Landfriedensbruchs, der Körperverletzung und Beleidigung schuldig.
„Mit diesem Urteil will die sächsische Justiz ein Exempel statuieren und abschreckend gegen couragiertes Engagement gegen Nazis wirken. Dies ist ein fatales Signal, insbesondere in dem Bundesland, in dem NPD und Freie Kräfte besonders fest verankert sind und auch der NSU Unterstützungsstrukturen hatte.
Es ist wichtig, dass wir auch in Leipzig ein Signal gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus und linker Politik setzen. Unsere Solidarität gilt auch den weiterhin von den Ermittlungen nach § 129 StGb Betroffenen, denen im Zusammenhang mit den Anti-Naziprotesten in Dresden 2011 die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen wird.“
Das Urteil gegen Tim H. reiht sich ein eine Vielzahl von Repressionen: so wurden tausende Menschen im Februar 2011 in Dresden mittels der so genannten Funkzellenabfrage erfasst, ein Pfarrer aus Jena mit einem Verfahren wegen Landfriedensbruchs überzogen, zwei 129-Verfahren angestrebt. Sachsen zudem ist das einzige Bundesland, in dem für aus landeseigenen Mitteln geförderte Projekte gegen Neonazismus und für Demokratie die Extremismusklausel unterzeichnet werden muss. Wer sich in Sachsen gegen Nazis und Ideologien der Ungleichwertigkeit wehrt, muss mit Kriminalisierung rechnen.
„Wir wünschen Tim viel Kraft bei dem ausstehenden Rechtsstreit um das Urteil. Dass er nicht allein gelassen wird, zeigen zahlreiche Solidaritätsbekundungen, auch die in Leipzig.“
PS:
Solidarität lässt sich auch in diesem Jahr vor Ort in Dresden zeigen, wo Nazis für den 13.2.2013 wieder eine geschichtsrevisionistische Demonstration angemeldet haben. Das Aktionsbündnis Leipzig nimmt Platz ruft dazu auf auch in diesem Jahr zahlreich nach Dresden zu fahren und sich diesem Treiben zu widersetzen. Tickets für die vom Aktionsnetzwerk organisierten Busse gibt es für 5 Euro u.a. in der Buchhandlung el libro in der Bornaischen Str. 3d und in der Vleischerei, Zschochersche Str. Ecke Karl-Heine Str. und bei den in den kommenden Wochen stattfindenden Informationsveranstaltungen.
Presse zur Demonstration in Leipzig:
Hundert Antifaschisten demonstrieren in Leipzig gegen Dresdner Blockierer-Urteil
Presse zum Urteil:
Besser eine Kameradschaft gründen als Nazis blockieren
Haftstrafe wegen Anti-Nazi-Demo: Linke Nummer
Presse zur Demonstration in Dresden:
Knapp 500 Dresdner protestieren gegen umstrittenes Blockierer-Urteil gegen Berliner Tim H.
solidarität zeigen?
Ist jemand mal aufgefallen, dass die Strafe dann endet, wenn die Landtagswahl in Sachsen gerade mal einen Monat durch ist?
https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Sachsen_2014
Die Strafe liegt im Übrigen unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Bei einer Regierung von CDU und FDP kann mensch kaum erwarten, dass die gnädig sind. Schließlich rufen die beiden rechten Parteien nicht zur Blockade von Naziaufmärschen meistens auf. Das Gedenken von Nazis und „bürgerlichen GeschichtsverdreherInnen“ auf dem Heidenfriedhof kommt auch noch hinzu. Es findet sich eigentlich nichts im Verfahren laut Presse, was besagt, der Verurteilte hat die drei Worte gesagt. Nur bei den Antifa-Demos wurde gemeint: „Wir haben alle "Kommt nach vorne!" gesagt“. Nun wäre es ja albern, die Presse dieser Antifa vorzuziehen.
Spekulation: Der Verurteilte ist ja von „Die Linke“, wenn auch erst nach der "Tat". Diese PolitikerInnen Sind ja bekanntlich sehr weit weg von rechtem Gedankengut und werden vom Verfassungsschutz in Teilen beobachtet, weil jene Personen kommunistisch (ist das noch demokratisch?) denken. Kein Wunder, wenn es da ne saftige Strafe gibt.
Warum verlinkt ihr "Der Spiegel", welche Nazibücher im Onlineshop verkaufen?
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