Ungerecht verteilt – über die schlechte Kapitalismuskritik der Realsozialisten

Junge Linke gegen Kapital und Nation

Der Wohlstand der Sowjetmenschen wird selbst bei gleichem Durchschnittseinkommen der Bevölkerung größer sein als derjenigen Werktätigen in den hochentwickelten kapitalistischen Ländern, weil das Nationaleinkommen in der Sowjetunion im Interesse aller Mitglieder der Gesellschaft gerecht verteilt wird und es keine parasitären Klassen gibt, die sich in den bürgerlichen Staaten durch Plünderung von Millionen Werktätigen riesige Schätze aneignen und sie vergeuden.“ (Programm der KPdSU (1961), in: Boris Meissner, Das Parteiprogramm der KPdSU 1903-1961, Köln 1962, S.  207.)

 

Die KPdSU will für die Werktätigen was Gutes tun und macht Werbung für ihr System durch einen Vergleich mit dem Kapitalismus. Der geht so: Wird in beiden Systemen insgesamt gleich viel Einkommen erzielt, bleibt bei den Arbeitern im Sozialismus mehr hängen, weil es die Kapitalisten und sonstige Eigentümer nicht gibt.

 

Damit kritisiert die KP am Kapitalismus erstmal die Verteilung des Reichtums. Zweitens bleibt sie dabei nicht einfach stehen, sondern sagt, dass diese in kapitalistischen Gesellschaften in ungerechter Weise geschieht. Beides sind schlechte Kapitalismuskritiken und es rächt sich für die Werktätigen im Sozialismus, wenn die KP ihre Konsequenzen aus diesen Kritiken zieht.

 

Gerechtigkeit als Kritiktitel

Etwas ungerecht finden, ist eine überall vorkommende Unzufriedenheit. Schüler finden ihre Noten ungerecht; die Entscheidungen der Eltern finden viele Kinder oft ungerecht; wenn an der Supermarktkasse die eine Reihe schneller vorankommt als die eigene, finden das manche ungerecht; den Richter findet manch Angeklagter ungerecht und manch Lohnarbeiter findet seinen Lohn ungerecht. Dritte-Welt-Aktivisten finden die Verteilung des Reichtums zwischen Nord und Süd ungerecht und die Marxisten-Leninisten finden gleich die ganze Verteilung des Reichtums im Kapitalismus ungerecht.

 

Wenn die Teilnehmer an einem Essen alle soviel bekommen, dass sie satt werden, dann kommt niemand auf die Idee zu beklagen, dass es ungerecht war, dass der eine mehr als der andere bekommen hat. Gerechtigkeit wird nur dann eingefordert, wenn alle Interessen nicht einfach befriedigt werden können, sondern eine Art von Mangelverwaltung oder aber Interessensbeschneidung ansteht.

 

Ein Arbeiter sagt: Ich schufte genauso viel wie mein Kollege, vielleicht sogar mehr, aber der kriegt 100 Euro mehr: das ist nicht gerecht.
Seine Kritik ist nicht die, dass er für seine Bedürfnisbefriedigung zu wenig Geld hat. Dann würde er sagen, dass er z.B. den Strom nicht zahlen kann und deshalb mehr Geld braucht.


Er pocht vielmehr auf eine Gleichbehandlung und über die Verletzung dieses Gleichheitsgrundsatzes ist er unzufrieden. Sein Ausgangsinteresse mag „mehr Lohn haben wollen“ sein. Indem er aber bei der Gerechtigkeit anfängt, hat er sich vom materiellen Interesse entfernt bzw. emanzipiert. Denn jetzt ist es schon offen gelassen, ob er nicht auch dadurch zufrieden zu stellen wäre, wenn sein Kollege 100 Euro weniger hätte. Unser Arbeiter hätte materiell nichts davon, seine Unzufriedenheit aber eingelöst.


Er akzeptiert, dass er über seine Lebensverhältnisse nicht entscheidet, sondern der Kapitalist. Er weiß, dass unter diesem Regime das eigene Interesse alleine nichts zählt. Der Kapitalist (bzw. der Manager) behauptet gerne, dass die Löhne nach Leistung bezahlt würden, was objektiv nicht stimmt. Denn schließlich kommt es den Unternehmen darauf an, möglichst viel Leistung aus den Arbeitern bei möglichst geringer Bezahlung rauszubekommen. Unser Arbeiter nimmt jetzt dieses Ideal der Lohnbildung und fordert im Namen dieses Ideal eine Korrektur ein. Objektiv wuchert der Arbeiter mit seinem Dienst an dem Unternehmen (ich schufte) und damit zu wuchern, dass man ein guter Diener ist, führt in aller Regel dazu, dass man weiter ein guter Diener bleibt und nicht dazu, dass die eigene Lage materiell verbessert wird. Er fordert nur von seinem „Herrn“, dass dieser bei seinen Entscheidungen so handeln solle, dass er alle gleich behandeln soll, dann könne er es als Arbeiter ja einsehen.

 

Gerechtigkeit ist das Ideal der Gleichheit. Letztere bedeutet nur, dass alle einem Prinzip unterworfen sind, auf das man selbst keinen Einfluss hat. Dass Gleichheit daher ein Herrschaftsakt ist, dem die Erfüllung der Interessen der Unterworfenen gleichgültig ist, ist das Wahre dadran. Wer im Namen der Gerechtigkeit für Korrekturen eintritt, der verwechselt Gleichheit mit einem Weg, wie doch eigentlich die eigenen Interessen zum Zuge kommen können.1  

Zurück zu den Marxisten-Leninisten (MLer). Diese scheinen gar nicht so unterwürfig zu sein, schließlich meinen sie, dass eine gerechte Verteilung des Reichtums innerhalb des Kapitalismus gar nicht zu machen ist, sondern eine Revolution stattfinden müsse. Dennoch ist der ganze Ausgangspunkt bei ihnen gar nicht anders als bei Sozialdemokraten oder Gewerkschaftern, wenn sie die ungerechte Verteilung des Geldes im Kapitalismus beklagen.  

Zunächst ist zu erkennen, dass sie ein besseres materielles Leben für die Lohnabhängigen haben wollen. Dabei bleibt es aber überhaupt nicht in der Weise, dass sie fragen, was dem besseren Leben im Wege steht und was man stattdessen tun sollte.


In der Klage über die ungerechte Verteilung fordern die MLer eine bessere materielle Ausstattung für die Arbeiter, weil sie es sich verdient hätten. Also steht den Arbeitern bei den MLern deswegen mehr zu, weil sie einen Dienst an einem höheren Prinzip geleistet haben, dem alle Menschen gleichermaßen unterliegen sollten. Umgekehrt heißt dies: Nur in dem Grade, wie sich jemand verdient gemacht hat, soll es ihm auch besser gehen.


Das Ideal, dass die MLer ernst nehmen, ist das der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft: Erstens: Leistung würde im Kapitalismus belohnt werden, jeder ist seines Glückes Schmied durch eigene Kraftanstrengung. Zweitens: Je mehr sich der einzelne anstrengt, desto mehr haben alle davon und so wiederum der einzelne.


Objektiv stimmt das nicht: Im Kapitalismus ist es ja gerade so, dass die Verfügung über nennenswertes Eigentum dafür sorgt, dass andere sich krumm machen und man die Resultate deren Arbeit sich aneignen kann. Eigentum ist das Mittel dafür, sein eigenes Eigentum durch fremde Arbeit zu erweitern. Nichteigentümer, also Lohnabhängige, schaffen im Kapitalismus den Reichtum und werden gerade von den Resultaten der Arbeit so weit ausgeschlossen, dass sie ihr Leben lang für andere arbeiten müssen.2 Weiter ist es ein Irrsinn, ausgerechnet einer auf Konkurrenz basierenden Gesellschaft die Idee unterzuschieben, es ginge in ihr um eine Arbeitsteilung, bei der sich die Mitglieder gegenseitig nach vorne brächten. Zur Konkurrenz gehören Verlierer nunmal notwendig dazu.


Das Ideal der kapitalistischen Gesellschaft kritisieren die MLer nicht und versuchen auch nicht die Arbeiter davon zu überzeugen, dass sie besser nicht daran glauben sollten. Im Gegenteil nehmen sie es furchtbar ernst und kommen zu dem folgenden Schluss:
Kapitalisten und Grundeigentümer arbeiten ja gar nicht, also haben sie gar nichts verdient. Vielmehr müsse deren Reichtum in die Hände der Arbeitenden gelangen. Das wäre gerecht.

 

Eine andere Verteilung als schlechte Konsequenz
Weil die MLer gar nicht vernünftig den Kapitalismus analysieren und darüber herausfinden, worin die schäbige Lage der Arbeiter ihren Grund hat, sondern sich an das Ideal dieser Gesellschaft halten, kommen sie auf eine andere Verteilung als Mittel der Wahl. An den gültigen Produktionsprinzipien, wie Tausch, Geld, Lohn und Profit haben sie so richtig gar keine Kritik. Vielmehr sagen sie, dass die Kapitalisten und Grundeigentümer das Problem sind. Denen steht erstens sowieso nichts zu und zweitens vergeuden sie ihr Geld, anstatt es für die sich eingebildete Gemeinschaft nützlich zu verwenden.3
Die Analyse lautet: Wenn Kapitalisten den Lohn und den Gewinn benutzen, dann heimsen sie alles ein und den Arbeitern bleibt wenig. Die Lösung lautet entsprechend: Wenn wir als kommunistische Partei an die Macht kommen, dann brechen wir die Macht der Großeigentümer und setzen den Gewinn und den Lohn zugunsten der Arbeiter ein. Das hört sich nach Staatskapitalismus an, im Resultat ist aber weder Kapitalismus noch eine vernünftige Planung herausgekommen, was ein anderes Thema ist.


Hier soll aber nochmal auf den Grundfehler in der Kapitalismuskritik der MLer eingegangen werden: Die Arbeiter haben im Kapitalismus nicht deshalb einen dauerhaften armen und prekären Stand, weil die Kapitalisten den produzierten Reichtum als Schampus in ihre Pools schütten würden. Klar fällt das Leben für diese üppiger und materiell gesehen sorgenfreier aus, aber der ungeheure Reichtum, den die Arbeiter erhalten und schaffen müssen, schlägt sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder. Wenn Bill Gates als reichster Mann der Erde ein paar Milliarden Dollar besitzt, dann darf man sich das nicht so vorstellen, dass er die als Geldscheine irgendwo liegen hat, man sie ihm also wegnehmen könnte und dann verteilen kann. Der größte Teil seines Privatreichtums liegt vor als Besitzanteile an Microsoft und anderen Unternehmen. Einzelne mögen ihre Anteile mal verkaufen und durchbringen, für alle „Reichen“ insgesamt gilt aber, dass sie das gar nicht könnten und dürften, denn dann hätten sie bald keinen Reichtum mehr. Das kann man übrigens derzeit gut an der Finanzkrise sehen: Wo alle versuchen ihre Aktien zu verkaufen, fallen die Aktien und der zuvor üppig vorhandene Reichtum löst sich in Nichts auf. Der Profit als systembestimmendes Kriterium verlangt, dass er wieder investiert wird. Nur so fällt nebenbei für die „Reichen“ ein materiell gutes Leben ab. Der Zweck der Produktion, die Unterordnung aller Gebrauchswertproduktion und damit Bedürfnisbefriedigung unter das Geldverdienen, ist der Grund für die relative Armut der Arbeiter und für den anhängigen Arbeitsstress – nicht die Verteilung.

 

Mehr Texte und aktuelle Termine auch unter: http://junge-linke.org

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Kann mal jemand diesen reaktionären Schwachsinn löschen?

 

Im Kapitalismus ist die Verteilung des Reichtums durch unterschiedliche Zugriffsmöglichkeiten auf die Produktionsmittel

zugunsten der Bourgeoisie festgelegt.

 

Will man den Kapitalismus abschaffen muss eine basisdemokratische Wirtschaft erschaffen werden.

Was an dem Text ist reaktionär? Hast du ihn gelesen? Oder ist das so ein typischer Rotgruppen-spezifischer Beißreflex wenn die "großen Führer" mal in die Kritik geraten?

 

In der Linken gibt es keine "Führer".

 

Du projezierst eine Idee in eine Struktur hinein die von dir kommt und nicht aus der Struktur.

 

Anders ausgedrückt..

 

Du erfindest irgendeine Scheisse mit der du dich rechtfertigst

... dass solche Bilder nur Produkt meiner Projektion sind und ich mir diese Gesichter auf dem Transparent nur einbilde:

lll

Manchmal ist es echt traurig wie sich der Anspruch an der Realität relativiert!

und das weißt du auch genau. sieht mir gerad wie ein plakat von der ki aus. aber dass zumindest die ersten drei auf dem banner extrem wichtige theoretische beiträge geleistet haben kann man kaum in abrede stellen. marx, lenin und engels haben sich selbst auch nie als führer bezeichnet oder sind so behandelt worden.

die Behauptung dass sie nicht als "Führer" behandelt worden sind relativiert sich an über 70 Jahren Realsozialismus und an obigem Transparent. Und in Bezug auf die Minderheit hieß es doch davor noch, das Linke keine Führer hätten. Sind dass nun keine Linken oder haben diese Linken dann doch Führer? Oder weigert sich hier jemand Dinge zu thematisieren die einer herbei halluzinierten "Einheit der Linken" im Weg stehen könnten?

Und nur weil Marx, Engels und Lenin gute Theorien hatten, heißt dass wohl noch lange nicht das sie keine unausstehlichen Arschlöscher gewesen sein können.Warum sollte ich ihr Gesicht statt ihre erstmal kritisch reflektierte Theorie propagieren?

 

"Alles, was ich weiß, ist, dass ich kein Marxist bin."

MEW 37, 436

 

Ich bin Links und auch wenn ich Elemente von Marx und Engels in meine Theorie eingebaut habe 

sind sie keine "Führer". PUNKT!

 

Wir sind Sozialisten die das Ideal der Gleichheit anstreben.

Wir sind stark und intelligent wir brauchen keine "Führer"

 

Aber es ist zwecklos dass einem Reaktionär wie dir zu erzählen der die Einstellung links zu sein sowieso nicht versteht.

...bist du peinlich.

 

Du schreist "spalter!" und schreibst von deinem ersten Beitrag an etwas darüber wie reaktionär die anderen doch sind.

 

Du wirst auf den Personenkult in Teilern der Linken hingewiesen und darauf, dass es in der SU sehr wohl "Führer" gab, und alles was dir dazu einfällt ist "sind ja nur ein paar. Sagt ja garnix aus"

 

Beißreflexe statt Auseinandersetzung. So kommen wir voran.

"links sein" als selbstzweck zu sehen, ist etwas inhaltleer.

Und es sollte doch um Inhalte gehen....

 

Sowohl bei Lenin als auch bei Engels, spielt der Staat an sich eine wichtige und totalitäre Rolle. Es kann sich ja mal geschichtlich mit der Anrchisten_innen Verfolgung in der Sowjet Union auseinander gesetzt werden.

 

Nur weil DU ein Führer denken weg definieren willst aus der realsozialitischen GEschichte, verschwindet es nicht. Mannigfache Büsten etc. sprechen deutlich dafür. Alleine die Art und weise wie Politik auf der LL-Konferenz gemacht wird, welche Gruppen da toleriert werden und auf welche Art und Weise diese sich repräsentieren, zeigt unreflektiertes und unkritisches Denken.

 

Aus einem totalen Staat kann keine Freiheit entstehen. Zum Glück gab es nach Marx, Engels und Lenin weitere Theoretiker_innen, die deren Gedanken kritisch aufgegriffen haben, reflektierten und weiter entwickelten.  Auf den unterschiedlichsten Ebenen.

 

Lenin propagiert vor allen Dingen einen Staatskapitalismus. Alleine die Idee einen "sozialen" Staat zu schaffen, der innerhalb einer kapitalistischen Verwertungslogik gegen andere kapitalistichen Länder im Wettkampf gewinnt, zeigt doch schon ein krasses Fehldenken. Wir müssen Produktionsmittel vergesellschaften, aber doch nicht um die Leistung voran zu treiben und um noch effizienter (im Marktwirtschaftlichem Sinne) produzieren zu können, sondern damit wir selbstbestimmter und bedürfniss orientierter Leben können.

und vergesellschaften heißt für mich nicht die produktionmittel in die hand eines markwirtschaftlich und parlamentarischen Staates zu geben

Ja, es scheint, als wäre es nur bei einigen Elementen gebleiben.

Das Ideal der Gleichheit ist die ideologische Verarbeitung der Vorgänge im Kapitalismus (Austausch von (ideal) gleichen Werten, die Notwendigkeit als freie_r und gleiche_r Wareneigentümer_in anerkannt zu werden.).

 

 

dieses Zitat ist aus dem Kontext gerissen, Marx bezog sich dabei auf die Interpretation seiner Texte einiger französischer Zeitgenossen, von denen er sich anhand dieses Ausspruchs distanzieren wollte. der Zweck einem Kommentar bewusst so ein falsches Zitat nachzustellen kann nur spekuliert werden...

Dieses Zitat ist eben nicht aus dem Kontext gerissen, da doch genau die von Marx da kritisierten die marxistische Bewegung konstituierten.

Hier noch ein weiteres Zitat, welches von der selben Seite stand und die Paralellen nochmal verdeutlicht:

Sie ... müssen selbst bemerkt haben, wie wenige von den jungen Literaten, die sich an die Partei hängen, sich die Mühe geben, Ökonomie, Geschichte der Ökonomie, Geschichte des Handels, der Industrie, des Ackerbaus, der Gesellschafts-formationen zu treiben. ...

Es ist manchmal, als glaubten diese Herren, es sei alles gut genug für die Arbeiter. Wenn diese Herren wüssten, wie Marx seine besten Sachen noch immer nicht gut genug für die Arbeiter hielt, wie er es für ein Verbrechen ansah, den Arbeitern etwas Geringeres als das Allerbeste zu bieten!“ 

F. Engels, Brief an Schmidt (1890), MEW 37, 436f.

von daher die gefühlten inkonsistenzen. aber egal ... du behauptest weiterhin, dass die linke führer hätte und begründest das mit einem transparent einer splittergruppe mit den portraits von leuten, die mindestens 60 jahre tot und von daher schon eher nicht führungsfähig sind. wieso das bloße tragen eines plakates bei dir den eindruck erweckt, die abgebildeten würden als mehr als große theoretische vordenker gesehen (was sie mit ausnahme von stalin unbestreitbar sind), bleibt wohl auch dein geheimnis. und was 70 jahre realsozialismus mit regierenden massenparteien  mit millionen mitgliedern mit einer ein-, zwei- oder meinetwegen auch dreipersonenführerschaft zu tun haben ... man weiß es  nicht.

wie auch immer, wenn du dir jetzt keine marxbüste ins zimmer stellen willst, dann lass es eben, aber heul doch nicht rum, wenn andere es tun, weil es sie inspiriert.

Was an diesem Text ist reaktionär? Habt ihr ihn gelesen und verstanden oder kommt jetzt so ein typischer Antideutschegruppen spezifischer Beißreflex? "‘Unter der Diktatur des Proletariats wird man Millionen Bauern und Kleinproduzenten, Hundertausende Angestellte, Beamte, bürgerliche Intellektuelle umerziehen und sie alle dem proletarischen Staat und der proletarischen Führung unterstellen, in ihnen die bürgerlichen Gewohnheiten und Traditionen besiegen müssen’, ebenso wie es notwendig sein wird, ‘in langwierigen Kämpfen auf dem Boden der Diktatur des Proletariats, auch die Proletarier selbst umzuerziehen, die sich von ihren eigenen kleinbürgerlichen Vorurteilen nicht auf einmal, nicht durch ein Wunder, nicht auf Geheiß der Mutter Gottes, nicht auf Geheiß einer Losung, einer Resolution, eines Dekrets befreien, sondern nur in langwierigen und schweren Massen-kämpfen gegen den Masseneinfluß des Kleinbürgertums.’" Wer zitiert hier wen?

Den Rest des Textes habe ich nicht gelesen, aber das ist schon so falsch:

Hier soll aber nochmal auf den Grundfehler in der Kapitalismuskritik der MLer eingegangen werden: Die Arbeiter haben im Kapitalismus nicht deshalb einen dauerhaften armen und prekären Stand, weil die Kapitalisten den produzierten Reichtum als Schampus in ihre Pools schütten würden. Klar fällt das Leben für diese üppiger und materiell gesehen sorgenfreier aus, aber der ungeheure Reichtum, den die Arbeiter erhalten und schaffen müssen, schlägt sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder. Wenn Bill Gates als reichster Mann der Erde ein paar Milliarden Dollar besitzt, dann darf man sich das nicht so vorstellen, dass er die als Geldscheine irgendwo liegen hat, man sie ihm also wegnehmen könnte und dann verteilen kann. Der größte Teil seines Privatreichtums liegt vor als Besitzanteile an Microsoft und anderen Unternehmen. Einzelne mögen ihre Anteile mal verkaufen und durchbringen, für alle „Reichen“ insgesamt gilt aber, dass sie das gar nicht könnten und dürften, denn dann hätten sie bald keinen Reichtum mehr. Das kann man übrigens derzeit gut an der Finanzkrise sehen: Wo alle versuchen ihre Aktien zu verkaufen, fallen die Aktien und der zuvor üppig vorhandene Reichtum löst sich in Nichts auf. 

Auf den Punkt gebracht: "Die Arbeiter haben nix und die Kapitalisten eigentlich auch nix, außer einige virtuelle Zahlen auf dem Bankkonto."

Logik scheint nicht eure Sache zu sein: Arbeiter produzieren Waren, wenn sie damit einen "ungeheure Reichtum" schaffen, dann nur, indem sie ungeheuer viele Waren produzieren. Wenn diese Arbeiter jetzt dennoch ein "armen und prekären Stand" haben, also nicht in nennenswertem Umfang die produzierten Waren im Besitz haben, dann muss es jemand anders sein, der sie hat. Ihr könnt jetzt drei, von mir aus auch zehnmal raten, wer das ist. 

Ein paar Absätze weiter oben steht:

 

Im Kapitalismus ist es ja gerade so, dass die Verfügung über nennenswertes Eigentum dafür sorgt, dass andere sich krumm machen und man die Resultate deren Arbeit sich aneignen kann. Eigentum ist das Mittel dafür, sein eigenes Eigentum durch fremde Arbeit zu erweitern. Nichteigentümer, also Lohnabhängige, schaffen im Kapitalismus den Reichtum und werden gerade von den Resultaten der Arbeit so weit ausgeschlossen, dass sie ihr Leben lang für andere arbeiten müssen.

 

Dass die Kapitalisten nichts hätten, wird gar nicht geschrieben. An der von dir zitierten Stelle wird jedoch auf die Form des Reichtums hingewiesen, wodurch die Vorstellung kritisiert werden soll, dass das Problem doch gelöst wäre, würde man den Reichtum nur anders verteilen. Die Form des Reichtums als Geld und vor allem als Geldkapital ist für sich schon eine, die gar nicht anders geht als dass sie sich ständig vermehren muss und das geht nur in privater Hand. Denn wodurch wird denn das Geld mehr, wodurch steigen die Aktienkurse etc.? Bei Wertpapieren ist dann eben der Punkt, dass diese auch nur solange etwas wert sind, wie sie gehandelt werden, also geglaubt wird, dass sie in Zukunft mehr Wert versprechen. Und da kann eben passieren, dass diese Wertpapiere irgendwann auch wertlos und damit kein Kapital mehr sind. Die Krise ist z.B. ein einziger Kapitalvernichtungsprozess. Davon ist die Rede: Steht man vor dem Druck seine Aktien verkaufen zu müssen, weil ihr kein Kapitalcharakter mehr zuerkannt wird, dann steht man blöde da, wenn sich dieser Reichtum eben plötzlich in Luft auflöst - ohne dass der materielle Reichtum weniger geworden wäre. Verharmlost wird an dieser Stelle in dem Text aber tatsächlich, dass dieser Reichtum, so lange er gehandelt wird, eben durchaus sich als Reichtum in privater Hand bezahlt macht. Es ist ja nicht so, dass wenn in Zukunft der Reichtum nichts mehr ist, er es dann auch vorher nichts ist.

 

Bezogen auf die Waren, die Arbeiter produzieren, den Kapitalisten aber gehören und das ihr Reichtum wäre, irrst du dich aber. Die Waren sind nichts üfr den Kapitalisten, wenn sie sich nicht in Geld verwandeln lassen. Auch das ist so eine Eigenart des Kapitalismus: Wird das Zeug nicht verkauft, ist es nichts wert und steht gerade nicht für Reichtum - auch hier obwohl der materielle Reichtum doch da wäre. Aber um den gehts nicht.

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Klar fällt das Leben für diese üppiger und materiell gesehen sorgenfreier aus, aber der ungeheure Reichtum, den die Arbeiter erhalten und schaffen müssen, schlägt sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder.

Wir reden ein wenig an einander vorbei: Ich will darauf hinaus, dass der ungeheure Reichtum, von dem hier gesprochen wird, und den du vorallem in der Finanzspähre verortest, im Grunde immer durch den Verkauf einer Ware erzeugt wurde. Der Mehrwert mag dann in einer Aktie enden, aber es gibt diese Ware, die irgendwer gekauft hat. Wenn also zu jedem Profit des Kapitalisten auch die zugehörigen Waren existieren, aus deren Verkauf er den Profit gezogen hat, dann muss es Käufer dieser Waren geben und wenn das nicht die Arbeiter sind, dann schlägt sich das sehr wohl "in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder". 

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Wenn also zu jedem Profit des Kapitalisten auch die zugehörigen Waren existieren, aus deren Verkauf er den Profit gezogen hat, dann muss es Käufer dieser Waren geben und wenn das nicht die Arbeiter sind, dann schlägt sich das sehr wohl "in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder".

 

Du tust gerade so als ob alle produzierten Waren einig in der privaten Konsumtion der Kapitalisten enden. Vergisst dabei jedoch das auch verdammt viele Produktionsmittel und Güter hergestellt werden, die so privat erstmal nich verkonsumiert, sondern für die Schaffung weiteren Reichtums herangezogen werden.

Und wofür werden diese Produktionsmittel, oder die Produktionsmittel, die mit deren Hilfe hergestellt wurden am Ende gebraucht? Wenn du das zu Ende denkst, dann wird dir klar, dass alle Produktionsmittel im Endeffekt zur Erzeugung von Gebrauchswerten dienen, die als Ware auf den Markt kommt und dort von Menschen gekauft wird.

Insofern hat der ML-Marxismus, so schwach und platt er doch in vielen Punkten ist, in diesem Punkt ein besseres Näschen für das Funktionieren des Kapitalismus.

Natürlich werden Waren für den Markt produziert, aber erstens wird dabei fast immer überproduziert, dass heist nicht alle produzierten Waren lassen sich am Markt veräussern. Und zweitens werden auf dem Markt eben nicht nur Produkte für den Endverbraucher produziert. Das die Produktionsmittelbesitzer_innen sich die besseren Feten leisten können ist damit auch gar nicht abgestritten, ist aber nich Ursache des Problems, sondern schon die warenförmige Produktion an sich ist scheiße.

Und zweitens werden auf dem Markt eben nicht nur Produkte für den Endverbraucher produziert.

Für wen denn noch? 

 

Jede Maschine dient der Herstellung entweder einer anderen Maschine oder eines Produktes für den Konsumenten. Auch wenn man zehn Maschinenen hintereinanderschaltet, dann steht am Ende ein Produkt für den Konsum.

Dass nicht alle Produkte einen Abnehmer finden, stimmt natürlich, es sind aber in der Regel nur sehr wenige, die nicht zumindest verramscht werden. Deshalb entkräftet dies nicht das Argument.

(Ich nehm teils auf vorige Beiträge noch Bezug.)

 

Ich verorte den Reichtum nicht vor allem in der Finanzsphäre. Der Reichtum wird aber nicht durch den Verkauf erzeugt, er muss produziert werden. Ob dieser Reichtum allerdings was gilt, liegt nicht in seiner materiellen Gestalt, also dass er vorhanden ist, sondern ob er sich über den Verkauf in private Zugriffsmacht, verwirklicht im Geld, niederschlägt. Die Quelle dieses abstrakten Reichtums ist die gesellschaftlich notwendige Arbeit und der Reichtum hat in dieser Arbeit sein Maß. Aktienpapiere bekommen aber ihren Wert ganz unabhängig davon. Die stehen nicht für real produzierten Wert-Reichtum, sondern sind Spekulation auf zukünftiges Geschäft: Anteile am zukünftigen Gewinn von z.B. Microsoft. Ihren Wert bekommen sie dadurch, wie sie versteigert werden können, also wie die Käufer darauf vertrauen, dass die Aktie mehr zukünftiges Geschäft repräsentiert.

 

Der Mehrwert endet also auch nicht in einer Aktie, der ist gar nicht produziert geworden, sondern in einer Aktie antizipiert. Die Aktie steht für Geld, das noch gar nicht erwirtschaftet wurde.

 

Den Profit zieht der Kapitalist auch dann nicht einfach bloß aus dem Verkauf seiner Waren: Irgendwie muss er die Differenz zwischen seinen Kosten und dem Überschuss, den er erzielt, ja her haben. Das läuft über die Ausbeutung: er zahlt den Arbeitern weniger als sie selbst erwirtschaften, bzw. ihre Lohnkost muss den Überschuss rechtfertigen, der aus ihnen herauszuholen ist. Die von ihnen produzierten Waren müssen ihren Wert dann natürlich am Markt realisieren, aber diese Differenz herzustellen, ist durch die Produktion geregelt. Außerdem wäre es absurd, müssten die Kapitalisten mit ihrem privaten Konsum den Profit realisieren, welcher dann wieder für nichts als ihre Privatausgaben da sein soll. Diese Rechnung geht nicht auf und schlägt sich auch nicht in wiederkehrenden Gewinnen wieder. Ihre Privatausgaben machen sich unabhängig von dem, welche Profite sie erwirtschaften. Ihre Privatausgaben sind gegen die Profite, die als Kapital wieder reinvestiert werden, auch ein Witz.

 

Im weiteren Diskussionsverlauf unten ist es auch komisch, dass du immer wieder auf Produkte für den Konsum zurück kommst. Dass der Kapitalist am Ende mit seinem Konsum am besten dasteht, den Nutzen aus der ganzen Geschichte zieht, stimmt schon. Aber der Nutzen des Kapitalisten ist nicht genau das gleiche wie das ökonomische Mittel, Kapital, das ganz andere Gesetzmäßigkeiten kennt als immer nur in dem privaten Konsum eines Kapitalisten landen zu müssen. Gerade als solches ist es nämlich kein Kapital, nicht die selbständige Bewegung, die immer mehr Geld erzeugt. Um zu Kapital zu werden, muss es als solches zu seiner Vermehrung auch vorgeschossen werden, ausgelegt werden in variables und konstantes Kapital. Und um die ganze Produktion ergiebiger zu machen, sind immer mehr Kapitalauslagen für c, also Maschinen notwendig, welche von anderen Kapitalisten produziert werden, also damit ihren Gewinn machen. Der ganze Konsum geht nicht einfach nur in Privatkonsum aus, sondern es gibt einen kapitalistischen Konsum, nicht einfach zum privaten Vorteil, sondern Konsum von Waren als Kapitalbestandteilen, Erneuerungen der Produktion, die als Waren immer gekauft werden müssen, usw.

 

Und außerdem: Konsum ist einfach für niemanden - weder für Arbeiter, auch nicht Konsum für Kapitalisten - ein Zweck des Produzierens. Es gibt nichts geschenkt. Alles wird nur produziert, wenn es mehr Geld einbringt als die Produktion gekostet hat. Alles ist deshalb auch nur gegen Geld zu haben. Am Ende steht also kein Produkt, sondern eine Ware. Das ist ein Unterschied.

Du musst nicht so viel Zeit investieren, um mir eine Kapitaleinführung zu geben, versuche lieber meinen Punkt zu verstehen:

Der ganze Konsum geht nicht einfach nur in Privatkonsum aus, sondern es gibt einen kapitalistischen Konsum, nicht einfach zum privaten Vorteil, sondern Konsum von Waren als Kapitalbestandteilen, Erneuerungen der Produktion, die als Waren immer gekauft werden müssen, usw.

Nochmal: Es gibt genau zwei Arten von Waren: Entweder Waren für den privaten Konsum oder Waren für die Produktion anderer Waren (Maschinen, Ersatzteile für sie, Rohstoffe,...). Sind wir uns hier einig?

Wenn ja, dann kommt jetzt mein Argument, dass auch die zweiten Waren keinen anderen Zweck haben, als im Endeffekt ein Produkt auf dem Konsumenten-Markt hervorzubringen. Ein Kapitalist mag von hundert anderen Kapitalisten Zubehör aufkaufen, die wiederum Rohstoffe oder Hilfsprodukte zukaufen, aber an irgendeinem Punkt werden all diese Produktivkräfte zusammengenommen und ergeben eine Ware, die einen Gebrauchswert für individuelle Menschen darstellt.

Und diese Ware muss von irgendwem gekauft werden, folglich ist es nicht weit her mit dem Junge Linke Argument, der unermessliche Reichtum schlüge sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder.

 

Noch ein paar Kommentare zu den übrigen Punkten:

Außerdem wäre es absurd, müssten die Kapitalisten mit ihrem privaten Konsum den Profit realisieren, welcher dann wieder für nichts als ihre Privatausgaben da sein soll. Diese Rechnung geht nicht auf und schlägt sich auch nicht in wiederkehrenden Gewinnen wieder. Ihre Privatausgaben machen sich unabhängig von dem, welche Profite sie erwirtschaften. Ihre Privatausgaben sind gegen die Profite, die als Kapital wieder reinvestiert werden, auch ein Witz.

Bei letzterem vergleichst du Äpfel mit Birnen: Wenn Bill Gates fünf Milliarden für seinen privaten Konsum ausgibt, mag dies ein Witz sein, gegenüber dem, was wieder zurück in Microsoft investiert wird, ist aber sicherlich kein Witz im Vergleich zu dem, was das Proletariat für seinen Konsum zur Verfügung hat.

 

Und außerdem: Konsum ist einfach für niemanden - weder für Arbeiter, auch nicht Konsum für Kapitalisten - ein Zweck des Produzierens. Es gibt nichts geschenkt. Alles wird nur produziert, wenn es mehr Geld einbringt als die Produktion gekostet hat. Alles ist deshalb auch nur gegen Geld zu haben. Am Ende steht also kein Produkt, sondern eine Ware. Das ist ein Unterschied.

Eine Ware bringt nur dann mehr Geld ein, wenn jemanden gibt, der dieses Geld dafür investiert. Der antizipierte Konsum ist deshalb notwendige Vorraussetzung für das Produzieren.

 

Der Mehrwert endet also auch nicht in einer Aktie, der ist gar nicht produziert geworden, sondern in einer Aktie antizipiert. Die Aktie steht für Geld, das noch gar nicht erwirtschaftet wurde.

Eine Aktie ist erstmal ein Anteilsschein, damit erwirbt man einen Anteil an der Firma und in Form von Ausschüttungen am erzielten Mehrwert. Die Aktie steht also für Geld, das laufend erwirtschaftet wird.

Ich meinte damit aber etwas ganz anderes, nämlich dass der durch den Verkauf einer Ware erzielte Mehrwert auch in Aktien investiert, wie er auch für den privaten Konsum genutzt werden kann. Aber der Verkauf einer Ware und damit ein Käufer am Anfang steht.

Zwar hat der Umfang meines Beitrags nichts mit einer vollständigen Kapitaleinführung zu tun, aber für überflüssig halte ich die angesichts dieser Differenzen nicht.

 

Mal zusammengefasst: Du stellst dich blind gegen die Notwendigkeiten der kap. Produktionsweise, wenn du mit dem Resultat argumentierst, dass alles am Ende in ein Produkt mündet, das konsumiert wird. Dazwischen steht immer noch ein Prozess, dessen Erklärung ansteht. Ein Produkt kommt doch auch raus, ohne dass man sich immer die neueste Maschinerie kauft. Es muss also ergründet werden, warum das Kapital in immer mehr Maschinerie verauslagt wird. Nicht für Konsum, nicht für Erleichterung der Arbeit, sondern: "Sie ist Mittel zur Produktion von Mehrwert." (Marx, KI, S. 391). Wie? Das ist auf den folgenden Seiten nachzulesen. Welche Notwendigkeiten für die Akkumulation von Kapital folgen, steht ab S. 589. Dieser Prozess muss immer wieder erneuert werden, Kapital reinvestiert werden. Und die Produkte, die am Ende immer wieder rauskommen, interessieren nur als Träger von Tauschwert. Das Produkt ist gleichgültig zu dem, worum es geht: es muss sich am Ende in Geld realisieren. Produkte zählen also nur, wenn sie ein zahlungskräftiges Bedürfnis bedienen und wenn sie mit dem durchschnittlichen Arbeitsaufwand herzustellen sind. Dieser durchschnittliche Aufwand ist gegeben in dem technischen Grad der Produktionsmittel. Mit ihnen lässt sich mehr und mehr bezahlte Arbeitskraft einsparen und die Arbeitskraft pro Stück ergiebiger machen. In der Masse lässt sich so für das Kapital mehr Mehrwert aneignen und es investiert deshalb immer mehr in bessere Maschinen. Damit wird ein selbstständiger Reichtum produziert, das Kapital ist die sich vermehrende Geldgröße. Kapital ist es auch erst, wenn es sich von den Privatausgaben des Firmeneigentümers unabhängig machen kann. Deshalb ist auch die Produktionsweise und nicht der Luxus eines Bill Gates der Grund für die scheiß Lage der Arbeiter. Klar ist der Luxus kein Witz gegen das, was ein Arbeiter verdient. Aber das ist nicht der Grund ihrer Misere.

 

Eine Aktie ist erstmal ein Anteilsschein, damit erwirbt man einen Anteil an der Firma und in Form von Ausschüttungen am erzielten Mehrwert. Die Aktie steht also für Geld, das laufend erwirtschaftet wird.

 

Ich sprach vom Preis, den eine Aktie erzielt und der ist unabhängig von dem, was an Mehrwert produziert wird, er geht darauf zurück, welchen zukünftigen Reichtum diese Aktie repräsentiert. Sie wird gehandelt, in der Erwartung dessen, was man an ihr verdient. Und da kann auch vorkommen, dass das Schicksal einer Aktie anders ausschaut als die Gewinne des Unternehmens, auf die sie lautet.

 

Dass es übrigens zwei Arten von Konsum gibt, ist trivial und wurde nicht bestritten. Die Gesellschaft lebt auch nicht von dem, was der Akkumulationsprozess des Kapitals verkonsumiert, sondern von den Lebensmitteln, die produziert werden. Zu welchem Zweck und unter welchen Bedingungen aber - das ist die Frage. Und es ging die ganze Zeit nur um diesen Punkt: Der private Konsum der Kapitalisten ist nicht der Grund für die kapitalistische Produktionsweise, zu der das Elend derer, die arbeiten müssen oder nicht arbeiten können notwendig gehört. Die Produktion ihrer Lebensmittel ist nicht Zweck, sie bekommen sie nur, wenn sie über diese hinaus einen Überschuss produzieren. Und dieser Überschuss, Mehrwert teilt sich in so vieles mehr auf als Privatausgaben zum Zwecke des Luxus des Unternehmers: Aus diesem Mehrwert wird die Grundrente, Steuern, Zins usw. gezahlt und für das produzierende Kapital muss sich dieser Mehrwert auch wieder in Kapital verwandeln. Am Ende bleibt auch ein großer, aber relativ geringer Teil im Vergleich zu dem, in was sich der Mehrwert alles aufteilt, übrig, woraus der Kapitalist sich seine Villa mit allem drum und dran bauen lässt. Aber in dieser Sphäre findet nicht der Kampf gegen den Kapitalismus statt, sondern dort wo der Mehrwert geschaffen wird: in der Produktion. Diese Arbeit aufkündigen heißt die kap. Produktionsweise aufkündigen. "Abgesehn von dem bisher Entwickelten war es überhaupt fehlerhaft, von der sog. Verteilung Wesens zu machen und den Hauptakzent auf sie zu legen. Die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel ist nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst. Die kapitalistische Produktionsweise z.B. beruht darauf, daß die sachlichen Produktionsbedingungen Nichtarbeitern zugeteilt sind unter der Form von Kapitaleigentum und Grundeigentum, während die Masse nur Eigentümer der persönlichen Produktionsbedingung, der Arbeitskraft, ist. Sind die Elemente der Produktion derart verteilt, so ergibt sich von selbst die heutige Verteilung der Konsumtionsmittel." (Marx, Kritik des Gothaer Programms)

 

Welcher Idiot hat eigtl. vorhin sich so über Wertkritik aufgeregt? Aus der Kritik hier folgt eine Konsequenz, welche die Wertkritik ablehnt: Klassenkampf.

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Ich bin ein wenig sprachlos: Dieser Beitrag hat ja nun gar nichts mehr mit meinen Beiträgen zu tun. Du hast meinen Punkt anscheinend immer noch nicht begriffen, stattdessen bloggst du hier ein paar Gedankenfetzen zu Marx hin. Also entweder versucht du wenigstens meinen Punkt zu begreifen und gehst dann auf ihn ein oder das hier führt zu nichts. Um dir zu erklären, dass immer mehr Maschinen eingesetzt werden, weil sich die Waren damit billiger herstellen lassen und der Konkurrenzkampf unter Kapitalisten dazu zwingt und es im Sinne der Mehrwerterzeugung sogar kontraproduktiv ist, ist mir meine Zeit zu schade: Das hat Marx besser erklärt und kannst du da einfach nachlesen.

Gerade mein letzter Beitrag hat noch mal Bezug genommen auf den Anfang der Debatte: Der Kapitalismus ist keine Frage der ungleichen Verteilung der Konsumtionsmittel, sondern eine der Produktion. Das wurde versucht zu erklären. Das bestimmende Moment dieser Produktion ist nicht der Konsum des Kapitalisten, sondern die Selbstverwertung des Werts - gegen die Arbeiter. Dein erster Beitrag ging darauf zurück: Irgendwem müssen die Waren, die die Arbeiter produzieren, ja gehören. Sie gehören dem Kapitalisten, aber er lässt sie nicht produzieren, um sie zu konsumieren. Was will er mit 1000 Waschmaschinen? Er will sie in Geld verwandeln, mehr Geld als ihre Herstellung kostet. Dafür aber muss Geld als Kapital vorgeschossen werden und alle Notwendigkeiten, die das noch mit sich bringt. Das lieste bei Marx und dass Kapitalisten davon prächtig leben können, versteht sich von selbst. Ihr Vorteil erklärt aber nicht diese spezifische Produktionsweise. Wenn du alles bei Marx besser erklärt findest, frag ich mich, wo du eigtl. deine Gedanken hier bei Marx wiederfindest.

Das, was du hier schreibst, ist, bis auf den ersten Satz marxistisches Allgemeingut und von mir an keiner Stelle bestritten. 

Der erste Satz ist zumindest fragwürdig, denn natürlich manifestiert sich die ungleiche Verteilung des Reichtums, in einer ungleichen Verteilung der Konsumtionsmittel. Wenn alle sämtliche Waren kriegen würden, die sie wollten und die Kapitalisten nur ein paar Nullen mehr auf dem Bankkonto haben, wer würde dann noch den Kapitalismus abschaffen wollen? Elementar für die Kritik am Kapitalismus, ist die Feststellung, dass das Verfügen über Gebrauchswerte ungleich verteilt ist. Dann kann man, was Marx im Gegensatz zu den Frühsozialisten, die auf dieser Ebene verharrten, getan hat, zeigen woher das kommt. Das versuchst du mir hier zu erklären, wo ich mich aber dann doch so gut auskenne, dass das nicht umbedingt notwendig ist.

 

Ich halte nur gegen die Junge Linke fest, dass, einfach gesagt, Reichtum nur dort entsteht, wo eine Ware mit Gebrauchswert den Besitzer wechselt (G-W-G' you know). Da aber jede Ware in letzter Instanz dazu dient, das Bedürfnis eines individuellen Menschen, in Form eines Konsumtionsmittels, zu befriedigen, gibt es keinen Reichtum, jenseits der Warenwelt. Folglich kann man nicht, wie es die Junge Linke tut, sowohl den Arbeitern einen "dauerhaften armen und prekären Stand" attestieren und gleichzeitig behaupten, dass sich "der ungeheure Reichtum schlägt sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder". 

Da ist ein Fehler in der Logik, sicher gibt es deutlich weniger Kapitalisten als Proletarier, deshalb fällt es vielleicht weniger auf, aber die ungleiche Verteilung der Konsumtionsmittel lässt sich nicht so einfach wegdividieren.

Unterscheiden wir doch mal so: Ungleiche Verteilung der Konsumtionsmittel ist ein Phänomen, welches Resultat der ungleichen Verteilung der Produktionsmittel ist. Wenn du weißt, woher das kommt, ist ja gut. Aber Erscheinung und Grund sollte man schon unterscheiden.

 

Ware und Besitzerwechsel: Der Formwechsel der Ware (W-G-W ist dabei auch eine ganz andere Bewegung als G-W-G' wie du sicher weißt) ist ein Prozess zwischen gegensätzlichen Akteuren. Keiner der beteiligten Akteuren verfolgt den Zweck Bedürfnis des anderen zu befriedigen, schließlich werden nicht einfach Produkte zur Befriedigung fremden Bedürfnisses getauscht, sondern Wertäquivalente. Heißt: Das Bedürfnis zählt nichts, wenn es keine wertgleiche Ware bzw. Geld zum Tausch anbieten kann. Geld-Reichtum entsteht also auch nur, wenn eine Ware ihre Verwandlung in Geld hinbekommt. Und die Vermehrung dieses Reichtums wird über die besondere Ware AK vollzogen, you know. G-W-G', diese Bewegung des Kapitals ist aber erstens eine nie abgeschlossene, eine, die ständig erneuert werden muss, um Kapital zu bleiben, zweitens aber ist diese Formel auch noch nicht vollständig: zwischen diesen Prozess treten noch einige Unterfunktionen des Kapitals, z.B. dass sich der produzierte Mehrwert, der weiterhin für die Ausbeutung steht, sich aufteilt in das Geschäft, was das Handelskapital damit macht, Zins der abzutreten ist, Pacht usw. und schließlich was als Kapital wieder reinvestiert wird. Wurde alles geschrieben, will ich nicht wiederholen. Vielleicht mag man den Satz von JL für eine Verharmlosung halten, oben hatte ich auch schon bisschen was an JL kritisiert, die Umkehrung aber, unbedingt daran festhalten zu wollen, dass der ganze Reichtum doch bloß in Kapitalistenhänden bloß für deren Konsum landet, halte ich für falsch. Da ist kein Fehler der Logik. Der produzierte Reichtum landet einfach noch an ganz anderen Stellen, die genannt wurden. Außerdem hat es der warenförmige Reichtum auch so an sich, dass er sich entwerten kann. Es ist einfach nicht mehr so wie in vorkapitalistischen Ausbeutungsgesellschaften, dass einfach nur Gebrauchswert für die Ausbeuter produziert wird. Und gleichzeitig ist die Ausbeutungsrate im Kapitalismus gigantisch.

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An dem was du hier schreibst, gibt es nichts auszusetzen, ich habe nur folgendes nie behauptet:

Vielleicht mag man den Satz von JL für eine Verharmlosung halten, oben hatte ich auch schon bisschen was an JL kritisiert, die Umkehrung aber, unbedingt daran festhalten zu wollen, dass der ganze Reichtum doch bloß in Kapitalistenhänden bloß für deren Konsum landet

Mir geht es nicht darum, zu behaupten, ein paar Expropriateure hätten alles und der Rest nichts, im Gegenteil.

Aber JL tun an der zitierten Stelle so, als würde es einen rein virtuellen Reichtum geben, der nichts mit Champagner und Swimming Pools zu tun hat. Einer der unabhängig von der Warenwelt entsteht. Ich weise nur darauf hin, dass Kapital immer durch den G-W-G' Prozess entsteht (Dass nicht nur ein Kapitalist davon profitiert, sondern mehrere durch Pacht oder Zins spielt hierfür keine Rolle). Sprich, es gab jemanden, der wie du schreibst wertgleiche Ware bzw. Geld zum Tausch angeboten hat. Wenn dies der Fall ist, dann kann eine der folgenden Behauptungen aber so nicht stimmen:

Die Arbeiter haben im Kapitalismus [...] einen dauerhaften armen und prekären Stand

der ungeheure Reichtum, den die Arbeiter erhalten und schaffen müssen, schlägt sich am wenigsten in Form von Privatausgaben von Managern und Aktienbesitzern nieder

denn es waren keine Marsmenschen, die all die Waren erworben haben, durch deren Verkauf "der ungeheure Reichtum" entstanden ist.

Da JL dies sogar als den "Grundfehler der MLer" bezeichnete, fand ich es wichtig, diesen Logikfehler herauszustellen, auch wenn mir MLer herzlich egal sind. 

Was ihr hier beschreibt ("Kapitalismus ist ein Verteilproblem") hat doch überhaupt nichts mit "ML" zu tun. Als "ML" bezeichnen sich unterschiedliche kommunistische Strömungen die sich einerseits auf den Marxismus, andererseits auf Lenins beitrag dazu beziehen. Dabei gab es zwar unterschiedlichste Strömungen, aber keine behauptet in ihrer Theorie das, was ihr hier aufführt. Und ansonsten müsstet ihr dafür schon Textbeweise bei ML-Theoretikern liefern und nicht ein einziges Zitat der KPdSU. Daraus ist überhaupt nicht ersichtlich, wie ihre Kapitalismuskritik aufgebaut ist. Lest doch mal die ökonomischen Lehrbücher oder die ML-Theorieschriften aus der Sowjetunion oder meinetwegen der DDR. Die kann man zwar kritisieren, aber eine solche Verflachung findet sich darin einfach schlichtwegs nicht. Eine Gruppe, die aus lauter Studenten besteht, sollte eigentlich wissen, wie man halbwegs seriös an sowas rangeht. Denn so ist die "Kritik" einfach ein Eindreschen auf selbstgebastelte Strohpuppen, geht aber völlig am Gegenstand vorbei.

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Ich verstehe einfach nicht, welchen Inhalt mir die "Jugen Linken gegen Kapital & Nation" vermitteln will. Wo liegen dann die Probleme beim Kapitalismus, wenn es denn nicht die Eigentümer des Kapitals und ihr Handeln (Vermehrung des Kapitals) sind? Den Wert an sich beseitigen? Wird wohl ein jahrhundertelanger Weg bis dahin. Ich gebe der Menschheit höchstens noch ein bis zwei Jahrhunderte, unter den momentanen Verhältnissen. Genug Zeit, um in den Jugendzentren noch ein paar Elektropartys zu feiern und auf den "emanzipierten" Demos gegen Hierarchien zu raven. Und nicht die einzig wahre Taktik des politischen Kampfes vergessen: erst den Staat abschaffen, dann die Nation und zum Schluss, wenn noch Zeit und Lust vorhanden ist, das Kapital.

Daran merkt man doch wieder von was du ne Ahnung hast, anscheinend weder von Wertkritik noch von Junge Linke gegen Kapital & Nation, sonst würdest du nich versuchen das in einen Hut zu zaubern. Aber wie oben schonmal ausführlich besprochen ist da der Beißreflex wohl Mutter des Gedankens. Entweder inhaltlich diskutieren oder einfach klappe halten. Dein Offtopic-gespamme nervt, zum Glück findet sich weiter oben sogar ne inhaltliche Diskussion zum Thema!